DDR Bürger üben Kritik bei der BBC London
Verfasst: 3. Oktober 2017, 15:51
Bis in die 70er-Jahre bot die britische BBC DDR-Bürgern die Chance, im Radio Kritik zu üben. Die Stasi tat alles, um die Autoren ausfindig zu machen. Erst jetzt wurden die anonymen Briefe entdeckt.
Die Schriftstellerin Susanne Schädlich hat diesen erstaunlichen Fund gehoben und jetzt in ihrem Buch „Briefe ohne Unterschrift“ veröffentlicht. Historisch sind die Dokumente deshalb, weil sie einen ganz unverstellten Einblick in die Gemütslage der DDR-Bürger geben, die hier offen vom Leder ziehen. Befreit von ideologischen Fesseln und vom heimischen Überwachungsapparat reden die Menschen über alles, was sie in ihrem Alltag bedrückt: Sie klagen über die miese Versorgungslage, verurteilen die mangelnde Meinungs- und Pressefreiheit, empören sich über den Bau der Mauer und ihr Eingesperrtsein.
Der Erfolg der Stasi, der Schreiber habhaft zu werden, war gering.
Beispiele von Briefen, die DDR-Bürger an die BBC schrieben und die in den Jahren 1949 bis 1974 jeden Freitagabend im deutschsprachigen Programm des Radiosenders verlesen wurden:
https://www.welt.de/geschichte/article1 ... isten.html
AZ
Die Schriftstellerin Susanne Schädlich hat diesen erstaunlichen Fund gehoben und jetzt in ihrem Buch „Briefe ohne Unterschrift“ veröffentlicht. Historisch sind die Dokumente deshalb, weil sie einen ganz unverstellten Einblick in die Gemütslage der DDR-Bürger geben, die hier offen vom Leder ziehen. Befreit von ideologischen Fesseln und vom heimischen Überwachungsapparat reden die Menschen über alles, was sie in ihrem Alltag bedrückt: Sie klagen über die miese Versorgungslage, verurteilen die mangelnde Meinungs- und Pressefreiheit, empören sich über den Bau der Mauer und ihr Eingesperrtsein.
Der Erfolg der Stasi, der Schreiber habhaft zu werden, war gering.
Beispiele von Briefen, die DDR-Bürger an die BBC schrieben und die in den Jahren 1949 bis 1974 jeden Freitagabend im deutschsprachigen Programm des Radiosenders verlesen wurden:
„Ich bin ein Schüler der 8. Klasse und im (Ost-Berliner) Bezirk Lichtenberg geboren. Wir bekommen in der Schule lauter Quatsch über die Politik zu hören. Darum höre ich Ihre Sendung so gerne. Ich verurteile den Sozialismus in der DDR sehr. Aber leider können wir nichts machen.
Eine erst 16-Jährige schreibt: „Zur Erweiterten Oberschule bin ich ja doch nur gekommen, weil ich in der Schule was verstanden habe, vor allem aber weil ich es verstanden habe, in gewissen Situationen gewissen Leuten nach dem Mund zu reden bzw. zu schweigen. Ich finde das selbst von mir charakterlos. Aber was soll ich machen? Wir werden ja zur Lüge erzogen. Manchmal kann ich Wahrheit und Lüge nicht mehr unterscheiden.“
Ein Soldat beklagt das Regiment in der NVA: „Soldaten, die gerade ein Jahr ihren Dienst versehen, aber haben schon, auf Deutsch gesagt, die Schnauze voll. Hier hört man den ganzen Tag weiter nichts als – Erhöhung der Einsatzbereitschaft. Und das ewige Gequatsche von den kriegslüsternen westlichen Imperialisten. Ich sage Ihnen, das habe ich satt.“
https://www.welt.de/geschichte/article1 ... isten.html
AZ