30 Jahre danach

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Beitragvon augenzeuge » 13. September 2019, 13:58

30 Jahre nach der friedlichen Revolution und dem Ende der DDR: frühere Bürgerrechtler haben sich für WELT AM SONNTAG wiedergetroffen. Woran sie sich erinnern, wie viel sie erreicht haben – und was sie jetzt verändern wollen.

Es dauert nur wenige Minuten, da sind sie in eine engagierte Diskussion vertieft: Marianne Birthler, Werner Schulz, Wolfgang Tiefensee, Britta Albrecht-Schatta, Wolfgang Templin, Konrad Weiß und Ines Geipel.
Schulz: Es ist ein gutes Land. Es ist das, was Joachim Gauck auch immer sagt: das beste Deutschland, das es je gab.
Birthler: Das ist völlig richtig. Wir leben nicht im gelobten Land. Aber ich bekomme gerade sehr viele Mails von Leuten, die kein gutes Haar an diesem Land lassen, die alles schlechtreden. Und da lehne ich mich natürlich zur anderen Seite und sage: Habt ihr sie nicht mehr alle? Seht ihr nicht, was unser Leben wert ist und die Möglichkeiten, die wir haben?

Weiß: Ich glaube, die Ursachen dafür liegen tief. Das ist nicht die Dummheit der Leute oder die Blindheit. Das ist ein Stück DDR-Mentalität, die ihnen eingepflanzt ist, der Glaube auch an einen Sozialismus, den sie nie überwunden haben. Das hat gleich 1990 angefangen. Das hat man klar bei der PDS verfolgen können. Ihr Konzept, um ihre Position zu stärken, war, die Bundesrepublik schlechtzumachen. Da haben sie viele Leute mitgenommen. Aber sie haben eben nicht nach vorne gedacht. Es hat dazu geführt, dass diese Unzufriedenheit jetzt da ist. Wenn ich an meine Kindheit denke, an die Lebensbedingungen nach dem Krieg – so schlecht geht es heute niemandem. Wenn ich sehe, dass Leute heute leichtfertig damit umgehen, was wir an Friedfertigkeit in Europa geschaffen haben, dann habe ich Angst. Das ist schmerzlich für mich.


https://www.welt.de/politik/article1998 ... t-ist.html

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Re: 30 Jahre danach

Beitragvon Ari@D187 » 13. September 2019, 23:51

augenzeuge hat geschrieben:[...]
Wenn ich an meine Kindheit denke, an die Lebensbedingungen nach dem Krieg – so schlecht geht es heute niemandem. Wenn ich sehe, dass Leute heute leichtfertig damit umgehen, was wir an Friedfertigkeit in Europa geschaffen haben, dann habe ich Angst. Das ist schmerzlich für mich.

[...]

Materiell gesehen schon...

Selbst ich wünsche mir das Lebens- und Sicherheitsgefühl der 80er Jahre zurück. Die Lebensbedingungen von direkt nach dem Krieg mit heute zu vergleichen ist sowieso an den Haaren herbeigezogen. Ein Vergleich von heute mit den 80ern der alten BRD ist da eher zielführend.

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Re: 30 Jahre danach

Beitragvon Kumpel » 14. September 2019, 06:25

Das Sicherheitsgefühl der 80er beruht wohl eher auf den wirtschaftlichen Verhältnissen damals.
Global gesehen war es alles andere als sicherer wie heute.
In der BRD lebte man ein komodes Leben, den vergleichsweise kleinen Niedriglohnsektor bedienten die Gastarbeiter und Hartz4 gab es noch nicht.
Es ist schon irgendwie ein Treppenwitz der Geschichte, daß ausgerechnet die Sozialdemokraten die Lawine für prekäre Beschäftigung lostraten um die deutsche Exportwirtschaft zu pushen.
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Re: 30 Jahre danach

Beitragvon Grenzwolf62 » 14. September 2019, 07:15

Für mich schöne 30 Jahre, etwas aufregender als der vorgegebene Trott vorher, aber auch deshalb schön.
Freiheit ist schon etwas herrliches wenn man Unfreiheit als Staatsdoktrin erlebt hat.
Trotzdem halt auch hier aufpassen das eine eigene Meinung und Ansicht durch die Freiheit geschützt bleibt, denn sonst wäre es keine Freiheit mehr.
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Re: 30 Jahre danach

Beitragvon augenzeuge » 14. September 2019, 07:31

Seh ich ebenso. Allerdings sollte man immer darauf achten, dass es immer auch die Freiheit der Andersdenkenden ist.
Eine Meinung, die andere massiv verletzt, ist nicht Bestandteil dieser Freiheit. Und diese Grenze ist noch nicht allen klar.

