Wer hatte die bessere Nazi-Aufarbeitung, Ost oder West ?

Re: Wer hatte die bessere Nazi-Aufarbeitung, Ost oder West ?

Beitragvon Interessierter » 6. März 2016, 09:15

Nazis bei der Stasi und rechtsterroristische Doppelagenten

Im Terrorismus tätige Agents Provocateurs können auch mit ausländischen Geheimdiensten kooperieren. Dass hierzu damals die USA gehörten, ist heute ausreichend belegt. Aller gegenläufigen Propaganda zum Trotz paktierte man auch in der DDR mit alten Nazis und Rechtsterroristen. Auf geheimdienstlich bestens geschulte Staatsdiener aus Nazideutschland wollte auch die DDR im geheim geführten Kalten Krieg nicht verzichten.

Am 15.6.1946 fasste das SED-Zentralsekretariat den Beschluss zur Aufnahme der ehemaligen Parteigenossen der NSDAP in die SED. Schon im Januar 1951 umwarb Erich Honecker als Vorsitzender der DDR-Jugendorganisation FDJ Nazi-Funktionäre der ehemaligen Hitler-Jugend für den gemeinsamen "nationalen Kampf" gegen den Westen. Bis 1989 waren 14 Mitglieder des ZK der SED frühere NSDAP-Mitglieder.

Diese internen Kooperationen mit Alt-Nazis waren genauso geheim wie die Existenz von Ost-Neonazis. Schließlich stellte sich die DDR immer als der bessere Teil Deutschlands dar, gerade auch wegen ihres groß propagierten Antifaschismus. Bekannt wurde diese Zusammenarbeit mit alten Nazis und mit Rechtsterroristen erst kurz nach 1989.

In Stasi-Akten finden sich zahlreiche Beweise dafür, dass die DDR nicht nur westdeutsche und internationale Linksterroristen paramilitärisch ausbildete und Anschläge durch sie durchführen ließ, sondern auch mit Rechtsterroristen auf das Engste kooperierte. Die gemeinsame Basis zwischen Rechtsradikalen und Stasi war der Anti-Amerikanismus und Anti-Imperialismus beider Seiten und die Parteinahme für die Palästinenser und gegen Israel im Nahost-Konflikt. Die Welt vom 19.2.82 weiß aus BKA-Quellen sogar, dass "Ostdienste Nazi-Gruppen gründen".

Dass alte DDR-Anhänger diese Aufdeckungen nicht wahrnehmen wollen, ist eine Sache. Doch dass auch die eigentlich der Aufklärung dienende Behörde für die Stasi-Unterlagen in diesem Bereich verharmlost, erstaunt.

In dem MfS-Handbuch der Stasi-Unterlagen-Behörde (BStU) zur Abteilung XXII (der so genannten "Terrorabwehr") werden für 1988 66 Agenten der Unterabteilung Rechtsterrorismus aufgeführt. Leider nimmt der zuständige Haushistoriker der BStU die Stasi in ihrer konspirativen Scheindiktion gerne beim Wort. Das heißt hier konkret: Die Stasi hätte überall in den vielen rechtsradikalen/-terroristischen Gruppen im Operationsgebiet und in der DDR vor allem deshalb ihre Leute als "Spitzel" oder "Quellen" im Einsatz gehabt, um "durch größtmögliche Nähe zu den vermeintlichen Gefahrenquellen schon frühzeitig über die vorhandenen Absichten informiert zu sein". Der ganze Aufwand also nur, um "Gefahren abzuwenden" und um gegebenenfalls eingreifen zu können, wenn rechtsterroristische Anschläge z. B. auf die DDR-Grenze geplant waren? Stasi-Akten offenbaren anderes.

Auch die rechten Terroristen wurden von der Stasi - laut operativer Finanzakten - bezahlt und konnten sich immer wieder für längere Zeit in der DDR aufhalten und sich damit der Strafverfolgung in den Ländern ihrer Bombenanschläge entziehen. Mitglieder der türkischen rechtsextremen Grauen Wölfe hielten sich in der DDR auf. In Südtirol zündelte man über Rechtsterroristen, die Stasi-Agenten geworden waren. Nicht anders der Westen übrigens: In Italien wurde aufgedeckt, dass Gladio-Kämpfer ebenfalls in Südtirol terroristisch aktiv waren.

http://www.heise.de/tp/artikel/39/39318/1.html
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Re: Wer hatte die bessere Nazi-Aufarbeitung, Ost oder West ?

Beitragvon Interessierter » 25. März 2016, 10:08

Mit schwachem Schild und stumpfem Schwert – Staatssicherheit und rechtsextreme Skinheads in Potsdam 1983-1989

Mitte der 1980er Jahre bildeten sich in der DDR verstärkt rechtsextreme Skinheadgruppen heraus. Insbesondere Potsdam entwickelte sich zu einem überregionalen Treffpunkt der Szene. Das Ministerium für Staatssicherheit leugnete das Problem. Statt gegen die rechtsextreme Gewalt vorzugehen, setzte es die Anti-Nazi-Initiativen unter Druck.

Das Schild - als Sinnbild der Prävention - und das Schwert - als drohendes Sinnbild für den entschlossenen Kampf gegen innen- und außenpolitische Feinde des Sozialismus - auf dem Wappen des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) symbolisierten die operative Ausrichtung der Jugendkontrolle in der DDR: die "Vorbeugung" sog. "öffentlichkeitswirksamer Handlungen" und die ideologische "Rückgewinnung" alternativer Jugendlicher notfalls mit Zwangsmitteln. Im Verlauf der 1980er Jahre gelangte das MfS diesbezüglich an die Grenzen seiner operativen Belastbarkeit.[1] Ein wesentlicher Faktor dabei waren Jugendkulturen, deren bloße Existenz den ideologischen Führungsanspruch der SED seit der Republikgründung immer wieder herausforderte.[2] Im Zentrum des Beitrags steht die operative Bearbeitung von rechtsextremen Skinheads im Raum Potsdam von 1983-1989.

Die Zuständigkeiten der HA XX verdeutlichen den Zwangs- und Restriktionscharakter der sozialistischen Jugendpolitik.[4] Eine der Hauptaufgaben der HA XX war es, die Durchsetzung der offiziellen Jugendpolitik der SED zu gewährleisten, indem die Jugend von sämtlichen westlichen sowie anderen als störend empfundenen Kultureinflüssen abgeschottet werden sollte. Diese wurden als sog. "Hetze" diffamiert. Bezüglich westlicher Einflüsse herrschte im MfS eine regelrechte Paranoia, die im Begriff der "politisch-ideologischen Diversion" (PiD) greifbar wird.

Jeder Protest von Jugendlichen konnte zu einer großangelegten Verschwörung uminterpretiert werden.
Das wichtigste juristische Instrument zur ideologischen Homogenisierung der Jugend war der Tatbestand "Rowdytum" (§215 StGB DDR), denn sein Anwendungsrahmen unterlag kaum gesetzesimmanenten Beschränkungen. Für Straftaten mit rechtsextremem Hintergrund gab es zwar die §§140, 220 II StGB DDR, die jedoch kaum zur Anwendung kamen, weil es Rechtsextremismus gemäß der Verfassung nicht geben konnte.

Rechtsextreme Skinheads in Potsdam 1983-86


Rechtsextreme Skinheads wurden ab Mitte der 1980er Jahre in und um Berlin ein gravierendes Problem. In Potsdam wies die lokale MfS-KD ihre Vorgesetzten schon 1984 auf besorgniserregende Tendenzen einer wachsenden Fremdenfeindlichkeit und Faschismusverherrlichung unter Jugendlichen hin. Um das Jahr 1985 existierte in Potsdam aber noch eine rechtsextreme Mischkultur, die neben Skinheads auch sog. "Nazipunks" umfasste. Letztere entfernten sich in der ersten Hälfte der 1980er Jahre immer weiter vom amorphen Protest der gesellschaftlichen Aussteiger, ohne jedoch klar mit dem Punkimage zu brechen. So trugen Nazipunks ebenfalls Irokesen-Frisuren, Ketten oder Nietengürtel. Mit rechtsextremer Symbolik provozierten Nazipunks die gesellschaftlichen Autoritäten und bildeten frühzeitig eine aggressive Gewaltorientierung heraus. Viele wechselten ab 1985 zu den Skinheads über, die durch ihren militärischen Habitus einen noch aggressiveren Trend setzten. Einzelne Ermittlungsverfahren der Deutschen Volkspolizei und der MfS-BV Potsdam zeigen, dass rechtsextreme Orientierungen einzelner Jugendlicher, die 1985 als Skinheads identifiziert wurden, bereits 1983 behördlich bekannt waren.

