Keine Sühne eines gewaltsamen Todes?

Keine Sühne eines gewaltsamen Todes?

Beitragvon Interessierter » 8. Juli 2016, 12:42

Diese Frage stellte sich bereits im Jahre 2013
Wolfgang Loukidis, geboren 1950 in Dresden, 1969–1973 Studium der Rechtswissenschaften in Leipzig, 1973 Exmatrikulation aus politischen Gründen, 1980 aus der SED ausgetreten, 1985–1989 im Dienst der Ev.-Luth. Landeskirche Mecklenburgs, 1989/90 Mitglied des Bürgerkomitees zur Auflösung des MfS/AfNS, seit 1989 Rechtsanwalt in Schwerin, nach 1990 vertritt er als Anwalt Renate Ellmenreich im 1. Verfahren gegen die Stasi-Offiziere.

Bis heute sind die Umstände, wie Matthias Domaschk zu Tode gekommen ist, nicht aufgeklärt, und bis heute sind die Täter nicht zur Verantwortung gezogen worden. Zwar muß der Staatsanwaltschaft Erfurt eine umfangreiche und ausführliche Ermittlungsarbeit bescheinigt werden, da aber die Täter schweigen und auch nicht absehbar ist, ob sie je ihr Schweigen brechen werden, sind die letzten Augenblicke im Leben von Matthias Domaschk im Dunkeln geblieben. Einzig die Tatsache bleibt, er ist gewaltsam zu Tode gekommen.

Entgegen den strengen Gepflogenheiten des MfS war Matthias Domaschk angeblich über eine halbe Stunde unbeobachtet geblieben. Die originale Untersuchungsakte des MfS wurde schon damals manipuliert. So ist nicht der 12. April 1981, sondern eindeutig der 11.4.1981, als Todestag anzusehen. Das ursprüngliche Datum wurde in der Akte des MfS ausradiert, geweißt und anschließend handschriftlich auf den 12.4.1981 geändert.

Auch beweisen die angeblich am Nachmittag des 12. 4. 1981 gefertigten Fotos der MfS-Untersuchungsmitarbeiter hinreichend die Manipulation und Verschleierung der Umstände des Todes von Matthias Domaschk. Diese Aufnahmen wurden z. B. nicht, wie im Bericht angegeben, am Nachmittag, sondern in der Nacht gemacht.

Bewußt ist die linke Gesichtshälfte von Matthias Domaschk nicht fotografiert worden, und es sind dennoch deutliche Spuren von Gewalt am linken Auge und an der Lippe zu erkennen. Dies wird auch durch die damaligen Obduktionen bestätigt. Auch die zerrissene Halslederkette weist auf eine Gewalteinwirkung hin, da diese nicht so leicht zerrissen werden konnte.
Die diesbezügliche Aussage von dem MfS-Mitarbeiter Wolfgang Schaller1 wurde von den MfS-Untersuchungsmitarbeitern vordiktiert. Die Frage des Zutritts durch die 2. Tür ist ungeklärt geblieben. Und vieles mehr. Insbesondere die Frage, wer war zuletzt bei Matthias Domaschk?
Erst aufgrund unserer begründeten Einwände gegen die Selbstmordthese ist diese schließlich von der Staatsanwaltschaft Erfurt fallengelassen worden mit dem Hinweis, gegen wen konkret der dringende Tatverdacht zu richten sei. Dies setzt aber voraus, daß die letzten Stunden von Matthias Domaschk hinreichend dokumentiert wären, insbesondere derjenigen MfS-Mitarbeiter, die unmittelbar bis zu seinem Tod noch mit ihm Kontakt hatten.

Einzig und allein Schaller, der angeblich Matthias Domaschk aufgefunden hat, bleibt als unmittelbarer Zeuge übrig. Die MfS-Mitarbeiter Köhler, Seidel, Strakerjahn und andere, die Matthias Domaschk vor und nach seiner Verhaftung »bearbeitet« haben, schweigen. Da also gegen keinen der übrigen Mitarbeiter des MfS ein konkreter Tatverdacht ausgesprochen werden konnte, hat die Staatsanwaltschaft Erfurt schließlich das Verfahren eingestellt.

Es bleibt daher nur die Hoffnung, daß entweder weitere Dokumente bezüglich der Umstände des gewaltsamen Todes von Matthias Domaschk aufgefunden werden oder einer der Täter sein Schweigen bricht, um diesen Tod von Matthias Domaschk doch noch zu sühnen.


http://www.horch-und-guck.info/hug/arch ... -1/sh0112/

Wie wir aus zahlreichen Berichten von Zeitzeugen/Opfern wissen, gab es unter den Vernehmern schon wirklich besonders üble und rücksichtslose Genossen, die permanent Verbrechen gegen die Menschlichkeit begingen und die selbst oft sogar die Gesetze der DDR missachteten. Oftmals sogar auf Anweisung ihres Chefs, dem Doppelmörder Erich Mielke.

Hätte man diese Herren, die jetzt so permanent schweigen, den physischen und psychischen Torturen ausgesetzt, die sie ihren Gefangenen angedeihen ließen, hätten sie längst gestanden und säßen wegen Mordes hinter Gitter.

Ich finde da reichlich Paralellen zum Fall Gartenschläger. Wenn ich mir vorstelle, dass diese Schergen ungeschoren davon gekommen sind, weil sie die Akten vernichtet oder gefälscht haben und kollektiv schweigen, dann schwillt mir auch nach so langer Zeit immer noch der Kamm!!

Diejenigen, die meinen darauf hinweisen zu müssen, dass keine Verurteilung erfolgte, sage ich: " Zu allen Gerichtsurteilen oder Verfahreneinstellungen, gibt es unterschiedliche Meinungen, die jeder Bürger ohne jegliche Repressionen von sich geben kann und ohne dass er solchen Vernehmerschergen gegenübersitzen muss ".

Schlussendlich ist es auch nicht der Sinn eines Forums einer Meinung zu sein bzw. zu werden.
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Re: Keine Sühne eines gewaltsamen Todes?

Beitragvon augenzeuge » 8. Juli 2016, 14:48

Wenn ich lese, dass schon damals die Akte mit dem Todeszeitpunkt manipuliert wurde, Gewalteinwirkung am Kopf sichtbar war, dann muss mir keiner erzählen, dass alles mit rechten Dingen zugegangen ist. Da hat Jahn vermutlich die richtigen Gedanken gehabt. Kein Wunder, dass er weg musste.
AZ
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Re: Keine Sühne eines gewaltsamen Todes?

Beitragvon andr.k » 9. Juli 2016, 22:18

Interessierter hat geschrieben:Diese Frage stellte sich bereits im Jahre 2013
Wolfgang Loukidis, geboren 1950 in Dresden, 1969–1973 Studium der Rechtswissenschaften in Leipzig, 1973 Exmatrikulation aus politischen Gründen, 1980 aus der SED ausgetreten, 1985–1989 im Dienst der Ev.-Luth. Landeskirche Mecklenburgs, 1989/90 Mitglied des Bürgerkomitees zur Auflösung des MfS/AfNS, seit 1989 Rechtsanwalt in Schwerin, nach 1990 vertritt er als Anwalt Renate Ellmenreich im 1. Verfahren gegen die Stasi-Offiziere.