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Re: 30 Jahre danach

Beitragvon Grenzwolf62 » 14. September 2019, 08:24

augenzeuge hat geschrieben:Seh ich ebenso. Allerdings sollte man immer darauf achten, dass es immer auch die Freiheit der Andersdenkenden ist.
Eine Meinung, die andere massiv verletzt, ist nicht Bestandteil dieser Freiheit. Und diese Grenze ist noch nicht allen klar.

AZ


Ja, die Meinungsbewerter, immer schön einordnen welche Meinung zur Freiheit passt.
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Re: 30 Jahre danach

Beitragvon Beethoven » 14. September 2019, 08:43

Na, die Gedankenwelt um die damalige DDR wird sich ja in paar Jahrzehnten erledigt haben.
Schon unsere Kinder können sich kaum an die DDR erinnern.

Ob man sich in der DDR "frei gefühlt" hat ist sicherlich eine Frage der genossenen Erziehung und Einstellung jedes Individuums.
Was bedeutet Freiheit damals und heute?

Nun höre ich schon den Aufschrei.

Ich habe mich in der DDR frei gefühlt, weil ich mit dem System, ohne mich verbiegen zu müssen, konform ging und mir die DDR ermöglicht hat, meine Persönlichkeit so zu entfalten, wie ich es mir vorgestellt habe. Ich konnte in der DDR all meine persönlichen Ziele erreichen, eingedenk der Tatsache, dass diese völlig anders waren, als meine heutigen persönlichen Ziele.
Geld, Haus, Autos und Reisen waren nicht das, was ich unbedingt angestrebt habe. Meine Gedanken hingegen waren damals so frei, wie sie heute ebenso sind.

Die heutigen Ziele sind eher auf die Person selber und die Familie bezogen.
Sicher auch in der DDR ging es (mir zu mindestens) auch darum, meine Familie gut "über Wasser" zu halten. Aber man dachte viel mehr auch daran, seine Aufgaben in bester Qualität zu erfüllen auch wenn es dafür nicht eine Mark der DDR mehr gab. Man war nicht so "ich bezogen" wie man das heute überall spürt.

Na ja, die Wende hat für mich viel Gutes gebracht und ich konnte bisher, auch in diesem Staat, meine nun anderen persönlichen Ziele durch Beharrlich- und Zielstrebigkeit erreichen. Die Grundlagen dafür wurden in der DDR gelegt.
Ich lebe in der Konsequenz gesehen, so wie sicherlich viele ehemalige Bürger der DDR, anders und durchaus auch besser, als zu Zeiten der DDR. Allerdings mussten wir uns auch erstmal mit den neuen Gegebenheiten arrangieren. Und das ist dem Einen gut gelungen und dem Anderen weniger gut.

Freundlichst
Die größten Vorteile im Leben überhaupt wie in der Gesellschaft hat ein gebildeter Soldat. J. W. v. Goethe

Das Gesetz ändert sich, die Gesinnung nicht.
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Re: 30 Jahre danach

Beitragvon augenzeuge » 14. September 2019, 09:42

Beethoven hat geschrieben:Ich habe mich in der DDR frei gefühlt, weil ich mit dem System, ohne mich verbiegen zu müssen, konform ging und mir die DDR ermöglicht hat, meine Persönlichkeit so zu entfalten, wie ich es mir vorgestellt habe.
Freundlichst


Ich hoffe, dass dir zumindest heute klar ist, dass dies ein Ausnahmefall war. Und der war aufgrund der Tätigkeiten deiner Familie politisch bedingt.