Der vollständige längere Beitrag hier:
http://www.bpb.de/geschichte/zeitgeschi ... -1983-1989
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Re: Wer hatte die bessere Nazi-Aufarbeitung, Ost oder West ?

Beitragvon Interessierter » 19. April 2016, 10:54

Entnazifizierung in der Sowjetischen Besatzungszone

In der sowjetischen Besatzungszone verfolgte die politische Säuberung von Anfang an eine doppelte Zielsetzung: Mit ihr sollte einerseits, wie es in einem Leitartikel der »Täglichen Rundschau«, dem Presseorgan der Roten Armee für die deutsche Bevölkerung, am 17. Mai 1945 hieß, der Nazismus ausgerottet werden; die andere, nicht öffentlich ausgesprochene Zielsetzung war die gleichzeitige Durchsetzung des kommunistischen Führungsanspruchs im Zuge der »antifaschistisch-demokratischen Umwälzung« der deutschen Gesellschaft. Von besonderer Bedeutung war dabei, woran die Anfang April 1945 von der im Moskauer Exil lebenden KPD-Führung verabschiedeten Richtlinien1 keinen Zweifel ließen, die Neubesetzung machtpolitisch wichtiger Positionen mit zuverlässigen Genossen.

Im Unterschied zur amerikanischen Besatzungsmacht, die auf jahrelange Vorarbeiten diverser Planungsstäbe zurückgreifen konnte, besaßen jedoch weder die KPD-Führung noch die Sowjetische Militäradministration (SMAD) ein detailliert ausgearbeitetes Entnazifizierungsprogramm, das über allgemein gehaltene Absichtserklärungen hinausging. So erließ die SMAD nach der Besetzung Ostdeutschlands 1945 nur eine allgemeine Registrierungspflicht für ehemalige NSDAP-Mitglieder, der aber keine für das gesamte Besatzungsgebiet gültigen Entnazifizierungsdirektiven folgten.

Bis Ende 1946 waren in der sowjetischen Besatzungszone insgesamt rund 390.500 ehemalige Nationalsozialisten entlassen bzw. nicht wieder eingestellt worden.6 Diese Zahlen sind, wie nahezu alle Entnazifizierungsstatistiken, wegen unpräziser, lückenhafter oder gar vorsätzlich falscher Meldungen nur als grobe Richtwerte zu betrachten. Die Entnazifizierung in der sowjetischen Besatzungszone dürfte sich im Umfang jedoch nicht wesentlich von der anfangs äußerst rigiden Entlassungspolitik der amerikanischen Militärregierung unterschieden haben. In der US-Zone zählte man Ende März 1946 337.000 entlassene Personen bzw. abgewiesene Bewerber.

Der vollständige Beitrag hier:
http://www.horch-und-guck.info/hug/arch ... vollnhals/
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Re: Wer hatte die bessere Nazi-Aufarbeitung, Ost oder West ?

Beitragvon Nostalgiker » 19. April 2016, 11:23

Interessierter hat geschrieben:
Im Unterschied zur amerikanischen Besatzungsmacht, die auf jahrelange Vorarbeiten diverser Planungsstäbe zurückgreifen konnte .....


Diese Behauptung halte ich doch für ein massives Gerücht um nachträglich die amerikanische Besatzungsmacht im Lichte der freiheitlichen Demokratie erstrahlen zu lassen ....

Entnazifizierung in der amerikanischen Zone

Besonders in der amerikanischen Zone wurde diese Form der Entnazifizierung als personelle Säuberung anfänglich sehr rigoros durchgeführt. Die Öffentlichkeit und auch viele Politiker in den Vereinigten Staaten zeigten ein besonderes Interesse daran.
Auch eine Anweisung des amerikanischen Außenministeriums an die amerikanische Militäradministration in Deutschland von Ende April 1945 machte eine Unterscheidung in „nominelle“ und aktive Nationalsozialisten deutlich. Sie enthielt eine Liste mit Personengruppen, die automatisch zu verhaften oder zu entlassen waren.
Darunter fielen höhere nationalsozialistische Funktionäre, Angehörige von SS, SD und Gestapo, aber auch hohe Beamte, Bürgermeister und politische Leiter bis hinab zur Kreisebene.
Die meisten Verhafteten wurden in Internierungslager gesteckt; bis zum Frühjahr 1946 waren es ca. 120 000. Häufig wurde diese Behandlung von Deutschen kritisiert, da die pauschale Verdächtigung allein aufgrund bestimmter gesellschaftlicher Positionen keinen Raum für Einzelfallprüfungen zuließe. Zudem waren die Verhältnisse in den Internierungslagern manchmal sehr schlecht. Viele sprachen auch von ungerechter Siegerjustiz.
.... im September 1945 wurden die Maßnahmen für eine Entnazifizierung der deutschen Gesellschaft aber ausgeweitet. Um möglichst viele Nazis ausfindig zu machen, wurde ein Fragebogen mit insgesamt 131 Fragen erstellt.

Das Ende der Entnazifizierung kam in den verschiedenen Zonen im Laufe der Jahres 1948 bis 1950. Der beginnende Kalte Krieg sorgte dafür, dass man mit der Stabilisierung und Integration der jeweils eigenen Zone in den westlichen oder östlichen Staatenblock andere Prioritäten setzte. Für den staatlichen und wirtschaftlichen Wiederaufbau brauchte man funktionierende Verwaltungen mit erfahrenem Personal und die Unterstützung der Bevölkerung.
Weil die Spruchkammern in den westlichen Zonen anfänglich vor allem viele leichtere Fälle aufgriffen, führte das dazu, dass gegen viele schwerer Belastete nicht mehr verhandelt wurde. So konnten in den Fünfzigerjahren viele ehemalige Nationalsozialisten teilweise wieder hohe Ämter bekleiden.

Amerikanische Umfragen zwischen 1945 und 1948 haben gezeigt, dass sich die Einstellung vieler Deutscher zum Nationalsozialismus wenig änderte. Die Zahl derer, die den Nationalsozialismus für eine gute Idee hielten, die nur schlecht ausgeführt worden sei, schwankte um 55 %, während die Zahl derer, die ihn ablehnten, sogar von 41 auf 30 % sank. Wahrscheinlich hat daher eher das mit dem Marshallplan beginnende Wirtschaftswunder die Mehrzahl der Westdeutschen zu überzeugten Demokraten gemacht.

Den ganzen Text kann bei Interesse hier gelesen werden......
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
Aber damit sind diese Hoffnungen nicht erledigt. Stefan Hermlin

Freiheit ist nur ein anderes Wort dafür, dass man nichts zu verlieren hat. Janis Joplin

Psychologen haben herausgefunden, dass Menschen, die immer bei anderen auf die Rechtschreibfehler hinweisen, eine Persönlichkeitsstörung haben und unzufrieden mit ihrem Leben sind. Netzfund
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Re: Wer hatte die bessere Nazi-Aufarbeitung, Ost oder West ?

Beitragvon HPA » 22. April 2016, 09:42

Wie die Stasi deutschen Rechtsterroristen half

Die DDR bezeichnete sich als antifaschistisch. Das hinderte die Stasi nicht daran, mit Rechtsterroristen zu kooperieren. Dabei ging es nicht nur darum, Informationen abzuschöpfen, sondern auch um konkrete Unterstützung. Neue Forschungen zeigen, dass die Stasi sogar mit Neonazis sympathisierte.

