25 Jahre nach RAF-Anschlag: Neue Spur im Fall Herrhausen

25 Jahre nach RAF-Anschlag: Neue Spur im Fall Herrhausen

Beitragvon Sirius » 29. November 2014, 19:34

25 Jahre nach RAF-Anschlag: Neue Spur im Fall Herrhausen

Vor 25 Jahren tötete die RAF den damaligen Deutsche-Bank-Chef Alfred Herrhausen. Ein aufwendig recherchierter ARD-Film fördert nun eine neue Spur zutage: Offenbar baute die RAF die Bombe nicht selbst - sondern bekam Hilfe aus dem Libanon.

Am 30. November 1989 wird Alfred Herrhausen von seinem Chauffeur in einer gepanzerten Mercedes-Limousine in Bad Homburg den Seedamweg entlang gefahren. Vor ihm ein weiteres Fahrzeug mit Bodyguards. Als Vorstandssprecher der Deutschen Bank gilt Herrhausen als hochgradig gefährdet.

Der Manager ist erst wenige hundert Meter von Zuhause weg, als die Fahrzeuge eine Engstelle an der Taunus-Therme im Kurpark von Bad Homburg passieren müssen. Hier wartet eine unfassbar präzise Sprengfalle. Auf einem Kinderfahrrad montiert, durch eine Lichtschranke gezündet.

"Wer da sitzt, der hat null Chance", sagt der Experte

Für seinen Film „Die Spur der Bombe“ (Montag, 23.30 Uhr, in der ARD) hat der renommierte Dokumentarfilmer Egmont R. Koch den Sprengsatz mithilfe des Fraunhofer Instituts EMI in Freiburg nachgestellt. Die Wissenschaftler dort sind weltweit anerkannte Fachleute für so genannte Kurzzeitdynamik - also zum Beispiel für Explosionsabläufe.

Aus Sicherheitsgründen wird beim dem Test alles halbiert: nur die halbe Menge Sprengstoff, halb so dicke Panzerplatten, ein halb so großes Geschoss. Trotzdem ist die Zerstörung im Freiburger Sprengbunker des EMI enorm. Forschungsleiter Klaus Weimann bringt es auf den Punkt "Wer da sitzt, der hat null Chance!"

Laut Weimann starb Herrhausen streng genommen nicht an dem High-Tech-Geschoss, einer Kupferschale, die durch die Explosion zu einem trichterförmigen Geschoss wurde. "Herrhausen ist wohl nicht von dem Projektil selbst getroffen worden, sondern von Teilen, die aus der Tür herausgeschlagen wurden. Und diese Splitter sind tödlich. Kann man sich gegen so etwas schützen? Ich würde ganz klar sagen: Nein! Sie können keinen Pkw so schützen, dass die Insassen, die direkt hinter diesem Ziel sitzen, nicht verletzt werden."

"Wir hatten so etwas noch nie gesehen", sagt der CIA-Mann

Es handelte sich um einen Bombentyp, der damals praktisch unbekannt war. Das erzählt Bob Baer, in den 1980er Jahren ein führender CIA-Agent im Nahen Osten. Er kannte diese Art von Bombe erst wenige Wochen vor dem Attentat - und machte sich damals große Sorgen:

"Zur Zeit des Anschlags auf Herrhausen untersuchte die CIA gerade diese Waffentechnik. Wir kannten damals niemanden, der in der Lage gewesen wäre, das zu beherrschen. Wir experimentierten ja selbst noch damit herum.
Das Herrhausen-Attentat beunruhigte vor allem unseren Secret Service. Warum sollte eine solche Waffe nicht auch gegen den amerikanischen Präsidenten eingesetzt werden? Also, Herrhausen war ein beispielloser Anschlag. Wir hatten so etwas noch nie gesehen."

Wussten die RAF-Leute, was für eine Bombe sie verwendeten?