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Re: 30 Jahre danach

Beitragvon Nostalgiker » 14. September 2019, 09:58

Um mich auf den Text zu beziehen und um nicht darüber zu sinnieren welche Meinungsäußerung zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung passt und welche nicht hier ei kurzes Fazit von mir zum Meinungsaustausch.
Marianne Birthler; mit ihrer Meinung und ihren aussagen kann ich mich am meisten identifizieren und finde mich darin wieder.

Werner Schulz; mit seinen Aussagen zu zwiespältig

Wolfgang Tiefensee ; enttäuschend

Britta Albrecht-Schatta; ist mir nicht bekannt, ihre ansichten tangieren mich nicht

Wolfgang Templin; enttäuschend was Heute rückblickend äußert. Was für ein Problem hat er?

Konrad Weiß ; schade. Zur Wendezeit, so Ende der 80er Jahre bis in die 90er rein, fand ich seine geäußerten Meinungen gut und nachdenkenswert. Aber in der Gegenwart frage ich mich was hat er auf einmal wie Herr Templin für ein Problem.

Ines Geipel; etwas zu viel Opfer ......
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
Aber damit sind diese Hoffnungen nicht erledigt. Stefan Hermlin

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Psychologen haben herausgefunden, dass Menschen, die immer bei anderen auf die Rechtschreibfehler hinweisen, eine Persönlichkeitsstörung haben und unzufrieden mit ihrem Leben sind. Netzfund
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Re: 30 Jahre danach

Beitragvon augenzeuge » 14. September 2019, 10:08

Nostalgiker hat geschrieben:Marianne Birthler; mit ihrer Meinung und ihren aussagen kann ich mich am meisten identifizieren und finde mich darin wieder.



Ich staune, da sind wir tatsächlich einer Meinung? Da muss ich doch gleich nochmal lesen, ob ich mich geirrt habe.... [flash]

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Re: 30 Jahre danach

Beitragvon Nostalgiker » 14. September 2019, 10:29

Das würde ich zur eigenen Sicherheit auch machen.
Es kann doch nicht sein was laut meinem Weltbild nicht sein darf und meine mühsam gepflegten Vorurteile auf einmal Risse bekommen könnten.
Also hurtig, hurtig Augenzeuge und eine "neue" Meinung gebildet.
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
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Re: 30 Jahre danach

Beitragvon augenzeuge » 14. September 2019, 10:32

Nostalgiker hat geschrieben:Das würde ich zur eigenen Sicherheit auch machen.
Es kann doch nicht sein was laut meinem Weltbild nicht sein darf und meine mühsam gepflegten Vorurteile auf einmal Risse bekommen könnten.
Also hurtig, hurtig Augenzeuge und eine "neue" Meinung gebildet.


Ich bleib dabei... [blush] im Großen und Ganzen. Zumindest hab ich die größte Übereinstimmung mit ihr.

Und Tiefensee, da sind wir uns auch einig, der erzählt viel Mist.

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Re: 30 Jahre danach

Beitragvon Kumpel » 14. September 2019, 10:48

Nostalgiker hat geschrieben:Ines Geipel; etwas zu viel Opfer ......


Dieses Urteil ist wohl eher einer gewissen Arroganz bzw. Selbstverliebtheit und fehlender Erfahrungen geschuldet.
Kumpel
 

Re: 30 Jahre danach

Beitragvon augenzeuge » 14. September 2019, 12:17

Kumpel hat geschrieben:
Nostalgiker hat geschrieben:Ines Geipel; etwas zu viel Opfer ......


Dieses Urteil ist wohl eher einer gewissen Arroganz bzw. Selbstverliebtheit und fehlender Erfahrungen geschuldet.


Die Geipel ist auch ein besonderer Fall, den es zu diskutieren lohnt. Ihr hätte es eigentlich so gehen können wie Beethoven... aber sie wollte weg.

