RAF in der DDR - Wie kam es dazu?
Verfasst: 19. Januar 2018, 12:16
"Die wichtigsten Jahre in meinem Leben"
Vor 25 Jahren verhafteten ostdeutsche Kriminalpolizisten zehn ehemalige RAF-Mitglieder in der DDR. Die Aussteiger hatten jahrelang versteckt im sozialistischen Exil gelebt.
von Michael Sontheimer
Ab Mitte August 1980 reisten die RAF-Aussteiger mit von der Stasi gefälschten Pässen der Bundesrepublik in kleinen Gruppen in die DDR, wurden eingebürgert und sammelten sich schließlich im "Konspirativen Objekt 74" ihrer Stasi-Betreuer, einem Forsthaus unweit von Briesen bei Frankfurt (Oder). Hier mussten sie sich detaillierte Legenden ausdenken. Sie waren nun in Madrid, London oder Amsterdam geboren und aus politischer Überzeugung in die DDR übergesiedelt. Zur Übergabe der Staatsbürgerschaftsurkunden organisierten die MfS-Betreuer eine kleine Feier.
Susanne Albrecht hieß nun "Ingrid Jäger", war in Madrid geboren und wegen ihrer Ablehnung des Kapitalismus in die DDR übergesiedelt. Sie begann ein Fernstudium an der Leipziger Karl-Marx-Universität, um Englischlehrerin zu werden. Silke Maier-Witte schrieb sich in Erfurt für den "Facharbeiter Krankenpflege" ein. Werner Lotze und Christine Dümlein waren "Manfred und Katharina Janssen", sie Sekretärin der Betriebsberufsschule des VEB Synthesewerk Schwarzheide, er "Ofenfahrer" im Dreischichtsystem. Lotze wurde später Schichtleiter - und, als begeisterter Ruderer, Trainer bei der Sportgemeinschaft Dynamo Senftenberg.
Langsam erholten die Aussteiger sich von den Strapazen der Illegalität und lebten das kleine Glück der DDR. Sie waren allerdings der Staatssicherheit ausgeliefert, die sie umfassend überwachte. Als Seckendorff und Helbing heirateten, fungierten zwei Stasi-Offiziere als Trauzeugen. Die MfS-Männer führten alle Aussteiger als Inoffizielle Mitarbeiter (IM) und gaben ihnen Tarnnamen, die alle den Familiennamen "Berger" hatten.
Wie die Stasi die RAF-Aussteiger überwachte
Das Risiko war hoch: Ein Übersiedler glaubte, Silke Maier-Witt in Gestalt einer Kommilitonin namens Angelika Gerlach in Erfurt getroffen zu haben, und berichtete dies der westdeutschen Polizei. Ein Referatsleiter aus dem Bundesjustizministerium fragte daraufhin diskret bei einem ihm bekannten Kollegen aus dem DDR-Justizministerium nach. Er bekam die Antwort: "Die Überprüfung der von Ihnen benannten Person hat bestätigt, dass sie sich nicht in der DDR aufhält." Auf ein förmliches Rechtshilfeersuchen verzichtete die Bundesregierung, um ihre Entspannungspolitik nicht zu gefährden.
Den vollständigen Beitrag findet man hier:
http://www.spiegel.de/einestages/raf-mi ... 34857.html
Vor 25 Jahren verhafteten ostdeutsche Kriminalpolizisten zehn ehemalige RAF-Mitglieder in der DDR. Die Aussteiger hatten jahrelang versteckt im sozialistischen Exil gelebt.
von Michael Sontheimer
Ab Mitte August 1980 reisten die RAF-Aussteiger mit von der Stasi gefälschten Pässen der Bundesrepublik in kleinen Gruppen in die DDR, wurden eingebürgert und sammelten sich schließlich im "Konspirativen Objekt 74" ihrer Stasi-Betreuer, einem Forsthaus unweit von Briesen bei Frankfurt (Oder). Hier mussten sie sich detaillierte Legenden ausdenken. Sie waren nun in Madrid, London oder Amsterdam geboren und aus politischer Überzeugung in die DDR übergesiedelt. Zur Übergabe der Staatsbürgerschaftsurkunden organisierten die MfS-Betreuer eine kleine Feier.
Susanne Albrecht hieß nun "Ingrid Jäger", war in Madrid geboren und wegen ihrer Ablehnung des Kapitalismus in die DDR übergesiedelt. Sie begann ein Fernstudium an der Leipziger Karl-Marx-Universität, um Englischlehrerin zu werden. Silke Maier-Witte schrieb sich in Erfurt für den "Facharbeiter Krankenpflege" ein. Werner Lotze und Christine Dümlein waren "Manfred und Katharina Janssen", sie Sekretärin der Betriebsberufsschule des VEB Synthesewerk Schwarzheide, er "Ofenfahrer" im Dreischichtsystem. Lotze wurde später Schichtleiter - und, als begeisterter Ruderer, Trainer bei der Sportgemeinschaft Dynamo Senftenberg.
Langsam erholten die Aussteiger sich von den Strapazen der Illegalität und lebten das kleine Glück der DDR. Sie waren allerdings der Staatssicherheit ausgeliefert, die sie umfassend überwachte. Als Seckendorff und Helbing heirateten, fungierten zwei Stasi-Offiziere als Trauzeugen. Die MfS-Männer führten alle Aussteiger als Inoffizielle Mitarbeiter (IM) und gaben ihnen Tarnnamen, die alle den Familiennamen "Berger" hatten.
Wie die Stasi die RAF-Aussteiger überwachte
Das Risiko war hoch: Ein Übersiedler glaubte, Silke Maier-Witt in Gestalt einer Kommilitonin namens Angelika Gerlach in Erfurt getroffen zu haben, und berichtete dies der westdeutschen Polizei. Ein Referatsleiter aus dem Bundesjustizministerium fragte daraufhin diskret bei einem ihm bekannten Kollegen aus dem DDR-Justizministerium nach. Er bekam die Antwort: "Die Überprüfung der von Ihnen benannten Person hat bestätigt, dass sie sich nicht in der DDR aufhält." Auf ein förmliches Rechtshilfeersuchen verzichtete die Bundesregierung, um ihre Entspannungspolitik nicht zu gefährden.
Den vollständigen Beitrag findet man hier:
http://www.spiegel.de/einestages/raf-mi ... 34857.html