Eine Zusammenfassung über die Situation der Alliierten in Berlin. Die Schutzmächte im Alltag.
Auszug:
Über dieses Leben schrieb der US-Diplomat Edward Harper, der von 1979 bis 1986 als Leiter der Abteilung für Kultur, Information und Presse an der US-Botschaft in Ost-Berlin und zuletzt an der US-Mission in West-Berlin Dienst tat: »Der Auswärtige Dienst gab uns eine erstklassige Villa im eleganten Vorort Dahlem (Gelfertstraße 43, d. Red.) ... Türkische Gärtner pflegten unseren großen Garten mit Rosenbeeten und Obstbäumen. Eine fröhliche Jugoslawin besorgte den Haushalt.
Der Posten Berlin war für den Auswärtigen Dienst in vieler Hinsicht außergewöhnlich. Erstens, die Kosten der Amerikaner, Briten und Franzosen wurden von der westdeutschen Regierung bezahlt, die darauf bedacht war, die alliierte Präsenz in der belagerten Stadt zu erhalten. Diese Großzügigkeit wurde ungeheuer mißbraucht. Die von unserer Regierung bewilligten Bewirtungsspesen waren winzig, aber wir reichten unsere Rechnungen bei den Deutschen ein, die ohne Murren zahlten.
Das Ergebnis war eine endlose Kette von opulenten Cocktailparties, Empfängen und Festdiners bei allen drei Schutzmächten. Eine Flotte von Botschaftswagen stand bereit, um uns zum Essen zu den teuersten und besten Restaurants der Stadt zu fahren. Jede Schutzmacht hatte eigene Einkaufszentren, wo uns teure Delikatessen zollfrei verkauft wurden ... Überall gab es für uns Tennisplätze, Turnhallen, Bäder. Wir hatten einen eigenen Golfplatz.
Unsere Autos liefen mit steuerfreiem Benzin ... Die Berliner, gewitzte Leute, duldeten das alles in dem Wissen, ohne die Alliierten dem ostdeutschen Regime und den dahinter stehenden Russen ausgeliefert zu sein.«16)
Hinzu kam, dass den Westalliierten ein »Einkaufsparadies« direkt vor der Nase lag. »Tag für Tag wiederholte sich im Zentrum von Ost-Berlin die gleiche Szene: Gegen Mittag fuhren am Alexanderplatz Militärbusse der in West-Berlin stationierten Streitkräfte vor. Dann schwärmten Amerikaner, Briten und Franzosen in die Kaufhäuser und Läden aus und sammelten ein, was die sozialistische Volkswirtschaft an attraktiven Waren zu bieten hatte ... Wenn die alliierten Einkäufer von ihrem Beutezug zu den geparkten Bussen zurückkehrten, waren die meisten von ihnen schwer beladen ... Für die GIs und die anderen Schutzmacht-Soldaten waren die Einkaufstouren in den Osten eine preisgünstige Schnäppchenjagd. Denn sie bezahlten mit Ost-Mark, die sie nicht nach offiziellem DDR-Kurs (eine DM-West gleiche eine Mark Ost) eintauschten, sondern sich in West-Berliner Wechselstuben billig geholt hatten.«17) Die Westalliierten lebten also auch auf Kosten der DDR-Bevölkerung.
Mehr:
http://www.luise-berlin.de/bms/bmstxt01/0106prob.htm
AZ