Wie schuldig machte sich das MfS und KoKo am Verscherbeln von DDR-Kulturgut?
Unglaublich: Selbst aus der „Zentralbibliothek der deutschen Klassik“, der heute rückbenannten Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek in Weimar, wurden rund 20 000 Bände zum West-Verkauf aussortiert!
Der private Kunsthandel wurde in der DDR nahezu völlig ausgeschaltet, Sammler drangsaliert. Die Vorgehensweise war immer gleich. Zunächst wurde ein Vergehen – „Verbrechen“, wie es offiziell hieß – gegen die Zoll- und Devisengesetzgebung der DDR konstruiert, indem privater Kunsterwerb als „illegaler Antiquitätenhandel“ kriminalisiert und mit Steuern von bis zu 96 Prozent belastet wurde.
Da die Schätzung nach Westmarkt-Preisen zugrunde gelegt wurde, ergaben sich astronomische „Gewinnspannen“ für die Sammler, die sie jedoch niemals realisiert hatten. Aufgrund dieser fiktiven Werte, praktischerweise von Stasi-Mitarbeitern und nicht von unabhängigen Gutachtern „ermittelt“, wurde die Steuerschuld festgelegt. Da die Beschuldigten sie nur selten bar begleichen konnten, wurden die Objekte eingezogen. Einspruch gegen die Verfahren war unmöglich; die DDR kannte keine Verwaltungs- und keine Finanzgerichtsbarkeit.
(aus tagesspiegel)
AZ