"Zigeuner"-Urteil: BGH-Präsidentin distanziert sich...

"Zigeuner"-Urteil: BGH-Präsidentin distanziert sich...

Beitragvon pentium » 17. Februar 2016, 20:19

Vor fast 60 Jahren bezeichnete der Bundesgerichtshof Sinti und Roma als "Landplage". Die heutige Präsidentin des Gerichts hat sich nun deutlich von dem damaligen Urteil distanziert.

Heidelberg - Der Bundesgerichtshof (BGH) hat sich von einem rassistischen Urteil aus dem Jahr 1956 distanziert, in dem Angehörige der Sinti und Roma unter anderem als "Landplage" bezeichnet wurden. Man könne sich für diese Rechtsprechung nur schämen, sagte BGH-Präsidentin Bettina Limperg bei einem Besuch des Dokumentationszentrums der Sinti und Roma in Heidelberg.

Der BGH lehnte es damals ab, einem "Zigeunermischling" Entschädigung für seine Zwangsumsiedlung im Jahre 1940 zu zahlen. Die von den Nazis betriebene Ausgrenzungs- und Umsiedlungspolitik der "Zigeuner" sei nicht "rassisch" motiviert gewesen, sondern eine damals "übliche polizeiliche Präventivmaßnahme" zur "Bekämpfung der Zigeunerplage".

Romani Rose, der Vorsitzende des Zentralrats der Sinti und Roma, hatte sich Ende Oktober auf einer Veranstaltung in Karlsruhe eine Distanzierung von diesem Urteil gewünscht. Nun vereinbarten der Zentralrat und Limperg darüber hinaus, zusammen mit Wissenschaftlern die BGH-Rechtsprechung und ihre Folgen weiter aufzuarbeiten.

http://www.spiegel.de/panorama/justiz/s ... 23256.html

Dazu ebenfalls:
Urteil zur Verfolgung von Sinti und Roma Als der BGH Unrecht sprach

http://www.tagesschau.de/inland/faq-sinti-roma-101.html

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Re: "Zigeuner"-Urteil: BGH-Präsidentin distanziert sich...

Beitragvon Olaf Sch. » 17. Februar 2016, 20:59

Deutschland wird von allen in den Allerwertesten gefi....
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Re: "Zigeuner"-Urteil: BGH-Präsidentin distanziert sich...

Beitragvon Edelknabe » 17. März 2020, 11:04

Mal ne Frage zu den Sinti und Roma. Diese die im Treck von so gut einem Dutzend Gespannen unterwegs sind(zumeist Edellimousine und Wohnwagen dahinter), sind das eigentlich hier in Deutschland irgendwo registrierte Menschenkinder oder sind diese Staatenlos? Weil,gestern in einer nordsächsischen Kleinstadt gesehen. Nur war es mir bei der Vorbeifahrt nicht möglich deren Autokennzeichen zu lesen(zu weit weg) aber diese Stellen sind immer die gleichen, wo der jeweilige Clan Rast macht.

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Re: "Zigeuner"-Urteil: BGH-Präsidentin distanziert sich...

Beitragvon augenzeuge » 17. März 2020, 11:41

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Re: "Zigeuner"-Urteil: BGH-Präsidentin distanziert sich...

Beitragvon Grenzbeobachter » 17. März 2020, 11:52

Edelknabe hat geschrieben:Mal ne Frage zu den Sinti und Roma. Diese die im Treck von so gut einem Dutzend Gespannen unterwegs sind(zumeist Edellimousine und Wohnwagen dahinter), sind das eigentlich hier in Deutschland irgendwo registrierte Menschenkinder oder sind diese Staatenlos? Weil,gestern in einer nordsächsischen Kleinstadt gesehen. Nur war es mir bei der Vorbeifahrt nicht möglich deren Autokennzeichen zu lesen(zu weit weg) aber diese Stellen sind immer die gleichen, wo der jeweilige Clan Rast macht.
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Hallo Eelknabe,
das ist zwar keine Antwort auf deine Frage aber solltet ihr mal Urlaub in Südfrankreich machen, empfehle ich euch den Wallfahrtsort der Gitanes ( Sinti und Roma) Saintes Maries de la Mer zu besuchen. Dort findet im Mai Wallfahrt statt, die Verehrung der Schwarzen Sarah durch die Gitanes. Ein beeindruckendes und interessantes Spektakel, es zieht Menschen aus ganz Europa an.
https://de.wikipedia.org/wiki/Wallfahrt ... -de-la-Mer
Zuletzt geändert von Grenzbeobachter am 17. März 2020, 11:54, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: "Zigeuner"-Urteil: BGH-Präsidentin distanziert sich...