Die Stasi war Salzborn zufolge bestens in die interne Struktur der rechten Terrorgruppe eingeweiht, deren Ziele primär im Kampf gegen die USA, für einen NATO-Austritt der Bundesrepublik sowie die Schaffung eines neutralen Gesamtdeutschlands lagen. Dabei wusste die Stasi auch, dass sich die "Hepp-Kexel-Gruppe" am Vorbild der PLO orientierte und teilweise mit arabischen Decknamen arbeitete: Walther Kexel (alias Nabil), Dieter Sporleder (Gundolf), Odfried Hepp (Jussuf), Hans-Peter Fraas (Achmed), Ulrich Tillmann (Nidal), Helge Blasche (Mahmond). Hepp verwendete seinen Decknamen auch später weiter, als er mit Unterstützung der Stasi für die PLO arbeitete.

Die "Hepp-Kexel-Gruppe" hatte demnach aber nicht nur Sympathien für die PLO, sondern auch für die Rote Armee Fraktion (RAF), die man - vermutlich wegen der gemeinsamen antiamerikanischen und antisemitisch-antizionistischen Grundhaltung - als Verbündete betrachtete. So versuchte Hepps Mitstreiter Walter Kexel Kontakte zur Führungsebene der RAF aufzunehmen, um eine Zusammenarbeit zu beginnen. Eine ideologische "Querfront", die vor allem auf dem gemeinsamen Nenner des Antizionismus und des Antiamerikanismus basierte.

Salzborn stellt dazu fest, dass auch die Stasi "keinerlei substanzielle Differenzen" mehr zu erkennen vermochte "zwischen Hepps anti-imperialistischem Neonazismus, dem antisemitischen Antizionismus der PLO und PLF und dem eigenen Realsozialismus".



http://www.tagesschau.de/inland/ddr-rec ... s-101.html
HPA
 

Re: Wer hatte die bessere Nazi-Aufarbeitung, Ost oder West ?

Beitragvon Interessierter » 21. Juli 2016, 12:45

Aus dem " Braunbuch DDR - Nazis in der DDR " wurde hier schon berichtet.Nachstehend nun ein ausführlicher und interessanter Bericht vom Autor Olaf Kappelt:

Mein "Weihnachtsgeschenk" an Erich Mielke

Über die Reaktionen des MfS auf ein Buch über Altnazis in der DDR


Vor nunmehr einundzwanzig Jahren, so um die Weihnachtszeit des Jahres 1981, hielt Erich Mielke das von mir verfaßte "Braunbuch DDR – Nazis in der DDR" in Händen. Diese Weihnachtslektüre war ihm von seinen Mitarbeitern vorgelegt worden. Dem DDR-Staatssicherheitsminister erschien mein Buch allerdings als eine unverdauliche Provokation. Schließlich waren die Nazis in der DDR ein von Mielke selbst jahrzehntelang gehütetes Staatsgeheimnis: An der antifaschistischen Fassade der DDR sollte nicht gekratzt werden.

Erich Mielke wußte, worum es geht, denn er hatte bereits vor Gründung der DDR als Vizepräsident der Deutschen Verwaltung des Innern die Entnazifizierung in der Sowjetischen Besatzungszone geleitet. Das daraus erwachsene Herrschaftswissen verstand er jahrzehntelang auf seine Weise im Machtgefüge der DDR einzusetzen. Die NS-Vergangenheit von Führungskadern blieb nicht ungenutzt bei der "Werbung von ehrlichen, an der Zusammenarbeit mit dem MfS interessierten und damit zur Wiedergutmachung ihrer Schuld bereiten Personen." Nachzulesen in einer streng geheimen Studie der Juristischen Hochschule des MfS, in der Vertraulichen Verschlußsache 384/80.

Dieses Schuld-Bündnis funktionierte bis zum Ende der DDR. Und manch einer dieser Leute hielt der SED auch nach der Wende noch die Treue, beispielsweise Egbert von Frankenberg und Proschlitz, der 1994 die SPD als "zahnlose Opposition" bezeichnete und erklärte, die "Altparteien" seien für ihn "nicht wählbar", es verbliebe "als echte Wahlalternative nur die PDS". Frankenberg war einst im spanischen Bürgerkrieg Angehöriger der Legion Condor gewesen und hatte an der Seite von General Franco für den Endsieg der Faschisten gekämpft. Schon 1931 war der langjährige DDR-Politiker in die NSDAP aufgenommen worden.

Die SED war im Nachkriegsdeutschland die erste Partei, die sich ehemaligen Nationalsozalisten öffnete. Bereits 1946 hob das SED-Zentralsekretariat einen entsprechenden Unvereinbarkeitsbeschluß auf. Somit konnten schon in den ersten Nachkriegsjahren massenhaft frühere Mitglieder der NSDAP in die SED aufgenommen werden. Am 15.6.1946 faßte nach einer entsprechenden Einführung von Wilhelm Pieck das SED-Zentralsekretariat den neuen grundlegenden Beschluß zur Aufnahme der ehemaligen Parteigenossen der NSDAP in die SED.

Dennoch war die DDR-Propaganda stets bemüht den Anschein zu erwecken, ehemalige Nationalsozialisten könnten im Westen erfolgreich Karriere machen, die DDR bliebe in der Hinsicht "sauber". Mein Buch dokumentierte aber, wie auch im Staats- und Parteiapparat der DDR ehemalige Mitglieder und Funktionäre der NSDAP zu neuen Ämtern und Karrieren gekommen waren.

Für Mielke war mein Buch "ein hetzerisches Machwerk", eine "Diffamierung von Persönlichkeiten der DDR". Ich sei "ein bekannter militanter Antikommunist und Provokateur", der "im Kindesalter gemeinsam mit den Eltern und den beiden Geschwistern illegal die DDR verließ", also bereits im Kleinkindalter republikflüchtig wurde. Ich versuchte nunmehr, so die DDR-Oberen, mit meinem Buch auf hetzerische Weise den Nachweis zu erbringen, "daß im staatlichen und gesellschaftlichen Leben der DDR eine Reihe ehemaliger NSDAP-Mitglieder aktiven Einfluß ausübt." Wahrlich eine ungeheure Provokation, aber mit durchaus belegbarem Wahrheitsgehalt. Alle Quellen waren in meinem Buch genannt, für jeden überprüfbar, also auch für das Ministerium für Staatssicherheit (MfS).

Die Rache folgte: Stasi-Opfer gab es auch im Westen
Anfang Januar 1982 gab dann Mielke persönlich die Anweisung zum Handeln, natürlich "streng geheim". Es seien "alle erforderlichen Maßnahmen unverzüglich zu veranlassen", wie Generalmajor Irmler in einem persönlichen Rundschreiben an alle Diensteinheiten-Leiter am 20.5.1982 im "Auftrage des Genossen Minister" feststellte, da "es ein Ziel der gegnerischen Publikation ist, Unruhe und Verunsicherung auszulösen".

Bis heute ist nicht geklärt, was da eigentlich gegen mich alles unternommen wurde. In diversen Operativvorgängen, die Namen wie "Märtyrer", "Oskar", "Apostel" und "Tarantel" trugen, entwickelte das MfS planmäßig und zielstrebig die Maßnahmen gegen mich: Ein Lageplan meiner Wohnung wurde angefertigt, der Weg meiner Kinder zum Kindergarten observiert, zahlreiche Inoffizielle Mitarbeiter wurden gegen mich in Marsch gesetzt. Sogar bei Familienfeiern und am Strand wurde ich von IMs beobachtet. Entsprechende Berichte konnte ich nach der Wende in meiner Akte wiederfinden.

Parallel dazu wurde ich eingeschüchtert. Ein Schlägerkommando wartete nachts auf mich, und am nächsten Tag stand ein Kranz mit der Aufschrift vor meiner Tür "Als letzter Gruß an Olaf".

Auf Anordnung Mielkes wurde eine Sondereinheit aus Mitarbeitern der Hauptabteilung XX/2 und der Hauptabteilung IX/11 gebildet, die unter der "Federführung" der ZAIG mehrere Jahre tätig war und über vierzig Aktenordner anlegte, die noch heute bei der Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR einsehbar sind (SV 3/82).


