Das geheime Naziverbrecher-Archiv der Stasi

Das geheime Naziverbrecher-Archiv der Stasi

Beitragvon Hans-Peter » 3. Juli 2010, 12:04

Umgangreiche Aktensammlung über NS-Verbrechen

Das hinter Efeu verborgene geheime Archiv der Stasi

(Quelle: Spiegel Online / http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13489060.html)

In einem Ost-Berliner Archiv sind große Mengen Nazi-Akten aufgetaucht - einst Spielmaterial der Stasi für Erpressungen.
Die Nazi-Ermittler im Osten - auch sie gehörten zum Ministerium für Staatssicherheit (MfS) - pflegten in einem efeuumrankten alten Wohnhaus in der Freienwalderstraße im Ost-Berliner Stadtteil Hohenschönhausen zehn Kilometer Original-NS-Akten. Die MfS-Abteilung IX/11 verwaltete einen ungeahnten Schatz zeitgeschichtlichen Materials aus den Jahren 1933 bis 1945 - darunter Anklageschriften und Urteile von Roland Freislers Volksgerichtshof, Unterlagen zur Widerstandsorganisation Rote Kapelle, Euthanasieakten und längst vernichtet geglaubte Deportationsberichte von psychisch Kranken. Das nach der Wende entdeckte Material ist so sensationell, daß die Sammlung in Hohenschönhausen schon dem "Document Center" gleichgesetzt wird, in dem die Alliierten ihr beschlagnahmtes NS-Material bis heute verwahren.


Auch Akten über das Verbrechen des SS-Panzergrenadierregiments "Der Führer" in dem französischen Dorf Oradour-sur-Glane bewahrte das MfS in seinem geheimen Archiv auf. 642 Bewohner wurden in Orradour 1944 in einem der grausamsten Massaker von den SS-Schlächtern ermordet. Nach einem der meistgesuchten Täter, dem SS-Zugführer Heinz Barth, der bereits Anfang der 50 Jahre in Frankreich in Abwesenheit zum Tode verurteilt wurde, suchten internationale Fahnder Jahrzehnte lang vergebens. Bis das MfS auf Grund ihrer Akten herausfand, dass dieser Mann in seinem früheren Geburtsort Gransee in der DDR lebte. Er wurde in der DDR vor gericht gestellt und 1983 zu lebenslanger Haft verurteilt.

Im Ost-Berliner Archiv findet sich nahezu all das, was im westlichen Document-Center bislang vermißt wurde. Fast die Hälfte der Volksgerichtshof-Akten lagert in West-Berlin - die andere Hälfte, schätzt der Münsteraner Jurist und Freisler-Forscher Klaus Marxen, liegt hinter den Efeumauern.

Die NS-Materialien im Osten stammen von der Sowjetunion. Die Genossen in Moskau hatten sie schon nach dem Kriege den Ost-Berlinern und damit der Stasi zur weiteren Verwendung überlassen.

Den Alt-Akten fügte die Stasi jeweils neue Papiere hinzu, die zeigen, wie sie gegen NS-Verbrecher ermittelte, operative Einsätze führte und ihr Wissen um die braune Vergangenheit von NS-Schergen nutzte.

Rund ein Prozent des Gesamtbestands sei "Archivgut aus der Tätigkeit des MfS", schätzt Sigrun Mühl-Benninghaus, 31, vom Koblenzer Bundesarchiv, die nun die Aufsicht über den Schatz von Hohenschönhausen übernommen hat.

Die entlarvenden Dokumente nutzten die Geheimdienstler stets so, wie es den SED-Oberen ins Konzept paßte. "Politische gingen juristischen Erwägungen vor", berichtet Dieter Skiba, 52, ehemaliger MfS-Oberstleutnant im Archivdienst: "Bestimmte Leute hat man hier eben nicht angeklagt, weil sonst die Weltöffentlichkeit gesagt hätte ,Aha, in der DDR gibt''s also auch Nazis.''"

Zuweilen, berichtet Skiba, hätten seine Archivare da schon für den Papierkorb gearbeitet - etwa im Fall einiger Euthanasieärzte, die im SED-Staat Karriere gemacht hatten.

So fiel auch die Akte des Arno von Lenski unter den Tisch. Der Generalmajor hatte an Freislers Gerichtshof an 20 Terrorurteilen mitgewirkt. Anfang der fünfziger Jahre erhielt Lenski, zum führenden Mitglied der DDR-Blockpartei National-Demokratische Partei Deutschlands avanciert, die SED-Medaille für "Kämpfer gegen den Faschismus 1933 - 1945". Im Fall Lenski wurden die Stasi-Recherchen von Skibas SED-Oberen gestoppt.

Das heikle Material nutzte die Stasi zugleich, um Westdeutsche Ex-Nazis bei Bedarf unter Druck zu setzen. "Die Stasi hat Material zurückgehalten, um Leute mit brauner Vergangenheit zu manipulieren", sagt Alfred Streim, Leitender Oberstaatsanwalt bei der Zentralen Stelle zur Aufklärung von NS-Verbrechen in Ludwigsburg.

Die Rechercheure aus Ludwigsburg fanden Hinweise auf einen Westdeutschen, der vor zehn Jahren vom MfS mit "belastenden Unterlagen" aus seiner NS-Vergangenheit zur Mitarbeit gezwungen wurde. Streim: "Es ist zu vermuten, daß es weitere Fälle gibt."

Mitarbeiter von Simon Wiesenthal, 82, der das Jüdische Dokumentationszentrum in Wien leitet, verfügen sogar über Hinweise, daß die MfS-Leute einen NS-Massenmörder erpreßten. Der Mann habe jahrelang für die Stasi gearbeitet. Nazi-Verfolger Wiesenthal: "Wir haben sogar seinen Codenamen."

