Also mich im ganz normalen DDR-Alltag haben damals die Toten an der Grenze nicht interessiert, nicht die Bohne Wolfgang. Das Thema war so weit weg wie der Mond, weiter noch, wahrscheinlich wie der Mars oder Jupiter, sowas wäre mir nie in den Sinn gekommen. Dies Denke heute, die Beschäftigung damit ist doch was ganz, völlig anderes wie zu damaliger Zeit.
Man könnte fast meinen, wir hatten wirklich im ganz normalen Alltag besseres zu tun als uns nun ausgerechnet mit den Toten an der innerdeutschen Grenze zu beschäftigen. Mensch da gab es tagtäglich soviel was du berücksichtigen musstest, also was gingen mich den unzufriedene Landleutchen an, die hätten mich doch nur gestört in meinem Weg auf der Jäger-und Sammlertour und die war nicht ohne, die nahm Zeit in Anspruch das glaubst du nicht.
Neuer Beitragvon Rüganer » 9. November 2012, 10:15
@Interessierter
meinst Du nicht, der Normalbürger der DDR hat nicht gewusst, dass er da an der Mauer erschossen werden könnte, wenn er da hingeht und nicht stehenbleibt?
verbindungsoffizier hat geschrieben:Hamiota,
Noch eine kleine 'Oppositionsgeschichte'. Ich hoffe, ich nicht langweilig werde.
Sommer 1986. Bezirk Magdeburg, neue PRA Karte. Ich war tief im Wald oestlich der Stadt. Dort 200m entfernt war in Uebung eine russische Verbindungseinheit (Ural 375, Zil 131, Zelten usw). Ich sprach mit zwei Forstmeistern (mag sein Jahrgang 1935 oder so was).
Die Russen waren fast bereit weiterzumarschieren und bald haben sie angefangen, in meine Richtung vorbeizufahren. Die Forstmeister sind beide schnell vor meinen Wagen gegangen, um mich mit ihren Koerpern etwas zu tarnen.
Nachher hat einer gesagt, 'Dieser Forst gehoert dem Bischhof Magdeburg. Er ist christlicher Forst'.
Interessierter hat geschrieben:[
Rüganer, daß der Normalbürger davon wußte, damit stimme ich mit Dir überein. Meine Frage war aber, ob der Normalbürger der DDR wohl ebenso teilnahmslose und ungerührte Empfindungen hegte, wie es der Edelknabe in dem von mir Zitierten, empfand ?
Zumal ja auch nicht nur Erwachsene sondern auch Kinder und Jugendliche ums Leben kamen.
" Der Interessierte "
verbindungsoffizier hat geschrieben:Hamiota,
Noch eine kleine 'Oppositionsgeschichte'. Ich hoffe, ich nicht langweilig werde.
Sommer 1986. Bezirk Magdeburg, neue PRA Karte. Ich war tief im Wald oestlich der Stadt. Dort 200m entfernt war in Uebung eine russische Verbindungseinheit (Ural 375, Zil 131, Zelten usw). Ich sprach mit zwei Forstmeistern (mag sein Jahrgang 1935 oder so was).
Die Russen waren fast bereit weiterzumarschieren und bald haben sie angefangen, in meine Richtung vorbeizufahren. Die Forstmeister sind beide schnell vor meinen Wagen gegangen, um mich mit ihren Koerpern etwas zu tarnen.
Nachher hat einer gesagt, 'Dieser Forst gehoert dem Bischhof Magdeburg. Er ist christlicher Forst'.
Interessierter hat geschrieben:Nur das eben, daß das Flüchtlingsboot nicht im eigenen Land versinkt und auf dem Boot keine Landsleute ums Leben kommen. Ein wenig intelligenter Vergleich und ob die Bürger der DDR Mitarbeitern des MfS nun unbedingt ihre wahren Empfindungen schilderten, könnten da nicht Zweifel angebracht sein ?
Hamiota hat geschrieben:Wie definiert man "überbewerten"? Die Opposition in der DDR kann man nicht überbewerten, sie war wichtig, richtig und moralisch gerechtfertigt. Letztendlich geboren aus dem allumfassenden Machtanspruch der "Herrschenden Kraft" in dieser DDR.