Bis heute sind die Umstände, wie Matthias Domaschk zu Tode gekommen ist, nicht aufgeklärt, und bis heute sind die Täter nicht zur Verantwortung gezogen worden. Zwar muß der Staatsanwaltschaft Erfurt eine umfangreiche und ausführliche Ermittlungsarbeit bescheinigt werden, da aber die Täter schweigen und auch nicht absehbar ist, ob sie je ihr Schweigen brechen werden, sind die letzten Augenblicke im Leben von Matthias Domaschk im Dunkeln geblieben. Einzig die Tatsache bleibt, er ist gewaltsam zu Tode gekommen.

Entgegen den strengen Gepflogenheiten des MfS war Matthias Domaschk angeblich über eine halbe Stunde unbeobachtet geblieben. Die originale Untersuchungsakte des MfS wurde schon damals manipuliert. So ist nicht der 12. April 1981, sondern eindeutig der 11.4.1981, als Todestag anzusehen. Das ursprüngliche Datum wurde in der Akte des MfS ausradiert, geweißt und anschließend handschriftlich auf den 12.4.1981 geändert.

Auch beweisen die angeblich am Nachmittag des 12. 4. 1981 gefertigten Fotos der MfS-Untersuchungsmitarbeiter hinreichend die Manipulation und Verschleierung der Umstände des Todes von Matthias Domaschk. Diese Aufnahmen wurden z. B. nicht, wie im Bericht angegeben, am Nachmittag, sondern in der Nacht gemacht.

Bewußt ist die linke Gesichtshälfte von Matthias Domaschk nicht fotografiert worden, und es sind dennoch deutliche Spuren von Gewalt am linken Auge und an der Lippe zu erkennen. Dies wird auch durch die damaligen Obduktionen bestätigt. Auch die zerrissene Halslederkette weist auf eine Gewalteinwirkung hin, da diese nicht so leicht zerrissen werden konnte.
Die diesbezügliche Aussage von dem MfS-Mitarbeiter Wolfgang Schaller1 wurde von den MfS-Untersuchungsmitarbeitern vordiktiert. Die Frage des Zutritts durch die 2. Tür ist ungeklärt geblieben. Und vieles mehr. Insbesondere die Frage, wer war zuletzt bei Matthias Domaschk?
Erst aufgrund unserer begründeten Einwände gegen die Selbstmordthese ist diese schließlich von der Staatsanwaltschaft Erfurt fallengelassen worden mit dem Hinweis, gegen wen konkret der dringende Tatverdacht zu richten sei. Dies setzt aber voraus, daß die letzten Stunden von Matthias Domaschk hinreichend dokumentiert wären, insbesondere derjenigen MfS-Mitarbeiter, die unmittelbar bis zu seinem Tod noch mit ihm Kontakt hatten.

Einzig und allein Schaller, der angeblich Matthias Domaschk aufgefunden hat, bleibt als unmittelbarer Zeuge übrig. Die MfS-Mitarbeiter Köhler, Seidel, Strakerjahn und andere, die Matthias Domaschk vor und nach seiner Verhaftung »bearbeitet« haben, schweigen. Da also gegen keinen der übrigen Mitarbeiter des MfS ein konkreter Tatverdacht ausgesprochen werden konnte, hat die Staatsanwaltschaft Erfurt schließlich das Verfahren eingestellt.

Es bleibt daher nur die Hoffnung, daß entweder weitere Dokumente bezüglich der Umstände des gewaltsamen Todes von Matthias Domaschk aufgefunden werden oder einer der Täter sein Schweigen bricht, um diesen Tod von Matthias Domaschk doch noch zu sühnen. ...

... dann schwillt mir auch nach so langer Zeit immer noch der Kamm!!


http://www.horch-und-guck.info/hug/arch ... -1/sh0112/



Deine Quelle, "Heft Sonderheft / 2003 / Seite 52", scheint nicht wirklich auf dem Laufenden zu sein.

Die Ermittlungen wegen Verdachts eines Tötungsdeliktes sind 1994 eingestellt worden, das ist soweit richtig. Wegen durch die Festnahme und das Verhör verwirklichter Straftaten beantragte die Staatsanwaltschaft Erfurt im Jahr 2000, gegen sieben der beteiligten MfS-Mitarbeiter, den Erlass von Strafbefehlen. Das Amtsgericht Gera setzte gegen fünf von ihnen Geldstrafen in einer Höhe zwischen 50 und 100 Tagessätzen fest, ein weiterer wurde nach Einspruch zu einer Geldstrafe von 60 Tagessätzen verurteilt.

Aber schön, dass bei dir noch etwas "schwillt" ... Kleiner Tip, die richtigen Bücher lesen ... [grin]
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Re: Keine Sühne eines gewaltsamen Todes?

Beitragvon augenzeuge » 10. Juli 2016, 09:44

Andr.K, bitte erkläre das doch mal, kannst du doch sicher:

Auch beweisen die angeblich am Nachmittag des 12. 4. 1981 gefertigten Fotos der MfS-Untersuchungsmitarbeiter hinreichend die Manipulation und Verschleierung der Umstände des Todes von Matthias Domaschk. Diese Aufnahmen wurden z. B. nicht, wie im Bericht angegeben, am Nachmittag, sondern in der Nacht gemacht.

Bewußt ist die linke Gesichtshälfte von Matthias Domaschk nicht fotografiert worden, und es sind dennoch deutliche Spuren von Gewalt am linken Auge und an der Lippe zu erkennen. Dies wird auch durch die damaligen Obduktionen bestätigt. Auch die zerrissene Halslederkette weist auf eine Gewalteinwirkung hin, da diese nicht so leicht zerrissen werden konnte.


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Re: Keine Sühne eines gewaltsamen Todes?

Beitragvon andr.k » 13. Juli 2016, 21:52

Ärzte: Kein Fremdverschulden

17. April 2016

Die beiden Rechtsmediziner, die das DDR-Opfer Matthias Domaschk obduzierten, schließen weiter ein Fremdverschulden bei dessen Tod aus. Die Ärzte widersprechen damit den in dieser Woche vorgestellten ersten Ergebnissen einer von der Thüringer Landesregierung eingesetzten Arbeitsgruppe. Die beiden Rechtsmediziner äußerten sich erstmals öffentlich. Sie sagten MDR THÜRINGEN, die von ihnen 1981 an der Universität Jena durchgeführte Sektion habe keine Anzeichen von physischer Gewaltanwendung ergeben.

Manfred Disse, damals Oberarzt und erster Obduzent, sagte, die Strangmerkmale am Hals des Toten seien zwar "nicht sauber" gewesen. Das sei jedoch typisch für ein Erhängen mit einem Kleidungsstück anstelle eines Stricks. Auch ein Fehlen von Wirbelbrüchen sei "völlig normal". Disse sagte, er könne zwar ein Fremdeinwirken nicht hundertprozentig ausschließen. Das könne man als Rechtsmediziner aber grundsätzlich bei derartigen Fällen nicht. Die Obduktion von Domaschk sei an der Uni Jena unter medizinischen Aspekten korrekt abgelaufen. Er persönlich stelle sich die Frage, ob die Stasi die Obduktion an der Universität zugelassen hätte, wenn es etwas zu verbergen gegeben hätte.

