"Königswalde" war das erste christliche Friedensseminar in der DDR. Ab 1973 wurde es eine Institution der Friedensbewegung, die der SED nicht hörig war. Bis zur Etablierung von "Frieden konkret" 1983 war seine Kontinuität einzigartig. Allerdings gab es schon die Zentraltreffen der Bausoldaten in Leipzig, die seit 1969 als Seminare angelegt waren. Die Initiative ging auch in Königswalde von einem ehemaligen Bausoldaten aus, Hansjörg Weigel. Militär, Wehrdienstverweigerung und die Unzufriedenheit mit der Bausoldatenregelung blieben neben dem Thema "Erziehung" Hauptfelder der Auseinandersetzung.
Sieben Königswalder Akteure haben ihre Erfahrungen zusammengetragen: Superintendent i.R. Christoph Wartenberg, der evangelische Pfarrer Manfred Bauer, der katholische Pfarrer Werner Klose, die Vorbereitungskreismitglieder Bernd Gerber, Dietrich Geithner und Hansjörg Weigel, in der Hauptsache aber Georg "Schorsch" Meusel jun. Letzterer ist heute Vorsitzender des Zentrums, das den Namen von Martin Luther King jun. trägt, zugleich Archiv der Bürgerbewegung Südwestsachsens ist und die Zeitzeugenberichte herausgegeben hat. Entstanden ist ein handliches Büchlein, das nicht an einer "wissenschaftlich-historischen Forschungsarbeit gemessen werden" will und als Begleitband zur beigelegten CD gedacht ist. Die erzählten Geschichten basieren auf Erinnerungen, Mitschriften, Mitschnitten und Referatstexten – eine Geschichtswerkstatt von unten, verbunden mit der Selbstvergewisserung, oft Vorreiter bei politischen Anstößen gewesen zu sein.
Der SED war das friedensbewegte Treiben schon bald zu heftig geworden. Stasi-Attacken gehörten fortan zum Alltag: Gestörte und angezapfte Telefone, gefälschte Ausladungsbriefe, die sechsmonatige Haft des "spiritus rector" Hansjörg Weigel1, die Zwangsausbürgerung von Robby Stande aus Crimmitschau 1982. Bewaffnete Kampfgruppenverbände gar sollten am Ortseingang die Besucher einschüchtern. Mit einem Dieselaggregat wappneten sich die Königswalder vor inszenierten Stromausfällen. Die sächsische Landeskirche mit Bischof Hempel übte weitgehend Solidarität.
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