Sein Klarname war Gerhard Thiele, einst kommissarischer NSDAP-Kreisleiter im altmärkischen Gardelegen. Noch an einem der letzten Kriegstage, am 13. April 1945, ließ er Hunderte von Menschen töten.

Stunden bevor die Amerikaner kamen, wurden die Häftlinge aus dem Nebenlager Rottleberode des Konzentrationslagers Mittelbau-Dora in einer großen Scheune zusammengepfercht. Auf Befehl Thieles wurde die Scheune in Brand gesetzt - über 1000 Häftlinge erstickten oder verbrannten.

Zwar wurde gegen Thiele, der seit Kriegsende als verschollen galt, ein Gerichtsverfahren in Magdeburg eröffnet, aber unter mysteriösen Umständen verlief es im Sande. Der Grund liegt nach Ansicht Wiesenthals darin, daß MfS-Mitarbeiter ihn unter ihre Obhut genommen hatten.

Das Archiv-Wissen diente SED-Politikern wiederholt dazu, die Bundesrepublik als Hort aller Alt-Nazis zu brandmarken. So ließen die Parteipropagandisten den Staatssekretär Hans Globke, der an der Kommentierung der Nürnberger Rassengesetze beteiligt war und unter Adenauer eine Nachkriegskarriere im Bundeskanzleramt begonnen hatte, mit Steckbriefen an Ost-Berliner Litfaßsäulen suchen.

Und als Hans Filbinger zum badenwürttembergischen Ministerpräsidenten aufstieg, erhielten westdeutsche Medien Informationen über dessen dunkle Vergangenheit als Marinerichter zugespielt. Skiba: "So haben wir schließlich auch zur demokratischen Entwicklung in der BRD beigetragen."

Großzügig halfen Skiba und Kollegen gelegentlich sogar den NS-Verfolgern in Westdeutschland. Kopien von Nazi-Dokumenten bekam beispielsweise auch das Landeskriminalamt (LKA ) Nordrhein-Westfalen.

Daß sie direkt von der Stasi bedient wurden, haben die Düsseldorfer LKA-Beamten nicht geahnt. Auf den Kopien von Skiba, erinnert sich der LKA-Sprecher Fredrick Holtkamp, "stand immer ,Generalstaatsanwalt'' oder ,Justizministerium'' drauf".
* Im Mai 1983 vor dem Ost-Berliner Stadtgericht.


DER SPIEGEL 21/1991 / gruß hp vom allerstrand

Wie das MfS mit Hilfe ihres Archivs IMs zur Mitarbeit "gewann": Eine Spiegel-Dokumentation im pdf-Format im Dateienanhang dazu.
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
Hans-Peter
 

Re: Das geheime Naziverbrecher-Archiv der Stasi

Beitragvon augenzeuge » 3. Juli 2010, 12:35

Hans-Peter hat geschrieben:"Politische gingen juristischen Erwägungen vor", berichtet Dieter Skiba, 52, ehemaliger MfS-Oberstleutnant im Archivdienst: "Bestimmte Leute hat man hier eben nicht angeklagt, weil sonst die Weltöffentlichkeit gesagt hätte ,Aha, in der DDR gibt''s also auch Nazis.''"

Zuweilen, berichtet Skiba, hätten seine Archivare da schon für den Papierkorb gearbeitet - etwa im Fall einiger Euthanasieärzte, die im SED-Staat Karriere gemacht hatten.

So fiel auch die Akte des Arno von Lenski unter den Tisch. Der Generalmajor hatte an Freislers Gerichtshof an 20 Terrorurteilen mitgewirkt. Anfang der fünfziger Jahre erhielt Lenski....die SED-Medaille für "Kämpfer gegen den Faschismus 1933 - 1945". Im Fall Lenski wurden die Stasi-Recherchen von Skibas SED-Oberen gestoppt.

Gerhard Thiele, einst kommissarischer NSDAP-Kreisleiter im altmärkischen Gardelegen.... ließ...Hunderte von Menschen töten.
Stunden bevor die Amerikaner kamen, wurden die Häftlinge aus dem Nebenlager Rottleberode des Konzentrationslagers Mittelbau-Dora in einer großen Scheune zusammengepfercht. Auf Befehl Thieles wurde die Scheune in Brand gesetzt - über 1000 Häftlinge erstickten oder verbrannten.

Zwar wurde gegen Thiele, der seit Kriegsende als verschollen galt, ein Gerichtsverfahren in Magdeburg eröffnet, aber unter mysteriösen Umständen verlief es im Sande. Der Grund liegt nach Ansicht Wiesenthals darin, daß MfS-Mitarbeiter ihn unter ihre Obhut genommen hatten.




Das ist alles sehr interessant. Ich hoffe, dass zu den von mir zitierten Punkten eine Antwort von Merkur, Alfred o.a. kommt.....
Denn so richtig will man das nicht verstehen........stimmts, Rainer?
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Re: Das geheime Naziverbrecher-Archiv der Stasi

Beitragvon Hans-Peter » 3. Juli 2010, 12:48

Für alle, für die das Lesen der etwas unübersichtlichen pdf-Datei zum
Hans-Peter hat geschrieben:Wie das MfS mit Hilfe ihres Archivs IMs zur Mitarbeit "gewann": Eine Spiegel-Dokumentation
etwas schwierig erscheint:

Der letzte Mythos der DDR bröckelt: Das SED-Regime, angeblich antifaschistische Bastion, deckte Hunderte von NS-Verbrechern, um sie für seine eigenen Zwecke einzusetzen - etwa als Spitzel der Stasi. Und hier der Link zur übersichtlicheren Textdarstellung der Spiegel-Dokumentation: http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13684238.html
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Re: Das geheime Naziverbrecher-Archiv der Stasi

Beitragvon Alfred » 3. Juli 2010, 13:24

Hans - Peter,

ich nehme jetzt nur mal dieses Zitat aus dem Spiegel:

Zitat Beginn:

„Die entlarvenden Dokumente nutzten die Geheimdienstler stets so, wie es den SED-Oberen ins Konzept paßte. "Politische gingen juristischen Erwägungen vor", berichtet Dieter Skiba, 52, ehemaliger MfS-Oberstleutnant im Archivdienst: "Bestimmte Leute hat man hier eben nicht angeklagt, weil sonst die Weltöffentlichkeit gesagt hätte ,Aha, in der DDR gibt''s also auch Nazis.''"

