Bis Mitte 1985 kam man als Asylant sehr leicht nach Westberlin. Ein Visum der BRD brauchte man nicht, und das Transitvisa der DDR bekam eigentlich jeder.
Man flog aus Asien oder Afrika nach Berlin-Schönefeld, was eigentlich nicht auf dem Gebiet Berlins liegt, setzte sich dort in die S-Bahn und war in wenigen Minuten in Westberlin.
Da es auf den westlichen Bahnhöfen keine Grenzkontrollschalter gab - alliierte Vorbehalte und westliche Vorstellungen von Freizügigkeit standen dem entgegen -, war die Ausländerpolizei auf Stichproben beschränkt.
Das führte natürlich zu einer hohen Asylantenzahl, die sich nach den Unruhen in Sri Lanka deutlich verstärkte. Die Stadt hatte keine Kapazitäten mehr.
40 Kontrolleure, die in Zügen und Ausgangshallen patrouillierten, überprüften 1984 rund 70000 Ausländer und nahmen 9000 von ihnen wegen Verstoßes gegen das Ausländergesetz fest.
Im ersten Halbjahr 1985 kamen rund 12000 Zuzügler, doppelt so viele wie im Jahr zuvor. Drei Viertel von ihnen wollen in West-Berlin bleiben und stellten ihren Asylantrag gleich dort. Mitte April meldeten sich binnen 24 Stunden 221 Tamilen, die Asyl begehrten.
Bisher argumentierte die DDR, dass dies nicht ihr Problem sei. Außerdem machte man neben der Aeroflot einen Millionenumsatz. Hauptsächlich betroffen vom Transit-Stopp ist die Sowjet-Fluggesellschaft Aeroflot, die bislang 70 Prozent der asiatischen One-way-Passagiere gegen Devisen beförderte (Interflug-Anteil: 17 Prozent).
Doch nun bekam auch die DDR Druck aus der Skandinavischen Seite, denn auch dahin reiste man von Schönefeld mittels Transitvisa weiter.
Ganz still wurde nun ein innerdeutscher Vertrag geschlossen, der es den Flüchtlingen aus Sri Lanka unmöglich macht, diesen Weg weiter zu benutzen. Die DDR verlangt ab sofort ein Einreisevisa für die BRD, wenn man mittels Flugzeug nach Schönefeld aus Sri Lanka einreist.
Indirekt ist das fast schon ein Zugeständnis, das Westberlin doch zur BRD gehört....
Ganz zufällig kam am selben Tag aus Bonn die Nachricht, daß im Handelsverkehr zwischen Bundesrepublik und den Ostdeutschen der eingeräumte zinslose Überziehungskredit von 600 auf 850 Millionen Mark erhöht worden sei.
Offiziell hingen diese Entscheidungen natürlich nicht zusammen.....
Money makes the world fo round.
AZ
Quelle: http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13514331.html