Ines Geipel war eine erfolgreiche DDR-Leichtathletin, bevor die Staatssicherheit ihre Karriere 1984 beendete, um Fluchtpläne in den Westen zu vereiteln. Sie war von 2013 bis 2018 Vorsitzende der Doping-Opfer-Hilfe und ist heute Professorin an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ in Berlin. Sie hat zahlreiche Bücher über die DDR geschrieben, u.a. „Generation Mauer“ und „Black Box DDR. Unerzählte Leben unterm SED-Regime“.

Ihr Vater war hauptamtlicher Stasi-Spion im Westen und hat dort DDR-Flüchtlinge ausspioniert. Sie schreiben, er hätte an Ihrem Bruder und Ihnen Stasi-Methoden ausprobiert.
Es ging um systematische Gewalt, psychisch wie physisch. Wir waren seine Ausbildungsobjekte.


Zum Buch "Umkämpfte Zone"....
Warum ist die AfD im Osten so erfolgreich? In ihrem neuen Buch „Umkämpfte Zone“ stellt die Schriftstellerin und frühere DDR-Spitzenathletin Ines Geipel einen Zusammenhang her zwischen der Empfänglichkeit für rechte Parolen und der Verdrängung von Schuld im Dritten Reich.


Haben Sie die Anschläge von Hoyerswerda und Rostock-Lichtenhagen vor diesem Hintergrund überhaupt noch überrascht?
Nein, es hat schon vor 1989 rechte Gewalt gegeben. Die Staatssicherheit hat nur verhindert, dass sie öffentlich wurde.

https://www.cicero.de/innenpolitik/ines ... s-afd/plus

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Re: 30 Jahre danach

Beitragvon augenzeuge » 14. September 2019, 12:19

Die Autorin Ines Geipel hat davor gewarnt, die Strategie der AfD zu verharmlosen.

Geipel sagte der Neuen Zürcher Zeitung, wenn man nach Wahl-Ergebnissen wie in Brandenburg und Sachsen in Westdeutschland lediglich froh darüber sei, dass der brandenburgische Spitzenkandidat der AfD, Kalbitz, nicht regieren werde, sei das alarmierend und fatal. Es fehle an einer Debatte, in was für einem Deutschland man miteinander leben wolle. Die AfD schaffe es, dass sich der Osten ein weiteres Mal abhandenkomme. Geipel warnte davor, die Deutschen könnten das Glück der friedlichen Revolution verspielen.

Die Stimmung in Ostdeutschland ist „obermies“
Geipel betonte, es erstaune sie zudem, dass Menschen, die die DDR erlebt hätten, nicht zwischen den Zeiten vor der friedlichen Revolution und danach differenzieren würden. 1989 sei die DDR ein komplett marodes Land gewesen. Heute seien die Arbeitslosenzahlen im Osten so niedrig wie nie, die Renten im Grunde abgeglichen, die Städte saniert. Die Zahlen seien also bestens, aber die Stimmung „obermies“. „Die Abgehängten, was Lebensstandard im Verhältnis Lohn und Lebenshaltungskosten angeht, sind bei Lichte besehen längst viele Westdeutsche“, so Geipel.


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Re: 30 Jahre danach

Beitragvon pentium » 14. September 2019, 12:24

Wie schrieb ein Kölner User gerade in einem anderem Forum...

Ich glaube, ich als Westdeutscher fange langsam auch an "Merkel ist schuld" zu skandieren, dann kann ich fein alles auf die Ostdeutschen schieben. Ich glaube, das wird auch in 100 Jahren nix mit "Deutschland, einig Vaterland". Hätten sie doch nur auf mich gehört und zwei separate Staaten beibehalten.
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Re: 30 Jahre danach

Beitragvon augenzeuge » 14. September 2019, 12:27

pentium hat geschrieben:Wie schrieb ein Kölner User gerade in einem anderem Forum...

Ich glaube, ich als Westdeutscher fange langsam auch an "Merkel ist schuld" zu skandieren, dann kann ich fein alles auf die Ostdeutschen schieben. Ich glaube, das wird auch in 100 Jahren nix mit "Deutschland, einig Vaterland". Hätten sie doch nur auf mich gehört und zwei separate Staaten beibehalten.


