,, Abtreibungsgesetz,, in der DDR

Themen über die Gesundheitssysteme in beiden deutschen Staaten

,, Abtreibungsgesetz,, in der DDR

Beitragvon Thomas 1948 » 5. Dezember 2010, 21:41

1972 wurde das so-genannte ,,Abtreibungsgesetz,, durch die Volkskammer zur Wahl gestellt und verabschiedet.
Das erstemal und das letztemal in der Geschichte der Volkskammer wurde ein Gesetz nicht einstimmig verabschiedet, es gab 14 Gegenstimmen und
4 Enthaltungen von CDU Abgeordneten die aus christlichen Gründen nicht einverstanden waren.
Einige Tage vor dem Sitzungstag wurde schon in der Parteischule in Burgscheidungen darüber beraten, ich war damals Schüler in der Mittelstufe, wo auch
darüber gesprochen wurde.
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Re: ,, Abtreibungsgesetz,, in der DDR

Beitragvon Kelly » 5. Dezember 2010, 23:01

Hier ein passender Link dazu : http://www.welt.de/politik/article17327 ... anung.html

Interessant ja schockierend fand ich die Formulierung in diesem Artikel :"In den Neunzigerjahren hat der damalige Chef der Frauenklinik in Cottbus gesagt, in der DDR seien die Frauen zur Abtreibung gegangen wie zum Friseur. War es so?"

Für mich persönlich ist Abtreibung Mord. Man muß nicht ungewollt schwanger werden.

Ausnahmen dazu wären Schwangerschaften aus Vergewaltigungen, bei einer Gefährdung von Leib und Leben der Mutter.

Was nun die Möglichkeit der Abtreibung von Kindern mit schweren Mißbildungen oder behinderungen angeht, da tue ich mich persönlich mit schwer.Eine solche Entscheidung möchte ich persönlich nicht treffen müssen, zumal wenn man Christin ist.
Ein weiteres Argument wäre,daß man eine Entscheidung zu lebenswerten und lebensunwerten Leben treffen müßte und das ist ganz stark belastet.

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Re: ,, Abtreibungsgesetz,, in der DDR

Beitragvon manudave » 6. Dezember 2010, 06:58

Die Enthaltungen und Gegenstimmen wurden übrigens durch die SED vorgegeben, da bei diesem Thema alles andere Unglaubwürdig gewesen wäre. Mehrere CDU-Abgeordnete bestätigten diese Anweisung später.
Wer für alles offen ist, kann nicht ganz dicht sein!
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Re: ,, Abtreibungsgesetz,, in der DDR

Beitragvon Edelknabe » 6. Dezember 2010, 07:47

Kelly, man konnte sehr wohl als junges Mädchen oder Frau in der DDR schwanger werden und hast du nicht gesehen, war der Kerl fort. Der Kerl, der bis vor fünf Minuten noch die große Liebe war, der beteuerte..."Für immer und ewig wirst du mein sein, du mein Turteltäubchen und komm, wir schmusen ein bißchen und aus schmusen wurde mehr, es wurde Alles, was es da so an sexuellen Sachen gibt"?
Ja, was nun Mädchen oder Frau,der Kerl war weg, zur Anderen, vielleicht sogar zur eigenen Freundin, ja Mädchen, hast ja noch dein ganzes Leben vor dir und richtig, so meine Meinung, die ganz eigene Entscheidung von Turteltäubchen auf den Abbruch ihrer Schwangerschaft.Denn das ist für mich Emanzipation der Ostfrau gewesen, gelebte Emanzipation.
Und ich kannte etliche Fälle aus dem eigenen Bekannten/Verwandtenkreis, wo genau meine obige Schilderung zutraf.
Wird dir nicht gefallen was ich da geschrieben habe, da bin ich mir vollkommen sicher.

