von augenzeuge » 6. Oktober 2019, 07:43
Weißt du Karnak, mich erinnert diese Diskussion an etwas.
Kurz nach dem Mauerfall klingelte es bei mir. Ein Freund, von dem ich fast 5 Jahre nichts gehört hatte, der mit mir in der CSSR gewesen war, dessen Vater Arzt und Parteisekretär war, hatte mich gefunden. Meine Adresse hatte er von alten Briefen, in denen ich ihm nach Weggang aus der DDR geschrieben hatte, die aber stets unbeantwortet blieben.
Nun stand er vor mir. Nach anfänglicher Freude kam es unweigerlich zur Diskussion, wie geht es weiter in der DDR.
Ich war bereits damals davon überzeugt, dass am Ende der Entwicklung ein Staat stehen kann. Er dagegen glaubte an die neue DDR, die nun endlich einen freien Sozialismus aufbauen könne. Und wie du argumentierte er. Die Sowjets würden das Land nie aufgeben, ihre Opfer des 2. Wk.. etc.
Sofern das Volk entscheiden kann, und solange die Gewalt außen vor bleibt, kann und wird das nicht passieren, entgegnete ich. Und ich glaubte daran.
Es war ein heftiges Gespräch, ich erkannte, wie DDR lastig seine Begründung war. Wie schnell das gehen konnte, hielt ich nicht für möglich.
1 Jahr später erkannte er, dass er die DDR verlassen musste.
Er ging nach Rüsselsheim zu Opel. Dort lebt er heute noch. Seinen Glauben an den Sozialismus hat er nie ganz verloren....aber er lacht heute über seine damalige Ansicht.
AZ
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