Die Bombe kam offenkundig aus dem Nahen Osten, findet Egmont R. Koch in seinem Film heraus. Nur acht Tage vor dem Attentat stirbt in Beirut der libanesische Präsident Réne Moawad durch einen identischen Sprengsatz. Dann, an besagtem 30. November, wird 3000 Kilometer entfernt Alfred Herrhausen getötet. Das Bundeskriminalamt findet ein Bekennerschreiben der RAF, das - aus heutiger Sicht - indirekt belegt, dass sie selbst die Bombe nicht gebaut hat. Denn: Es ist von einer "Hohlladungsmine" die Rede.

Solche Bekennerschreiben sind von der RAF immer als kollektive Stellungnahmen geschrieben worden. Also hätte doch eigentlich auch ein "Techniker" der Gruppe den Fehler bemerken müssen. Stattdessen werden falsche Ausdrücke verwendet. Der Direktor des Frauenhofer Instituts EMI, Klaus Thoma, findet das verräterisch: "Das deutet meiner Ansicht nach darauf hin, dass jemand einfach nur Worte aufgeschnappt hat, irgendwas übernommen hat und Worte zusammengemixt hat, die fachlich nicht zusammengehören."

Solche Bomben werden noch heute eingesetzt - von Al-Kaida

Das Attentat auf Herrhausen war das Ergebnis einer internationalen Terrorkooperation, deren Verzweigungen bis nach Skandinavien führen - zu diesem Ergebnis kommt Kochs Film. Unterschiedliche linke Terrorgruppen bis hin nach Dänemark tauschten sich untereinander aus, bezogen Waffen aus dem Libanon - und eben technische Hilfe. An verschiedenen Attentaten in den 1980er-Jahren kann man das nachweisen.

Auf Deutschland bezogen stand diese internationale Terrorallianz 1989 allerdings schon kurz vor dem Ende. Herrhausen war das vorletzte Opfer, bevor die Linksterroristen das Scheitern ihres Kampfes und ihre Auflösung erklärten. Der Ideologie des "antiimperialistischen Kampfs" war mit der Wende und dem Fall des Eisernen Vorhangs endgültig ad absurdum geführt worden.

Auf eine gewisse Weise macht das den Tod von Alfred Herrhausen doppelt tragisch: Er starb 21 Tage nach dem Mauerfall. Viel spricht dafür, dass die Terroristen trotz Mauerfall und der sich überschlagenden Weltgeschichte stur an einem Plan festhielten, der nicht nur menschenverachtend war, sondern aus einer vergangenen Zeit kam. Die perfide Technik der Sprengsätze ist aber bis heute in der Hand von Terroristen. Al Kaida hat mehrere Dutzend solcher Anschläge auf US-Soldaten mit Videos dokumentiert. Die Sprengsätze wurden in den 2000er-Jahren in einer Art Massenproduktion hergestellt - und werden bis heute vor allem im Irak eingesetzt.

http://www.tagesschau.de/inland/herrhausen-101.html


Das Erstaunliche ist die Aussage, dass selbst die CIA diese Bombentechnik noch nicht gekannt hätte. Gab es Hohlladungssprengkörper nicht schon seit dem zweiten Weltkrieg? Was war denn an diesem Bombentyp neu? Kennt sich damit jemand aus? Ach ja, durch diese Sätze wird jetzt die NSA aufmerksam. [wink]

Die sich bis heute haltende Verschwörungstheorie, dass Herrhausen getötet wurde, weil er sich verbal für eine Entschuldung der dritten Welt einsetzte, halte ich nicht für sehr überzeugend. Wäre er der Finanzwelt ein Dorn im Auge gewesen, hätten ihn die Eigner der Deutschen Bank bei der nächsten Hauptversammlung als Vorstandssprecher einfach abgesetzt. Also warum jemanden töten, den man auch ganz einfach legal absetzen kann? Seine Macht wird auch völlig überschätzt. Die Deutsche Bank ist eine von vielen Banken und kann da alleine überhaupt nichts bewirken, was die Entschuldung der Dritten Welt betrifft. Ich denke nicht, dass es ein "Inside Job" war, also aus der Finanzbranche, sondern von terroristischen Gruppen von außen. Da das Attentat zeitlich nahe am Fall der Berliner Mauer lag, 21 Tage danach, entstand die Theorie, dass es die Stasi gewesen sein könnte, sozusagen ein letzter "Abschiedsgruß" der Stasi, eine Racheaktion nach dem Anfang vom Ende des Sozialismus. Aber auch dafür gibt es bis heute keinen Beleg oder Indizien.
Zuletzt geändert von Sirius am 29. November 2014, 19:52, insgesamt 3-mal geändert.
Benutzeravatar
Sirius
 