Zuweilen, berichtet Skiba, hätten seine Archivare da schon für den Papierkorb gearbeitet - etwa im Fall einiger Euthanasieärzte, die im SED-Staat Karriere gemacht hatten.“

Zitat Ende:


Dazu auf die Schnelle folgendes.

Bekannt ist, dass mit Herrn Skiba zum Thema vom Spiegel gesprochen wurde.. Vergessen wird aber, dass dies so nach Angaben von Sika von ihm so nie gesagt worden ist und der Artikel auch keine Autorisierung erhalten hat.

In einer Veranstaltung 1994 äußerte sich Herr Skiba zur Problematik und teilte mit, dass der „Spiegel“ ihm – Skiba- hier eigene Erfindungen angedichtet hat und die angeblich von Skiba gemachten Äußerungen reine Phantasieprodukte sind.

Dies mal schnell zu den kleinen Abschnitt.
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Re: Das geheime Naziverbrecher-Archiv der Stasi

Beitragvon Hans-Peter » 3. Juli 2010, 14:09

Alfred hat geschrieben:Zitat Beginn:

„Die entlarvenden Dokumente nutzten die Geheimdienstler stets so, wie es den SED-Oberen ins Konzept paßte. "Politische gingen juristischen Erwägungen vor", berichtet Dieter Skiba, 52, ehemaliger MfS-Oberstleutnant im Archivdienst: "Bestimmte Leute hat man hier eben nicht angeklagt, weil sonst die Weltöffentlichkeit gesagt hätte ,Aha, in der DDR gibt''s also auch Nazis.''"

Zuweilen, berichtet Skiba, hätten seine Archivare da schon für den Papierkorb gearbeitet - etwa im Fall einiger Euthanasieärzte, die im SED-Staat Karriere gemacht hatten.“


Hey Du Alfred, wie war es sonst möglich, den Euthanasiearzt Ibrahim in der DDR bis an ihr Ende weiter trotz seines Todes 1953 in "ehrenhaften Gedenken zu bewahren", nach ihm die Kinderklinik der Uni Jena zu bennen, ihm die Jenaer Ehrenbürgerschaft zu lassen und auch die Namen von zwei Straßen, die nach Ibrahim benannt waren? Genau auf die Akten Ibrahims, die auch in diesem Archiv bewahrt wurden, zielt Skiba. Und warum sollte er lügen? Oder habt ihr ihn nach der 1994 erfolgten Veröffentlichung der Spiegel-Enthüllung anschließend von der GRH und deren AK Sicherheit, wie bei Abtrünnigen bei Euch nach der Wende üblich, "ins Gebet genommen"? Du weichst mir und den an Dich gestellten Fragen im anderen Thread "Wer hatte die bessere Nazi-Aufarbeitung..." aus, was Du den vor 1945 warst? Nun konkrete Frage an Dich: Warst Du Antifaschist und hast im Untergrund in der Kommunistischen Partei gegen die Nazis gekämpft? Dann ziehe ich meinen Hut vor Dir und schäme mich vor allen hier im Forum für meine dann unfaire Frage und entschuldige mich bei Dir. Oder hat Dein Leben einen ähnlichen Verlauf genommen wie der von Leuten, wie sie kappelt in seinem "Braunbuch DDR" schreibt?
Gehen wir weiter. Ich weiß von Zeitzeugen wie Skiba, dass Ibrahims Akte in jenem MfS-Archiv lag und das dem MfS bekannt war. Und ich weiß von einer mir gegenüber gemachten Bestätigung eines ehemaligen Angehörigen der MfS-Bezirksverwaltung Erfurt, dass man dort auch schon 1983 über die 1983 im Westen erschienene Euthanasie-Dokumentation von Ernst Klee Bescheid wusste und was dort über Ibrahims Tätigkeit in der NS-Zeit stand. Das MfS Erfurt hatte sogar ein Exemplar von Klees Dokumentation für den "Dienstgebrauch". Wäre es nun nicht spätestens möglich gewesen, auf kurzem Dienstweg darauf auch die MfS-Genossen in Ostberlin aufmerksam zu machen, dass diese in ihrem Archiv nachsehen? Denn die dort aufbewahrten Dokumente wurden doch auch von den informierten MfS-Offizieren ernst genommen?
Müsste ich Deinen Einlassungen zu Ibrahim Glauben schenken, dann müsste das MfS ja nicht das immer gepriesene Schwert und Schild der SED gewesen sein, sondern nur ein Haufen mit gelben Blindenarmbinden am Ärmel? So, wir haben an der Aller schönes Wetter mit ein wenig frischem . Notebook auf terristischen digitalen Fernsehempfang "umgepolt. Fußball. hp [laugh]
Hans-Peter
 

Re: Das geheime Naziverbrecher-Archiv der Stasi

Beitragvon Hans-Peter » 3. Juli 2010, 16:11

Alfred hat geschrieben:Hans - Peter,

Dazu auf die Schnelle folgendes.

