Häftlingsfreikauf: Drei Milliarden D-Mark für Schalcks Kasse

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Re: Häftlingsfreikauf: Drei Milliarden D-Mark für Schalcks Kasse

Beitragvon augenzeuge » 9. September 2012, 21:10

Bonn zahlte wissentlich auch für "Spione"....das war der Preis, um die Anderen raus zu bekommen.....

Wie der "Spiegel" in seiner neuesten Ausgabe berichtet, wusste die Bonner Regierung, dass sie nicht nur Regimekritiker freikaufte, sondern auch Kriminelle und sogar Stasi-Spitzel. Das gehe aus bisher unbekannten Dokumenten des Bundesverfassungsschutzes und anderer westdeutscher Behörden hervor.

Ost-Berlin fälschte Häftlingslisten, in manchen Fällen zahlte die Bundesregierung sogar für Gefangene, die nur noch wenige Wochen in Haft gewesen wären, zum selben Satz von 40.000 Mark. Frustriert berichtete der zuständige Direktor des Verfassungsschutzes über drei Aktionen zum Häftlingsfreikauf zwischen 1966 und 1968: "Unter den 717 Haftentlassenen befanden sich nur noch 112 `politische Täter`." Der Bericht schloss mit der Einschätzung, dass die DDR "die humanitären Maßnahmen der Bundesregierung als willkommene Einnahmequelle nutzt". Bonn zog keine Konsequenzen, die Regierung wollte nicht riskieren, dass Ost-Berlin den Handel ganz aufkündigte.

http://www.fuldainfo.de/index.php?type= ... s&id=22745
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Re: Häftlingsfreikauf: Drei Milliarden D-Mark für Schalcks Kasse

Beitragvon Thunderhorse » 9. September 2012, 21:48

augenzeuge hat geschrieben:Bonn zahlte wissentlich auch für "Spione"....das war der Preis, um die Anderen raus zu bekommen.....

Wie der "Spiegel" in seiner neuesten Ausgabe berichtet, wusste die Bonner Regierung, dass sie nicht nur Regimekritiker freikaufte, sondern auch Kriminelle und sogar Stasi-Spitzel. Das gehe aus bisher unbekannten Dokumenten des Bundesverfassungsschutzes und anderer westdeutscher Behörden hervor.

Ost-Berlin fälschte Häftlingslisten, in manchen Fällen zahlte die Bundesregierung sogar für Gefangene, die nur noch wenige Wochen in Haft gewesen wären, zum selben Satz von 40.000 Mark. Frustriert berichtete der zuständige Direktor des Verfassungsschutzes über drei Aktionen zum Häftlingsfreikauf zwischen 1966 und 1968: "Unter den 717 Haftentlassenen befanden sich nur noch 112 `politische Täter`." Der Bericht schloss mit der Einschätzung, dass die DDR "die humanitären Maßnahmen der Bundesregierung als willkommene Einnahmequelle nutzt". Bonn zog keine Konsequenzen, die Regierung wollte nicht riskieren, dass Ost-Berlin den Handel ganz aufkündigte.

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Was soll an dieser Meldung nun so sensationell sein?
Kalter Kaffee.
Rehlinger berichtet in seinem Buch "Freikauf" u.a. von dieser Problematik.

Wimre hatte man seitens Bonn dereinst schon Möglichkeiten darauf Einfluß zu nehmen.
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Re: Häftlingsfreikauf: Drei Milliarden D-Mark für Schalcks Kasse

Beitragvon Thunderhorse » 9. September 2012, 21:51

augenzeuge hat geschrieben:Bonn zahlte wissentlich auch für "Spione"....das war der Preis, um die Anderen raus zu bekommen.....

Wie der "Spiegel" in seiner neuesten Ausgabe berichtet, wusste die Bonner Regierung, dass sie nicht nur Regimekritiker freikaufte, sondern auch Kriminelle und sogar Stasi-Spitzel. Das gehe aus bisher unbekannten Dokumenten des Bundesverfassungsschutzes und anderer westdeutscher Behörden hervor.

Ost-Berlin fälschte Häftlingslisten, in manchen Fällen zahlte die Bundesregierung sogar für Gefangene, die nur noch wenige Wochen in Haft gewesen wären, zum selben Satz von 40.000 Mark. Frustriert berichtete der zuständige Direktor des Verfassungsschutzes über drei Aktionen zum Häftlingsfreikauf zwischen 1966 und 1968: "Unter den 717 Haftentlassenen befanden sich nur noch 112 `politische Täter`." Der Bericht schloss mit der Einschätzung, dass die DDR "die humanitären Maßnahmen der Bundesregierung als willkommene Einnahmequelle nutzt". Bonn zog keine Konsequenzen, die Regierung wollte nicht riskieren, dass Ost-Berlin den Handel ganz aufkündigte.