Beiträge: 3915
Registriert: 21. September 2011, 10:01

Re: 25 Jahre nach RAF-Anschlag: Neue Spur im Fall Herrhausen

Beitragvon augenzeuge » 29. November 2014, 19:38

Sirius hat geschrieben: 21 Tage danach, entstand die Theorie, dass es die Stasi gewesen sein könnte, sozusagen ein letzter "Abschiedsgruß" der Stasi, eine Racheaktion nach dem Anfang vom Ende des Sozialismus. Aber auch dafür gibt es bis heute keinen Beleg oder Indizien.


Nur dieses Indiz....vielleicht: [denken]
Das erstaunliche ist die Aussage, dass selbst die CIA diese Bombentechnik noch nicht gekannt hätte.


AZ
"Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist."
„Wer A sagt, der muss nicht B sagen. Er kann auch erkennen, dass A falsch war“.
„Jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung, aber nicht auf eigene Fakten“.
Benutzeravatar
augenzeuge
Flucht und Ausreise
Flucht und Ausreise
 
Beiträge: 84719
Bilder: 6
Registriert: 22. April 2010, 07:29
Wohnort: Nordrhein-Westfalen

Re: 25 Jahre nach RAF-Anschlag: Neue Spur im Fall Herrhausen

Beitragvon Sirius » 29. November 2014, 19:51

augenzeuge hat geschrieben:
Sirius hat geschrieben: 21 Tage danach, entstand die Theorie, dass es die Stasi gewesen sein könnte, sozusagen ein letzter "Abschiedsgruß" der Stasi, eine Racheaktion nach dem Anfang vom Ende des Sozialismus. Aber auch dafür gibt es bis heute keinen Beleg oder Indizien.


Nur dieses Indiz....vielleicht: [denken]
Das erstaunliche ist die Aussage, dass selbst die CIA diese Bombentechnik noch nicht gekannt hätte.


AZ


Der verwendete Sprengkörper ist zumindest ein Indiz, dass "Profis", technisch sehr visierte Experten involviert gewesen sein könnten, also z.B. von staatlichen Stellen, aus militärischen Forschungs- und Entwicklungsabteilungen. Die Technik mit der Lichtschranke beherrschte die RAF dagegen schon drei Jahre zuvor beim Attentat auf den Siemens-Manager Beckurts. Dabei verwendete sie aber eine eher primitive Bombe aus Gasflaschen, gefüllt mit einer Unkrautex-Zucker-Mischung, eine Mischung die in den achtziger Jahren auch viele Tausend Jugendliche kannten - wie man im Internet schon lesen konnte.
Benutzeravatar
Sirius
 
Beiträge: 3915
Registriert: 21. September 2011, 10:01

Re: 25 Jahre nach RAF-Anschlag: Neue Spur im Fall Herrhausen

Beitragvon Edelknabe » 29. November 2014, 21:44

Nehmt doch mal in das Thema diese anderen Drei..."den kollektiven Selbstmord" der RAF-Jünger mit auf. Ohne Mist, also ich nehme mir doch nicht das Leben...nur weil der Staat meinte mich in Stammheim disziplinieren zu wollen und hatte da nicht Einer, Eine überlebt?

Und war nicht genau der Wärter an dem Abend in irgend einen anderen Bereich gerufen worden...völlig entgegen jeder Regel? Habe ich zumindest mal gelesen?

Rainer-Maria
Benutzeravatar
Edelknabe
Grenztruppen
Grenztruppen
 
Beiträge: 16722
Bilder: 57
Registriert: 2. Mai 2010, 09:07

Re: 25 Jahre nach RAF-Anschlag: Neue Spur im Fall Herrhausen

Beitragvon karnak » 30. November 2014, 08:15

Sirius hat geschrieben: Dabei verwendete sie aber eine eher primitive Bombe aus Gasflaschen, gefüllt mit einer Unkrautex-Zucker-Mischung, eine Mischung die in den achtziger Jahren auch viele Tausend Jugendliche kannten - wie man im Internet schon lesen konnte.