Keine Hinweise auf Stasi-Kontakte der Mediziner

Der zweite damalige Obduzent, Sascha Rommeiß, sagte dem MDR, er habe "keinen Zweifel", dass Domaschk durch Erhängen zu Tode gekommen sei. Die Diagnose sei medizinisch gefallen und nicht unter irgendwelchen politischen Vorgaben. Weder habe der Leichnam Zeichen eines Kampfes aufgewiesen, noch gebe es Hinweise darauf, dass Domaschk vor dem Tod handlungsunfähig gemacht worden sei. Auch die im Obduktionsbericht beschriebene "streifenförmige Hautrötung“ am rechten Oberarm Domaschks deutete nicht auf eine Tötung durch Dritte hin. Einflussnahme von Seiten der Staatssicherheit weist Rommeiß von sich. "Man hat, ich hab es zumindest nicht registrieren können, in keiner Weise Druck auf uns ausgeübt. Wir haben die Befunde, die wir erheben konnten, dokumentiert", sagte er

Den überlieferten Stasi-Akten nach war Domaschk zunächst von einem MfS-Arzt innerhalb der Untersuchungshaftanstalt Gera für tot erklärt worden. Danach hatte die Stasi eine Obduktion am Gerichtsmedizinischen Institut in Jena angeordnet. An dieser nahmen am Folgetag die beiden Rechtsmediziner und ein DDR-Staatsanwalt teil. In den Akten finden sich ein von den Medizinern unterzeichneter Totenschein mit der Diagnose "Suizid durch Erhängen" sowie der Obduktionsbericht. Darüber hinaus enthalten die Unterlagen Angaben zur toxikologischen Untersuchung des Leichnams. Den Akten nach erbrachte sie keine Nachweise für Gifte oder Arzneimittel im Körper des Verstorbenen.



Quelle: http://www.mdr.de/nachrichten/domaschk- ... f04ff.html
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Re: Keine Sühne eines gewaltsamen Todes?

Beitragvon augenzeuge » 13. Juli 2016, 22:11

Da ist keine Antwort auf die Frage dabei. [denken]

Wieso hat man hier angeblich alles exakt gemacht, und anderswo einigen Fluchtopfern eine falsche Legende gestrickt?

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Re: Keine Sühne eines gewaltsamen Todes?

Beitragvon Interessierter » 2. Oktober 2016, 10:13

2006 schrieb die " taz " dazu diesen längeren und detaillierten Beitrag:

Ein Tod in der DDR

von KAI SCHLIETER

Niedliche Trabis und Spreegurken – die sechzehn Jahre nach dem Mauerfall haben das Bild von der DDR im kollektiven Gedächtnis weichgespült. Rüstige Stasi-Rentner wie Dieter Lehmann stehen wieder stolz zu ihrer Vergangenheit. Am 11. November 2004 schreibt er dem Jenaer Bürgermeister empört, dass er „als ehemaliger Leiter der Bezirksverwaltung Gera“ eine Gedenktafel nicht hinnehmen könne. Es geht um eine Straßenbenennung, zur Erinnerung an Matthias Domaschk, der 1981 im Stasi-Knast unter ungeklärten Umständen ums Leben kam. Seine Geschichte ist eine Parabel von dienstbeflissener Profilierungssucht und von der paranoiden Angst eines Systems vor dem Unbekannten. Es ist eine Geschichte von ungesühnter Schuld und dem schwierigen Umgang mit der Vergangenheit. Sie beginnt mit einem Foto.

Matthias Domaschk hebt mit geschlossenen Augen seine Arme, als könne er über dem Kopfsteinpflaster schweben. Befreit lächelt er in den Himmel über Jena. Diese ostdeutsche Sommerwelt des Jahres 1974 – in diesem Moment mag er glauben, sie böte alle Freiheiten. Die Wünsche eines 17-Jährigen sind noch nicht zurechtgestutzt vom Leben. Matthias Domaschk ist ein Hippie mit Mundharmonika in der Hosentasche. Hinter den langen Haaren erinnert sein Gesicht an David Gilmour von Pink Floyd. „Ein Tramper und Träumer“, „sensibel“, sagen seine Freunde über ihn. Und: „Völlig harmlos war der Matz.“ Kein Rädelsführer, und dennoch verändert er ihr aller Leben, und er verändert diesen Staat.

Vor fast exakt 25 Jahren: Es ist der 12. April 1981. Ein kalter Tag. Matthias Domaschk liegt auf dem Rücken, seine linke Ferse zeigt an die Decke, die Finger der linken Hand sind gekrümmt, sein Mund steht offen, seine Augen sind geschlossen. So steht es im Obduktionsbericht. Matthias Domaschk stirbt an diesem Tag im Stasi-Knast Gera. Das Letzte, was er in seinem kurzen Leben sieht, sind zehn Quadratmeter einer biederen Amtswirklichkeit, begrenzt von Holz- und Gittertüren: blaue Stoffsessel, ein Tisch mit ockerfarbener Häkeldecke, blau-rot gemusterte Auslegeware und eine Schrankwand „Leipzig 4/1“. Domaschk, behaupten sie bis heute, habe sich umgebracht. Er war 23 Jahre alt.

Weiter geht es hier:
http://www.taz.de/!448766/
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Re: Keine Sühne eines gewaltsamen Todes?

Beitragvon Interessierter » 17. Oktober 2016, 09:58

"Dzierzynski hätte euch gleich im Hof erschossen"

Interview von Gerold Hildebrand mit Peter Rösch

Peter »Blase« Rösch, geboren 1953 in Jena, lernte bei Carl Zeiss und der Universität Jena Feinmechaniker. Eigentlich wollte er Medizintechnik studieren, durfte aber kein Abitur machen. Bei einer Verlobungsfeier wurde er 1975 festgenommen und wegen »Verunglimpfung« der prügelnden Polizisten zu einer Geld- und Bewährungsstrafe verurteilt.1 Er engagierte sich unter anderem in der Jungen Gemeinde Stadtmitte und gemeinsam mit Matthias Domaschk im illegalen politischen Lesekreis. Die ersten Aktivitäten der unabhängigen Friedensbewegung, wie die Initiative »Sozialer Friedensdienst«, gestaltete er mit. Nach seiner Bausoldatenzeit war er sehr oft mit Matthias Domaschk zusammen, der auch gerade von der NVA heimgekehrt war. Peter Rösch verließ 1982 die DDR und arbeitet als Restaurator im Deutschen Technikmuseum Berlin. Das Gespräch führte Gerold Hildebrand im Dezember 2000.

Gerold Hildebrand: Du warst ein enger Freund von Matthias Domaschk, kannst Du ein paar gemeinsame Erlebnisse schildern?
Peter Rösch: Mitte der 70er Jahre war ich mit Matz, Matthias Domaschk, im Lesekreis in einer Arbeitsgruppe. Angefangen haben wir damit, die Parteistatuten der SED auseinanderzunehmen. Da wurde deutlich, daß im Prinzip die Macht der Arbeiterklasse immer mehr gemindert worden ist und Entscheidungen nur noch von oben nach unten durchgesetzt wurden. Dann haben wir Lenins »Staat und Revolution« durchgearbeitet. Wir waren zwei oder drei Gruppen. Jede hat immer ein Kapitel vorbereitet, und bei den größeren Treffen hat man sich darüber ausgetauscht und eine ganze Menge gelernt. Daß das gleich »staatsfeindliche Gruppenbildung« war, das war eben das Problem der DDR.

Wie war das mit Eurer Verhaftung 1981?
- Wir wollten um 18 Uhr mit dem Zug nach Berlin fahren, Freitag nach der Arbeit. Im Saalbahnhof wollten wir noch was essen. Da gab’s die wunderschönen Brote mit den gewellten Wursträndern. Die standen ewig in der Dampfheizung und waren unappetitlich wie Sau. Da haben wir lieber darauf verzichtet und sind mit leerem Magen in den Zug rein. Zum Glück war viel Platz, jeder hat sich auf eine Bank gelegt und ein bißchen geschlafen.