Rainer-Maria und nicht jedes Mädchen/Frau war/ ist auch heute noch nicht eine Musterschülerin, was die korrekte Einnahme der Pille betraf. Ich hab da zwei Töchter, die eine 20 und die andere etwas über 30 Jahre jung, ich kenn mich gut da aus als durchblickender Vater, der nicht mit Scheuklappen durchs Haus rennt.
Übrigens, wer ist schon der Papst, der alte Mann und das ganze antiquarische katholische Zeugs, das hatten wir in der DDR schon lange auf dem Misthaufen der Geschichte entsorgt...entschuldige meine Direktheit, ich bin Sachse, also Heide.
Und nein, ich geh auch gern mal in die Kirche, habe ich schon als Kind gerne gemacht gerade zur Weihnachtszeit...ich schreibe auch später einmal, was mir so an Kirchen gefällt?
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Re: ,, Abtreibungsgesetz,, in der DDR

Beitragvon Kelly » 6. Dezember 2010, 22:16

Hallo Edelknabe,
dann will ich mal darauf antworten.

Edelknabe hat geschrieben:(...) hast ja noch dein ganzes Leben vor dir und richtig, so meine Meinung, die ganz eigene Entscheidung von Turteltäubchen auf den Abbruch ihrer Schwangerschaft.Denn das ist für mich Emanzipation der Ostfrau gewesen, gelebte Emanzipation.


Nun,so richtig emanzipiert wäre sie doch gewesen, so einem Kerl mal nein zu sagen, bzw. auf Verhütung zu bestehen. Spaß haben wollte man, Verantwortung übernehmen nicht.Und nun soll man nicht glauben, daß eine Abtreibung einfach so an einer Frau / Mädchen vorrübergeht. Weit gefehlt.Ein kleiner Einblick zum Thema : http://lo-net2.de/class/Vehlow-10a/generator8.htm


Gut, einige "Exemplare" mag es geben, denen es wirklich nichts ausmacht abzutreiben,nach dem Motto "mein Bauch gehört mir".
Aber das hat nach meiner Meinung mit Emanzipation wenig zu tun, sondern mehr mit egoistischem Denken. Verhütung ist einfach, allerdings muß man da sein Gehirn einschalten.

Übrigens, wer ist schon der Papst, der alte Mann und das ganze antiquarische katholische Zeugs, das hatten wir in der DDR schon lange auf dem Misthaufen der Geschichte entsorgt...entschuldige meine Direktheit, ich bin Sachse, also Heide.


Nun ist nicht jeder der ein Christ ist zwingend katholisch. [wink] Nun kann und darf man die Institution Kirche nicht mit dem Christentum gleichsetzen.Es gibt bei aller berechtigten Kritik an der rk Kirche auch Ansätze die nicht falsch und weltfremd sind, sondern vielmehr deshalb befremdlich klingen, weil sie nicht mit dem Zeitgeist einhergehen. Da kann kommt man doch besser an, wenn man am besten jeden Tag einen "One-night-stand" hat, homosexuell veranlagt ist und /oder Orgien feiert, oder sich an Kinder vergeht, bzw.Kinderpornos auf den Computer lädt. [mad] .
Und dann heult man auf, wenn plötzlich AIDS und andere Geschlechtskrankheiten um sich greifen.
Und wenn man dann schwanger wird und der Arzt nach dem Erzeuger fragt und man nur anworten kann " Herr Doktor, setzten sie sich mal an eine Kreissäge und sagen dann welcher Zacken getroffen hat" Bingo, hier ihre Abreibung ! Das ist in meinen Augen dekadent.

Wobei ich mich schon wundern muß, wieso die Mitteldeutschefrau abtreiben mußte. War doch das System der Kinderbetreuung vorbildlich.Besser und durchdachter als hier im Westen.

Gruß

Kelly
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Re: ,, Abtreibungsgesetz,, in der DDR