[flash] Ich z.B und das schon lange vor den 80 igern. Allerdings habe ich es nur verwendet um Knaller zu basteln und bengalisches Feuer. Man sparte sich das Anstellen zu Silvester um etwas von den knappen Feuerwerkskörpern abzubekommen. Ich habe also keine Bomben gebaut, nicht das ich noch das SEK ins Haus bekomme. [flash]
Um das zu erfahren brauchte man nur im Chemieunterricht etwas aufzupassen. Ich hatte mir noch ein Buch schenken lassen"Chemie selbst erlebt" da bekam man dann noch Zusatzinformationen. Unkrautex, ein Salz, Kaliumchlorat, im Gegensatz zum Chlorid mit einem zusätzlichen Sauerstoffatom versehen und das ziemlich instabil, also das Verbrennungsprinzip von Schwarzpulver, als Sprengstoff mit verheerender Wirkung wenig geeignet. Das Problem in der DDR, aus meiner damaligen Sicht, dieses Totalherbizid bekam man als Jugendlicher in der DDR nicht zu kaufen, die Verkäufer wussten was man plante und jagden einem aus dem Laden, habe einige male diese Erfahrung gemacht. [flash] Bin dann auf Kaliumpermanganat ausgewichen, man verwendete es eigentlich zu Gurgeln bei dicken Mandeln. Wie gesagt, mit etwas Mühe konnte man das alles auch in der DDR in Erfahrung bringen, auch ohne bei der Stasi zu sein oder als Terrorist agieren zu wollen. Die Sprengkraft ist übrigens gering, es geht da eher um den Knall. Im Westen oder als professionell arbeitender Geheimdienst wird man wohl andere Möglichkeiten gehabt haben um sich effizientere Mittel zu besorgen die für einen Terroranschlag wirklich geeignet sind. Ich glaube kaum das sich die"richtige" RAF, oder eine wie immer geartete"Rest-Stasi" mit solchen "Kinderspielzeug" abgegeben hat um terroristische Anschläge zu verüben.
Laie, Experte,Dilettant
(alle Fachrichtungen)
Benutzeravatar
karnak
 
Beiträge: 25009
Bilder: 0
Registriert: 5. Februar 2012, 13:18

Re: 25 Jahre nach RAF-Anschlag: Neue Spur im Fall Herrhausen

Beitragvon SkinnyTrucky » 30. November 2014, 10:05

Also wir auf dem Dorf waren alles kleine Bombenbauer....UnkrautEx + Zucker ging gut....schön war die Flamme, mit der das Gemisch brannte....sie war violett....

....wir sprengten alte Bäume auseinander und altes Mauerwerk aber keiner von uns hatte eine Karriere als Terrorist im Sinn....verwendet wurde vieles als Bombenkörper, vom Luftpumpenrohr bis hin zu fachgerecht verschweiste Rohre, die man dann mit einer Schraube dicht gemacht hatte....diese rumsten am besten....

....nachher wurden die Bombenreste gesucht und als Trofähen gesammelt....herrlich skuril verformte Eisenteile waren das....


groetjes

Mara
Wenn es heute noch Menschen gibt, die die DDR verklären wollen, kann das nur damit zusammenhängen, dass träumen schöner ist als denken.... (Burkhart Veigel) Bild
Benutzeravatar
SkinnyTrucky
Flucht und Ausreise
Flucht und Ausreise
 
Beiträge: 9270
Bilder: 73
Registriert: 25. April 2010, 20:07
Wohnort: at the dutch mountains

Re: 25 Jahre nach RAF-Anschlag: Neue Spur im Fall Herrhausen

Beitragvon Edelknabe » 30. November 2014, 10:08

Der Rainer kann natürlich auch völlig falsch liegen aber meint so bei sich, das war keine RAF, weder bei Herrhausen noch beim Rohweder.Und Stammheim war auch kein kollektiver Selbstmord, so vermute ich weiter. Aber natürlich bietet das Thema Stoff für Spekulationen ohne Ende.