Im letzten Jahrzehnt der DDR waren immer noch ehemalige Nationalsozialisten in führenden Stellungen des diplomatischen Dienstes der DDR anzutreffen.
Selbst der stellvertretende DDR-Außenminister Kurt Nier, zuständig für die Beziehungen zu Westeuropa, Kanada, den USA, Australien und Japan, war einst NSDAP-Mitglied im Gau Sudetenland gewesen. Friedel Trappen, zeitweise DDR-Botschafter in Chile und anschließend stellvertretender Leiter der Abteilung Internationale Verbindungen im SED-Zentralkomitee, seit 1984 Träger des Vaterländischen Verdienstordens der DDR in Gold, war 1942 der NSDAP beigetreten und wurde als NS-Parteigenosse im Gau Westfalen geführt. Ebenfalls 1942 war der langjährige DDR-Botschafter Hans Jürgen Weitz der NSDAP beigetreten; er gehörte zur Ortsgruppe Duisburg im NS-Gau Essen und war außerdem durch Zugehörigkeit zur SS belastet. Seit 1981 war Weitz Botschafter in Ägypten, vorher im Irak und in Kuweit, zeitweise auch führender Mitarbeiter im DDR-Außenministerium. Siegfried Bock, bis 1984 DDR-Botschafter in Rumänien und anschließend bis 1990 Abteilungsleiter im DDR-Außenministerium war ebenso ehemaliger NSDAP-Angehöriger wie Heinz Birch, der 1986 zum Abteilungsdirektor USA, Kanada und Japan im DDR-Außenministerium befördert wurde. Norbert Jaeschke wurde 1974 Botschafter in der Türkei und 1983 in Dänemark, vorher war er im DDR-Außenministerium leitender Mitarbeiter gewesen, ebenso wie Walter Ißleib, der bis 1980 Botschafter der DDR in der Jemenitischen Arabischen Republik war und danach einen leitenden Posten im DDR-Außenministerium übernahm. Für Ißleib und Jaeschke war die ehemalige Mitgliedschaft in der NSDAP offensichtlich kein Karrierehindernis. Selbst bei den Vereinten Nationen waren Ex-Nazis für die DDR tätig. Einer davon war Gerhard Kegel, der 1934 bereits in die NSDAP eingetreten war, 1941 durch Hitler zum Legationssekretär im Auswärtigen Amt befördert wurde und laut Simon Wiesenthal, dem Leiter des Jüdischen Dokumentationszentrums in Wien, für die Gestapo gearbeitet hatte. Kegel war bis 1976 ständiger Botschafter der DDR beim Sitz der Vereinten Nationen in Genf und vertrat die DDR bei zahlreichen internationalen Organisationen und Konferenzen. Bis 1989 war Harald Rose ständiger Vertreter der DDR bei den Vereinten Nationen; auch er war NSDAP-Mitglied im Gau Thüringen gewesen. 1986 wurde Hermann Klenner nach Protesten aus Israel als Leiter der DDR-Delegation bei der UNO-Menschrechtskommission in Genf abberufen. Klenner war Angehöriger der NSDAP-Ortsgruppe Breslau gewesen und begann nach dem Krieg seine neue Laufbahn als Rechtstheoretiker und Hochschullehrer; als IM "Klee" erstellte er Persönlichkeitsprofile von westlichen und östlichen Bürgern für das MfS.
Alle diese NS-belasteten Diplomaten und DDR-Außenpolitiker waren langjährige Mitglieder der SED.

Den vollständigen, längeren Beitrag findet man hier:
http://www.horch-und-guck.info/hug/arch ... 3-kappelt/
Interessierter
 

Re: Wer hatte die bessere Nazi-Aufarbeitung, Ost oder West ?

Beitragvon HPA » 22. Juli 2016, 12:21

Weitere Beispiele?

Gern doch:

E. GroBmann (SED): bis 1959 Mitglied des ZK der S8D, bis
1963 Abgeordneter des Bezirkstages
Erfurt, Vorsitzender der LPG
'Walter Ulbricht' in Merxieben, Held
der Arbeit
vor 1945: 1938 Mitglied der NSDAP, Mitglied des
Sudetendeutschen Freikorps, 1940 SS
Totenkopfwerband in Sachsenhausen,
Wachmannschaft des KZ Sachsenhausen,
SS?Unterscharführer

A. von Lenski (NDPD): 1952?1958 Generalmajor der VP bzw. NVA
Abgeordneter der Volkskammer,
Hauptausschuß der NDPD, Vaterländischer
Verdienstorden, Verdienstmedallle der
NVA, Medeille für Kämpfer gegen den
Faschismus,
vor 1945: Berufsoffizier der Wehrmacht, zuletzt
Generalmajor und Kommandeur der 24.
Panzerdvision, 1939 1942 mitglied des
Volksgerichtshofes' in Berlin Nachweislich an 20 Terrorurteilen beteiligt

H. Neukirchen (SED): 1962/1963 Chef der Volksmarine der DDR,
Vizeadmiral der NVA, Verdienstmedeille
vor 1945: 1944/1945 Führungsoffizier der
Wehrmacht, 1936 Teilnehmer am
spanischen Bürgerkrieg auf
faschistischer Seite (Kreuzer Köln)

K. Säuberlich (SED): 1954?1958 Abgeordneter der Volkskammer,
Leiter einer Forschungsstelle in der
''Maxhütte'', Zehnfacher Aktivist,
Nationalpreisträger
vor 1945: 1930 Mitglied der NSDAP, 1937 Eintritt
in die SS, SD Leitabschnitt Dresden,
SS Obersturmführer

R.Tappert (SED): Oberst der Nationalen Volksarmee,
Verdienstmedeille der DDR
vor 1945: 1933 Mitglied der NSDAP und Eintritt in
die SS, SS Scharführer im
Sicherheitshauptamt des Reichsfahrers
SS-Leibstandarde Adolf Hitler, SS-Infanterie Regiment 6
HPA
 

Re: Wer hatte die bessere Nazi-Aufarbeitung, Ost oder West ?

Beitragvon Interessierter » 25. Juli 2016, 09:36

Die Auschwitz-Prozesse in der DDR

Horst Fischer wurde nach einem kurzen Prozess zum Tode verurteilt. Danach wurden in der DDR keine Verfahren gegen weitere NS-Verbrecher eröffnet.

Nicht nur in Westdeutschland gab es Auschwitz-Prozesse, sondern auch in der DDR. Aber die unbequemen Wahrheiten dahinter wurden geheim gehalten.

"Herr Präsident, Oberstes Gericht der Deutschen Demokratischen Republik. Den Arzt Dr. med. Horst Fischer klage ich an, als SS-Lagerarzt im Konzentrationslager Auschwitz Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen und dadurch das Leben Zehntausender Menschen vernichtet zu haben."

10. März 1966: eine Sensation für die Weltpresse. In Ost-Berlin eröffnet das Oberste Gericht der DDR einen Prozess, in dem es um Verbrechen in Auschwitz geht. Angeklagt ist Horst Fischer, Lagerarzt in Auschwitz. Ankläger ist Josef Streit, Generalstaatsanwalt der DDR.

"Der Angeklagte hat während der von ihm eigenverantwortlich durchgeführten Selektionen nach seinen eigenen Schätzungen etwa 55.000 bis 75.000 Menschen zur Vernichtung ausgesondert, die dann in den Gaskammern getötet und anschließend verbrannt wurden."

1966 hatte die DDR eigentlich schon aufgehört, Prozesse gegen Nazi-Verbrecher zu führen. Das Kapitel NS-Vergangenheit schien abgeschlossen zu sein.

"Die DDR wollte damit einen Schnitt ziehen und die neue Gesellschaftsordnung aufbauen und gleichzeitig verlagerte die SED-Führung das NS-Täter-Problem in Richtung Bundesrepublik und behauptete kurzerhand, alle Verantwortlichen seien geflohen aus der DDR und die DDR hätte kein Problem mehr."