Beitragvon Edelknabe » 7. Dezember 2010, 07:42

Kelly guten Morgen und nun sind junge Mädchen und Frauen ,die Kerle genauso ersteinmal jung, und jungsein, ohne hier ins Forum belehren zu wollen, also Jungsein heißt viele Fehler machen, sich verlieben bis über beide Ohren ohne nachzudenken über Folgen, die da kommen könnten. Soviel eigentlich zum Thema "Verantwortung in der Jugend übernehmen zu wollen?".
Ein junger Kerl und ich war selber mal Einer, also entschuldige Kelly,wenn ich das so direkt aussdrücke aber der hat nur "rammeln" im Kopf, wie bei den Karnickeln die Rammler und lach und schmunzel.
Heraus kommt bei aller Liebe viel Mist, nein, nicht was du denkst, ich meine der Mist in den Beziehungen der Geschlechter, von Männchen und Weibchen und am Ende eben auch eine ungewollte Schwangerschaft.
Und da finde ich es eben gut, das eine Frau ganz alleine entscheiden konnte, in dieser DDR, bin ich reif genug für Verantwortung, für ein Kind oder eben nicht?
Sieh heute, da gebären junge Mädchen vor Not und Dummheit auf der Toilette,weil ihre Eltern weit sind, es fehlt ihnen ganz einfach der Ansprechpartner in ihrer schwierigen Situation und Endresultat, ein totes Kind und eine Sache für den Staatsanwalt und diese Fälle kommen wahrlich nicht wenig in der heutigen doch so modernen Gesellschaft vor, nein, sie mehren sich.
Oder Fall Zwei, da haben sie dann geboren und das Kind verhungert und verdurstet im Kinderbett, weil die junge Mutter meint, die Disko ist wichtiger wie mein eigenes Kind zu versorgen? Auch diese Fälle häufen sich, weil als kompott noch alle Nachbarn im Haus samt eigenen Elternteilen mit Pferdescheuklappen herumrennen, größer wie ein Scheunentor, eventuell noch Ohrenstöpsel drin, sie laufen also durchs Haus und sehen die junge Mutter einfach nicht, es ist ihnen schlichtweg scheißegal, den deutschen Spießbürger-Michels, um nur mal im schönen Deutschland zu bleiben.
Noch mal zum Papst, also der alte Mann möge mir vergeben, denn ich werde ja selber einmal alt und ich meinte eher das, was du so sinngemäß herüberbrachtest, das es eben vieles sich selbst Überlebte im Klerus gibt, was überhaupt nicht mehr dem Zeitgeist entspricht.
Aber erstmal genug für heute morgen und einen guten Tag allen ins Forum.

Rainer-Maria
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Edelknabe
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Re: ,, Abtreibungsgesetz,, in der DDR

Beitragvon Kelly » 7. Dezember 2010, 22:16

Hallo Edelknabe !
Edelknabe hat geschrieben:also Jungsein heißt viele Fehler machen, sich verlieben bis über beide Ohren ohne nachzudenken über Folgen, die da kommen könnten.


Da stimme ich dir zu. Und hier kommt die Erziehung zur Verantwortung hinzu.Wenn man seine Kinder zu verantwortungsbewußten Menschen erzieht, über alle Dinge offen spricht,nun, da sollten eigentlich keine ungewollten Folgen entstehen.Und wenn doch, dann gibt es immer Lösungen und Wege, um eine Abtreibung zu verhindern.

Man redet hier über entstehendes Leben und nicht über ein altes Spielzeug, daß man bei nichtgefallen einfach entsorgt. Im übrigen, ich war auch mal jung, verliebt und vor allem aufgeklärt. [wink]

Soviel eigentlich zum Thema "Verantwortung in der Jugend übernehmen zu wollen?".
Edelknabe hat geschrieben:Ein junger Kerl und ich war selber mal Einer, also entschuldige Kelly,wenn ich das so direkt aussdrücke aber der hat nur "rammeln" im Kopf, wie bei den Karnickeln die Rammler und lach und schmunzel.


Kein Thema Edelknabe, wir sind ja schließlich erwachsen und erfahren. [wink]

Bei den Jungen ( ich habe selber zwei)kann ich es nachvollziehen. Aber eben darum haben wir sie über die möglichen Folgen aufgeklärt.Ob diese natürlich fruchten, wenn der Verstand ausgeschaltet ist, nun, das hoffen wir. [flash]

Aber wie gesagt, in der heutigen Zeit sind die Jugendlichen so aufgeklärt, daß Verhütung gerade auch bei Mädchen kein Thema sein dürfte.
Bei eingen klappt das auch, bei andern wiederum nicht. Liegt wohl daran, daß der Verstand dem Trieb weicht.

Edelknabe hat geschrieben:Oder Fall Zwei, da haben sie dann geboren und das Kind verhungert und verdurstet im Kinderbett, weil die junge Mutter meint, die Disko ist wichtiger wie mein eigenes Kind zu versorgen?