Rainer-Maria
Benutzeravatar
Edelknabe
Grenztruppen
Grenztruppen
 
Beiträge: 16722
Bilder: 57
Registriert: 2. Mai 2010, 09:07

Re: 25 Jahre nach RAF-Anschlag: Neue Spur im Fall Herrhausen

Beitragvon Sirius » 30. November 2014, 12:42

augenzeuge hat geschrieben:
Sirius hat geschrieben: 21 Tage danach, entstand die Theorie, dass es die Stasi gewesen sein könnte, sozusagen ein letzter "Abschiedsgruß" der Stasi, eine Racheaktion nach dem Anfang vom Ende des Sozialismus. Aber auch dafür gibt es bis heute keinen Beleg oder Indizien.


Nur dieses Indiz....vielleicht: [denken]
Das erstaunliche ist die Aussage, dass selbst die CIA diese Bombentechnik noch nicht gekannt hätte.


AZ


Der Spiegel schrieb 2007 über die These einer möglichen Stasi-Verstrickung:

RAF-Anschlag: Ermittler prüfen Stasi-Verwicklung in Herrhausen-Mord

Muss ein Schlüsselkapitel deutscher Geschichte neu geschrieben werden? 18 Jahre nach dem Mord an Alfred Herrhausen gibt es möglicherweise neue Spuren. Laut "Wall Street Journal" halten die Ermittler eine Verstrickung der Stasi in den Anschlag für möglich.

Unter Verdacht steht eine Spezialeinheit der Stasi, berichtet die US-Zeitung. Die Gruppe habe sich in den achtziger Jahren darauf spezialisiert, Terror-Anschläge im Westen zu planen, um das System zu destabilisieren. Unter anderem habe die Einheit 1982 erfolgreich einen Anschlag auf ein fahrendes Auto geprobt. Das "Journal" beruft sich auf Dokumente aus den Stasi-Archiven und Interviews mit deutschen Sicherheitsexperten und Polizisten.

Die Ermittlungen im Fall Herrhausen seien in den letzten Monaten intensiviert worden, bestätigte ein Sprecher der Bundesanwaltschaft dem Blatt: "Wir überprüfen alles, inklusive Verbindungen zur Stasi."
...
Terror-Gedankenspiele der Stasi

Bekannt war bisher, dass die DDR mehreren RAF-Terroristen in den achtziger Jahren Unterschlupf gewährt hatte. Laut "Wall Street Journal" könnte das Engagement aber viel weiter gegangen sein. Die Stasi hatte in dem kleinen Ort Wartin nahe der polnischen Grenze eine Sondereinheit stationiert: "Arbeitsgruppe des Ministers/ Sonderfragen" (AGM/S) hieß die Truppe. Dort wurden Spezialagenten für Sabotage- und Terroranschläge auf dem Gebiet der alten Bundesrepublik ausgebildet.

Nach Erkenntnissen der Gauck-Behörde gingen die Szenarien bis hin zur Sprengung von Atomkraftwerken und der Vergiftung von Trinkwasser für Millionen Westdeutsche. Bis heute gibt es keine gesicherten Erkenntnisse, dass diese Gruppe tatsächlich Verbrechen auf westdeutschem Boden verübte. Laut "Wall Street Journal" überprüfen die Ermittlungsbehörden jetzt jedoch, ob nicht eine Verbindung zu den ungeklärten RAF-Morden besteht. Ehemalige Stasi-Verantwortliche betonten gegenüber dem Blatt, die Gruppe habe keine Mordanschläge im Westen verübt: "Es war alles nur Theorie, keine Praxis."
...
Dem Bericht zufolge gehörte zu den Aufgaben der Stasi-Gruppe, "anti-kommunistische Meinungsführer einzuschüchtern". Die empfohlenen Mittel: Liquidierung und Entführung. Das belegen dem Artikel zufolge Dokumente, die in den Stasi-Archiven in Berlin gefunden wurden.