Henry Leide erforscht in der Behörde des Bundesbeauftragten für Stasi-Unterlagen die Verfolgung von NS-Verbrechen durch die ostdeutsche Justiz. Für Ermittlungen zu diesem Tatkomplex war unmittelbar nach dem Krieg die Kriminalpolizei zuständig, unter der Aufsicht der sowjetischen Besatzungsbehörden. Nach der Republik-Gründung 1949 zog das Ministerium für Staatssicherheit bald alle Verfahren an sich.

"Bis 1950 waren bereits 13.000 Personen wegen NS-Delikten verurteilt worden. Das Interessante ist, dass von dieser Vielzahl von Personen 1956 nur noch 34 Personen in den Gefängnissen der DDR befindlich waren, der Rest war amnestiert worden."

Die SED hatte ein ähnliches Problem wie die Bundesrepublik

Es gab zu viele ehemalige Nazis und Mitläufer, um ein Staatswesen ohne sie aufzubauen. Schon 1951 hatte die Partei anlässlich einer internen Untersuchung selbst in ihren eigenen Reihen etwa 200.000 Alt-Nazis gezählt. Darunter auch Ernst Melsheimer, bis 1945 im Nationalsozialistischen Rechtswahrerbund, ab 1945 in der KPD und ab 1949 Generalstaatsanwalt der DDR. 1960 starb er, dekoriert mit dem Vaterländischen Verdienstorden. Nach NS-Tätern wurde zu dieser Zeit kaum mehr gefahndet. Es galt die Linie, die Erich Honecker am 16. April 1963 in der Parteizeitung "Neues Deutschland" so beschrieb:

"Entscheidend für die Beurteilung eines Parteimitgliedes sind seine ehrlichen, aktiven Taten für den Aufbau einer sozialistischen Gesellschaft und sein Verhältnis zur Partei als Ergebnis richtiger Schlussfolgerungen aus der Vergangenheit."


Angesichts solcher Verlautbarungen konnte auch der ehemalige KZ-Arzt Horst Fischer ruhig schlafen. Er war zwar nie der SED beigetreten. Aber zwanzig Jahre nach Kriegsende schien es für ihn selbstverständlich, dass man ihn in seiner Praxis in Spreenhagen bei Berlin unbehelligt am Aufbau des Gesundheitswesens mitwirken ließ, erzählte er in seiner Vernehmung vor dem Obersten Gericht der DDR.


Weiter geht es hier:
http://www.deutschlandradiokultur.de/ve ... _id=358510
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Re: Wer hatte die bessere Nazi-Aufarbeitung, Ost oder West ?

Beitragvon Interessierter » 16. August 2016, 11:34

Die westdeutsche Linke und der Antifaschismus

Ein Beitrag aus 2003 von:
Wolfgang Kraushaar, Dr. phil., geboren 1948, Historiker und Politologe am Hamburger Institut für Sozialforschung, Gastprofessor an der Beijing Normal University, Autor von: Die Protest-Chronik. Eine illustrierte Geschichte von Bewegung, Widerstand und Utopie, 1949 bis 1959, Bd. I-IV, Hamburg 1996.

»Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus!« Keine andere Parole formuliert das Basisprogramm der aus der Nachkriegszeit hervorgegangenen Linken bündiger. Das erste Ziel bestand darin, den Ausbruch eines weiteren Weltkrieges zu verhindern, und das zweite, die postfaschistischen Kräfte von einer erneuten Machtergreifung abzuhalten. Resultat waren die Friedensbewegung in ihren unterschiedlichsten Variationen und eine Vielzahl antifaschistischer Kampagnen, mit denen immer wieder eine nicht nachlassende Wachsamkeit gegenüber Alt- und Neonazis demonstriert werden sollte. Schließlich wollte man auch unter Beweis stellen, daß die Warnung, die Bertolt Brecht in seiner »Kriegsfibel« als Menetekel an die Wand gemalt hatte, verstanden worden war: »Das da hätt einmal fast die Welt regiert, die Völker wurden seiner Herr. Jedoch ich wollte, daß ihr nicht triumphiert: Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch.

Das Mißtrauen der westdeutschen Linken konzentrierte sich nach 1945 zunächst auf jene Maßnahmen der Westmächte, mit denen verhindert werden sollte, daß ehemalige Nazis erneut in Machtpositionen aufrücken konnten. Die von den Alliierten im Potsdamer Abkommen bereits angeordnete und später von der jeweiligen Besatzungsmacht in Gang gesetzte Entnazifizierung, die vor allem die Entfernung der NS-Führungselite zum Ziel hatte, wurde nicht nur höchst unvollständig durchgeführt, sondern im Zuge des sich verschärfenden Ost-West-Konflikts auch vorzeitig abgebrochen. Bei den Spruchkammern war Ende der vierziger Jahre die Tendenz unverkennbar, auch prominente NS-Täter zu milden Strafen zu verurteilen. Der politische Wille, die einmal ausgesprochenen Strafmaße auch auszuschöpfen, schwand jedenfalls zunehmend.

Mehr gibt es hier:
http://www.horch-und-guck.info/hug/arch ... kraushaar/
Interessierter
 

Re: Wer hatte die bessere Nazi-Aufarbeitung, Ost oder West ?

Beitragvon Interessierter » 8. Oktober 2016, 08:52

Die Stasi und der westdeutsche Rechtsterrorismus. Drei Fallstudien.

Anhand symptomatischer Fälle zeigt Samuel Salzborn das instrumentelle Verhältnis des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) zum westdeutschen Rechtsextremismus auf. Inwiefern hatte die DDR einen aktiven Anteil am neonazistischen Terrorismus in der Bundesrepublik? Erster Teil: Die Fälle Manfred Roeder und Winfried Priem.

Real existierender Rechtsextremismus in der DDR

Die DDR und der Rechtsextremismus – ruft man sich vor dem Hintergrund der massiven rechtsextremen Gewalt, die gegenwärtig vor allem in Sachsen ausgeübt wird, die Brandanschläge und Pogrome Anfang der 1990er Jahre unter anderem in Rostock-Lichtenhagen und Hoyerswerda in Erinnerung und vergegenwärtigt sich die parlamentarischen Erfolge, die Parteien wie DVU, NPD und AfD in den zurückliegenden 25 Jahren in Ostdeutschland hatten, dann ist offenkundig, dass es ein spezifisches Problem mit Rechtsextremismus in Ostdeutschland gibt. Ein Problem, darauf haben viele hingewiesen, das mit der DDR zu tun hat – nicht nur, aber auch: denn das sich selbst als antifaschistischer Staat verstehende Regime hat sich aufgrund einer historisch falschen und realsozialistisch überformten Analyse des Nationalsozialismus zu keinem Zeitpunkt dem Problem gestellt, dass nicht nur die Mehrheit der westdeutschen, sondern auch die Mehrheit der ostdeutschen Bürgerinnen und Bürger nationalsozialistische Sozialisationserfahrungen hatten und sich der NS-Geist durch militärische und paramilitärische Situierungen in der DDR nahtlos fortsetzen konnte.[1] Während in der Bundesrepublik der Antikommunismus als Umweg-Ideologie für den Antisemitismus fungierte, war es in der DDR der Antiamerikanismus – beides Weltbilder, die es sowohl den Staaten, wie den Bürgerinnen und Bürgern ermöglichten, ihre Ressentiment-Strukturen nicht oder zumindest nicht grundsätzlich hinterfragen zu müssen.[2]

Der vollständige Bericht mit den Fallstudien hier:
http://www.bpb.de/geschichte/zeitgeschi ... allstudien
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Re: Wer hatte die bessere Nazi-Aufarbeitung, Ost oder West ?

