1946 Professur mit Lehrauftrag an der Humboldt-Universität Berlin (HUB)
1946–1952 Kontakte zur sowjetischen Aufklärung
ab 1949 (komm.) Direktor des Physikalisch-Chemischen Instituts (PCI) der HUB
1950 Entlassung vom Kaiser-Wilhelm-Institut
ab 1950 Dekan für Studentenangelegenheiten an der HUB
1950–1962 Vorsitzender des (Groß-)Berliner Friedenskomitees bzw. Mitarbeit im Deutschen Friedensrat
1950–1963 Abgeordneter der Volkskammer für den Kulturbund
1951 Eintritt in die SED
1953–1955 Zusammenarbeit mit dem MfS als Kontaktperson
1955–1962 Kontakt zur Armeeaufklärung
1956–1963 Geheimer Informator (GI) »Leitz« für das MfS
März 1964 Entlassung aus der SED
März 1964 fristlose Entlassung aus den Universitätsämtern Professor mit Lehrstuhl und Direktor des PCI an der HUB ab April 1964 Leiter der Arbeitsstelle für Photochemie an der DAW
Dezember 1965 Abberufung als Leiter der Arbeitsstelle für Photochemie bei der DAW
März 1966 manipulierter Ausschluss aus der DAW November 1976 Gerichtsverhandlung in Fürstenwalde und Beginn des Hausarrestes
Mai 1979 Ende des Hausarrestes
In der Betrachtung des politischen Aspektes der Biographie von Robert Havemann steht in der Regel die Unbeugsamkeit und Beharrlichkeit eines Dissidenten im Vordergrund, der sich auch durch jahrzehntelange Unterdrückung seitens der staatlichen Institutionen der DDR nicht entmutigen ließ. Zu Recht.
Dennoch musste eine überraschte Öffentlichkeit nach der »Wende« registrieren, dass auch Robert Havemann eine Phase der Zusammenarbeit mit der Staatssicherheit hinter sich hatte, die mehrere Jahre andauerte und sich sogar auch auf den sowjetischen Geheimdienst bezog .
Vor dem Hintergrund des wenige Jahre nach Kriegsende begonnenen Rüstungswettlaufs der beiden Großmächte und dessen zunehmender Ausweitung auf die beiden deutschen Staaten engagierte sich Havemann auch gegen Remilitarisierung sowie für Abrüstung und eine atomwaffenfreie Zone in Europa. Dies erfolgte sowohl publizistisch als auch über Funktionen in entsprechenden Gremien, zum Beispiel in Friedensräten bzw. -komitees.
Im Rahmen seiner Friedensarbeit veröffentlichte Havemann 1950 unter anderem einen Zeitungsartikel, der sich kritisch mit der von den USA forcierten Entwicklung einer Wasserstoffbombe beschäftigte, was ihm prompt die fristlose Entlassung vom Amt des Abteilungsleiters des Kaiser-WilhelmInstituts für Physikalische Chemie und Elektrochemie in West-Berlin einbrachte.
Darüber hinaus entwickelte sich Robert Havemann zum Reisefunktionär: Allein 1950 nahm er an mehreren, auch internationalen, Friedenstagungen und -kongressen teil.
Neben diesem »außerberuflichen« Engagement etablierte sich Robert Havemann an der Humboldt-Universität. Nach dem zunächst kommissarisch wahrgenommenen Direktorat am Physikalisch-Chemischen Institut der HUB erfolgte 1952 die ordentliche Übertragung des Direktorenpostens sowie die Ernennung zum Professor mit Lehrstuhl für Angewandte Physikalische Chemie. Ab 1957 war Havemann zusätzlich Prodekan der Mathematisch Naturwissenschaftlichen Fakultät.
Als erfolgreicher Naturwissenschaftler stand Havemann der DDR bei internationalen Kontakten und Reisen »als Sendbote und Symbol für Wissenschaft, Kultur und Humanismus« zur Verfügung.
Ideologische Differenzen zwischen Robert Havemann und der offiziellen Parteilinie stellte die Staatssicherheit erstmals 1956 fest.
Ein MfS Vermerk vom 26. Oktober 1956 zum Verlauf einer Diskussion unter Parteigenossen der HUB zur gegenwärtigen politischen Lage in Polen, Ungarn und der DDR.
Darin wurde Havemann, unter Bezug auf den ZK-Sektorenleiter auf der Linie Universitäten, Genosse Frommknecht, als Wortführer einer Diskussion bezeichnet, die jeden sachlichen Boden verlassen habe und in der es »zu offenen feindlichen Äußerungen gegenüber der Parteiführung, der Politik der Partei und der KPdSU« gekommen sei.
Im Rahmen der Berichterstattung Havemanns an das MfS zu Fragen des Verhältnisses von Parteimitgliedern und -funktionären zu parteilosen Wissenschaftlern bzw. Vertretern der bürgerlichen Intelligenz im Januar 1961 ließ Havemann erneut einen eigenen, von der Parteilinie offensichtlich abweichenden Standpunkt erkennen. Er kritisierte, dass sich die Partei vor offenen Diskussionen scheue und stattdessen lieber in ihren Kreisen Vorabstimmungen und Vorentscheidungen suche, die den Parteilosen dann als endgültig präsentiert werden. Trotz solcher Kritik wähnte sich Havemann nach wie vor auf marxistischer Position.
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