Jugend-Opposition in der DDR - Chronik

Jugend-Opposition in der DDR - Chronik

Beitragvon Interessierter » 1. Februar 2019, 17:37

1950

Januar
DDR Icon DDR 01. Januar 1950

In Werdau/Sachsen bildet sich eine Widerstandsgruppe aus ca. 20 Schülern. Sie protestieren mit Flugblättern gegen die Scheinwahlen zur Volkskammer vom 15. Oktober 1950. Dafür werden die zum Teil Minderjährigen zu hohen Zuchthausstrafen verurteilt.
DDR Icon DDR 01. Januar 1950

1950 werden nach westlichen Beobachtungen 78.293 Personen von Sowjetischen Militärtribunalen und DDR-Gerichten zu Zwangsarbeit und Zuchthausstrafen verurteilt. 197.788 Menschen verlassen die DDR in Richtung Bundesrepublik.
Weltweit Icon Weltweit 04. Januar 1950

Der israelische Ministerpräsident Ben Gurion erklärt Jerusalem zur israelischen Hauptstadt und verstößt damit gegen UN-Beschlüsse.
DDR Icon DDR 12. Januar 1950

In der Sowjetunion wird die 1947 abgeschaffte Todesstrafe wieder eingeführt. Dies gilt auch für die Sowjetischen Militärtribunale in der DDR.
BRD Icon BRD 13. Januar 1950

Die Alliierten Hohen Kommissare heben den Lizenzzwang für politische Parteien in der Bundesrepublik auf.
DDR Icon DDR 17. Januar 1950

Die Regierung der DDR gibt den Beschluss der Sowjetunion bekannt, ihre auf dem Gebiet der DDR bestehenden Internierungslager aufzulösen. Circa 10.000 Internierte kommen frei; 10.500 von Sowjetischen Militärtribunalen Verurteilte kommen zur weiteren Strafverbüßung in DDR-Haftanstalten; circa 3.400 Personen werden den DDR-Behörden „zur Untersuchung ihrer Schuld“ und Aburteilung übergeben.
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Re: Jugend-Opposition in der DDR - Chronik

Beitragvon Interessierter » 22. Februar 2020, 09:06

Widerstand in Jena

Bild

Nach dem Mauerbau ist die Stimmung in der DDR gedrückt. Die Bürger nehmen enttäuscht zur Kenntnis, dass der Westen nichts gegen die Grenzziehung unternimmt. Die meisten Menschen richten sich nach und nach darauf ein, dass die Mauer für längere Zeit stehen bleiben wird. Es wird viel gemeckert, besonders über die schlechte Lebensmittelversorgung. Widerspruch oder gar Widerstand halten die meisten derzeit für zu gefährlich. Doch einige Jugendliche lassen sich den Mund nicht verbieten. Sie treibt die resignative Stimmung zu tollkühnen Aktionen.

Sechs junge Arbeiter aus Jena schließen sich zusammen und planen, sich zu widersetzen: Am 8. Dezember 1962 malen sie Parolen an die Wände einer Bahnunterführung und eines Hauses. Am nächsten Morgen können die zur Arbeit eilenden Leute lesen: „Weg mit Ulbricht – gebt uns Freiheit“ und „Gebt uns was zum Fressen“. Das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) schaltet sich ein, und nach der Spurensicherung übermalt die Volkspolizei die Losungen.

Als Nächstes heckt die Jenaer Gruppe eine Flugblattaktion aus. Um ihre Spuren zu verwischen, besorgen sich die Aktionisten in verschiedenen Städten Papier, Kinderstempelkästen und Stempelfarbe. Dann entwerfen sie folgenden Text:

„Einwohner Jenas! Wie lange wollt ihr Euch noch die katastrophale Ausbeutung der Ostzonen-Politik gefallen lassen? Erhöhte Normen, niedrige Löhne, militärische Ausbildungen, unzureichende Lebensmittel u. hoher politischer Druck, das sind die Errungenschaften u. Ziele der Ostblockpolitik. Verteidigt Euch gegen diesen Wahn. Denkt daran: ‚Einigkeit macht stark!` Die starke Rüstung u. kostspielige Grenzüberwachung macht die Staatskasse leer. Die Euch gefangen halten, nehmen euch Freiheit, Wohlstand und freie Wahlen!“

Noch während der Vorbereitungen zur Flugblattaktion plaudert ein Gruppenmitglied gegenüber einem Stasi-Spitzel. Daraufhin beauftragt das MfS einen Inoffiziellen Mitarbeiter, die Gruppe anzusprechen. Dieser gibt sich als Bundesbürger aus, der im Auftrag einer westlichen Organisation als „Agitator für die Wiedervereinigung Deutschlands“ illegal in der DDR tätig sei. Die Jenaer Gruppe geht dem Lockvogel auf den Leim und weiht ihn in all ihre Pläne ein.

Nachdem bereits 3.500 Flugblätter hergestellt sind, werden die sechs jungen Männer am 11. Februar 1963 festgenommen. Während des Gerichtsprozesses wird die Fiktion aufrechterhalten, der Agent Provocateur der Stasi sei ein echter Agent gewesen. Der Kontakt zu dem vermeintlichen Spion fällt bei der Verurteilung strafverschärfend ins Gewicht: Die sechs Jugendlichen werden zu Strafen von einem Jahr Freiheitsentzug bis zu fünf Jahren und sechs Monaten Zuchthaus verurteilt.

https://www.jugendopposition.de/themen/ ... nd-in-jena
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Re: Jugend-Opposition in der DDR - Chronik

Beitragvon Interessierter » 27. Mai 2020, 10:21

Eine wunderbare und sehr informative Seite mit vielen Fotos und Dokumenten über die Jugend - Opposition und die einzelnen Menschen, habe ich bei der Robert Havemann Gesellschaft gefunden. Natürlich blieben in Teilen diese mutigen jungen Leute auch in unserem Forum nicht unerwähnt.

Diese tolle Dokumentation findet man hier:
https://www.havemann-gesellschaft.de/fi ... 120514.pdf
Interessierter
 


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