Ich glaube, in der DDR wären sie mit dieser "Mutter" anschließend richtig umgegangen. Seien wir doch mal ehrlich, das sind doch eindeutig asoziale Verhaltensweisen, da braucht auch anschließend keine Presse lange auf die Tränendrüse zu drücken.

Edelknabe hat geschrieben: das es eben vieles sich selbst Überlebte im Klerus gibt, was überhaupt nicht mehr dem Zeitgeist entspricht.


Zum Thema Zeitgeist finde ich folgendes Zitat von Otto von Habsburg ganz passend :

"Wer sich mit dem Zeitgeist verheiratet, ist morgen verwitwet."

Gruß

Kelly
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Re: ,, Abtreibungsgesetz,, in der DDR

Beitragvon turtle » 8. Dezember 2010, 19:31

Im SVK Buch konnte dann jeder der es in die Hand bekam nachlesen wie oft abgetrieben wurde.Man musste nur den Diagnoseschlüssel der SVK(DDR)
kennen ! Es war sehr informativ dieses Heft. Alle Arbeitsplätze,Krankheiten, waren transparent. So konnte sich jeder Kaderleiter(Personalchef) sein Bild machen!
Gruß Peter(turtle)
turtle
 

Re: ,, Abtreibungsgesetz,, in der DDR

Beitragvon S51 » 11. Dezember 2010, 15:16

turtle hat geschrieben:Im SVK Buch konnte dann jeder der es in die Hand bekam nachlesen wie oft abgetrieben wurde.Man musste nur den Diagnoseschlüssel der SVK(DDR)
kennen ! Es war sehr informativ dieses Heft. Alle Arbeitsplätze,Krankheiten, waren transparent. So konnte sich jeder Kaderleiter(Personalchef) sein Bild machen!
Gruß Peter(turtle)


Stimmt, doch andererseits war es bequem. Kein riesen Briefwechsel mit sonstwem, um Rentenansprüche nachzuweisen. Alle Behandlungen hatte man quasi dabei. Was dem behandelnden Arzt manche Diagnose einfacher machte. Es hat eben alles seine Vor- und Nachteile.
S51
 

Re: ,, Abtreibungsgesetz,, in der DDR

Beitragvon S51 » 11. Dezember 2010, 15:53

Kelly hat geschrieben:...Gut, einige "Exemplare" mag es geben, denen es wirklich nichts ausmacht abzutreiben,nach dem Motto "mein Bauch gehört mir".
Aber das hat nach meiner Meinung mit Emanzipation wenig zu tun, sondern mehr mit egoistischem Denken. Verhütung ist einfach, allerdings muß man da sein Gehirn einschalten.
...Wobei ich mich schon wundern muß, wieso die Mitteldeutschefrau abtreiben mußte. War doch das System der Kinderbetreuung vorbildlich.Besser und durchdachter als hier im Westen.

Gruß

Kelly


Wenn es so einfach gewesen wäre. Keine Ahnung mehr, wie viele Dramen man so als Polizist in der Rolle als Zuschauer, Prellbock oder Schlichter (-versuchsweise-) miterlebt hat. Es waren derer viele.
Menschen sind eben nicht einfach gestrickt. Da wurde versucht, mit einem Kind die Beziehung zu kitten aber der Wunschpartner kriegte das große Sausen und ging auf Tauchstation. Fast ist man versucht zu schreiben - bestenfalls. Denn es endete dann und wann auch böse und dann kam eben doch die Frage: Was nun?
Da hat eine Seite geglaubt, der Andere würde sich freuen und je später um so mehr - um so größer war die Entäuschung. Was dann?
Da hat eine Seite geglaubt, der andere entschiede sich für sie (von nicht nur einer...), wenn erst ein Kind in Aussicht wäre. Er hat sich entschieden aber nicht ganz so wie gewünscht...
Da hatten sich manche gedacht, man wäre erwachsener mit Kind, bekäme schneller eine Wohnung, könnte heiraten und überhaupt würden dann die Himmel voller Geigen hängen. Doch das eisige Klima in den Familien kühlte schnell alles ab. Jedoch halt eine Kleinigkeit zu spät.
Klar, die Kinderbetreuung war besser. Mit einem "Tischlein deck dich" aber doch nicht zu vergleichen. Es erforderte einiges an Mühe, Vorbereitung, Lebensplanung und auch Verzicht auf Ungebundenheit. Da war es öfters besser so, wie es kam.
S51
 