Bekannt ist, dass mit Herrn Skiba zum Thema vom Spiegel gesprochen wurde.. Vergessen wird aber, dass dies so nach Angaben von Sika von ihm so nie gesagt worden ist und der Artikel auch keine Autorisierung erhalten hat.

In einer Veranstaltung 1994 äußerte sich Herr Skiba zur Problematik und teilte mit, dass der „Spiegel“ ihm – Skiba- hier eigene Erfindungen angedichtet hat und die angeblich von Skiba gemachten Äußerungen reine Phantasieprodukte sind.

Dies mal schnell zu den kleinen Abschnitt.


Moin Alfred,
1. Zu den von Dir geschiebenen "dass der Spiegel - ihm - Skiba - hier eigene Erfindungen angedichtet hat und die angeblich von Skiba gemachten Äußerungen reine Phantasieprodukte sind".

Meine Antwort und meine Recherchen: Nach der Veröffentlichung Enthüllung des Spiegels hat es weder von Herrn Skiba noch von einer anderen Person eine Forderung nach einer Gegendarstellung nach dem Pressegesetz der Freien- und Hansestadt Hamburg gegeben. Denn so eine Gegendarstellung zu veröffentlichen, wäre Pflicht des Spiegel gewesen, hätte er nach Ansicht Skibas falsch berichtet beziehungsweise wären die in dem Spiegel-Bericht von Skiba wiedergegebenen Äußerungen nur Phantasieprodukte des Spiegelredakteurs gewesen. Da weder eine Forderung nach einer Gegendar- noch einer Richtigstellung eingegangen ist beim Spiegel in Hamburg, ist das, was Skiba nach Deiner Schilderung behauptet hat, als reine Schutzbehauptung zu bewerten, um möglicherweise bei Euch, seinen Genossen, nicht als "Verräter" in Ungnade zu fallen. Ich weiß von Präzedenzfällen, wo deutsche Gerichte Klagen von Personen wegen angelicher Falschberichterstattung gegen Journalisten und Zeitungsredaktionen abgewiesen haben, weil es weder eine Gegendarstellung der Kläger gegeben hat, noch die Kläger ihre Anschuldigung beweisen konnten, sondern die Journalisten, dass sie gründlich recherchiert und ihre Berichte wahr waren. Welche rechtlichen Möglichkeiten Journalisten im Gegenzug haben, denen per rechtskräftigem Urteil von einem Gericht wahre Berichterstattung über die Kläger bestätigt wurde, möchte ich lediglich nur zu bedenken geben.

2. Wir haben in Deutschland echte und wahre Pressefreiheit. Der Spiegel war nicht verpflichtet, sich für seinen Bericht über das Kriegsverbrecherarchiv eine Autorisierung oder Veröffentlichungsgenehmigung von Herrn Skiba oder vielleicht sogar von der GRH AK-Sicherheit oder sonstigen Seilschaften einzuholen. Der Spiegel hat von seiner Seite aus in Einklang mit Presserecht und dem Pressegesetz der Freien- und Hansestadt Hamburg gehandelt.

Link zum Text hamburger Pressegesetz: http://www.flick-sass.de/HambPressG.html
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Re: Das geheime Naziverbrecher-Archiv der Stasi

Beitragvon Alfred » 3. Juli 2010, 17:07

ans – Peter,

mit Dir scheint die Phantasie durchzugehen.

Was ist denn die „AK Sicherheit“ ?

Zu I. äußere ich mich nicht weiter, meine Auffassung ist bekannt.

Ob Herr Skiba eine Gegendarstellung beim „Spiegel“ beantragt hat ist mir nicht bekannt.

Mir ist jedoch bekannt, dass es einige Zeitzeugen auf Äußerungen des Spiegels nicht mehr groß reagieren. Frei nach der Devise „ Soll der „Spiegel“ schreiben was er möchte“

Herr Skiba hat damals – 1994 - seine Äußerungen .öffentlich gemacht und es waren verschiedene Personen anwesend, die andere Auffassungen als Hr. Skiba hatten. Mir ist auch nicht bekannt, dass der „Spiegel“ was gegen Skibas Äußerungen unternommen hat.

Wenn ich richtig informiert bin, lebt Herr Skiba noch. Bei Deinen Interesse nutzte doch einfach die Möglichkeit in frage IHN – Skiba – direkt.

Es dürfte ein leichtes sein ihn über die GRH zu erreichen.
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Re: Das geheime Naziverbrecher-Archiv der Stasi

Beitragvon augenzeuge » 3. Juli 2010, 17:31

Alfred hat geschrieben:Mir ist jedoch bekannt, dass es einige Zeitzeugen auf Äußerungen des Spiegels nicht mehr groß reagieren. Frei nach der Devise „ Soll der „Spiegel“ schreiben was er möchte“

Na, das würden sie aber ganz sicher tun, wenn sie Beweise hätten....denke ich.


Alfred hat geschrieben:In einer Veranstaltung 1994 äußerte sich Herr Skiba zur Problematik und teilte mit, dass der „Spiegel“ ihm – Skiba- hier eigene Erfindungen angedichtet hat und die angeblich von Skiba gemachten Äußerungen reine Phantasieprodukte sind.

Herr Skiba hat damals – 1994 - seine Äußerungen .öffentlich gemacht und es waren verschiedene Personen anwesend, die andere Auffassungen als Hr. Skiba hatten.

Na, was denn nun?

Mir ist auch nicht bekannt, dass der „Spiegel“ was gegen Skibas Äußerungen unternommen hat.

Nee, umgedreht war die Möglichkeit.



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Re: Das geheime Naziverbrecher-Archiv der Stasi

Beitragvon Hans-Peter » 3. Juli 2010, 17:38

Alfred hat geschrieben:ans – Peter,

mit Dir scheint die Phantasie durchzugehen.