In Jüterbog stand der Zug schon extrem lange. Auf einmal kam die Transportpolizei und fragte mich auf den Kopf zu: »Sie sind Herr Rösch?« Ich sagte bloß: »Ja.« Da mußten wir den Ausweis zeigen und aussteigen. Vom Bahnsteig aus sah ich zwei Mädchen, die wir kannten. Ich sagte nur: »Hallo!« Die sind dann gleich wegen des Grußes auch verhaftet worden. Damit konntest du nicht rechnen.

Dann waren wir bei der Transportpolizei. Die Mädchen waren irgendwo verschwunden. Es gab nichts zu essen, nichts zu trinken. Nachts kamen Zivile und haben uns verhört. Am nächsten Morgen mußten wir den Transportpolizisten Geld geben, damit die uns eine Bockwurst kaufen. Im Fernseher lief – ich war noch müde – die Rede auf dem Parteitag. Das nervte ganz schön.
Schließlich kam die Polizei, und es wurde ernst. Die behandelten uns gleich wie Schwerverbrecher und brachten uns in Knebelketten auf das VPKA4 in Jüterbog. Da warteten wir wieder ewig, dann Verhöre in einem extrem barschen Ton. Wir waren uns überhaupt keiner Schuld bewußt. Nachmittags kam ein B 10005, und wir wußten überhaupt nicht, wohin wir fahren. Wir durften nicht mehr miteinander reden und mußten die Hände unter die Oberschenkel legen. Der eine hat gedroht, er sei ein besonders guter Schütze. Das war alles so überzogen. Wir hatten doch keine Bank überfallen, wir wollten zu einer Geburtstagsfeier!

Sie brachten uns nach Gera ins Gefängnis. Im Hof stand schon ein Spalier. Das ging gleich so los: »Im Laufschritt, Marsch, Marsch.« Ich hatte mir ein paar Monate vorher ein Bein gebrochen und konnte noch nicht richtig laufen. Da haben sie mir in den Hintern getreten und gebrüllt: »Schneller!« Jeder kam in eine Einzelzelle im Keller, ohne Fenster, da war nur ein Luftloch in der Decke und Neonlicht und keine Liege, nur Hocker, Toilette und ein kleines Tischchen. Alle drei Minuten guckte einer durch den Schlitz. Ich hab autogenes Training gemacht, innerlich ganz laut Musik gehört und versucht, meine Ruhe wiederzufinden. Als ich zum Verhör geholt wurde, hatte ich mein seelisches Gleichgewicht wiedergefunden.

Beim ersten Verhör, gleich zur Begrüßung, zeigte der Vernehmer6 auf ein Bild an der Wand und fragte: »Na, wer ist das?« Ich: »Ist mir egal, weiß ich nicht.« Da sagte der: »Das ist Feliks Dzierzynski, der Gründer der Tscheka. Der hätte nicht so viel Federlesens mit euch gemacht. Der hätte euch gleich unten im Hof erschossen.« Da dachte ich: Na prima, hier bist du ja gut gelandet. So in der Art gingen dann die Verhöre los. Ein Tonband lief ständig mit, zwischendurch wieder runter in die Zelle, dann wieder hoch, so verging die Nacht.
Ich hatte ja schon eine schlaflose Nacht hinter mir, den Tag vorher gearbeitet. Den Tag davor, Donnerstag, waren wir auf einer Tanzveranstaltung gewesen und hatten danach auch nicht viel geschlafen. Also, ich war schon ganz schön kaputt inzwischen.

Früh sollte ich dann das Protokoll unterschreiben. Der Vernehmer hat Frühstück hingestellt und gesagt: »Sie können essen, wenn Sie unterschreiben.« Ich habe lange nicht unterschrieben – erst als Änderungen im Protokoll vorgenommen wurden. Ich kam wieder in die Gefängniszelle und erhielt endlich was zu essen. Dann wurde ich rausgeholt und bin in ein sogenanntes Staatsanwaltszimmer gekommen. Das sah aus wie so ein ungemütliches DDR-Wohnzimmer. Da haben sie mir gesagt, daß ich entlassen werden soll und noch warten muß. Ich mußte unterschreiben, daß ich ordnungsgemäß behandelt worden bin. Dann hab ich das Fenster aufgemacht und die Luft eingeatmet. Das war schon ein gutes Gefühl, ich hatte natürlich damit gerechnet, daß Matz mit rauskommt.

Endlich kam der B 1000 und ich bin eingestiegen und habe gewartet, daß Matz kommt. Dann hörte ich, wie sie drin riefen: »Schnell ein Arzt, schnell ein Arzt.« Daraufhin – inzwischen weiß ich seinen Namen – ist Köhler noch mal reingegangen, wartete ein bißchen, kam wieder raus, machte meine Tür zu und sagte zu dem Fahrer: »Losfahren.« Da ging das Gefängnistor auf, und ich fuhr nach Jena.

Das vollständige Interview hier:
http://www.horch-und-guck.info/hug/arch ... -1/sh0113/
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Re: Keine Sühne eines gewaltsamen Todes?

Beitragvon dein1945 » 22. Oktober 2016, 14:04

andr.k hat geschrieben:Die Ermittlungen wegen Verdachts eines Tötungsdeliktes sind 1994 eingestellt worden, das ist soweit richtig. Wegen durch die Festnahme und das Verhör verwirklichter Straftaten beantragte die Staatsanwaltschaft Erfurt im Jahr 2000, gegen sieben der beteiligten MfS-Mitarbeiter, den Erlass von Strafbefehlen. Das Amtsgericht Gera setzte gegen fünf von ihnen Geldstrafen in einer Höhe zwischen 50 und 100 Tagessätzen fest, ein weiterer wurde nach Einspruch zu einer Geldstrafe von 60 Tagessätzen verurteilt.


Mal eine kleine Ergänzung zu den Tagessätzen, die ich lächerlich finde !

Der letzte Prozess-27.September 2000

Mit den Verurteilungen zu den eben genannten Geldstrafen wäre die Strafsache M.Domaschk für die MfS-Offiziere und Stasi-Vernehmer eigentlich vom Tisch gewesen. Allerdings legten Horst Köhler und Herbert Würbach Einspruch gegen ihre Strafbefehle ein. Deswegen kam es am 27.09.200, fast 20 Jahre nach dem Tod vo Matthias Domaschk, zu einer öffentlichen Verhandlung im Geraer Amtsgericht.

Peißker und Seidel waren als Zeugen erschienen und gebrauchten die Worte „Ich erinnere mich nicht mehr“ sehr häufig. Keiner der Stasi-Offiziere äußerte Worte der Entschuldigung oder des Bedauerns an Domaschks Tochter Julia.

Richter Hollandmoritz sprach Würbach vom Tatbestand der Beihilfe zur Freiheitsberaubung frei, da dieser zwischenzeitlich nicht im Dienst war. Die Verurteilung des Köhler zu 60 Tagessätzen a 40 D-Mark bestätigte er allerdings. Die Staatsanwältin hatte allerdings für beide die gleiche Strafe gefordert.

Bezeichnend war, dass der Angeklagte Köhler gar nicht zu diesem Prozess gekommen war. Als Grund hatte er einen Urlaub im Ausland angegeben. Sein Verteidiger Osterloh, ebenfalls ein ehemaliger MfS-Major aus der Hauptabteilung IX, war vor Gericht erschienen und versuchte Köhlers Abwesenheit zu rechtfertigen.