Beitragvon pentium » 17. März 2020, 11:53

Edelknabe hat geschrieben:Mal ne Frage zu den Sinti und Roma. Diese die im Treck von so gut einem Dutzend Gespannen unterwegs sind(zumeist Edellimousine und Wohnwagen dahinter), sind das eigentlich hier in Deutschland irgendwo registrierte Menschenkinder oder sind diese Staatenlos? Weil,gestern in einer nordsächsischen Kleinstadt gesehen. Nur war es mir bei der Vorbeifahrt nicht möglich deren Autokennzeichen zu lesen(zu weit weg) aber diese Stellen sind immer die gleichen, wo der jeweilige Clan Rast macht.

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Die Bundesregierung schlüsselt sie auf in 60.000 Sinti und 10.000 Roma mit deutscher Staatsangehörigkeit. Angaben darüber, wo sie die Zahl herleitet, gibt es nicht.
In Deutschland leben laut Bundesinnenministerium vier anerkannte nationale Minderheiten, die "seit Jahrhunderten traditionell heimisch und deutsche Staatsbürger sind, die aber eine andere Muttersprache und Kultur haben". Dazu zählen: Dänen, Friesen, das sorbische Volk sowie die deutschen Sinti und Roma. Anerkannte Minderheiten genießen besondere Rechte und sollen bei der Bewahrung ihrer Kultur, Tradition und Sprache unterstützt werden.

https://mediendienst-integration.de/art ... sinti.html
*Dos Rauschen in Wald hot mir'sch ageta, deß ich mei Haamit net loßen ka!* *Zieht aah dorch onnern Arzgebirg der Grenzgrobn wie ene Kett, der Grenzgrobn taalt de Länder ei, ober onnere Herzen net!* *Waar sei Volk verläßt, daar is net wert, deß'r rümlaaft of daaner Erd!*
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Re: "Zigeuner"-Urteil: BGH-Präsidentin distanziert sich...

Beitragvon pentium » 17. März 2020, 11:55

Grenzbeobachter hat geschrieben:
Edelknabe hat geschrieben:Mal ne Frage zu den Sinti und Roma. Diese die im Treck von so gut einem Dutzend Gespannen unterwegs sind(zumeist Edellimousine und Wohnwagen dahinter), sind das eigentlich hier in Deutschland irgendwo registrierte Menschenkinder oder sind diese Staatenlos? Weil,gestern in einer nordsächsischen Kleinstadt gesehen. Nur war es mir bei der Vorbeifahrt nicht möglich deren Autokennzeichen zu lesen(zu weit weg) aber diese Stellen sind immer die gleichen, wo der jeweilige Clan Rast macht.
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Hallo Eelknabe,
das ist zwar keine Antwort auf deine Frage aber solltet ihr mal Urlaub in Südfrankreich machen, empfehle ich euch den Wallfahrtsort der Gitanes ( Sinti und Roma) Saintes Maries de la Mer zu besuchen. Dort findet im Mai Wallfahrt statt, die Verehrung der Schwarzen Sarah durch die Gitanes. Ein beeindruckendes und interessantes Spektakel, es zieht Menschen aus ganz Europa an.
https://de.wikipedia.org/wiki/Wallfahrt ... -de-la-Mer
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Re: "Zigeuner"-Urteil: BGH-Präsidentin distanziert sich...

Beitragvon Interessierter » 17. März 2020, 14:34

Rassismus gegen Sinti*zze und Rom*nja - Von massenhafter Diskriminierung und Gleichgültigkeit

Rassismus gegenüber der größten europäischen Minderheit, den Rom*nja und Sinti*zze, ist in Deutschland und Europa alltäglich. Gleichzeitig ist die Aufmerksamkeit, die dem Thema zukommt, im Vergleich zu anderen marginalisierten Gruppen auffallend gering.

Verantwortung für die weite Verbreitung von rassistischem Gedankengut tragen nicht zuletzt die Medien. Im Zusammenhang mit Rassismus gegen Rom*nja und Sinti*zze wird diese Verantwortung scheinbar besonders ungenügend wahrgenommen. In Artikeln werden zahlreiche Stereotype bespielt, bebildert werden sie oft mit Frauen in langen Röcken, Wohnungslosen oder schmutzigen Kindern. Wenn explizit über Rom*nja und Sinti*zze berichtet wird, geschieht dies meistens im Kontext von Armut, Obdachlosigkeit, Nomadentum oder zumindest „exotischen“ Lebensweisen. Erfolgsgeschichten sind derweil stark unterrepräsentiert.

Auch in der Berichterstattung über den Anschlag in Hanau am 19.02.2020 waren die drei Opfer mit Roma-Hintergrund stark unterrepräsentiert. Und als sich Horst Seehofer mit Verteter*innen der deutschen Muslime und der türkischen Gemeinde in Hanau traf, war der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma nicht dabei, obwohl schon zuvor eine Presseerklärung bezüglich der Opfer mit Roma-Hintergrund veröffentlicht wurde. „Es war also früh publik und öffentlich und daher ist es eine unentschuldbare Nachlässigkeit, dass es keine Einladungen gab“, erklärt Joachim Brenner vom Förderverein Roma e.V. im Interview mit der Wochenzeitung “Der Freitag”.