Beitragvon Zicke » 9. Oktober 2016, 19:09

Nationalsozialismus
Viele Nazi-Juristen zogen direkt ins Bundesjustizministerium um


Die Aufarbeitung der NS-Vergangenheit zeigt: In kaum einem Bonner Ministerium waren nach 1949 mehr ehemalige NSDAP-Mitglieder beschäftigt als im Justizministerium. Bis 1973 habe es im Bonner Ministerium insgesamt 170 Abteilungs-, Unterabteilungs- und Referatsleiter gegeben; 53 Prozent davon seien ehemalige NSDAP-Mitglieder gewesen. Zu diesem Ergebnis kommt eine unabhängige wissenschaftliche Kommission, deren Abschlussbericht, Die Akte Rosenburg, Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) am Montag in Berlin vorstellen wird. Auszüge des Berichts liegen der Süddeutschen Zeitung und der Deutschen Presse-Agentur bereits vor.
http://www.zeit.de/wissen/geschichte/20 ... -rosenburg
Menschen, die keinen Arsch in der Hose haben, müssen nicht zwangsläufig schlank sein.

Meine Rechtschreibfehler könnt Ihr Samstags ab 17 Uhr bei Rewe gegen eine lecker Senfgurke tauschen.
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Das Erbe der Nazis 1945-1960: Davon haben wir nichts gewusst Doku (2015)

Beitragvon SkinnyTrucky » 25. November 2016, 22:50

Das Erbe der Nazis 1945-1960: Davon haben wir nichts gewusst Doku (2015)

keine Beschreibung der Doku....leider....




Mara
Wenn es heute noch Menschen gibt, die die DDR verklären wollen, kann das nur damit zusammenhängen, dass träumen schöner ist als denken.... (Burkhart Veigel) Bild
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Re: Wer hatte die bessere Nazi-Aufarbeitung, Ost oder West ?

Beitragvon Interessierter » 29. November 2016, 10:49

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Frankfurter Allgemeine, 31.08.2015, Seite 6
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Re: Wer hatte die bessere Nazi-Aufarbeitung, Ost oder West ?

Beitragvon Interessierter » 2. Dezember 2016, 11:39

Passt auch in diesen Thread:

Ulbrichts willige Nazis

Viele ehemalige Wehrmachtoffiziere machten in der frühen DDR Karriere

Empört wies DDR-Vize-Verteidigungsminister Heinz Hoffmann 1959 den Vorwurf zurück. „Angehörige der Legion Condor sind und können bei uns nicht in der Armee sein.“ Der General log. In der „Arbeiter- und-Bauern-Armee“ diente damals Heinz-Bernhard Zorn, ehedem Luftwaffenoffizier in Adolf Hitlers Spanienkämpfer-Truppe Legion Condor. In der DDR brachte es der Major bis zum Vizechef der Luftstreitkräfte.

Zorn war kein Einzelfall. Obwohl die SED-Propaganda den Antifaschismus für sich reklamierte, bedienten sich die Gefolgsleute Walter Ulbrichts ohne Skrupel aus den Reihen der „Hitlerwehrmacht“. Den Umfang des Rückgriffs auf die Militärelite des Dritten Reichs dokumentiert jetzt ein Buch des Politologen Peter Lapp.

Aus dem Offizierskorps der Wehrmacht rekrutierte die DDR unter anderem Wilhelm Feldmann (Minister für Leichtindustrie), Kurt Blecha (Leiter des Presseamts beim Ministerrat) und Heinrich Meier (Vizechef der Plankommission). Ex-Oberst Luitpold Steidle amtierte von 1949 bis 1958 als Gesundheitsminister.

Wenig Berührungsängste zeigten die ostdeutschen Kommunisten selbst bei Nazi-Kadern wie Reinhold Tappert. Der einstige Obersturmführer der Waffen-SS avancierte bis zum Oberst und Kommandeur der 9. Panzerdivision. Auch Kriegsgerichtsrat (Major) Kurt Schumann machte Karriere. Der NS-Jurist wurde Präsident des Obersten Gerichts der DDR und blieb elf Jahre in dieser Funktion. Vizeadmiral Heinz Neukirchen, erster Volksmarine-Stabschef, agitierte 1944/45 als „Nationalsozialistischer Führungsoffizier“.

Besonders übel verhielt sich der bei Stalingrad gefangene Major Bernhard Bechler. Er stieg in der NVA bis zum Generalmajor und Vizestabschef auf. Überdies diente er dem Ministerium für Staatssicherheit 17 Jahre als IM „Wölfi“ und berichtete ungehemmt über die Privatsphäre seiner Kameraden. Zielscheibe von Bechlers Spitzeleien war vor allem sein Chef Vincenz Müller. Dieser einstige Wehrmachtgeneral und Ritterkreuzträger wurde 1958 pensioniert. Aus Angst vor der Stasi sprang er schließlich 1961 aus dem Fenster seiner Ostberliner Villa in den Tod.


Unter Ulbricht begegneten eingefleischte Kommunisten den Ex-Wehrmachtspezialisten zwar mit Misstrauen. Aber die altgedienten Offiziere Hitlers stellten immerhin 13 von 26 Generälen. Bis Ende der 50er-Jahre konnten sie sich behaupten. Besondere Privilegien genossen jene, die sich dem roten Regime völlig auslieferten – wie Heinrich Homann. Der Major von ehedem amtierte fast drei Jahrzehnte als Stellvertreter von Ulbricht und Erich Honecker.

http://www.focus.de/politik/deutschland ... 84858.html

Lügen, saufen und sich zum Abschuss gehaltenes Wild vor die Flinte treiben lassen, dass konnten fast alle Schergen der SED - Führung schon immer gut.
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Re: Wer hatte die bessere Nazi-Aufarbeitung, Ost oder West ?

Beitragvon augenzeuge » 2. Dezember 2016, 15:12

Beethoven, bist du jetzt erschrocken? [shocked]
AZ
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Re: Wer hatte die bessere Nazi-Aufarbeitung, Ost oder West ?

Beitragvon pentium » 2. Dezember 2016, 16:08

Und was ist da jetzt neu an den Erkenntnissen des Focus?

Peter Joachim Lapp
Ulbrichts Helfer
Wehrmachtsoffiziere im Dienste der DDR

Das ist zwar längst bekannt, aber trotzdem hält der Rezensent die Studie von Peter Joachim Lapp für erhellend. Denn Lapp verknüpfe bereits publizierte Erkenntnisse mit neuen Informationen aus jetzt zugänglichen SED- und Ministerakten. Etwa fünf Prozent der Dienstherren im SED-Regime waren ehemalige Wehrmachtsoffiziere, darunter NSDAP-, SA- und SS-Mitglieder und ein ehrenamtlicher Richter am Volksgerichtshof, informiert Holzweissig. Das seien immerhin deutlich weniger als in der BRD - dort bestand die Bundeswehr in der Aufbauphase fast ausschließlich aus ehemaligen Wehrmachtsangehörigen, meint der Rezensent.

https://www.perlentaucher.de/buch/peter ... elfer.html

Dazu, wegen der Ausgewogenheit noch eine andere Buchempfehlung
Verleugnete Vaterschaft: Wehrmachtsoffiziere schufen die Bundeswehr
https://www.amazon.de/Verleugnete-Vater ... 3932381122

Kleines Zitat:
Rund 40.000 Offiziere und Unteroffiziere der ehemaligen Wehrmacht dienten in der Bundeswehr, 711 von ihnen waren Inhaber des Ritterkreuzes. Die NATO schätzte sich "glücklich, solche Soldaten in ihren reihen zu wissen". Heute versucht die Bundeswehr, jegliche traditionelle Bindung an die Wehrmacht zu leugnen. Dieses Buch würdigt die Aufbauleistung der Ritterkreuzträger ausführlich und zeigt, wer die Väter der Bundeswehr tatsächlich waren...

Ach ja und
Dass die Bundeswehr zur Heimat ehemaliger Wehrmachtsoffiziere werden könnte, die einen Eid auf Adolf Hitler abgelegt hatten, wischte Bundeskanzler Konrad Adenauer (CDU) mit einem lakonischen Kommentar beiseite: „Ich glaube, dass mir die Nato 18- jährige Generäle nicht abnehmen wird."

Womit der "Alte Herr" recht hatte! Wer soll auch sonst für die Wiederaufstellung zweier deutscher Armeen verantwortlich gewesen sein, also Offiziere der Wehrmacht?
Egal ob BW oder NVA, muss es nicht eine schlechte Idee gewesen sein, als auf Offiziere u.s.w. zurück zu greifen, die auf eine alte militärische Schulung verweisen konnten.
Tradition verpflichtet halt. Ob bei der NVA oder deren Vorkläufer der KVP Offiziere der Waffen SS dabei waren, keine Ahnung!

