Frei hinter geschlossener Tür

Themen zur deutschen Nation während der Teilung

Frei hinter geschlossener Tür

Beitragvon augenzeuge » 31. Mai 2017, 18:24

Auch in der DDR gab es 68er. Aber anders als im Westen entlud sich ihr Protest nicht auf der Straße, sondern am Küchentisch. Zum Beispiel in der Ostberliner Wohnung, in der Jana Simon aufwuchs.

Von Jana Simon:
Meine Mutter verfolgte in Kleinmachnow bei Berlin die Ereignisse in den Westmedien – Prag, Paris, West-Berlin. 1968 ging sie in die zehnte Klasse und probte den Aufstand. Zusammen mit acht Mitschülern gestaltete sie eine Wandzeitung zur Abstimmung über eine neue DDR-Verfassung. Sie bestand nur aus Zitaten von Alexander Dubček, Wolf Biermann und Ernst Fischer. Es ging ihnen um Meinungsfreiheit. "Überall war etwas los, und wir hatten die Hoffnung, dass bei uns auch etwas losgehen könnte", sagt meine Mutter. Die Wandzeitung hing zwei Stunden lang, danach folgten Verhöre beim Parteisekretär, beim Direktor und bei den Lehrern. Meine Mutter und ihre Mitstreiter wurden als Konterrevolutionäre beschimpft, ihre Klassenkameraden ausgehorcht. Meine Mutter, die Jüngste, bekam einen Verweis auf dem Fahnenappell vor der gesamten Schule. Die älteren Jungs wurden gleich nach dem Abitur zur Armee eingezogen oder in die Produktion geschickt.

Mit dem Ende des Prager Frühlings zerbrach auch der Traum meiner Mutter von Veränderungen in der DDR. "Für uns war das die Niederwerfung", sagt sie heute. "

http://www.zeit.de/2017/23/ddr-68er-bew ... ost-berlin

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