Ganz ehrlich? Dieses Merkel Bashing gibts hier kaum. Weil die Leute verstanden haben, dass sie gar nicht anders handeln konnte. Ja, das ist weiter ein großer Unterschied.
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Re: 30 Jahre danach

Beitragvon karnak » 14. September 2019, 12:29

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Re: 30 Jahre danach

Beitragvon pentium » 14. September 2019, 12:32

augenzeuge hat geschrieben:
pentium hat geschrieben:Wie schrieb ein Kölner User gerade in einem anderem Forum...

Ich glaube, ich als Westdeutscher fange langsam auch an "Merkel ist schuld" zu skandieren, dann kann ich fein alles auf die Ostdeutschen schieben. Ich glaube, das wird auch in 100 Jahren nix mit "Deutschland, einig Vaterland". Hätten sie doch nur auf mich gehört und zwei separate Staaten beibehalten.


Ganz ehrlich? Dieses Merkel Bashing gibts hier kaum. Weil die Leute verstanden haben, dass sie gar nicht anders handeln konnte. Ja, das ist weiter ein großer Unterschied.
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Es geht eigentlich nicht um Merkel Bashing....er sagt etwas anderes oder will etwas anderes mitteilen..
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Re: 30 Jahre danach

Beitragvon augenzeuge » 14. September 2019, 12:43

Aber manche sehen bestimmt Merkel auf dem Bild. [laugh]

https://www.google.de/url?sa=i&rct=j&q= ... 7733251676

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Re: 30 Jahre danach

Beitragvon Nostalgiker » 14. September 2019, 16:07

Die von Frau Geipel geäußerten Thesen sind Teileweise sehr extrem und haben meiner Meinung nach nichts mehr mit Überhöhung etc. zu tun.
Wenn sie eine gewaltvolle Kindheit erlitten hat, was sehr zu bedauern ist, ist ihre Schlußfolgerung daraus das die Ursache für dieses Erleben im gesellschaftlichen System der DDR zu finden sei zu einfach konstruiert.
Danach wären ja alle Deutschen welche um 1945 herum zwischen Fünfzehn und Zwanzig waren und so ab 1950 Kinder in die Welt setzten alle kleine Hitlers gewesen die ihren Kindern das Gift der NS Ideologie verabreichten und im Ernstfall einprügelten.
Was hat eigentlich die gleiche Generation nach1945 in den Westzonen gemacht?
Haben die sich etwa mit ihren, im harmlosen Fall Mitläufereltern, in härteren Fällen sehr überzeugte NS Täter, hingesetzt und vertrauensvoll über den großen politisch-ideologischen Irrtum der Eltern geredet und die Eltern haben bitter bereut, ihre Schuld anerkannt, sühne getan und dafür gesorgt das ihre Kinder und Kindeskinder nie mit dem Gift der NS Ideologie in Berührung kommen. Auch dank Sigmund Freud, des Schriften in keinem Haushalt der damaligen BRD fehlen durften.

Ich finde ihre Rechtefertigungsversuche und Deutungshoheit einfach suspekt.
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Re: 30 Jahre danach

Beitragvon Kumpel » 14. September 2019, 16:49

Nostalgiker hat geschrieben:...............
Wenn sie eine gewaltvolle Kindheit erlitten hat, was sehr zu bedauern ist, ist ihre Schlußfolgerung daraus das die Ursache für dieses Erleben im gesellschaftlichen System der DDR zu finden sei zu einfach konstruiert.

...........................
Ich finde ihre Rechtefertigungsversuche und Deutungshoheit einfach suspekt.