Für den zuständigen Richter stand jedoch schnell fest, dass Köhler dem Prozess unentschuldigt fern geblieben war. Damit hätte er den Termin vertagen können. Doch er entschied sich dagegen. Eine Verschiebung des Termins hätte nämlich bedeutet, dass dieser Tatbestand am 3.10.2000 verjährt gewesen wäre. Er verhandelte also ohne Köhlers Anwesenheit, um den Verjährungstermin nicht zu überschreiten.

Es blieb bei der Geldstrafe für:
Horst Henno Köhler, Hauptmann, der Kreisdienststelle Jena Abteilung XX, bei 60 Tagessätzen a 40 DM, also 2.400 DM (Die hat der Herr sicher aus der Portokasse bezahlt)
Auch die anderen Geldstrafen liegen in einem lächerlichen Bereich.

Die Angelegenheit hat mich deshalb besonders interessiert, da ein Cousin und seine Schwester in den Fall verwickelt waren, beide kommen auch aus Jena, im Sept. habe ich mir die Gedenkstätte in Gera angesehen, ich kann nur sagen Grauenhaft wie man mit den Gefangenen umgegangen ist.

Allerdings steht im Hof der Gefangenen-Transporter (B 1000) in hellgrau ohne Beschriftung.

Gruß aus Berlin
Man(n) muß wissen wenn Schluß ist !
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Re: Keine Sühne eines gewaltsamen Todes?

Beitragvon augenzeuge » 22. Oktober 2016, 15:19

Danke für die wichtigen Hinweise, Achim.

AZ
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Re: Keine Sühne eines gewaltsamen Todes?

Beitragvon andr.k » 22. Oktober 2016, 19:34

Der stellvertretende Leiter der Kreisdienststelle Jena des MfS wurde freigesprochen. (lt. Urteil des AG Gera vom 27. September 2000)
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Re: Keine Sühne eines gewaltsamen Todes?

Beitragvon dein1945 » 23. Oktober 2016, 10:56

von andr.k » 22. Oktober 2016, 19:34
Der stellvertretende Leiter der Kreisdienststelle Jena des MfS wurde freigesprochen. (lt. Urteil des AG Gera vom 27. September 2000)

Nun erkläre mir mal was ich anderes geschrieben habe ? Nur einfach dazwischen rufen reicht nicht ! Befasse dich mit dem Thema und unterlasse deine Zwischenrufe !

von dein1945 22.10.2016, 14:04
Richter Hollandmoritz sprach Würbach vom Tatbestand der Beihilfe zur Freiheitsberaubung frei, da dieser zwischenzeitlich nicht im Dienst war. Die Verurteilung des Köhler zu 60 Tagessätzen a 40 D-Mark bestätigte er allerdings. Die Staatsanwältin hatte allerdings für beide die gleiche Strafe gefordert.

Nun meine Ergänzung, im ersten Prozess war Herbert Würbach, Major bei der Kreisdienststelle Jena Abteilung XX zu 60 Tagessätzen a 40 D-Mark ( also 2.400 DM, auch lächerlich ) verurteilt worden, im erneuten Prozess wurde er freigesprochen. Ich kann auch gerne die Tagessätze aller Angeklagten einstellen.

Gruß aus Berlin

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Re: Keine Sühne eines gewaltsamen Todes?

Beitragvon andr.k » 23. Oktober 2016, 19:28

Was, bitte, ist daran falsch, die Dienststellung des freigesprochenen H. Würbach zu benennen? Da der durchaus interessante Beitrag von @dein1945 dies nicht beinhaltete, wird es wohl erlaubt sein, das zu erwähnen, oder? Von den Usern @AkkuGK1 und @Zottmann, Volker sehe ich hier keine klärenden Beiträge im Thread.
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Re: Keine Sühne eines gewaltsamen Todes?

Beitragvon Interessierter » 31. Oktober 2016, 14:35

Vielleicht kann pentium ja bitte - so wie seine Zeit es erlaubt - die vielen überhaupt nicht zum Thema passenden Beiträge verschieben?

Der leider schon verstorbene Pfarrer Schilling hat sich zum Tod von Matze Domaschk damals auch geäußert:

Walter Schilling
Die Verpflichtungserklärung: ein dubioses Dokument


In der Todesakte ist eine handschriftliche, mit Matthias Domaschk unterzeichnete IM-Verpflichtung abgeheftet. Das ist seltsam. Verpflichtungen wurden normalerweise in einem Umschlag in einer mit den vorgeschriebenen Formblättern anzulegenden IM-Akte abgeheftet. Zudem fehlt in der weiteren Akte jeglicher Bezug auf diese Verpflichtung; auch ein Bericht über das Werbegespräch, der zwingend vorgeschrieben war, bei Spontanwerbungen mehr noch als bei geplanten Werbungen, fehlt.

Glaubt man der Darstellung der Vorgänge durch das MfS in der Akte, dann ist nach Beendigung der Vernehmungen, die von der Abteilung IX geführt wurden, Hauptmann Horst Köhler, operativer Mitarbeiter der KD Jena, Arbeitsgruppe XX, in Aktion getreten, um diese Werbung durchzuführen. Inwieweit Major Artur Hermann, Referatsleiter XX/4 der BV Gera, als Vorgesetzter beteiligt gewesen sein könnte, ist nicht ersichtlich.1

Wenn es sich so zugetragen haben sollte, sähe es allerdings so aus, als ob für Matthias Domaschk tatsächlich ein unlösbarer Konflikt entstanden wäre. Denn diese Unterschrift wäre Verrat an den Freunden und den eigenen Idealen. Hätte er nicht jede Glaubwürdigkeit verloren, selbst wenn er sich den Freunden offenbaren würde? Hätte er sich nicht erpreßbar gemacht? Wen die Stasi schließlich einmal in den Fängen hatte, den ließ sie nicht wieder los.

Nimmt man noch die Angst hinzu, die angespannten Nerven nach zermürbenden Verhören, die Übermüdung, die Isoliertheit – auch in einem »Besucherzimmer« (so in der Akte) –, die Unsicherheit, ob man denn nun wirklich freigelassen werde, so könnte diese Situation sehr wohl ein überzeugendes Motiv sein, auszusteigen, Schluß zu machen, sich das Leben zu nehmen. »Könnte«, wenn es sich denn so zugetragen und Matthias Domaschk diese Verpflichtung geschrieben hat. Da aber sind Zweifel geboten. Matthias Domaschk hatte nicht nur eine sehr tiefsitzende Abwehrhaltung gegen die Staatssicherheit, die man durchaus als verfestigtes Feindbild bezeichnen könnte, er hatte auch ein widerborstiges Wesen und neigte dazu, stur bei seinem Standpunkt zu bleiben. So ist es schlechterdings nicht vorstellbar, daß er dem Werbungsdrängen, schon gar nicht aus Überzeugung, nachgegeben hätte.

Allenfalls ist denkbar, daß er die Verpflichtung geschrieben haben könnte, um endlich seine Ruhe zu haben, die Quälgeister los zu werden und freizukommen. Das aber würde heißen, daß er zum Schein unterschrieben hätte, was den Vorsatz intendiert, dies keinesfalls einzuhalten. Damit war der Konflikt lösbar: In unseren Kreisen wurde oft genug darüber gesprochen, wie man sich der Stasi entziehen kann, und es war bekannt, daß es Leute gab, zu denen man gehen konnte, die Wege wußten, wie man sich aus den Fängen der Stasi befreien konnte. Die der Akte beigeheftete Verpflichtungserklärung ist in bezug auf Matthias Domaschk kein sehr überzeugendes Motiv für einen Selbstmord.