Demzufolge gibt es zwei mögliche Szenarien. Zum Einen könnte die AGM/S RAF-Terroristen direkt ausgebildet, unterstützt und mit Equipment versorgt haben. Wegen der Gefahr aufzufliegen oder die Kontrolle über die Terroristen zu verlieren könnte demnach aber zum Anderen in Frage gekommen sein, die Vorgehensweise der RAF einfach zu kopieren.

Mögliche Hinweise für Kontakte zwischen der AGM/S und der RAF sind dem Bericht zufolge durchaus vorhanden. So habe ein hoher Stasi-Mann aus Wartin 1982 in einem Bericht geschrieben: "Es ist wichtig alle verfügbaren Informationen über die Terroristen-Szene in imperialistischen Ländern zu sammeln, um ihre Ausrüstung, Methoden und Taktiken zu analysieren, damit wir es selbst tun können."

Die Stasi-Terroreinheit wurde 1987 aufgelöst – zwei Jahre vor dem Herrhausen-Anschlag. Eine Verbindung halten deutsche Ermittler laut "Wall Street Journal" dennoch für möglich. Zuvor sei möglicherweise "die Saat für Anschläge in der Zukunft gelegt worden", schreibt die Zeitung.

Traudl Herrhausen, die Witwe des Opfers, fordert dem Bericht zufolge, die Ermittlungen voranzutreiben. Sie habe lange vermutet, dass die Stasi oder der KGB mit dem Mord zu tun gehabt haben könnten - sie habe dies aber bisher nicht gesagt, um sich nicht in die Ermittlungen einzumischen. "Jetzt will ich den Mördern meines Mannes in die Augen sehen", wird sie in der Zeitung zitiert.

http://www.spiegel.de/politik/deutschla ... 06151.html
Benutzeravatar
Sirius
 
Beiträge: 3915
Registriert: 21. September 2011, 10:01

Re: 25 Jahre nach RAF-Anschlag: Neue Spur im Fall Herrhausen

Beitragvon Spartacus » 30. November 2014, 15:10

"Wir hatten so etwas noch nie gesehen", sagt der CIA-Mann


Keine Ahnung hinter welchem Ofen der Typ damals hockte, aber sicher ist mal, das er keine
Ahnung hat / hatte. [flash]

Nun habe ich leider keine Zeit mehr, Biathlon geht gleich los, also später mehr dazu.

LG

Sparta


Ich bin stolz darauf, kein Smartdingsbums zu besitzen.
Nicht Deutschland schafft sich ab, sondern Deutschland schaltet sich ab.
Habeck und Baerbock in die Produktion. Die Grünen sind eine fortschrittsfeindliche Sekte.



Benutzeravatar
Spartacus
 
Beiträge: 25851
Bilder: 0
Registriert: 28. März 2013, 19:01
Wohnort: Bayern

Re: 25 Jahre nach RAF-Anschlag: Neue Spur im Fall Herrhausen

Beitragvon karnak » 30. November 2014, 15:17

Spartacus hat geschrieben: Biathlon geht gleich los, also später mehr dazu.

LG

Sparta

Meine Frau ist auch Fan davon, meine Tochter scheint es geerbt zu haben, furchtbar und ich schaue so gerne Spiegel-Geschichte.
Laie, Experte,Dilettant
(alle Fachrichtungen)
Benutzeravatar
karnak
 
Beiträge: 25009
Bilder: 0
Registriert: 5. Februar 2012, 13:18

Re: 25 Jahre nach RAF-Anschlag: Neue Spur im Fall Herrhausen

Beitragvon Spartacus » 30. November 2014, 17:28

Spiegel Geschichte schaue ich auch gerne, Kristian, aber halt alles zu seiner Zeit.

Liebe Grüße an Frau und Tochter. [hallo]

Meine Favoritin Dascha ist schon wieder regelrecht geschwebt, ich bin begeistert.

Zurück zum Thema.

Jede Panzerfaust ist nichts anderes als ein Hohlladungssprengkörper und funktioniert genau nach
dem Prinzip, wie es bei Herrhausen angewandt wurde. Nur mal so generell.