Bei einem vernünftigen Umgang mit dieser Opposition hätte es diese bald nicht mehr gegeben. Aber selbst diese Oposition war kein homogenes zusammenhängendes Gebilde sondern nach Ursachen, Zielen und Mitteln total zersplittert. Als wichtigste Säule kann man wohl Kreise der Evangelischen Kirche ansehen!
Stellt man die Frage nach den Einfluß der Oposition auf das reale Leben in der DDR und nach der Wahrnehmung im Volk, so muss man konstatieren das dies in der Tat heute falsch dargestellt, zu hoch eingeschätzt, glorifiziert, idealisiert, zu viel Wichtigkeit beigelegt -"überbewertet"- wird! Das ist für viele ehemaligen Bürgerrechtler bitter, entspricht aber leider der Wahrheit! Es liegt in der Natur des Menschen dass er dazu neigt seine Vergangenheit in ein besseres, idealisiertes Licht zu setzen. Um so mehr weil in der heutigen Gesellschaft das "blenden", sich "vorteilhaft darstellen" zur Grundvoraussetzung gehört um im Berufsleben, Wirtschaft, Medien und speziell der Politik erfolgreich bestehen zu können!
Gruß
Peter
Interessierter hat geschrieben: unbewaffnete Kinder, Jugendliche und Erwachsene meines Heimatlandes von Grenzsoldaten des gleichen Landes erschossen werden.
Die Altbundesbürger, jedenfalls die Normalen, die ich nach 89 kennenlernte interessierten sich vor 89 für die DDR überhaupt nicht. Das war so was von weit hinterm Mond....
Rüganer hat geschrieben:@Interessierter
meinst Du nicht, der Normalbürger der DDR hat nicht gewusst, dass er da an der Mauer erschossen werden könnte, wenn er da hingeht und nicht stehenbleibt? Er hat spätestens dann gewusst, als massiv die Forderung kam, die Selbstschussanlagen abzubauen, oder seit Gartenschläger, dass an der Grünen Grenze solche Dinger hängen und dass es dort auch Minen in der Erde gibt.
Gewusst haben die Normalbürger diese Dinge durchaus schon.
Edelknabe hat geschrieben:Mal hin zu der Geschichte:
Als ich Ende der 70er Jahre (nach meinem Wehrdienst an der Grenze) wieder im zivilen Leben aufschlug, früh also zum Frühstück in meinem "VEB staatsnah und Landesverteidigung" im Kreise meiner Kollegen saß wollte ich ihnen so bissel erzählen, von der Grenze. Ich junger Vollidiot holte doch die kleinen Guss-Splitter der Splittermine SM70 aus der Brieftasche...man muss das mal für den Schüler etwas erklären, das war so ne Macke bei den Gefreiten/Heimgängern etwas mitzunehmen, mit was man an der Grenze zu tun hatte...und legte diese doch auf den Tisch.
Alles schaute bissel unverständlich,stellte schonmal ne Frage aber tiefer ging es irgendwie nicht, dann war das Thema erledigt, die jungen technischen Zeichnerinnen aus unserem Bereich Projektierung wichtiger die früh immer in ihren furzkurzen Miniröcken die belegten Brötchen holen kamen. Ich schrieb die schöne Geschichte schonmal im Boizenburgtrefffred.
Nicht Einer wollte wissen was da nun und warum und Grenze und Schießen und Flüchtlinge und und und, es interessierte einfach Keinen? An dem Morgen dachte ich so bei mir...halt einfach das Maul, das Leben geht weiter und ich vergass aber auch gut 20 Jahre völlig den ganzen Grenzkram, der ganz normale Alltag hatte mich einfach wieder.
Rainer-Maria so vor der Jahrhundertwende muss das gewesen sein, ich schrieb das schonmal hatte ich beruflich bei Hamburg auf einer Montagebaustelle zu tun, Abends viel Zeit, der Wessikollege bißchen tariflich faul ging schon 16.00Uhr in seinen Feierabend, ich also los nach Boizenburg und bumms...war alles wieder da, als wenn man den Schalter umgelegt hätte.
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