Re: ,, Abtreibungsgesetz,, in der DDR

Beitragvon Kelly » 12. Dezember 2010, 22:27

@S51

Sicherlich wird bei der Möglichkeit einer Abtreibung das Für und Wider abgewogen. Dabei stehen natürlich die eigenen Bedürfnisse an erster Stelle.Und ein Gedanke oder gar Ehrfurcht vor dem enstehenden neuen Leben werden eben diesen Bedürfnissen untergeordnet. Wo aber sollen solche Gedanken entstehen, wenn es an einer Werteordnung in dieser Richtung fehlt.

Klar, die Kinderbetreuung war besser. Mit einem "Tischlein deck dich" aber doch nicht zu vergleichen. Es erforderte einiges an Mühe, Vorbereitung, Lebensplanung und auch Verzicht auf Ungebundenheit.


Das bedeutet es in der Tat, selbst wenn man in einer Ehe lebt, so wird der Alltag doch durch die Kinder bestimmt. Aber Kinder sind es wert das man sie bekommt und großzieht. Da ich selber 3 Kinder habe, weiß ich wovon ich rede. Übrigens,auch ohne optimale Kinderbetreung bzw, Abschiebestationen.


Gruß

Kelly
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Re: ,, Abtreibungsgesetz,, in der DDR

Beitragvon augenzeuge » 13. Dezember 2010, 19:34

Kelly hat geschrieben:@S51

Sicherlich wird bei der Möglichkeit einer Abtreibung das Für und Wider abgewogen. Dabei stehen natürlich die eigenen Bedürfnisse an erster Stelle.Und ein Gedanke oder gar Ehrfurcht vor dem enstehenden neuen Leben werden eben diesen Bedürfnissen untergeordnet. Wo aber sollen solche Gedanken entstehen, wenn es an einer Werteordnung in dieser Richtung fehlt.
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Hast du klasse geschrieben!
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Re: ,, Abtreibungsgesetz,, in der DDR

Beitragvon Kelly » 13. Dezember 2010, 22:17

augenzeuge hat geschrieben:Hast du klasse geschrieben!
AZ


Danke !


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Re: ,, Abtreibungsgesetz,, in der DDR

Beitragvon Interessierter » 2. April 2017, 10:11

Nur einmal gab es Gegenstimmen in der Volkskammer

Bild
"Untrennbar mit der wachsenden Verantwortung des sozialistischen Staates ... verbunden": Am 9. März 1972 stand das "Gesetz über die Unterbrechung der Schwangerschaft" (Präambel) auf der Tagesordnung der Volkskammer
Quelle: Archiv

Das DDR-Parlament stimmte über das "Gesetz über die Unterbrechung der Schwangerschaft" ab. Erstmals gab es Gegenstimmen, bis 1989 sollten es die einzigen bleiben.

Neinstimmen zählen ist Alltag in Parlamenten. Allerdings nicht in allen. Für Gerald Götting, den Präsidenten der Volkskammer der DDR, war es eine Herausforderung, als sich vor 40 Jahren auf seine Frage "Gegenstimmen?" tatsächlich Arme im Plenum erhoben. Insgesamt 14 Gegenstimmen zählte der Vorsitzende der DDR-CDU, weitere acht der rund 500 Abgeordneten enthielten sich ihrer Stimme. Es war das erste Mal in der Geschichte der DDR, dass es in ihrem Parlament Gegenstimmen gab, und es sollte bis zur Friedlichen Revolution 1989 das einzige Mal bleiben.

Die außergewöhnliche Abstimmung über den Tagesordnungspunkt 1 am 9. März 1972 galt der Drucksache 12, einer Vorlage mit dem schlichten Titel "Gesetz über die Unterbrechung der Schwangerschaft". Durch die trotz der vereinzelten Gegenstimmen und Enthaltungen überwältigende Mehrheit im Scheinparlament Volkskammer galt in der SED-Diktatur eines der seinerzeit modernsten Abtreibungsgesetze der Welt.