Zu meiner aktiven Zeit durfte ich 1986 mal an einer Demonstration von unseren Pionieren teilnehmen.
Die Jungs waren wahre Meister im Sprengen und besonders mit Hafthohlladungen vollbrachten sie wahre
Wunder, was die Zielgenauigkeit und die Präzision der Sprengung betraf. Gut in Erinnerung blieb mir solch
eine Sprengung, die ein kreisrundes Loch in eine schwere Kupferplatte sprengte, das es hinterher aussah, als
wäre der Kreis mit einem Schweißbrenner heraus gebrannt worden. Wenn ich mich recht erinnere, fand die
Sprengung aus 30 Metern Entfernung statt, mit so einer Art von Rohr. Mit einer ähnlichen Technik sprengten
sie aus der Entfernung spanische Reiter und Stacheldraht auf den zentimeter genau, einfach weg.

Und das alles 1986.

LG

Sparta


Ich bin stolz darauf, kein Smartdingsbums zu besitzen.
Nicht Deutschland schafft sich ab, sondern Deutschland schaltet sich ab.
Habeck und Baerbock in die Produktion. Die Grünen sind eine fortschrittsfeindliche Sekte.



Benutzeravatar
Spartacus
 
Beiträge: 25851
Bilder: 0
Registriert: 28. März 2013, 19:01
Wohnort: Bayern

Re: 25 Jahre nach RAF-Anschlag: Neue Spur im Fall Herrhausen

Beitragvon augenzeuge » 1. Juli 2015, 17:46

Die Bombe die Herrhausen seinerzeit tötete, kam aus dem Libanon !


Bemerkenswert dass selbst der CIA der Bombentyp der Alfred Herrhausen tötete, bis dato noch weitgehend unbekannt war. Und wahrscheinlich noch bemerkenswerter, dass eine linksgerichtete Stadtguerilla genau wusste, wie man diese Bombe auf hochpräzise Weise gegen die hintere Seitentür des gepanzerten Dienst-Mercedes einsetzen und platzieren musste. Denn die Personenschützer, die Herrhausen an diesem Tag in zwei weiteren Fahrzeugen begleiteten, blieben vollkommen unverletzt. Mehr noch; Infolge der Verletzung verblutete Herrhausen innerhalb von acht bis neun Minuten, während seine Personenschützer in den beiden unbeschädigten Begleitfahrzeugen verharrten. Bemerkenswert auch die Tatsache, dass die Personenschützer, die Herrhausen verbluten ließen, ohne die geringsten Anstalten zu machen, Erste Hilfe zu leisten und das verletzte Bein abzubinden, nicht im Dienste des Bundeskriminalamtes, sondern der Deutschen Bank standen.


Alfred Herrhausen und der Schuldennachlass für die 3.Welt

"Auf jeden Fall verschwand das Thema Schuldenerlass nach Herrhausens Tod umgehend in der Versenkung. Sein Nachfolger Hilmar Kopper tat das Ganze als intellektuelles Experiment ab, welches niemals ernst gemeint gewesen sei."
http://www.neopresse.com/gesellschaft/a ... ie-3-welt/

AZ
"Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist."
„Wer A sagt, der muss nicht B sagen. Er kann auch erkennen, dass A falsch war“.
„Jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung, aber nicht auf eigene Fakten“.
Benutzeravatar
augenzeuge
Flucht und Ausreise
Flucht und Ausreise
 
Beiträge: 84719
Bilder: 6
Registriert: 22. April 2010, 07:29
Wohnort: Nordrhein-Westfalen

Re: 25 Jahre nach RAF-Anschlag: Neue Spur im Fall Herrhausen

Beitragvon Spartacus » 1. Juli 2015, 18:01

Alfred Herrhausen und der Schuldennachlass für die 3.Welt


War ja nicht nur das, Herrhausen hätte bestimmt auch den Euro verhindert, wenn er noch das
sagen gehabt hätte.

Wieso die RAF ausgerechnet ihn ermordet haben soll, bleibt mir ewig ein Rätsel, denn Herrhausen war
ja in ihrem Sinne einer der guten.

Fällt mir eigentlich nur der Titel eines schönes Liedes ein:

Das habt ihr selbst gemacht, alles selbst gemacht!

