Eine Gruppe junger Leipziger wagt 1989 eine Rebellion in der DDR. Sie besetzen Abrisshäuser, schmieden nächtelang Pläne für die Revolution - und bringen am Ende ein ganzes Regime zu Fall. Wer waren diese Leute? Eine Nahaufnahme.
Was war da in Leipzig los? Welche Rolle spielten die Studenten bei der Revolution? Wer waren die rebellischen jungen Leute in der ersten Reihe, die erst den Leipzigern und dann dem ganzen Land das Demonstrieren beibrachten?
Die Demonstration, die am 15. Januar 1989 vom Leipziger Markt aus begann, startete in einer äußerst brenzligen Situation. Sich zu beteiligen, erforderte viel Mut. Ein Dutzend Freunde von Anita, Fred und Christian waren gerade verhaftet worden. Sie hatten in den Tagen zuvor heimlich 10.000 Flugblätter gedruckt, mit dem Aufruf zur Demonstration: 15. Januar, 16 Uhr. Sie hatten die Zettel nachts in der ganzen Stadt verteilt - und waren im Morgengrauen dann doch verraten worden. Spitzel, die für den DDR-Geheimdienst Informationen lieferten, hatten sich unter die Aufständischen gemischt.
Trotz der Festnahmen fasste sich der verbliebene Rest der Gruppe ein Herz. Fred sprang an jenem Januartag kurzerhand auf eine kleine Mauer gegenüber Auerbachs Keller, in dem einst der junge Leipziger Student Johann Wolfgang von Goethe verkehrt hatte. Von der Mauer hielt Fred eine Rede, forderte Freiheit für Andersdenkende im Geiste von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg, denn es war deren Todestag. Er forderte eine freie, unzensierte Presse. Und tatsächlich: Um Fred scharten sich bald Hunderte von Zuhörern, ohne dass Sicherheitskräfte einschritten.
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AZ