augenzeuge hat geschrieben:Als die DDR sich eingestehen musste, dass es ihr niemals gelingen würde die West-Alliierten aus den Westsektoren Berlins zu vertreiben, fing sie an gegenüber diesem Pfahl mitten im Herzen des deutschen Arbeiter-und-Bauern-Paradieses ein Verhalten an den Tag zu legen, das man nur noch als völlig absurd bezeichnen konnte.
Wichtig war zunächst der eigenen Bevölkerung eine Gehirnwäsche in der Form zu verpassen, dass möglichst niemand auf die Idee kam, diese Westsektoren Berlins hätten irgendetwas mit der eigenen Hauptstadt "Berlin - Hauptstadt der DDR" zu tun. Das versuchte man mit einer Art Neusprech ähnlich wie in George Orwells großem antistalinistischen Roman "1984" zu erreichen, indem DDR-seitig grundsätzlich nur von "Westberlin", nie von "West-Berlin" und schon gar nicht von "Berlin (West)" die Rede war. Dadurch sollte den Westsektoren der alte Name "Berlin" genommen werden, indem "Berlin" innerhalb des zusammengeschriebenen "Westberlin" zu einem Anhängsel des aus DDR-Sicht eingentlichen Namens "West" wurde. Und "West" war ja aus der Sicht der DDR-Propaganda ohnehin etwas ganz schlimmes.
Wichtig war auch, dass diese Westsektoren Berlins trotz der an allen Ecken und Enden anzutreffenden Mauer irgendwie aus dem kollektiven Bewußtsein der DDR-Bürger verschwanden. Dazu versuchte man es so gut es irgendwie ging von allen öffentlichen Karten zu tilgen. Im absoluten Kontrast zur international üblichen Kartographie gab es im Falle von Berlin (West) auf DDR-Karten nur einen großen gelben Fleck, den man otpisch z.B. auf Streckennetzen von Reichsbahn und damaliger BVB möglichst zu verkleinern versuchte.
Und dann war da ja noch das Ärgernis der zwei U-Bahn- und der einen S-Bahnlinie, die unterirdisch den Bezirk Mitte unterquerten und dabei die berühmt-berüchtigten Geisterbahnhöfe passierten. Mancher DDR-bürger mag sich gefragt haben, woher plötzlich das unterirdische Poltern und der Luftzug aus Entlüftungsschächten kam, irgendwelche Hinweise auf diese Bahnlinien gab es nicht. Viele DDR-Bürger wußten gar nicht, was sich unterirdisch unter ihrer "Hauptstadt" so abspielte.
Sogar für eine gemeinsame 750-Jahr-Feier Berlins, obwohl vom Berliner Senat angeboten, war die SED-Führung 1987 zu verkrampft.
(Ein Kommentar aus politik.de)
AZ
atair hat geschrieben:natürlich fehlen die "Westlinien".
Die konnte hier doch keener nutzen....
Aber janz so, wie ihr det hier schreibt, kann ick det nich stehenlassen.
Natürlich wussten die Berliner, das die Linien noch fuhren. Es hat sich keiner über irgendwelche "unerklärlichen Luftzüge" gewundert.
Es gehörte zum ganz normalen Leben in dieser geteilten Stadt. Es war normal, das U-Bahnhöfe wie z.B. Stadtmitte nur noch über einen Zugang verfügten, den nur noch die Grenztruppen benutzten.
...und das die S- Bahn unter Regie der DR fuhr war allgemein bekannt.
Ick kann hier natürlich nur meine subjektiven Eindrücke schildern. Ick wohne seit meinem ersten Lebensjahr in Ostberlin. (Friedrichshain, also direkt an der Mauer...)
Ich habe es einfach nicht anders erlebt....
augenzeuge hat geschrieben:Die Berliner Mauer ... Geschichte in Bildern
Hier findet man tolle Videoclips zu besonderen Ereignissen rund um die Mauer Berlins.
http://www.berlin-mauer.de/
1981:
http://www.berlin-mauer.de/videos/allta ... mauer-676/
AZ
Interessierter hat geschrieben:Diese SED - Diktatur erlaubte doch gegen Devisen alles und verkaufte sogar die eigenen Bürger. Da fragt man sich, welchen Charakter eigentlich die Menschen hatten, die sich dieser widerlichen und menschenverachtenden Diktatur freiwillig andienten?
augenzeuge hat geschrieben:[...]Wichtig war zunächst der eigenen Bevölkerung eine Gehirnwäsche in der Form zu verpassen, dass möglichst niemand auf die Idee kam, diese Westsektoren Berlins hätten irgendetwas mit der eigenen Hauptstadt "Berlin - Hauptstadt der DDR" zu tun. Das versuchte man mit einer Art Neusprech ähnlich wie in George Orwells großem antistalinistischen Roman "1984" zu erreichen, indem DDR-seitig grundsätzlich nur von "Westberlin", nie von "West-Berlin" und schon gar nicht von "Berlin (West)" die Rede war. Dadurch sollte den Westsektoren der alte Name "Berlin" genommen werden, indem "Berlin" innerhalb des zusammengeschriebenen "Westberlin" zu einem Anhängsel des aus DDR-Sicht eingentlichen Namens "West" wurde. Und "West" war ja aus der Sicht der DDR-Propaganda ohnehin etwas ganz schlimmes.