Was ist denn die „AK Sicherheit“ ?

@Alfred: Ich meine die AG Sicherheit der GRH, deren Existenz auf der GRH-Homepage im Internet bestätigt wird mit ihrem Namen, über deren Arbeit aber nichts zu lesen ist wie beispielsweise über die AG Sport der GRH. hp

Zu I. äußere ich mich nicht weiter, meine Auffassung ist bekannt.

Ob Herr Skiba eine Gegendarstellung beim „Spiegel“ beantragt hat ist mir nicht bekannt.

@Alfred, aber ich weiß es definitiv: Er hat nicht. hp

Mir ist jedoch bekannt, dass es einige Zeitzeugen auf Äußerungen des Spiegels nicht mehr groß reagieren. Frei nach der Devise „ Soll der „Spiegel“ schreiben was er möchte“

@Alfred: Das grenzt an üble Nachrede, wenn man soetwas vertritt, dann muss man auch konsequent den Beweis antreten und die jeweilige Zeitung oder Zeitschrift oder das Magazin zur Gegendar- oder Richtigstellung auffordern. Ansonsten ist dieser Dein Satz für mich oberflächliches jeder Grundlage entbehrendes Gerede. hp

Herr Skiba hat damals – 1994 - seine Äußerungen .öffentlich gemacht und es waren verschiedene Personen anwesend, die andere Auffassungen als Hr. Skiba hatten. Mir ist auch nicht bekannt, dass der „Spiegel“ was gegen Skibas Äußerungen unternommen hat.

Wenn ich richtig informiert bin, lebt Herr Skiba noch. Bei Deinen Interesse nutzte doch einfach die Möglichkeit in frage IHN – Skiba – direkt.

Es dürfte ein leichtes sein ihn über die GRH zu erreichen.


@Alfred: Die GRH benötige ich dazu nicht. Vielleicht habe ich ja mit Skiba schon gesprochen? Kannst Du schweigen? Ich auch.
Schönen Sonntag. Hans-Peter mit H vor dem "ans" [laugh] Abba Spaß muss sein, und wenns bei Mutta unter dat Bett iss. [wink]
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Re: Das geheime Naziverbrecher-Archiv der Stasi

Beitragvon Merkur » 3. Juli 2010, 17:55

Das hier stets auf der Basis von irgendwelchen Presseartikeln diskutiert wird, ermüdet mich doch ein wenig und wirkt auf mich unprofessionell. Wir wissen doch alle, wie die Journaille Darstellungen (bewusst ?) verzerrt. Warum macht sich nicht mal jemand die Mühe und betrachtet die Sache professionell anhand des vorhandenen IX/11 Materials ?
Das es im Umgang mit ehemaligen Nazis aus operativen Gründen seitens des MfS den einen oder anderen Schachzug gab, ist unbestritten. Tut aber bitte nicht so als ob es in der DDR Realität war, ehemalige Nazis zu decken und mit ihnen gemeinsame Sache zu machen.
Wer etwas zur Realität im Umgang mit Euthanasie-Tätern anhand von autentischem Material lesen will, der sollte mal einen Blick in den OV "Teufel" nehmen oder sich mal die Prozesse gegen Kurt Heißmeyer oder Otto Hebold zu Gemüte führen.
Auch Dieter Skiba hat sich wiederholt zur Thematik geäußert, u. a. in einer Gegendarstellung zum Leide-Buch oder in Fragen an das MfS. Macht euch die Mühe und geht bei euren Recherchen mal über Google hinaus. Es lohnt sich.
Selbstverständlich muss jeder seine individuelle Sicht bzw. Meinung haben und schreiben. Quelle: Augenzeuge.
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Re: Das geheime Naziverbrecher-Archiv der Stasi

Beitragvon augenzeuge » 3. Juli 2010, 18:02

Merkur hat geschrieben:Das hier stets auf der Basis von irgendwelchen Presseartikeln diskutiert wird, ermüdet mich doch ein wenig und wirkt auf mich unprofessionell. Wir wissen doch alle, wie die Journaille Darstellungen (bewusst ?) verzerrt. Warum macht sich nicht mal jemand die Mühe und betrachtet die Sache professionell anhand des vorhandenen IX/11 Materials ?
Das es im Umgang mit ehemaligen Nazis aus operativen Gründen seitens des MfS den einen oder anderen Schachzug gab, ist unbestritten. Tut aber bitte nicht so als ob es in der DDR Realität war, ehemalige Nazis zu decken und mit ihnen gemeinsame Sache zu machen.
Wer etwas zur Realität im Umgang mit Euthanasie-Tätern anhand von autentischem Material lesen will, der sollte mal einen Blick in den OV "Teufel" nehmen oder sich mal die Prozesse gegen Kurt Heißmeyer oder Otto Hebold zu Gemüte führen.
Auch Dieter Skiba hat sich wiederholt zur Thematik geäußert, u. a. in einer Gegendarstellung zum Leide-Buch oder in Fragen an das MfS. Macht euch die Mühe und geht bei euren Recherchen mal über Google hinaus. Es lohnt sich.



Wenn es sich so lohnt, Merkur, dann fang am besten mal an, dein Wissen hier niederzulegen......was steht im OV Teufel? Welche Details aus den Prozessen meinst du?
Auch die Gegendarstellung kannst du gern hier schreiben....