Mehr kann man hier lesen:
http://www.horch-und-guck.info/hug/arch ... -1/sh0109/
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Re: Keine Sühne eines gewaltsamen Todes?

Beitragvon Interessierter » 1. November 2016, 19:42

Brief von Michael Stokelbusch - "Ich bin meine Illusion los"

Der Brief, den Michael Stokelbusch im Mai 1981 an Gerold Hildebrand geschickt hat,1 ist eine Reaktion auf die Nachricht von Matthias Domaschks Tod. Michael »Stokel« Stokelbusch (30.6.1954–16.3.1992), ein guter Freund von »Matz«, war zu dieser Zeit Bausoldat. Er arbeitete als Krankenpfleger in Berlin-Buch und hatte seit Mitte der 70er Jahre in der Dimitroffstraße 492 eine offene Wohnung. Fast jedes Wochenende trafen sich hier Tramper aus der ganzen DDR. Später lebte er in Coswig und Dresden, wo er im Kulturbereich arbeitete. 1992 kam er bei einem Autounfall ums Leben.

Ja, Hilli,
12 Stunden ist es jetzt her, seitdem mich Deine Zeilen erreichten. Den ersten Schock überstand ich schon voriges Wochenende, als Hinkel3 mir nur von der Beerdigung schrieb – so rannte ich heute den ganzen Tag verstört durch die Gegend, muß(te) mich zwingen, den anderen gegenüber nicht ungerecht zu werden, sie z.B. anzuschreien, wenn sie mich mit Gewürzgurkengeplauder belästigen – und ich konzipiere den ganzen Tag Briefentwürfe – all das in sich immer wieder schließenden Gedankenkreisen. Ich habe versucht, diese zu durchbrechen – mit Ablenkung geht es nicht.

Ich habe meiner Frau geschrieben – dort nur alles abgeladen – also auch keine Lösung – nun, mir bleibt ja nichts anderes – lade ich bei Dir ab – nicht viel – aber z.B. meine Empfindung, daß ich mit meinen Diskussionen hier – für eine sozialistische Zukunft auf der Grundlage des hier existierenden – Matz einfach verraten habe, denn er ist Opfer dieser Grundlage. »Die Grundlage unseres Staates sind die Sicherheitsorgane«. Das berichtete Pannach, nachdem es ihm gelang, den Sicherheitsorganen zu entkommen, die haben ihm o. g. ja auch mit auf dem Weg gegeben.
Bloß – ich vergaß das mit meinen Illusionen von der Machbarkeit der konstruktiven Zusammenarbeit im Sozialismus, die erst mal Achtung der Menschenwürde voraussetzt – z.B. – Meine bösen Erfahrungen mit dem Verein4 lagen zu lange zurück. Nun sind sie wieder da. Ich bin meine Illusion los.

Doch was hilft’s – Hilli – das mit dem Verrat ist sicherlich zu hoch gegriffen, riecht nach Märtyrertum – soll es nicht – vielleicht ist das Bild der »heilen Welt« besser, die veränderbar ist, man muß sich nur mühen – und Böses gibt es ja nicht, jedenfalls selten hier, und alles liegt an dem Menschen – und er ist für die Gestaltung seiner Gesellschaft verantwortlich – eben nicht – denn er kann engagierte Verantwortung ja nicht wahrnehmen.
Ach, Scheiße, ein einziger Brei in meinem Kopf. Ich bin betroffen, verstört und im Zweifel, ob der Weg, den ich gehen wollte, der diesmal vorgezeichnet war (ist) – der richtige Weg ist, richtig, indem ich mich – uns selbst bewahre und nicht vor lauter »Opportunität« vergesse, daß wir eigentlich was anderes wollen, als mit dem Arsch an die Wand zu kommen – nämlich eine menschliche Zukunft mit erarbeiten – usw. usf.

Diese Zeilen haben »die Chance« von unerwünschten Augen begutachtet zu werden. Ist eigentlich nicht gar so verkehrt, bloß ich glaube, daß die Herren, die sich auch von Berufs wegen einen Kopf darüber machen sollten, was unter engagierter Haltung zu verstehen ist, mich nicht begreifen, und auch nicht begreifen, daß sie mit all den Repressalien nur Zweifel erzeugen – Zweifel, die nicht der Klassenfeind ausstreut – sondern Zweifel, die durch Mißbrauch von Macht und Loslösung der Macht von denen, für die sie ja angeblich da ist (nämlich das Volk), entstehen – und ich glaube Ihnen nicht, wenn sie sagen, wir wollen den Sozialismus, den z. B. Marx, Engels, Lenin propagiert haben, denn die wollten Achtung der Menschenwürde. Doch genug, Hilli, Du verstehst mich doch?!

http://www.horch-und-guck.info/hug/arch ... -1/sh0114/

Unvorstellbar und für uns kaum nachvollziehbar, wie sehr der Tod von Matze Domaschk die Menschen die ihn kannten, betroffen gemacht und erschüttert hat.
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Re: Keine Sühne eines gewaltsamen Todes?

Beitragvon dein1945 » 16. November 2016, 16:49

Interessierter hat geschrieben:Brief von Michael Stokelbusch - "Ich bin meine Illusion los"

Der Brief, den Michael Stokelbusch im Mai 1981 an Gerold Hildebrand geschickt hat,1 ist eine Reaktion auf die Nachricht von Matthias Domaschks Tod. Michael »Stokel« Stokelbusch (30.6.1954–16.3.1992), ein guter Freund von »Matz«, war zu dieser Zeit Bausoldat. Er arbeitete als Krankenpfleger in Berlin-Buch und hatte seit Mitte der 70er Jahre in der Dimitroffstraße 492 eine offene Wohnung. Fast jedes Wochenende trafen sich hier Tramper aus der ganzen DDR. Später lebte er in Coswig und Dresden, wo er im Kulturbereich arbeitete. 1992 kam er bei einem Autounfall ums Leben.

Ja, Hilli,
12 Stunden ist es jetzt her, seitdem mich Deine Zeilen erreichten. Den ersten Schock überstand ich schon voriges Wochenende, als Hinkel3 mir nur von der Beerdigung schrieb – so rannte ich heute den ganzen Tag verstört durch die Gegend, muß(te) mich zwingen, den anderen gegenüber nicht ungerecht zu werden, sie z.B. anzuschreien, wenn sie mich mit Gewürzgurkengeplauder belästigen – und ich konzipiere den ganzen Tag Briefentwürfe – all das in sich immer wieder schließenden Gedankenkreisen. Ich habe versucht, diese zu durchbrechen – mit Ablenkung geht es nicht.

Ich habe meiner Frau geschrieben – dort nur alles abgeladen – also auch keine Lösung – nun, mir bleibt ja nichts anderes – lade ich bei Dir ab – nicht viel – aber z.B. meine Empfindung, daß ich mit meinen Diskussionen hier – für eine sozialistische Zukunft auf der Grundlage des hier existierenden – Matz einfach verraten habe, denn er ist Opfer dieser Grundlage. »Die Grundlage unseres Staates sind die Sicherheitsorgane«. Das berichtete Pannach, nachdem es ihm gelang, den Sicherheitsorganen zu entkommen, die haben ihm o. g. ja auch mit auf dem Weg gegeben.
Bloß – ich vergaß das mit meinen Illusionen von der Machbarkeit der konstruktiven Zusammenarbeit im Sozialismus, die erst mal Achtung der Menschenwürde voraussetzt – z.B. – Meine bösen Erfahrungen mit dem Verein4 lagen zu lange zurück. Nun sind sie wieder da. Ich bin meine Illusion los.