Nun ist die Kernaussage von Frau Geipel eine ganz andere als von dir behauptet.
Ihre Kindheit war durchaus keine Ausnahme in einer Diktatur wie in der DDR.
Eine Deutungshoheit beansprucht sie nicht.
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Re: 30 Jahre danach

Beitragvon pentium » 14. September 2019, 17:13

Buschzulage – Wikipedia
https://de.wikipedia.org/wiki/Buschzulage

Grund für den mit der Buschzulage verbundenen Unmut war zum einen die Herabwürdigung von Ostdeutschland und seinen Einwohnern, unterstellt „Busch“ doch „Unzivilisiertheit“, zum anderen die damit verbundene Diskriminierung durch die Mehrbezahlung, in deren Genuss per Konstruktion nur Westdeutsche, jedoch keine Ostdeutschen kommen konnten.
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Re: 30 Jahre danach

Beitragvon Olaf Sch. » 15. September 2019, 08:08

die Zustände in den Jugendwerkhöfen waren durch den Buschfunk! bekannt, aber keiner hat es wirklich glauben können, stellten sich nach der Wende als wahr heraus.
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Re: 30 Jahre danach

Beitragvon karnak » 15. September 2019, 08:53

Es stellte sich heraus, dass es solche Zustände gab, nicht ausnahmslos und prinzipiell, aber es gab sie. Es gab Jugendliche die saßen unbegründet oder waren in solchen Einrichtungen am falschen Ort und es gab Jugendliche bei denen bestand eine gewisse Berechtigung und Notwendigkeit für eine Form von Jugendarrest.
Und es gab auch kirchlich geführte Einrichtungen in denen unangemessen mit Jugendlichen umgesprungen wurde, ebenfalls nicht ausnahmslos und prinzipiell. Immer auch entsprechend den Zeitgeist und der jeweiligen Vorstellung zu Erziehung geschuldet. Diese Bewertung macht den Unterschied, und zwsr zwischen seriöser, nüchterner Bewertung und dümmlicher ideologischer Eiferei bei der es nur um das Suchen des Haares in der Suppe geht um damit sein eigenes, dem Zeitgeist geschuldetes Welt- und Geschichtsbild genüge zu tun.
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Re: 30 Jahre danach

Beitragvon Spartacus » 15. September 2019, 18:15

Nun Kristian, einen Jugendwerkhof der mit seinen Insassen korrekt umgegangen ist, kenne ich nicht.

Wenn du einen kennen solltest, musst du den mal benennen. So rein interessehalber. [hallo]

Zum Thema:

30 Jahre danach geht es mir persönlich finanziell gesehen so gut wie nie zuvor. Aber das ist wohl eben nicht die Regel
für alle ehemaligen DDR - Bürger und so kommen halt die alten Befindlichkeiten wieder hoch.

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Re: 30 Jahre danach

Beitragvon karnak » 15. September 2019, 18:51

Wie viele Jugendwerkhöfe kanntest Du denn? In jedem Fall waren dieses Einrichtungen zumindest vordergründig und ursächlich keine Form von Konzentrationslagern in denen man im Wesentlichen und hauptsächlich politisch auffällige Jugendliche untergebracht und umerziehen wollte wie man heute glauben machen will. Dass ist auch heute mit etwas guten Willen durchaus zu recherchieren. Das man dort Eriehungsmethoden der damaligen Zeit abnwandte die einem heute die Hände über den Kopf zusammenschlagen lassen will ich gar nicht bestreiten. Diese wurden allerdings auch anderswo durchaus so angewandt bei Jugendlichen die man als schwererziehbar deklarierte, es waren Vorstellungen zur Pädagogik der entsprechenden Zeit. Nur das soll festgehalten werden.
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Re: 30 Jahre danach

Beitragvon pentium » 15. September 2019, 18:53

Wie kommen wir jetzt von der Buschzulage zu den Jugendwerkhöfen?
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Re: 30 Jahre danach

Beitragvon karnak » 15. September 2019, 18:54

AkkuGK1 hat geschrieben:die Zustände in den Jugendwerkhöfen waren durch den Buschfunk! bekannt, aber keiner hat es wirklich glauben können, stellten sich nach der Wende als wahr heraus.

Deswegen
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Re: 30 Jahre danach

Beitragvon pentium » 15. September 2019, 18:55

karnak hat geschrieben:
AkkuGK1 hat geschrieben:die Zustände in den Jugendwerkhöfen waren durch den Buschfunk! bekannt, aber keiner hat es wirklich glauben können, stellten sich nach der Wende als wahr heraus.

Deswegen


Nur schrieb ich von der Buschzulage vom Buschfunk war keine Rede...
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