Aber den Leuten hier ein paar Brocken hinzuwerfen, ohne daraus zu zitieren, kann auch ermüdend sein......
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Re: Das geheime Naziverbrecher-Archiv der Stasi

Beitragvon Merkur » 3. Juli 2010, 18:05

Merkur hat geschrieben:Das hier stets auf der Basis von irgendwelchen Presseartikeln diskutiert wird, ermüdet mich doch ein wenig und wirkt auf mich unprofessionell. Wir wissen doch alle, wie die Journaille Darstellungen (bewusst ?) verzerrt. Warum macht sich nicht mal jemand die Mühe und betrachtet die Sache professionell anhand des vorhandenen IX/11 Materials ?
Das es im Umgang mit ehemaligen Nazis aus operativen Gründen seitens des MfS den einen oder anderen Schachzug gab, ist unbestritten. Tut aber bitte nicht so, als ob es in der DDR Realität war, ehemalige Nazis zu decken und mit ihnen gemeinsame Sache zu machen.
Wer etwas zur Realität im Umgang mit Euthanasie-Tätern anhand von autentischem Material lesen will, der sollte einen Blick in den OV "Teufel" nehmen oder sich mal die Prozesse gegen Kurt Heißmeyer oder Otto Hebold zu Gemüte führen.
Auch Dieter Skiba hat sich wiederholt zur Thematik geäußert, u. a. in einer Gegendarstellung zum Leide-Buch oder in Fragen an das MfS. Macht euch die Mühe und geht bei euren Recherchen mal über Google hinaus. Es lohnt sich.
Selbstverständlich muss jeder seine individuelle Sicht bzw. Meinung haben und schreiben. Quelle: Augenzeuge.
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Re: Das geheime Naziverbrecher-Archiv der Stasi

Beitragvon Alfred » 3. Juli 2010, 18:08

HP,

wenn Du mit Herrn Skiba gesprochen hast, kannst Du uns ja gern die Ergebnisse des Gespräches zum Thema mitteilen.

Ich selbst sehe bis heute keinen Grund Herrn Skiba nicht zu glauben.

Eine „AG Sicherheit“ kann ich auf der Übersichtsseite der GRH nicht finden. Sollte es diese geben, dürfte die sich wohl mehr um Fragen des MfS kümmern als um die „Innere Sicherheit“. Aber Du scheinst wirklich über eine blühende Phantasie zu verfügen.

Ob jemand eine Gegendarstellung beantragt oder nicht ist seine Sache. Frag Herr Sikba doch einfach und teile uns das Ergebnis mit.

Aber eigentlich hat eine Diskussion mit Dir keinen Sinn. Du gehörst zu den Personen, denen man schreiben kann was man möchte….


Sonst kann ich mich Merkur anschließen.
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Re: Das geheime Naziverbrecher-Archiv der Stasi

Beitragvon Hans-Peter » 3. Juli 2010, 18:40

Alfred hat geschrieben:HP,

Eine „AG Sicherheit“ kann ich auf der Übersichtsseite der GRH nicht finden. Sollte es diese geben, dürfte die sich wohl mehr um Fragen des MfS kümmern als um die „Innere Sicherheit“. Aber Du scheinst wirklich über eine blühende Phantasie zu verfügen.

@Alfred: Und was ist das, was ich unter GRH im Internet unter diesem Link gefunden habe?

http://www.grh-ev.org/

# Auf Beschluss des Vorstandes der GRH bestehen folgende Arbeitsgrupppen, die die Arbeit in den jeweiligen Sachbereichen organisieren und mit den TAG koordinieren:
#
#
# - Arbeitsgruppe Recht
#
# - Arbeitsgruppe Information und Dokumentation
#
# - Arbeitsgruppe Betreuung
#
# - Arbeitsgruppe TAG (Territoriale Arbeitsgruppen)
#
# - Arbeitsgruppe Grenze

#
# - Arbeitsgruppe Grenze International
#
# - Arbeitsgruppe Sport
#
# - Arbeitsgruppe Aufklärer
#
#
- Arbeitsgruppe Sicherheit
( Abkürzung für Arbeitsgruppenach meiner Meinung = AG.) hp


Ob jemand eine Gegendarstellung beantragt oder nicht ist seine Sache. Frag Herr Sikba doch einfach und teile uns das Ergebnis mit.

@Alfred. Nochmal zum Schreiben hinter Deine werten Ohren: Bei der Spiegelredaktion ist 1994 keine Gegendarstellung zu besagtem Artikel eingegangen. hp

Aber eigentlich hat eine Diskussion mit Dir keinen Sinn. Du gehörst zu den Personen, denen man schreiben kann was man möchte….

@Alfred. Ja Alfred... Mit Merkur kann ich diskutieren obwohl wir unterschiedlicher Ansicht sind, weil ich von seinem Hintergrundwissen profitieren kann, auf Hochdeutsch: Er arbeitet auch mit Fakten und Beweisen. Ich war froh, als er sich im Neuen Forum anmeldete. [hallo] Alles Gute Alfred. Bleib gesund Alter. Und lass es Dir gutgehen. [wink]

Sonst kann ich mich Merkur anschließen.
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Re: Das geheime Naziverbrecher-Archiv der Stasi

Beitragvon Alfred » 3. Juli 2010, 18:50

HP,

frag einfach Herrn Skiba warum er keine Gegendarstellung wollte. Ich bin doch nicht sein Pressesprecher.

Wie einige zu Preseveröffentlichungen stehen habe ich schon mitgeteilt.

Und zur AG Sicherheit, so wird dies so sein, dass sich diese eben mit Fragen / Themen zum MfS beschäftigt.