Doch was hilft’s – Hilli – das mit dem Verrat ist sicherlich zu hoch gegriffen, riecht nach Märtyrertum – soll es nicht – vielleicht ist das Bild der »heilen Welt« besser, die veränderbar ist, man muß sich nur mühen – und Böses gibt es ja nicht, jedenfalls selten hier, und alles liegt an dem Menschen – und er ist für die Gestaltung seiner Gesellschaft verantwortlich – eben nicht – denn er kann engagierte Verantwortung ja nicht wahrnehmen.
Ach, Scheiße, ein einziger Brei in meinem Kopf. Ich bin betroffen, verstört und im Zweifel, ob der Weg, den ich gehen wollte, der diesmal vorgezeichnet war (ist) – der richtige Weg ist, richtig, indem ich mich – uns selbst bewahre und nicht vor lauter »Opportunität« vergesse, daß wir eigentlich was anderes wollen, als mit dem Arsch an die Wand zu kommen – nämlich eine menschliche Zukunft mit erarbeiten – usw. usf.

Diese Zeilen haben »die Chance« von unerwünschten Augen begutachtet zu werden. Ist eigentlich nicht gar so verkehrt, bloß ich glaube, daß die Herren, die sich auch von Berufs wegen einen Kopf darüber machen sollten, was unter engagierter Haltung zu verstehen ist, mich nicht begreifen, und auch nicht begreifen, daß sie mit all den Repressalien nur Zweifel erzeugen – Zweifel, die nicht der Klassenfeind ausstreut – sondern Zweifel, die durch Mißbrauch von Macht und Loslösung der Macht von denen, für die sie ja angeblich da ist (nämlich das Volk), entstehen – und ich glaube Ihnen nicht, wenn sie sagen, wir wollen den Sozialismus, den z. B. Marx, Engels, Lenin propagiert haben, denn die wollten Achtung der Menschenwürde. Doch genug, Hilli, Du verstehst mich doch?!

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Unvorstellbar und für uns kaum nachvollziehbar, wie sehr der Tod von Matze Domaschk die Menschen die ihn kannten, betroffen gemacht und erschüttert hat.[/color]


Nun habe ich bald alle zusammen,

Wolfgang wurde im Zusammenhang mit Biermann ausgebürgert, Ute und Martin lehnten dies aber ab ! Alle drei sind Verwandte von mir und kannten den Mattias und waren Freunde,

Gruß aus Berlin
Man(n) muß wissen wenn Schluß ist !
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Re: Keine Sühne eines gewaltsamen Todes?

Beitragvon Interessierter » 16. November 2016, 17:52

Hallo Achim, es freut mich sehr, dass es Dir geholfen hat und Du ein Stück weiter gekommen bist.

Gruß
Wilfried
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Re: Keine Sühne eines gewaltsamen Todes?

Beitragvon Interessierter » 11. Februar 2017, 11:49

So tarnte die Stasi den Tod von Matz Domaschk
Von Sven Felix Kellerhoff | Veröffentlicht am 12.04.2016 |

Bild
Matthias Domaschk starb am 12. April 1981 unter ungeklärten Umständen in der Stasi-Haft. Freunde gedachten seiner mit dem eingeritzten Spitznamen Matz und seinen Lebensdaten
Quelle: Bildkombo:Robert-Havemann-Gesellschaft/Maria Diete(2)

Am 12. April 1981 starb der 23-jährige Matthias Domaschk in MfS-Haft. Zum 35. Jahrestag stellt eine Kommission Erkenntnisse zu den Hintergründen vor. Klar ist: Damals wurde manipuliert und vertuscht.

Von allen gewaltsamen Arten, zu Tode zu kommen, ist der Suizid für Ermittler am einfachsten: Opfer und Täter sind identisch, und Tote können nicht bestraft werden. Die Akte wird geschlossen. Jedenfalls meistens.

Allerdings nicht immer. Der Fall Matthias „Matz“ Domaschk ist wieder geöffnet worden. Genau an seinem 35. Todestag legt jetzt eine von der Thüringer Staatskanzlei beauftragte Untersuchungskommission ihren Zwischenbericht vor. Die vier Mitglieder kommen zu einem klaren Ergebnis: Alle bisherigen Prüfungen bestätigen: Die Akten zum „Suizid“ sind verfälscht, manipuliert, nicht überzeugend.

https://www.welt.de/geschichte/article1 ... aschk.html
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Re: Keine Sühne eines gewaltsamen Todes?

Beitragvon Ari@D187 » 11. Februar 2017, 13:49

augenzeuge hat geschrieben:Andr.K, bitte erkläre das doch mal, kannst du doch sicher:

Auch beweisen die angeblich am Nachmittag des 12. 4. 1981 gefertigten Fotos der MfS-Untersuchungsmitarbeiter hinreichend die Manipulation und Verschleierung der Umstände des Todes von Matthias Domaschk. Diese Aufnahmen wurden z. B. nicht, wie im Bericht angegeben, am Nachmittag, sondern in der Nacht gemacht.

Bewußt ist die linke Gesichtshälfte von Matthias Domaschk nicht fotografiert worden, und es sind dennoch deutliche Spuren von Gewalt am linken Auge und an der Lippe zu erkennen. Dies wird auch durch die damaligen Obduktionen bestätigt. Auch die zerrissene Halslederkette weist auf eine Gewalteinwirkung hin, da diese nicht so leicht zerrissen werden konnte.


AZ

Der Nachmittag geht bis 18 Uhr, es war nicht mal Mitte Februar. Zu den Verletzungen haben die Obduzenten ihre Angaben gemacht.
Zum Verschleiern eines Datums eignet sich Tipp-Ex mit handschriftlicher Korrektur gerade nicht, da hatte das MfS sicher geeignetere
Mittel und Wege.

Im Juni soll ja der abschliessende Bericht veröffentlicht werden. Ob der stichhaltige Beweise liefert oder nur auf Vermutungen
hinausläuft, wird sich weisen.

Ari
Alles wird gut!
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Re: Keine Sühne eines gewaltsamen Todes?

Beitragvon dein1945 » 11. Februar 2017, 13:51

Mit dem grauen Barkas ging es durch das Tor in Gera rein und wahrscheinlich mit so einem schwarzen Barkas raus ! Oder hatte die Stasi eigene Leichenwagen ? Der Fall wird wohl nie aufgeklärt werden ! Die Täter werden wohl für immer davon kommen.
Gera (4).JPG


Schönes WE aus Berlin Achim
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Re: Keine Sühne eines gewaltsamen Todes?

Beitragvon Dr. 213 » 11. Februar 2017, 14:36

Glaube ich nicht, aber wenn Bedarf war, konnte die Stasi sogar ganze Krematorien über
Nacht übernehmen. Man wird schon über die richtigen Kontakte verfügt haben.
Schätze mal, die Fahrer welche auch die Gerichtsmedizin belieferten waren solch zuverlässige Helfer.

Es bleibt dabei, der Tod des M.D. ist eine der Leichen im Keller, die auf das Konto der SED- Diktatur gehen.
Ohne die völlig überflüssige Haft könnte er noch unter uns als Lebender sein, davon bin ich fest überzeugt.

Gruß
Dr. 213
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Re: Keine Sühne eines gewaltsamen Todes?