Ein erstaunliches Maß an Selbstbestimmung


Das neue Gesetz sah vor, dass Frauen innerhalb der ersten zwölf Wochen einer Schwangerschaft eigenverantwortlich über einen Abbruch entscheiden durften. Der Eingriff wurde zudem arbeits- und versicherungsrechtlich dem Krankheitsfall gleichgestellt. Das bedeutete, dass eine Abtreibung fortan für die Patientin kostenfrei war.

Ausgerechnet ein Staat, der sonst möglichst alle Lebensbereiche seiner Bürger zu kontrollieren versuchte, gewährte schwangeren Frauen ein erstaunliches Maß an Selbstbestimmung. Jedenfalls weitaus mehr als zur selben Zeit die Bundesrepublik.

Der vollständige Beitrag hier:
https://www.welt.de/kultur/history/arti ... ammer.html
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Re: ,, Abtreibungsgesetz,, in der DDR

Beitragvon Beethoven » 2. April 2017, 14:31

Interessierter hat geschrieben:Ausgerechnet ein Staat, der sonst möglichst alle Lebensbereiche seiner Bürger zu kontrollieren versuchte, gewährte schwangeren Frauen ein erstaunliches Maß an Selbstbestimmung. Jedenfalls weitaus mehr als zur selben Zeit die Bundesrepublik.


Ach da gab es noch Einiges, wo die DDR weit fortschrittlicher war als die Bundesrepublik, die ja nun nicht Maß aller Dinge war. Wenn ich da nur an das Arbeitsrecht der verheirateten Frau denke.

Ich bin der Meining, dass es längst überfällig war, dass sich Frauen oder Mädchen zum Abbruch entschließen konnten. Ich möchte nicht wissen, wieviele Frauen verblutet sind, wenn sie irgend welche Kurpfuscher an ihren Unterleib gelassen haben.
Die größten Vorteile im Leben überhaupt wie in der Gesellschaft hat ein gebildeter Soldat. J. W. v. Goethe

Das Gesetz ändert sich, die Gesinnung nicht.
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Re: ,, Abtreibungsgesetz,, in der DDR

Beitragvon Danny_1000 » 2. April 2017, 18:19

Interessierter hat geschrieben:......Ausgerechnet ein Staat, der sonst möglichst alle Lebensbereiche seiner Bürger zu kontrollieren versuchte, gewährte schwangeren Frauen ein erstaunliches Maß an Selbstbestimmung. Jedenfalls weitaus mehr als zur selben Zeit die Bundesrepublik.

Der vollständige Beitrag hier:
https://www.welt.de/kultur/history/arti ... ammer.html


Vielleicht ist ja auch nur das Zerrbild über die Verhältnisse - hier vom allmächtigen Kontrollstaat DDR - welches mehr als 25 Jahre propagiert wurde. Da kann ich verstehen, weshalb der Schreiberling aus dem Springerhaus hier einen scheinbaren Widerspruch entdeckt.

Danny
Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben
dafür einsetzen, dass du es sagen darfst !
(Evelyn Beatrice Hall 1868; † nach 1939)
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Re: ,, Abtreibungsgesetz,, in der DDR

Beitragvon Interessierter » 2. April 2017, 19:15

Über diesen diktatorischen Staat muss niemand aus dem Westen über 25 Jahre ein Zerrbild propagieren. Über insgesamt 67 Jahre haben Historiker und ehemalige Bürger der DDR Zeugnis abgelegt, was für ein menschenverachtendes, verbrecherisches System in der DDR herrschte.

Wenn Du meinst, es wurde ein Zerrbild erstellt, obwohl der Journalist das Gesetz lobend erwähnt, so entspricht das wohl eher und nicht das erste mal Deinem Ansinnen, diese Diktatur schönzureden.

Die große Mehrheit der ehemaligen Bürger der DDR sah und sieht diesen Staat als das was er war, ein menschenverachtendes, verbrecherisches Regime. Das Volk stimmte mit den Füßen ab und jagte diese Schergen davon.
Interessierter
 


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