LG

Sparta


Ich bin stolz darauf, kein Smartdingsbums zu besitzen.
Nicht Deutschland schafft sich ab, sondern Deutschland schaltet sich ab.
Habeck und Baerbock in die Produktion. Die Grünen sind eine fortschrittsfeindliche Sekte.



Benutzeravatar
Spartacus
 
Beiträge: 25851
Bilder: 0
Registriert: 28. März 2013, 19:01
Wohnort: Bayern

Re: 25 Jahre nach RAF-Anschlag: Neue Spur im Fall Herrhausen

Beitragvon Edelknabe » 1. Juli 2015, 18:50

Bin da nicht so auf dem Laufenden aber war der Alfred Herrhausen eigentlich zu der Zeit/Zeitpunkt seines Todes die Nummer Eins in der DBank? Siehe also seine Version, und damit die Umsetzung der Vision.....die wohl komplette Schuldenbefreiung von Afrika?

Rainer-Maria
Benutzeravatar
Edelknabe
Grenztruppen
Grenztruppen
 
Beiträge: 16722
Bilder: 57
Registriert: 2. Mai 2010, 09:07

Re: 25 Jahre nach RAF-Anschlag: Neue Spur im Fall Herrhausen

Beitragvon augenzeuge » 1. Juli 2015, 20:56

Edelknabe hat geschrieben:Bin da nicht so auf dem Laufenden aber war der Alfred Herrhausen eigentlich zu der Zeit/Zeitpunkt seines Todes die Nummer Eins in der DBank? Siehe also seine Version, und damit die Umsetzung der Vision.....die wohl komplette Schuldenbefreiung von Afrika?

Rainer-Maria


Er war Vorstandssprecher der Deutschen Bank. Also der Mann stand schon oben. Lies mal, was hier
https://de.wikipedia.org/wiki/Alfred_He ... sdenkenden
steht.

Und das hier:
https://de.wikipedia.org/wiki/Alfred_Herrhausen
AZ
"Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist."
„Wer A sagt, der muss nicht B sagen. Er kann auch erkennen, dass A falsch war“.
„Jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung, aber nicht auf eigene Fakten“.
Benutzeravatar
augenzeuge
Flucht und Ausreise
Flucht und Ausreise
 
Beiträge: 84719
Bilder: 6
Registriert: 22. April 2010, 07:29
Wohnort: Nordrhein-Westfalen

Re: 25 Jahre nach RAF-Anschlag: Neue Spur im Fall Herrhausen

Beitragvon Edelknabe » 2. Juli 2015, 06:06

Danke Jörg aber ich bekomme das nicht geöffnet. Habe aber etwas zu der Problematik gefunden, und zwar im Buch "Black Box BRD" von Andres Veiel. Siehe darin Seite 195-202. Also wenn ich da so lese, der Mann stand schon (sinngemäß) mit dem Rücken an der Wand. Denn am Ende vom Text steht wörtlich:

"Traudl Herrhausen sieht ihren Mann in einer existentiellen Krise:"Mein Mann hat damals gesagt:"Ich weiß nicht,ob ich das beruflich überlebe."

Rainer-Maria
Benutzeravatar
Edelknabe
Grenztruppen
Grenztruppen
 
Beiträge: 16722
Bilder: 57
Registriert: 2. Mai 2010, 09:07

Re: 25 Jahre nach RAF-Anschlag: Neue Spur im Fall Herrhausen

Beitragvon augenzeuge » 2. Juli 2015, 10:56

Edelknabe hat geschrieben:Danke Jörg aber ich bekomme das nicht geöffnet.


Häh??? [shocked] Ist doch nur ein Link von wiki.

Gib in google " wiki Herrhausen " ein. Das erste Ergebnis ist es.... [flash]

AZ
"Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist."
„Wer A sagt, der muss nicht B sagen. Er kann auch erkennen, dass A falsch war“.
„Jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung, aber nicht auf eigene Fakten“.
Benutzeravatar
augenzeuge
Flucht und Ausreise
Flucht und Ausreise
 
Beiträge: 84719
Bilder: 6
Registriert: 22. April 2010, 07:29
Wohnort: Nordrhein-Westfalen


Zurück zu Spezial - Beiträge zur RAF

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 1 Gast