Ganz einfach.
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Re: Das geheime Naziverbrecher-Archiv der Stasi

Beitragvon Hans-Peter » 3. Juli 2010, 19:30

Merkur hat geschrieben:Das hier stets auf der Basis von irgendwelchen Presseartikeln diskutiert wird, ermüdet mich doch ein wenig und wirkt auf mich unprofessionell. Wir wissen doch alle, wie die Journaille Darstellungen (bewusst ?) verzerrt. Warum macht sich nicht mal jemand die Mühe und betrachtet die Sache professionell anhand des vorhandenen IX/11 Materials ?
Das es im Umgang mit ehemaligen Nazis aus operativen Gründen seitens des MfS den einen oder anderen Schachzug gab, ist unbestritten. Tut aber bitte nicht so als ob es in der DDR Realität war, ehemalige Nazis zu decken und mit ihnen gemeinsame Sache zu machen.
Wer etwas zur Realität im Umgang mit Euthanasie-Tätern anhand von autentischem Material lesen will, der sollte mal einen Blick in den OV "Teufel" nehmen oder sich mal die Prozesse gegen Kurt Heißmeyer oder Otto Hebold zu Gemüte führen.
Auch Dieter Skiba hat sich wiederholt zur Thematik geäußert, u. a. in einer Gegendarstellung zum Leide-Buch oder in Fragen an das MfS. Macht euch die Mühe und geht bei euren Recherchen mal über Google hinaus. Es lohnt sich.


Hallo Merkur, was ist das? "Wir wissen doch alle, wie die Journallie Darstellungen (bewusst?) verzerrt." Darf ich fragen, ob Du damit auch den hämischen Kommentar des Neuen Deutschland vom August 1976 zur Selbstverbrennung von Brüsewitz meinst? Denn für diese "Arbeit" hat sich die Redaktion des Neuen Deutschland nach der Wende entschuldigt und sich auch meinen bescheidenen Respekt erworben. Ich weiß nicht, was Du beruflich gemacht hast, aber Dein Satz ist ziemlich oberflächlich, und aus meiner Sicht als Profi, Redakteur und Fotograf schlicht unprofessionell. Als persönliche Meinungsäußerung geht das in Ordnung, beispielsweise wenn eine Zeitung kritisch über jemanden berichtet hat, er aber vollkommen vom Gegenteil überzeugt ist. Aber damit als Tatsachenbehauptung einen ganzen Berufszweig zu diskreditieren, ist unfair, im Klartext: unprofessionell.
Zum Thema Euthanasie: Es geht hier um den Fall Jussuf Ibrahim, bis zu seinem Tod 1953 Leiter der Uni-Klinik Jena, bis 2000 Ehrenbürger Jenas; bis 2000 trugen zwei Straßen, die Kinderklinik der Uni und ein Kindergarten seinen Namen - bis endlich eine Gruppe Wissenschaftler den Mut hatte, 2000 Ibrahims Tätigkeit aus der Nazizeit zu untersuchen und seine Verstrickung in das Euthanasieprogramm des deutschen Faschismus nachwies. Eine Tatsache, über die man in der MfS-BV Erfurt seit Anfang der 90er Bescheid wusste, seit im Westen eine Dokumentation von Klee erschienen war, auch mit deutlichen Hinweisen auf Ibrahim, und auch der MfS-BV Erfurt ein "Dienstexemplar" von Klees Dokumentation vorlag. (Das weiß ich definitiv, gebe aber die Quelle aus Gründen des Informantenschutzes nicht preis.) Grüße Dich. Meine Frau will, das wir grillen, sonst erschlägt sie mich mit der Grillzange [laugh] Schönen Gruß vom Allerstrand. Hans-Peter
Hans-Peter
 

Re: Das geheime Naziverbrecher-Archiv der Stasi

Beitragvon Hans-Peter » 3. Juli 2010, 21:24

Korrektur:
Hans-Peter hat geschrieben:Hallo Merkur,
Zum Thema Euthanasie: Es geht hier um den Fall Jussuf Ibrahim, bis zu seinem Tod 1953 Leiter der Uni-Klinik Jena, bis 2000 Ehrenbürger Jenas; bis 2000 trugen zwei Straßen, die Kinderklinik der Uni und ein Kindergarten seinen Namen - bis endlich eine Gruppe Wissenschaftler den Mut hatte, 2000 Ibrahims Tätigkeit aus der Nazizeit zu untersuchen und seine Verstrickung in das Euthanasieprogramm des deutschen Faschismus nachwies. Eine Tatsache, über die man in der MfS-BV Erfurt seit Anfang der 90er Bescheid wusste, seit im Westen eine Dokumentation von Klee erschienen war, auch mit deutlichen Hinweisen auf Ibrahim, und auch der MfS-BV Erfurt ein "Dienstexemplar" von Klees Dokumentation vorlag. (Das weiß ich definitiv, gebe aber die Quelle aus Gründen des Informantenschutzes nicht preis.) Grüße Dich. Meine Frau will, das wir grillen, sonst erschlägt sie mich mit der Grillzange [laugh] Schönen Gruß vom Allerstrand. Hans-Peter


Richtig muss es heißen: ...über die man in der MfS-BV Erfurt seit Anfang der 80er Bescheid wusste, hp
Hans-Peter
 