Aber mal für Interessierte
Die Bundeswehr - Die ersten 101 Freiwilligen

Die ersten 101 Soldaten, davon 95 Offiziere, wurden am 12. November 1955 ernannt:
2 Generale: Heusinger, Dr. Speidel.

18 Oberstleutnante: Antrup, Bahr, Beyling, Buhr, Darjes, Fischer, Freygang, Grashey, Gunter, Handke, Hartmann, Hauschildt, Hoffmeister, Lyhme, Mecklenburg, Riedler, Rosinski, v. Selle.

30 Majore: v. Bauer, Beck, Boberg, Brede, Broek, Brunner, v. Casemir, Condné, Düwel, Everth, Ewringmann, Gusovius, Gussmann, Halle, Has, Hecht, Krause, Künstler, Kroek, Dr. Kuhn, v. Quernheim, Rennhack, Ruppert, Schätz, Scheffel, Schulz, Steuer, Tischler, v. Wallenberg, Witte.

40 Hauptleute: Ast, Axnick, Brandes, Bühl, Buß, Cundius, Dräger, Elf, Güth, Hanke, Harnisch, Heuser, Hoffmann, Holz, Hünerbein, v. Klippstein, Koch, Kranich, Lippholdt, Löhr, Losch, Lüdecke, Lützow, Niggemeyer, v. Oppeln-Bronikowski, Overkamp, Paetel, Panten, v. Rosen, Rosorius, Sacha, Sander, Schömers, v. Schütz, Sorge, Sperling, Wenz, Weyse, Woltmann, Wuttke.

5 Oberleutnante: Birnkraut, Geipel, Krug, Ludwig, v. Teubern.

6 Unteroffiziere: Stabsfeldwebel Richarz, Stabsbootsmann Wagner, 4 Oberfeldwebel: Fallenstein, Goldbrunner, Heuck, Lorenz.

Quelle: Matthias Molt, Von der Wehrmacht zur Bundeswehr. Personelle Kontinuität und Diskontinuität beim Aufbau der deutschen Streitkräfte 1955–1966 (Dissertation)

pentium

PS. Außerdem müsste man darüber eigentlich ein eigenes Thema eröffnen?
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Re: Wer hatte die bessere Nazi-Aufarbeitung, Ost oder West ?

Beitragvon augenzeuge » 2. Dezember 2016, 16:23

Die NATO schätzte sich "glücklich, solche Soldaten in ihren reihen zu wissen".


Und auf der anderen Seite tat man das sicher auch, aber verheimlichte es.
AZ
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Re: Wer hatte die bessere Nazi-Aufarbeitung, Ost oder West ?

Beitragvon pentium » 2. Dezember 2016, 16:30

augenzeuge hat geschrieben:
Die NATO schätzte sich "glücklich, solche Soldaten in ihren reihen zu wissen".


Und auf der anderen Seite tat man das sicher auch, aber verheimlichte es.
AZ


Wieso verheimlichen AZ? Die Gründerväter beider Armeen kannten sich sicher, wenigstens vom Namen...da gab es nichts zu verheimlichen. Und später hätte man doch nur recherchieren brauchen...?

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Re: Wer hatte die bessere Nazi-Aufarbeitung, Ost oder West ?

Beitragvon augenzeuge » 2. Dezember 2016, 19:33

Ich meinte es anders. Der eine Staat sagte, wen man in den Reihen hat, war sogar dankbar, der andere Staat verheimlichte es, dass er auch "solche" in seinen Reihen hat. Ist schon korrekt. Oder hast du je in der DDR gehört, dass man sich positiv über Ex Nazis in der Armee äußerte?
AZ
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Re: Wer hatte die bessere Nazi-Aufarbeitung, Ost oder West ?

Beitragvon pentium » 2. Dezember 2016, 19:50

augenzeuge hat geschrieben:Ich meinte es anders. Der eine Staat sagte, wen man in den Reihen hat, war sogar dankbar, der andere Staat verheimlichte es, dass er auch "solche" in seinen Reihen hat. Ist schon korrekt. Oder hast du je in der DDR gehört, dass man sich positiv über Ex Nazis in der Armee äußerte?
AZ


Bitte @AZ doch keine Ex Nazis! Ehemalige Wehrmachtangehörige bitte! Wobei nun wirklich nicht alle in der Wehrmacht stramme Nazis waren.

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Re: Wer hatte die bessere Nazi-Aufarbeitung, Ost oder West ?

Beitragvon augenzeuge » 2. Dezember 2016, 19:54

Vielleicht ist Nazi missverständlich. Ich orientiere mich am Begriff „Nationalsozialistischer Führungsoffizier“. Also, wer in der NSDAP war und in Führungsverantwortung beim Militär, war ein Nazi.

AZ
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Re: Wer hatte die bessere Nazi-Aufarbeitung, Ost oder West ?

Beitragvon Volker Zottmann » 2. Dezember 2016, 20:08

augenzeuge hat geschrieben:Vielleicht ist Nazi missverständlich. Ich orientiere mich am Begriff „Nationalsozialistischer Führungsoffizier“. Also, wer in der NSDAP war und in Führungsverantwortung beim Militär, war ein Nazi.

AZ



Dann habe ich im 4-Familienhaus mit 2 Nazis zusammengewohnt. [shocked]
Wir wohnten in den "Fliegerhäusern, 1936 in Quedlinburg neu gebaut für die Offiziere des Flugfeldes Römergraben (Quarmbeck bei Quedlinburg)
Der eine war Fluglehrer und der andere irgendwas im Stab. Dazu kamen dann meine Eltern und Freunde als neue Nachbarn. Wir waren eine fantastische Hausgemeinschaft. Oft Gartenzusammenkünfte und Feiern. Der Dortmunder Fluglehrer durfte die DDR erst in der Urne verlassen. Seine nichtarbeitende Frau wurde verrentet und bekam sofort die Papiere, wohl um dem Staat Rentenzahlungen zu ersparen.

Gruß Volker
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Re: Wer hatte die bessere Nazi-Aufarbeitung, Ost oder West ?

Beitragvon pentium » 2. Dezember 2016, 20:11

augenzeuge hat geschrieben:Vielleicht ist Nazi missverständlich. Ich orientiere mich am Begriff „Nationalsozialistischer Führungsoffizier“. Also, wer in der NSDAP war und in Führungsverantwortung beim Militär, war ein Nazi.

AZ


Klären wir mal Fachbegriffe:
Die Bezeichnung Nationalsozialistischer Führungsoffizier (NSFO) charakterisiert einen Tätigkeitsbereich der Offiziere der deutschen Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg. Die Wehrmachtführung sah es als wichtig an, dass sowohl die militärfachliche Führung als auch die politisch-weltanschauliche Erziehungsaufgabe im nationalsozialistischen Sinn in der Hand desselben Truppenführers liegen sollte. Hierin unterschied sich der NSFO vom Politoffizier bzw. Kommissars der Roten Armee, der keine regulären militärischen Führungsaufgaben wahrnahm, sondern nur politische.

https://de.wikipedia.org/wiki/Nationals ... gsoffizier

Im Boot sieht man so einen NSFO. Nicht jeder Offizier war ein NSFO

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Re: Wer hatte die bessere Nazi-Aufarbeitung, Ost oder West ?

Beitragvon augenzeuge » 2. Dezember 2016, 22:38

Dann habe ich im 4-Familienhaus mit 2 Nazis zusammengewohnt.


Da wirst du nicht der Einzige gewesen sein.

AZ
"Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist."
„Wer A sagt, der muss nicht B sagen. Er kann auch erkennen, dass A falsch war“.
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Re: Wer hatte die bessere Nazi-Aufarbeitung, Ost oder West ?

Beitragvon Volker Zottmann » 2. Dezember 2016, 23:14

augenzeuge hat geschrieben:
Dann habe ich im 4-Familienhaus mit 2 Nazis zusammengewohnt.


