StudentenräteAnfang Februar 1947 finden in Berlin und an den Universitäten der SBZ freie und geheime Studentenratswahlen statt. Ausnahme: die Universität Rostock, die wegen Kohlemangels geschlossen ist. Die Wahlbeteiligung liegt bei 70 bis 90 Prozent. Zugelassen sind Vertreter der SED, CDU, LDP und parteilose Kandidaten (Bildergalerie). Die SPD ist nach der Zwangsfusion mit der KPD nur in Berlin zugelassen. Hier erringt sie mit 17,9 Prozent fünf von 28 Mandaten und liegt damit als stärkste Partei vor der SED und der CDU, die jeweils nur 10,7 Prozent erhalten.
In Leipzig, Jena und Greifswald wird die SED zwar stärkste Partei, erhält aber nicht die absolute Mehrheit. Lediglich in Halle geht die SED mit 52,4 Prozent als klarer Sieger hervor. So existiert nach den Studentenratswahlen an fast allen Universitäten der Sowjetzone eine nichtkommunistische Mehrheit. Zu Vorsitzenden der Studentenräte werden, außer in Halle, erklärte Gegner der SED gewählt.Auf politisches Engagement stehen 25 Jahre ZwangsarbeitDiese politischen Mehrheiten an den Universitäten kann die machtbewusste SED nicht akzeptieren. Im März 1947 verhaften die sowjetischen Behörden Georg Wrazidlo und Manfred Klein, zwei christdemokratische Studentenvertreter der Berliner Universität, sowie die parteilose Studentin Gerda Rösch, die im Zulassungsbüro arbeitet (Bildergalerie). Der Studentenrat protestiert, kann aber nichts erreichen. Selbst ein ordentliches Gerichtsverfahren bleibt den drei Beschuldigten versagt. Sie werden im Dezember 1947 vom Sowjetischen Militärtribunal Berlin-Lichtenberg zu jeweils 25 Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Der absurde Vorwurf lautet „Bildung einer faschistischen Untergrundorganisation an der Universität Berlin“ und „Spionage“. Rösch, Klein und Wrazidlo kommen erst 1956 wieder frei.
„Freiheit für die Universitäten!“Nach den ersten Studentenratswahlen am 6. Februar 1947 wird Wolfgang Natonek Vorsitzender des studentischen Selbstverwaltungsgremiums. Der SED ist der rhetorisch begabte und unter den Studenten beliebte Natonek ein Dorn im Auge (Bildergalerie). Im Vorfeld der zweiten Studentenratswahlen beginnt die SED-Presse eine Hetzkampagne gegen ihn. Sie kann es dennoch nicht verhindern, dass Natonek auch vom zweiten Studentenrat im Dezember 1947 zum Vorsitzenden gewählt wird. Auf dem Wartburgfest der deutschen Studenten zu Pfingsten 1948 hält er eine viel beachtete Rede. Auch auf Parteitagen der LDP tritt Natonek für die Freiheit der Universitäten ein.
Die Besatzungsmacht und die SED wollen um jeden Preis eine dritte Wiederwahl Natoneks bei den im Dezember 1948 anstehenden Neuwahlen verhindern. Am 11. November 1948 verhaften ihn die sowjetischen Behörden. Ein Militärtribunal verurteilt Wolfgang Natonek zu 25 Jahren Zwangsarbeit. Mit ihm werden mindestens zehn weitere Mitglieder der bürgerlichen Hochschulgruppen festgenommen und teilweise zu hohen Haftstrafen verurteilt. Wie zuvor in Halle geschehen, wird die LDP-Hochschulgruppe in Leipzig verboten. Den 600 Mitgliedern wird das Stipendium, das allen Studierenden entsprechend ihrer sozialen Situation zusteht, willkürlich entzogen.Bei den dritten Studentenratswahlen 1948/49 kann die SED durch vorherige Verhaftungen, Relegationen, Stipendienentzug, Drohungen und andere Repressionen die absolute Mehrheit für sich durchsetzen. Die gleichgeschalteten Studentenräte führen fortan ein Schattendasein und werden 1952 endgültig aufgelöst.
Den vollständigen Beitrag kann man hier lesen:
http://www.jugendopposition.de/index.php?id=2854Was wieder einmal beweist, dass von Beginn an das Volk dieses Regime und seine Besatzer nicht wollte. Nur mit Gewalt und Terrorurteilen von 25 Jahren Zwangsarbeit, konnte man die Existenz dieser unmenschlichen Diktatur aufrecht erhalten. So ganz nebenbei entzog man andersdenkenden Studenten willkürlich das Stipendium und zerstörte dabei wissentlich die Zukunft junger Menschen.
Aber es gibt ja immer noch Menschen, die meinen, so schlimm war es doch gar nicht. Immerhin war Brot so günstig, dass man es an seine Schweine verfüttern konnte....