Re: Das geheime Naziverbrecher-Archiv der Stasi

Beitragvon Merkur » 4. Juli 2010, 07:50

Ich meine mit meinem Kommentar einen Großteil von drei Umzugskartons mit Pressebeiträgen über das MfS, die seit 1990 erschienen sind und die ich gesammelt habe. Kann ja bei Gelegenheit mal ein paar Beispiele bringen.
Manchmal nimmt es die Journaille halt mit der Wahrheit nicht so genau und viele Dinge sind verzerrt dargestellt oder einfach nur oberflächlich recherchiert. Noch schlimmer wird es oft, wenn der Journalist zum Buchautor wird. Vor nicht allzu langer Zeit schrieb so ein "Experte" ein Buch über den Bereich Aufklärung des MfNV. Die Korrektur zu seinem Büchlein umfasste dann ganze 44 Seiten.
Natürlich will ich mit meiner Meinung nicht eine ganze Berufsgruppe pauschal diskreditieren, es gibt auch gute Journalisten.
Den ND-Zeitungsarkitel über Brüsewitz kenne ich nicht. Allerdings halte ich die Thematik Brüsewitz insgesamt für diskussionswürdig in einem eigenständigen Thema.
Der Fall Ibrahim sagte mir bisher nichts, da er bereits 1953 starb und dadurch bei der IX/11 sicher keine wesentliche Rolle spielte. Wenn die BV Erfurt seit Anfang der 80er Jahre Bescheid wusste über seine Verstrickungen in der Nazi-Euthanasie und daraus (warum auch immer ?) keine Konsequenzen gezogen hat/die SED BL nicht informiert hat ??, ist das sicher kein Ruhmesblatt. Ist denn aus dem Material ersichtlich, wen und ob die BV zum Thema informiert hat, bzw. wie man mit der Thematik umgegangen ist ? Die Aberkennung von Ehrennamen konnte nicht durch das MfS geschehen.
Allerdings brauchte man auch in der Neuzeit zehn Jahre bis man sich in Jena vom Namen Ibrahim verabschiedete. Sicher auch kein Ruhmesblatt.
Selbstverständlich muss jeder seine individuelle Sicht bzw. Meinung haben und schreiben. Quelle: Augenzeuge.
Merkur
 
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Re: Das geheime Naziverbrecher-Archiv der Stasi

Beitragvon Hans-Peter » 4. Juli 2010, 09:42

Hallo Merkur, zum Thema "Brüsewitz" gibt es im Neuen Forum bereits einen Thread:
http://neues-forum.info/forum/viewtopic.php?f=4&t=640 gruß hp [wink]
Hans-Peter
 

Re: Das geheime Naziverbrecher-Archiv der Stasi

Beitragvon Mike59 » 5. Juli 2010, 21:13

Na da hat offensichtlich eine jede Seite seinen eigenen Filbinger. Gibt bestimmt noch mehr und keinen Grund hier gegenseitig mit den Finger aufeinander zu zeigen. Ist Kein Ruhmesblatt für das Nachkriegsdeutschland. Egal ob Nord oder Süd oder so ähnlich.

Mike59
Mike59
 

Re: Das geheime Naziverbrecher-Archiv der Stasi

Beitragvon karl143 » 5. Juli 2010, 22:04

@ Mike,
zu Filbinger. Der wurde aber auch schon zu seiner Amtszeit kontrovers diskutiert. Das geschah nicht im geheimen. Das war allgemein bekannt, auf jeden Fall im Westen. In der DDR wurde sicherlich nur das gefilterte verbreitet.
karl143
 

Re: Das geheime Naziverbrecher-Archiv der Stasi

Beitragvon Mike59 » 5. Juli 2010, 22:32

karl143 hat geschrieben:@ Mike,
zu Filbinger. Der wurde aber auch schon zu seiner Amtszeit kontrovers diskutiert. Das geschah nicht im geheimen. Das war allgemein bekannt, auf jeden Fall im Westen. In der DDR wurde sicherlich nur das gefilterte verbreitet.

-------------------------------------------
Hallo Karl,
Ja genau das ist es - kontrovers diskutiert - und noch nicht einmal im geheimen. Über diesen kontroversen nicht geheimem Diskurs hat sich wieder besseren wissen's keiner Aufgeregt, oder aufgeregt schon, aber Konsequenzen gab es keine. Wann hat der Herr das Zeitliche gesegnet? war das auch schon 1953? Was ist eigentlich aus den Opfern bzw. den Hinterbliebenen der Opfer des Herren F. geworden, hier waren ja wohl auch der eine oder andere dabei, der da wohl im Mai 1945 Abgeurteilt und hingerichtet wurde. An welchen Tagen war das eigentlich? Wie war das eigentlich mit dem Herrn Oettinger gewesen? Na das war dann wohl doch etwas zu fett aufgetragen. Wurde daraufhin befördert und sitzt jetzt im Europaparlament = Ist die Entscheidungsbehörde für die Regierungen der EU. Tja, was will man mehr.

Also in der Aufbereitung hat es offensichtlich auf beiden Seiten so funktioniert, was nutzt mir und was schadet dem. Mühselig sich darüber zu zerfetzen.

Mike59
Mike59
 

Re: Das geheime Naziverbrecher-Archiv der Stasi

Beitragvon Hans-Peter » 6. Juli 2010, 01:26

karl143 hat geschrieben:@ Mike,
zu Filbinger. Der wurde aber auch schon zu seiner Amtszeit kontrovers diskutiert. Das geschah nicht im geheimen. Das war allgemein bekannt, auf jeden Fall im Westen. In der DDR wurde sicherlich nur das gefilterte verbreitet.


Hallo Kalle, aus genau jenem Stasi-Kriegsverbrecher-Archiv kam in den 60ern - oder waren es die 50er? ich weiß es nicht genau - das Material für jene von SED Politbüromitglied Albert Norden gesteuerte riesig propagandamäßig zielgerichtet aufgemachte Enthüllungswelle über die Nazivergangenheit von Adenauers Staatssekretär Globke, Oberländer, aber auch die intrigenmäßige Halbwahrheit über den angeblichen "KZ-Baumeister" Heinrich Lübke, einstiger Deutscher Bundespräsident. Und aus jener MfS-Quelle stammten auch später die propagandistisch auf DDR-Seite ausgeschlachteten Hinweise, die aber eben wahr sind, auf Filbingers Tätigkeit als NS-Richter und seine verhängten Todesurteile gegen Marinesoldaten, die noch in den letzten Kriegstagen ihr Leben durch Überlaufen - Fahnenflucht hieß es ja bei den Nazis - retten wollten. gruß [wink]
Hans-Peter
 


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