Da wirst du nicht der Einzige gewesen sein.

AZ



Haha,
ich denke, die beiden waren soviel Nazi, wie ein Beethoven ein echter Kommunist war. [laugh]
(Wenn echter Kommunist, dann wäre letzterer niemals Makler geworden!)
Ein "Nazi" war später ein Fachdirektor in der Pharmazieherstellung in QLB und der andere "versorgte" in der DDR selbständige Fuhrunternehmer mit nicht vorhandenen Reifen, genau so, wie meine Frau eine Zeit lang in Harzgerode nicht vorhandenen Wohnraum zu verteilen hatte.
Toller Posten. Der ist früher leidenschaftlich gern geflogen. Das ist seine einzige Wahrheit.

Gruß Volker
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Re: Wer hatte die bessere Nazi-Aufarbeitung, Ost oder West ?

Beitragvon Merkur » 3. Dezember 2016, 08:51

augenzeuge hat geschrieben:Ich orientiere mich am Begriff „Nationalsozialistischer Führungsoffizier“. Also, wer in der NSDAP war und in Führungsverantwortung beim Militär, war ein Nazi.
AZ


Da habe ich mal zwei Fragen an Dich:
1. Durften Soldaten der Wehrmacht parteipolitisch aktiv bzw. Mitglied einer Partei sein?
2. Setzte die Tätigkeit eines NSFO die Mitgliedschaft in der NSDAP voraus oder anders gefragt, gab es NSFO, die nicht in der NSDAP waren?
Selbstverständlich muss jeder seine individuelle Sicht bzw. Meinung haben und schreiben. Quelle: Augenzeuge.
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Re: Wer hatte die bessere Nazi-Aufarbeitung, Ost oder West ?

Beitragvon Nostalgiker » 3. Dezember 2016, 10:13

Volker Zottmann hat geschrieben:
ich denke, die beiden waren soviel Nazi, wie ein Beethoven ein echter Kommunist war. [laugh]
(Wenn echter Kommunist, dann wäre letzterer niemals Makler geworden!)

Gruß Volker


Mich beschleicht das Gefühl das der Schreiber dieser Worte weder weiß was ein Nazi ist und schon überhaupt nicht was ein Kommunist ist.
Die in Klammern gesetzte "Äußerung" strotzt nur so von Gehässigkeit und Neid ......
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
Aber damit sind diese Hoffnungen nicht erledigt. Stefan Hermlin

Freiheit ist nur ein anderes Wort dafür, dass man nichts zu verlieren hat. Janis Joplin

Psychologen haben herausgefunden, dass Menschen, die immer bei anderen auf die Rechtschreibfehler hinweisen, eine Persönlichkeitsstörung haben und unzufrieden mit ihrem Leben sind. Netzfund
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Re: Wer hatte die bessere Nazi-Aufarbeitung, Ost oder West ?

Beitragvon Volker Zottmann » 3. Dezember 2016, 10:32

Wieso Gehässigkeit? Wieso Neid?

Die Gedanken sind frei! Merk Dir das einfach mal Nostalgiker.
Was ist gehässig, wenn ich Vergleiche anstelle? Makeln und Kommunismus sind unvereinbar. Hast Du es noch nicht begriffen? Das war auch nur ein Beispiel und kein Angriff auf @Beethoven. Dass er mal an Alles glaubte ist doch in Ordnung, bleibt mir aber unverständlich. Das hat doch aber mit Kommunismus nichts zu tun.

Nun bleibt noch der Neid: Ich bin glücklicher Rentner!

Ich wollte niemals Nazi sein und Kommunist ebensowenig. Und wenn ich hätte ein Makler werden wollen, so war das doch möglich. Auf was soll ich neidisch sein?

Merskst Du eigentlich, was Du selbst für gehässigen Blödsinn schreibst? Warum willst Du Dich jeden Tag mit den meisten Usern anlegen?


Volker
Zuletzt geändert von Volker Zottmann am 3. Dezember 2016, 11:07, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Wer hatte die bessere Nazi-Aufarbeitung, Ost oder West ?

Beitragvon augenzeuge » 3. Dezember 2016, 10:51

Merkur hat geschrieben:
augenzeuge hat geschrieben:Ich orientiere mich am Begriff „Nationalsozialistischer Führungsoffizier“. Also, wer in der NSDAP war und in Führungsverantwortung beim Militär, war ein Nazi.
AZ


Da habe ich mal zwei Fragen an Dich:
1. Durften Soldaten der Wehrmacht parteipolitisch aktiv bzw. Mitglied einer Partei sein?
2. Setzte die Tätigkeit eines NSFO die Mitgliedschaft in der NSDAP voraus oder anders gefragt, gab es NSFO, die nicht in der NSDAP waren?


Kannst du die nicht selbst beantworten? [flash] Deine erste Frage ist zudem falsch gestellt. Nicht "durften" , sondern "Konnten" wäre korrekt.

Da du mich aufs Glatteis führen möchtest, beantworte ich Frage 1. Natürlich gab es nicht wenige Soldaten, welche in der NSDAP waren. Aber die politische Betätigung ruhte im Wehrdienst.
Anders war dies bei Elitesoldaten. Die zählten sogar zur "Kampfgruppe" der NSDAP. Schon seltsam, diese Begriffswiederholungen....

Mir ist absolut klar, dass man den Begriff Nazi unterschiedlich bewerten kann. Und dies scheint auch bei den gleichen Köpfen zeitabhängig zu sein.

Ursprünglich ist ein Nazi doch ein Nationalsozialist, oder nicht?

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Re: Wer hatte die bessere Nazi-Aufarbeitung, Ost oder West ?

Beitragvon Interessierter » 6. Dezember 2016, 09:54

Wie die Stasi mit einem Holocaust-Leugner zusammenarbeitete

Das idyllisch im Wald gelegene Einfamilienhaus in Klein Köris, eine halbe Autostunde südlich von Berlin gelegen, hat einige illustre Gäste gesehen, als es noch der Stasi gehörte. Mal ließen sich in dem konspirativen „Objekt 80“ der für Terrorabwehr zuständigen Hauptabteilung XXII RAF-Terroristen oder arabische Freiheitskämpfer von MfS-Offizieren ausfragen, ein anderes Mal fuhren westdeutsche Neonazis in Stasi-Limousinen mit verdunkelten Fenstern vor.

Der Gast aber, der Mitte August 1984 in dem einsam stehenden Haus von der Stasi bewacht wurde, war von einem ganz anderen Kaliber. Ein alter, schon etwas klappriger Mann, schlohweißes Haar, wache Augen und langer Rauschebart. Ein Mann, dessen Waffen Hass und Hetze waren: Josef Ginsburg, einer der – obgleich selbst Jude – übelsten Antizionisten der Nachkriegszeit, Zeugenbeistand für Kriegsverbrecher und Holocaust-Leugner.

Seine unter dem Pseudonym J. G. Burg verfassten Schriften, in denen er den Massenmord in den deutschen Konzentrationslagern bestreitet, Israel als Hort alles Bösen brandmarkt und vor einer angeblichen zionistischen Weltverschwörung warnt, sind in der Bundesrepublik seit Jahrzehnten verboten. Bis heute aber kursieren sie in der Nazi-Szene, gehören zum Kanon von Judenhassern und rechten Verschwörungstheoretikern.

Vom KGB zum DDR-Staatssicherheitsdienst

Was hatte dieser Mann in einem Stasi-Versteck mitten im Wald verloren? Eine jetzt im MfS-Archiv aufgetauchte Akte enthüllt ein bis heute unbekanntes Geheimnis des 1990 verstorbenen Ginsburg. Demnach hatte sich der jüdische Publizist 1982 – da war er 74 Jahre alt – erst dem KGB angedient und zwei Jahre später auch mit dem DDR-Staatssicherheitsdienst eingelassen.

Der vollständige, längere Beitrag hier:
http://www.berliner-zeitung.de/politik/ ... e-25210448

Ginsburgs Verschwörungstheorien bis hin zu einem vom Mossad geplanten Attentat auf Honecker klingen schon sehr absurd.
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