[...]
Im Westteil der Stadt wie auch in der Bundesrepublik galt amtlich die Schreibweise Berlin (West). In der DDR hingegen benutzte man mit bewusster Abgrenzung die Begriffe besondere politische Einheit (offizielle Bezeichnung bei Dokumenten der Alliierten) oder selbständige politische Einheit Westberlin, während mit Berlin, Hauptstadt der DDR der Ostteil bezeichnet wurde. In Zeiten des Kalten Krieges konnte man allein an der unterschiedlichen Schreibweise Herkunft oder politischen Standort eines Textes erkennen.
Die in der DDR verwendete Bezeichnung sollte einerseits eine politische Abgrenzung West-Berlins und seine besonders deutliche Selbstständigkeit (von der Bundesrepublik Deutschland) darstellen, andererseits sollte vermieden werden, dass der als „Hauptstadt der DDR“ bezeichnete Ostteil der Stadt nur als Stadthälfte wahrgenommen würde. Als Kurzform war in der DDR lange Zeit die Zusammenschreibung „Westberlin“ üblich.
augenzeuge hat geschrieben:Aber wann sich das geändert hat, wissen die Älteren sicher besser.
AZ
Nun blieb der Streitpunkt, Ostberlin gehört nach den Abkommen auch nicht zur DDR , hätte also auch nicht durch die Russen diesem Land zugeschlagen werden dürfen, es hätte also zwei " selbstständige politische Einheiten " geben müssen. Nun war das mit dem Teilen der Stadt im Fleisch der DDR schon verrückt genug und war letztlich nur inszeniert aus purer Geltungssucht der westlichen Alliierten auch einen Fuß in der Hauptstadt des Führers zu haben und man hat sehr schnell erkannt, dass diese Stadtteilung wie gemacht ist dafür ewig Stunk am Leben erhalten zu können, eben der berühmte Pfahl im Fleische. Also zwei selbständige "politische Einheiten " das hätte dem Irrsinn die Krone aufgesetzt, da es sie aber nicht gab, logisch bedurfte es eine hochamtliche Definition für den einen besonderen Teil.
karnak hat geschrieben:hatte dieser demokratische Staat bis 1953 keinen Nationalfeiertag, wohl einmalig in der Welt. Danach hat man sich sich für den 17.Juni entschieden, einfach nur eine peinliche Lächerlichkeit und Feigheit für die eigenen politischen Entscheidungen zu stehen.
Schon am 17. Juni 1953 selbst veranstaltete die SPD in West-Berlin eine Solidaritätskundgebung mit 10.000 Teilnehmern. Auch in Westdeutschland setzten sich Menschen in Bewegung, so die Aachener Studentenschaft mit einem Schweigemarsch am Abend des 18. Juni sowie die Bürger von Marl am 20. Juni. Am 23. Juni 1953 gedachten schließlich vor dem Schöneberger Rathaus mehrere zehntausend Menschen der Opfer des Aufstandes.
Es bot sich also geradezu an, den 17. Juni zu einem Tag der Bekenntnisse zur Wiedervereinigung zu machen.
augenzeuge hat geschrieben:karnak hat geschrieben:hatte dieser demokratische Staat bis 1953 keinen Nationalfeiertag, wohl einmalig in der Welt. Danach hat man sich sich für den 17.Juni entschieden, einfach nur eine peinliche Lächerlichkeit und Feigheit für die eigenen politischen Entscheidungen zu stehen.
Was war einmalig? Die BRD hatte seit ihrer Gründung mehrere Nationalfeiertage. Meist kirchlichen Ursprungs, von Neujahr, Ostern, Pfingsten über Reformationstag/Allerheiligen und Weihnachten waren das mehr als in der DDR. Und weißt du wer den Feiertag 17.6. durchsetzte? Wehner! Die CDU wollte erst gar keinen....und die KPD lehnte bis zuletzt ab.
[...]
karnak hat geschrieben:Mit Nationalfeiertag meine ich den Tag an dem der Staat gegründet wurde, die Bundesrepublik Deutschland hatte als einzige Nation auf diesen Planeten einen solchen nicht,
augenzeuge hat geschrieben:Es bot sich also geradezu an, den 17. Juni zu einem Tag der Bekenntnisse zur Wiedervereinigung zu machen.
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