Beitragvon Nostalgiker » 11. Februar 2017, 18:38

Wenn es die Aktenlage nicht hergibt wird einfach munter drauflos "geschätzt", fabuliert was das Zeug hält und eines ist Sonnenklar; die Stasi war an allem Schuld.
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
Aber damit sind diese Hoffnungen nicht erledigt. Stefan Hermlin

Freiheit ist nur ein anderes Wort dafür, dass man nichts zu verlieren hat. Janis Joplin

Psychologen haben herausgefunden, dass Menschen, die immer bei anderen auf die Rechtschreibfehler hinweisen, eine Persönlichkeitsstörung haben und unzufrieden mit ihrem Leben sind. Netzfund
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Re: Keine Sühne eines gewaltsamen Todes?

Beitragvon Volker Zottmann » 11. Februar 2017, 19:40

Nostalgiker hat geschrieben:Wenn es die Aktenlage nicht hergibt wird einfach munter drauflos "geschätzt", fabuliert was das Zeug hält und eines ist Sonnenklar; die Stasi war an allem Schuld.


Ich finde es erstaunlich, wie Du für die Stasi Partei ergreifst.

Natürlich war die Stasi Schuld, wer denn sonst?
Sie hätten ihn ja nicht einsperren müssen. Und selbst wenn Domaschk Suizid begangen hat/hätte, wäre die Stasi Schuld daran. Nicht nur, dass sie ihn in Bedrängnis brachte/gebracht hätte.... Sie hätte durch Überwachung ihrer Klientel jeden Suizid verhindern müssen. Spätestens da hat sie kläglich versagt.
Da aber an Allem manipuliert wurde, ist es doch logisch zu diesem verurteilenden Schluss zu kommen.

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Keine Sühne eines gewaltsamen Todes?

Beitragvon Nostalgiker » 11. Februar 2017, 19:58

Unterstellungen habe ich noch vergessen, im Allgemeinen und im speziellen.

Was du, Volker Zottmann, für "logisch" hältst sind bei genauer Betrachtung auch nur Parolen aus dem Raum in den auch Könige zu Fuß hingehen .....

Du glaubst doch nicht allen Ernstes daran das die Stasi solch dilettantischen Fälscher beschäftigt hat? Die nicht einmal in der Lage waren ein Dokument so zu manipulieren das es niemanden auffällt. Eine Sache die jeder 10 Jährige damals und Heute besser hinbekommt sobald er im Gebrauch von TippEx und Co geübt ist ......
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
Aber damit sind diese Hoffnungen nicht erledigt. Stefan Hermlin

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Re: Keine Sühne eines gewaltsamen Todes?

Beitragvon Huf » 11. Februar 2017, 20:58

Nostalgiker hat geschrieben:Unterstellungen habe ich noch vergessen, im Allgemeinen und im speziellen.

Was du, Volker Zottmann, für "logisch" hältst sind bei genauer Betrachtung auch nur Parolen aus dem Raum in den auch Könige zu Fuß hingehen .....

Du glaubst doch nicht allen Ernstes daran das die Stasi solch dilettantischen Fälscher beschäftigt hat? Die nicht einmal in der Lage waren ein Dokument so zu manipulieren das es niemanden auffällt. Eine Sache die jeder 10 Jährige damals und Heute besser hinbekommt sobald er im Gebrauch von TippEx und Co geübt ist ......


Ignorieren und Lächeln empfohlen... [wink]
Huf
 

Re: Keine Sühne eines gewaltsamen Todes?

Beitragvon augenzeuge » 11. Februar 2017, 22:21

Das die Stasi auch Dilettanten hatte, muss ja nun wirklich nicht mehr bewiesen werden. Erkennt man in vielen Akten. Das waren nicht nur Meister der Manipulation... [wink]
AZ
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Re: Keine Sühne eines gewaltsamen Todes?

Beitragvon dein1945 » 12. Februar 2017, 12:32

Nostalgiker hat geschrieben:Wenn es die Aktenlage nicht hergibt wird einfach munter drauflos "geschätzt", fabuliert was das Zeug hält und eines ist Sonnenklar; die Stasi war an allem Schuld.


Nostalgiker,

ich kann nur hoffen, bei deinen vielen Besuchen in den Ministerien der DDR bist Du nicht nur mit der STASI zusammen getroffen. Das würde allerdings erklären was Du hier ständig von dir gibst. Sei versichert hinter dem Eingang in Gera war nur die STASI. Rein ging ein junger lebensfroher Mensch und raus ging ein Toter und den hat die STASI auf dem Gewissen.

Achim aus Berlin auch im Namen meiner Verwandten die hautnah in diesen Fall verstrickt waren !
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Re: Keine Sühne eines gewaltsamen Todes?

Beitragvon Nostalgiker » 12. Februar 2017, 13:17

dein1945, leider wirst du auf eine Art persönlich die ich als unqualifiziert bezeichnen möchte. Wenn du dich gerne auf der Ebene eines Kumpels oder Volker Zottmann tummeln möchtest; nur zu.
Keine (Gegen)Argumente aber dafür eine Menge persönlicher Angriffe, das zeichnet die "Diskussionskultur" dieser User aus.

Was diesen konkreten Fall angeht; nichts ist bewiesen. Weder das es so war wie du es meinst noch meine Gegenbehauptung. Es sind unterm Strich alles nur Spekulationen, Vermutungen und Verdächtigungen.
Was damals genau passierte können nur die unmittelbar Beteiligten sagen. Die "Aktenlage" gibt es einfach nicht her um eine konkrete Aussage zu treffen.
Das dies für unmittelbar Betroffene schwer ist kann ich mir vorstellen und das sie auch bestimmte Dinge nicht akzeptieren wollen, weil es nicht in ihr Bild passt, ebenfalls. Aber daraus den "Fall" der skrupellos aber dilettantisch mordenden Stasi zu konstruieren ....., war er für den Bestand der DDR so gefährlich? Ich glaube eher nicht.
Außerhalb des Jenaer Kreises kannte ihn doch keiner und es hat auch keinen interessiert was er tat und machte; außer der Stasi ......
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
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Re: Keine Sühne eines gewaltsamen Todes?

Beitragvon Spartacus » 12. Februar 2017, 13:33

Außerhalb des Jenaer Kreises kannte ihn doch keiner und es hat auch keinen interessiert was er tat und machte; außer der Stasi .....


So ungefähr richtig, aber auch bei der Stasi konnte mal eine Sicherung durchbrennen. In dem Fall war das sicher so, wenn auch nur Spekulation, so glaube ich auch das
Matze "erledigt" wurde.

Glaube ich nicht, aber wenn Bedarf war, konnte die Stasi sogar ganze Krematorien über
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Das ist ein springender Punkt, denn hier muss es zwangsläufig Zeugen gegeben haben. Warum die heute noch schweigen, ist mir ein Rätsel?

LG

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Re: Keine Sühne eines gewaltsamen Todes?

Beitragvon karnak » 12. Februar 2017, 13:42

Spartacus hat geschrieben: Warum die heute noch schweigen, ist mir ein Rätsel?

LG

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Was natürlich auch ein springender Punkt ist. Und warum man sie nicht einfach mal fragt ganz besonders. Das man das nicht tut, kein Interesse daran zu haben scheint, natürlich nährt das einen Verdacht, zumindest bei denen die sich für den alten Kram noch interessieren und die sich nicht ohne wenn und aber der Inquisition verpflichtet fühlen.
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