Freiheit gegen Westgeld
Die Stasi und der HäftlingsfreikaufVon 1963 bis 1989 kaufte die Bundesrepublik über 33.000 politische Häftlinge aus der DDR-Haft frei. Im Gegenzug erhielt die DDR-Regierung Devisen und Warenlieferungen im Wert von über drei Milliarden DM. Eine zentrale Rolle bei den Freikäufen spielte der ostdeutsche Rechtsanwalt Wolfgang Vogel. Er organisierte als Unterhändler die Häftlingsfreikäufe und widmete sich der schwierigen Aufgabe zwischen der DDR und BRD diplomatisch zu vermitteln.MfS-Untersuchungshaftanstalt Kaßberg: Vom sogenannten "Vogelkäfig", dem Trakt B der Haftanstalt, wurden die freigekauften Häftlinge mit Bussen in das Auffanglager in Gießen befördert. Quelle: BStU, MfS, BV Karl-Marx-Stadt, AKG, Fo, Nr. 607, Bd. 1 (Ausschnitt)
Rechtsanwalt Vogel wurde von vielen politischen Häftlingen und Antragsstellern auf "ständige Ausreise" der DDR als letzter Ausweg in ein neues, freieres Leben in der BRD wahrgenommen.
Dennoch war Vogel nicht immer der Menschenfreund, als den er sich in den Medien darstellte. Der zwangsweise ausgebürgerte Liedermacher Wolf Biermann bezeichnete ihn als "heilige Mutter Theresa des Menschenhandels".Die Staatsführung entledigte sich auf diesem Weg auch unliebsamer Oppositioneller, welche die DDR gar nicht verlassen wollten. Einer von ihnen war der Schriftsteller Utz Rachowski. Weil er verbotene Literatur und fünf seiner systemkritischen Gedichte verbreitete, überwachte das MfS ihn und seine Freunde über Jahre. 1979 wurde er schließlich wegen "staatsfeindlicher Hetze in Versform" inhaftiert.
Auf Betreiben seines Freundes Reiner Kunze und Amnesty International schaffte er es auf die Liste der Häftlinge, die vom Westen freigekauft wurden. Rachowski selbst hatte ursprünglich nicht vorgehabt, die DDR zu verlassen. Doch schon während seiner Haftzeit verdeutlichten ihm Stasi-Mitarbeiter, dass er im eigenen Land nicht mehr erwünscht war: "Jemand wie Sie darf nicht im schönen Vogtland wohnen."
Der Schriftsteller Utz Rachowski wurde wegen "staatsfeindlicher Hetze in Versform" inhaftiert und von der BRD freigekauft. Quelle: BStU / Außenstelle Chemnitz
Im November 1980 kaufte die BRD Rachowski Freiheit. Drei Wochen vorher wurde er in den sogenannten "Vogelkäfig", dem Trakt B der Stasi-Untersuchungshaftanstalt auf dem Kaßberg in Karl-Marx-Stadt, verlegt. Von dort aus, unter persönlicher Begleitung von Rechtsanwalt Vogel, wurden die Häftlinge mit Bussen in das Auffanglager in Gießen befördert. Rachowski, der 1992 zurück ins Vogtland ging, erfuhr durch die Akteneinsicht beim BStU, dass er bis 1999 nicht mehr in die DDR hätte einreisen dürfen.
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http://www.bstu.bund.de/DE/InDerRegion/ ... vogel.html