Zudem gab es im Januar 2020 eine weitere Anfrage der AfD, die auf eine Zählung der Minderheit abzielte. Dieses Mal stellte sie der Berliner Abgeordnete Tommy Tabor. Über das Ziel der Anfrage lässt sich nur mutmaßen. Allerdings sind solche Erhebungen in Deutschland – mit gutem Grund – verboten, weswegen auch in diesem Fall keine Informationen an die AfD weitergegeben wurden. Bereits 2018 wurde aus der sächsischen AfD-Landtagsfraktion eine ähnliche Anfrage gestellt (vgl. Belltower).

Den vollständigen Beitrag findet man hier:
https://www.belltower.news/rassismus-ge ... eit-96995/
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Re: "Zigeuner"-Urteil: BGH-Präsidentin distanziert sich...

Beitragvon Edelknabe » 17. März 2020, 16:00

Das ging aber schnell. Der Rainer seinen mittäglichen Gesundheitssschlaf gehalten und Ihr wart fleißig, so Grenzbeobachter, Jörg , Pentium und Interessierter.Danke dafür. In einem alten Lexikon las ich unter Zigeuner, Zitat/Textauszug:

"1470 tauchen Sie in Ungarn und Deutschland auf, um 1500 auch in England. Weder durch blutige Verfolgung noch wohlgemeinte Gesittungsbestrebungen, wie die Versuche Maria Thereßias, JoßephsII.,Friedrichs d.Gr.u.a.,Sie durch Schenkung von Häusern, Land und Vieh seßhaft zu machen, haben das Wesen der Z. zu ändern vermocht."Textauszug ende

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Re: "Zigeuner"-Urteil: BGH-Präsidentin distanziert sich...

Beitragvon pentium » 17. März 2020, 16:05

Die erste Erwähnung von Roma in Deutschland stammt von 1407 aus Hildesheim. In Regensburg tauchten 1424 "Cigäwnär" auf, wie ein lokale Quelle berichtet. Doch nicht innerhalb der Mauern, sie mussten ihre Zelte draußen aufschlagen - Roma hatten kein Aufenthaltsrecht. Sie wurden als Minderheit, die über eine eigene Sprache und Kultur verfügte und meist von dunklerer Hautfarbe war, ausgegrenzt und sozial deklassiert. Überdies wurden sie der Spionage für Türken beschuldigt. Seit ihrem Erscheinen in Europa hatten sie das Stigma der Kriminalität. Der bayerische Geschichtsschreiber Aventin (Johannes Turmair, 1477-1534) nannte sie "diebisches Volk", "Gemisch und Auswurf".

Als überregional Reisende erhielten sie eine frühe Form des Passes: Schutz- und Geleitbriefe, ausgestellt vom Papst oder von Territorialherren. Die meisten waren als Kaufleute, Handwerker oder Musiker unterwegs.

Selbst nannten sich diese Volksgruppen nicht "Zigeuner" - das war schon bald nach den ersten Kontakten ein abwertender Begriff der Mehrheitsgesellschaft - sondern Roma. In drei großen Volksgruppen breiteten sich in Europa aus: Roma hauptsächlich in Osteuropa, Sinti vorwiegend in Mitteleuropa (als Manusch in Frankreich) und Calé in Spanien.

https://www.br.de/themen/bayern/inhalt/ ... te100.html

...
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Re: "Zigeuner"-Urteil: BGH-Präsidentin distanziert sich...

Beitragvon Sperrbrecher » 17. März 2020, 19:19

pentium hat geschrieben:Selbst nannten sich diese Volksgruppen nicht "Zigeuner" - das war schon bald nach den ersten Kontakten ein abwertender Begriff der Mehrheitsgesellschaft - sondern Roma. In drei großen Volksgruppen breiteten sich in Europa aus: Roma hauptsächlich in Osteuropa, Sinti vorwiegend in Mitteleuropa (als Manusch in Frankreich) und Calé in Spanien...

Einer unserer Nachbarn bezeichnet sich (und seinesgleichen) als "deutscher Zigeuner".
Sinti und Roma sind für ihn eine andere Ethnie, die zwar eine ähnliche, aber doch andere
Sprache sprechen.
In der DDR wussten 90% der Bevölkerung, dass sie verarscht werden.
In der Bundesrepublik haben es 90% der Wähler immer noch nicht gemerkt.
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Re: "Zigeuner"-Urteil: BGH-Präsidentin distanziert sich...

Beitragvon Volker Zottmann » 17. März 2020, 22:15

@Sperrbrecher, so ist das hier in etwa auch. Die hier lebenden stammen noch von fahrenden Zigeunern ab, die nach dem Krieg endlich sesshaft wurden. Fleißige ordentliche Menschen! Schausteller, Gastronomen. Die stört der Begriff nicht, weil er eine Bezeichnung und kein Schimpfwort ist. So ist es zumindest im Ostharz, wo ich lebe.

Gruß Volker
Volker Zottmann
 


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