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Was soll an dieser Meldung nun so sensationell sein?
Kalter Kaffee.
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Wimre hatte man seitens Bonn dereinst schon Möglichkeiten darauf Einfluß zu nehmen.
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Re: Häftlingsfreikauf: Drei Milliarden D-Mark für Schalcks Kasse

Beitragvon augenzeuge » 10. September 2012, 07:20

Thunderhorse hat geschrieben: Was soll an dieser Meldung nun so sensationell sein?
Kalter Kaffee.
Rehlinger berichtet in seinem Buch "Freikauf" u.a. von dieser Problematik.

Wimre hatte man seitens Bonn dereinst schon Möglichkeiten darauf Einfluß zu nehmen.


So ist das eben, Th. Für den Spiegel eine kleine Sensation, für uns ein alter Hut. So viel wissen wir hier schon im Forum.....dank der Experten. [grins]
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Re: Häftlingsfreikauf: Drei Milliarden D-Mark für Schalcks Kasse

Beitragvon Interessierter » 10. September 2012, 07:23

Es ist auch heute noch immer sehr " ungewöhnlich ", daß ein Staat mit Menschenhandel in großem Umfang seine Existenz sichern muß.
Voraussetzung für einen hier einzustellenden Beitrag ist es nicht, daß der Inhalt eine Sensation sein muß.

[hallo]
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Re: Häftlingsfreikauf: Drei Milliarden D-Mark für Schalcks Kasse

Beitragvon Thunderhorse » 11. September 2012, 18:50

Interessierter hat geschrieben:Es ist auch heute noch immer sehr " ungewöhnlich ", daß ein Staat mit Menschenhandel in großem Umfang seine Existenz sichern muß.

[hallo]



Welcher Staat macht dies heute noch?
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Re: Häftlingsfreikauf: Drei Milliarden D-Mark für Schalcks Kasse

Beitragvon SkinnyTrucky » 11. September 2012, 21:01

Thunderhorse hat geschrieben:Welcher Staat macht dies heute noch?


Nord-Korea....????

[blush]

groetjes

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Re: Häftlingsfreikauf: Drei Milliarden D-Mark für Schalcks Kasse

Beitragvon manudave » 12. September 2012, 17:57

Nordkorea sicher nicht...

Aber heute läuft es eher anders: Wer genug Geld hat, kauft sich selbst von der drohenden Haft frei. Geht sogar in demokratischen Ländern... [wink]
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Re: Häftlingsfreikauf: Drei Milliarden D-Mark für Schalcks Kasse

Beitragvon SkinnyTrucky » 13. September 2012, 12:02

David, war auch nich so ernst gemeint....

....ich hab aber mal 'ne Frage in die Runde....war die DDR genauso bereit Geld zu zahlen für politische Häftlinge in der Bundesrepublik um sie in die *Freiheit* im Osten zu holen...????

groetjes

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Re: Häftlingsfreikauf: Drei Milliarden D-Mark für Schalcks Kasse

Beitragvon SkinnyTrucky » 16. März 2014, 15:02

Oh, meine Frage blieb wohl unbeantwortet, geldausgeben für Menschen war wohl nich so wie die Hand aufhalten für die eigenen Leute....

....ich hab hier noch was:

MrJoshmeyer auf YouTube hat geschrieben:Freigekauft - Die geheimen Geschäfte mit politischen Gefangenen in der DDR
Ein Feature von Axel Reitel

Das Radiofeature "Freigekauft" war als deutscher Beitrag nominiert für den Prix Europa 2011

"In der DDR durfte über den Freikauf politischer Häftlinge durch die Bundesrepublik Deutschland nicht gesprochen werden. Aber auch im Westen war dieses Thema tabu, um die Verhandlungen nicht zu gefährden. Die Abwicklung fiel in das Ressort 'Kirchengeschäfte B'.

Die Verträge unterzeichnete der Präsident des Bundesrechnungshofes höchst persönlich. Die Bezahlung erfolgte teilweise mit Naturalien: mit Mais, Kakao oder Erdöl. Bargeld wurde in einem Köfferchen über die Grenze gebracht.

Der Autor Axel Reitel wurde 1982 nach zweijähriger Haftstrafe freigekauft.


Regie: Henry Bernhard
Mit: Axel Wandtke, Conny Wolter
Ton: Holger König
Produktion: MDR 2010
Länge: 54"23




Aufpassen, es ist ein Radiofeature, also nur Ton....


groetjes

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Re: Häftlingsfreikauf: Drei Milliarden D-Mark für Schalcks Kasse

Beitragvon Interessierter » 18. Dezember 2015, 13:37

Freiheit gegen Westgeld
Die Stasi und der Häftlingsfreikauf


Von 1963 bis 1989 kaufte die Bundesrepublik über 33.000 politische Häftlinge aus der DDR-Haft frei. Im Gegenzug erhielt die DDR-Regierung Devisen und Warenlieferungen im Wert von über drei Milliarden DM. Eine zentrale Rolle bei den Freikäufen spielte der ostdeutsche Rechtsanwalt Wolfgang Vogel. Er organisierte als Unterhändler die Häftlingsfreikäufe und widmete sich der schwierigen Aufgabe zwischen der DDR und BRD diplomatisch zu vermitteln.

Bild
MfS-Untersuchungshaftanstalt Kaßberg: Vom sogenannten "Vogelkäfig", dem Trakt B der Haftanstalt, wurden die freigekauften Häftlinge mit Bussen in das Auffanglager in Gießen befördert. Quelle: BStU, MfS, BV Karl-Marx-Stadt, AKG, Fo, Nr. 607, Bd. 1 (Ausschnitt)

Rechtsanwalt Vogel wurde von vielen politischen Häftlingen und Antragsstellern auf "ständige Ausreise" der DDR als letzter Ausweg in ein neues, freieres Leben in der BRD wahrgenommen. Dennoch war Vogel nicht immer der Menschenfreund, als den er sich in den Medien darstellte. Der zwangsweise ausgebürgerte Liedermacher Wolf Biermann bezeichnete ihn als "heilige Mutter Theresa des Menschenhandels".

Die Staatsführung entledigte sich auf diesem Weg auch unliebsamer Oppositioneller, welche die DDR gar nicht verlassen wollten. Einer von ihnen war der Schriftsteller Utz Rachowski. Weil er verbotene Literatur und fünf seiner systemkritischen Gedichte verbreitete, überwachte das MfS ihn und seine Freunde über Jahre. 1979 wurde er schließlich wegen "staatsfeindlicher Hetze in Versform" inhaftiert.

Auf Betreiben seines Freundes Reiner Kunze und Amnesty International schaffte er es auf die Liste der Häftlinge, die vom Westen freigekauft wurden. Rachowski selbst hatte ursprünglich nicht vorgehabt, die DDR zu verlassen. Doch schon während seiner Haftzeit verdeutlichten ihm Stasi-Mitarbeiter, dass er im eigenen Land nicht mehr erwünscht war: "Jemand wie Sie darf nicht im schönen Vogtland wohnen."

Bild
Der Schriftsteller Utz Rachowski wurde wegen "staatsfeindlicher Hetze in Versform" inhaftiert und von der BRD freigekauft. Quelle: BStU / Außenstelle Chemnitz

Im November 1980 kaufte die BRD Rachowski Freiheit. Drei Wochen vorher wurde er in den sogenannten "Vogelkäfig", dem Trakt B der Stasi-Untersuchungshaftanstalt auf dem Kaßberg in Karl-Marx-Stadt, verlegt. Von dort aus, unter persönlicher Begleitung von Rechtsanwalt Vogel, wurden die Häftlinge mit Bussen in das Auffanglager in Gießen befördert. Rachowski, der 1992 zurück ins Vogtland ging, erfuhr durch die Akteneinsicht beim BStU, dass er bis 1999 nicht mehr in die DDR hätte einreisen dürfen.

Der vollständige Beitrag hier:
http://www.bstu.bund.de/DE/InDerRegion/ ... vogel.html
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Re: Häftlingsfreikauf: Drei Milliarden D-Mark für Schalcks Kasse

Beitragvon Interessierter » 24. August 2016, 16:05

Was ist ein Mensch wert?

Historiker Jan Philipp Wölbern schildert in Magdeburg seine Erkenntnisse zum Freikauf politischer Häftlinge in der DDR

Mehr als 25 Jahre lang betrieben Ost und West in Deutschland einen schwunghaften Menschenhandel. Zwischen 1963 und 1989 entließ die DDR gegen Geldzahlung oder Warenlieferungen aus der Bundesrepublik politische Häftlinge aus ihren Gefängnissen. Mehr als 30.000 Menschen kamen so in Freiheit. Der Deal erschien den Führungen beider Staaten sinnvoll: Der Westen holte Menschen aus dem Gefängnis, deren einziges Verbrechen mangelnde Treue zum SED-Regime war. Die DDR konnte mit den so erwirtschafteten Devisen ihre angeschlagene Wirtschaft stützen. In einem Vortrag in Magdeburg erklärte der Historiker Jan Philipp Wölbern den Freikauf politischer Häftlinge in der DDR und die Ergebnisse seiner langjährigen Forschung zu dem Thema.

Bild
Blick durch eine Essensklappe in eine Zelle in einem ehemaligen Stasi-Gefängnis Quelle: BStU

http://www.bstu.bund.de/DE/InDerRegion/ ... linge.html
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Re: Häftlingsfreikauf: Drei Milliarden D-Mark für Schalcks Kasse

Beitragvon Werner Thal » 9. Januar 2021, 09:42

Vor 25 Jahren

Urteil gegen Ex-DDR-Unterhändler Vogel

DDR-Anwalt Vogel genoss in beiden deutschen Staaten Vertrauen, und vermittelte beim Austausch von Agenten
und der Ausreise hunderttausender DDR-Bürger. Doch nach der Wende erhoben Ex-Mandanten und Staatsanwalt
Vorwürfe. Nach einem Prozess erging am 9. Januar 19969 ein heftig kritisiertes Urteil.

https://www.deutschlandfunk.de/vor-25-j ... _id=490442

W. T.
Wer einen Rechtschreibfehler findet, darf ihn behalten.
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