Die Aktuelle Kamera

Alles zu Radio und Fernsehen in beiden deutschen Staaten

Die Aktuelle Kamera

Beitragvon Berliner » 29. Mai 2010, 22:04

Die Sendungen der "Aktuelle Kamera" sind wichtige Dokumente der Zeitgeschichte, was erzaehlt wird, wieso und was man darueber gedacht hat.

Hier, als erster Beitrag, eine Sendung vom 10.Oktober 1989.

Dieser Thread dient alles rundum das Thema "Die Aktuelle Kamera". [ich auch]

Berliner [hallo]


Quelle: Chronik der Wende
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Re: Die Aktuelle Kamera

Beitragvon Harsberg » 30. Mai 2010, 08:14

Ignoranz hoch 3 des deutschen demokratischen Fernsehens.
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Re: Die Aktuelle Kamera

Beitragvon karl143 » 30. Mai 2010, 08:24

Hier ein Zitat von der Seite "Damals in der DDR - Lexikon Fernsehen der DDR".

In dieser Hauptnachrichtensendung fand lediglich der Wetterbericht halbwegs das Publikumsinteresse. Ende der 70er Jahre sah gerade mal ein Prozent der Bevölkerung die "Aktuelle Kamera".

Die Sendung war geprägt von Wortungetümen, endlosen aufzählne von MItgliedschaften und Ernennungen von ZK MItgliedern und immer neuen positiven Nachrichten aus der Arbeitswelt. Kaum jemand konnte das Ernst nehmen wenn er täglich die Realität sah. Ich habe mir die Sendung manchmal angeschaut,
weil ich sie vom Westen augesehen irgendwie als Satire empfand. Es war Unterhaltung pur! [laugh]
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Re: Die Aktuelle Kamera

Beitragvon Ernest » 30. Mai 2010, 09:38

karl143 hat geschrieben: Ende der 70er Jahre sah gerade mal ein Prozent der Bevölkerung die "Aktuelle Kamera".
Die Sendung war geprägt von Wortungetümen, endlosen aufzählne von MItgliedschaften und Ernennungen von ZK MItgliedern und immer neuen positiven Nachrichten aus der Arbeitswelt. [laugh]


Karl hat es mit einem Satz auf den Punkt gebracht.
Ich hab mir diese Nachrichten nie angeschaut. Und was seinen zweiten Satz angeht. Bei der Sendung bekam ich irgendwie ein Würgegefühl. Das gleiche Gefühl, wie beim lesen der ersten Seiten der Tageszeitung (Volksstimme). Da interessierte auch höchstens der Lokalteil.

Gruß
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Re: Die Aktuelle Kamera

Beitragvon SkinnyTrucky » 30. Mai 2010, 09:48

karl143 hat geschrieben:Kaum jemand konnte das Ernst nehmen wenn er täglich die Realität sah. Ich habe mir die Sendung manchmal angeschaut,
weil ich sie vom Westen augesehen irgendwie als Satire empfand. Es war Unterhaltung pur! [laugh]


Nich nur im Westen empfand man es als Satire Karl....man war echt nur am Warten, wann dieser ganze Sch*** endlich ein Ende hat....man merkte ja schon früh im Jahr 1989 das sich mal was ändern wird....man wußte das es so ja nich weitergehen konnte....

....ich bin jedem einzelnen Flüchtling dankbar, der es geschafft oder zumindestens probiert hat.....er zeigte mit der Flucht, das etwas im Lande nicht stimmt.....später ging dann das Volk auf die Straße....erst zaghaft, da noch eingeschüchtert....aber es wurden immer mehr....und es wurde lauter.....mit dem ersten Flüchtling und mit alle die ihm gefolgt sind hat die Demokratie in der DDR begonnen....mit den Montagsdemos hatte sie dann die richtige Dimension....

Mara
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Re: Die Aktuelle Kamera

Beitragvon Danny_1000 » 30. Mai 2010, 13:26

Die AK war ja bis Ende 1989 keine Nachrichten-, sondern eine Propagandasendung des SED- Politbüros. Ich hab mir die sehr selten angesehen. Für mich waren „Heute“ und die „Tagesschau“ die Nachrichtensendungen im deutschen Fernsehen.

Allerdings: Mit der Absetzung der linientreuen Redakteure der AK (Ende 1989) entwickelte sich diese Sendung für mich zur besten Nachrichtensendung der deutschen Fernsehlandschaft. Hier zeigten junge Redakteure und Reporter jenseits irgendwelcher Parteienproporze ein für mich faszinierendes journalistisches Gespür Leider hielt diese Freiheit in der Berichterstattung nur bis Ende 1991 an, als nämlich der Deutsche Fernsehfunk abgewickelt wurde.

Gruß
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dafür einsetzen, dass du es sagen darfst !
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Re: Die Aktuelle Kamera

Beitragvon augenzeuge » 30. Mai 2010, 14:57

An Stalins Geburtstag, dem 21.12.1952, ging die "Aktuelle Kamera", auf Sendung.

Sie wurde täglich von 19.30 bis 20.00 Uhr ausgestrahlt und war zentral von der SED gesteuert und kontrolliert. In den Anfangsjahren bestand sie aus Dias, zu denen Nachrichtentexte verlesen wurden.

Berichtet wurde hauptsächlich über Innen- und Wirtschaftspolitik, Staatsempfänge und Erfolge aus der Produktion. In Zeiten des Kalten Krieges wurde in der "Aktuellen Kamera" gelegentlich sogar zu konkreten Aktionen (z.B. Protestbriefen) gegen die Poltik der Bundesrepublik aufgerufen. Berichte aus den "sozialistischen Bruderländern" der DDR beschränkten sich auf Erfolgsmeldungen. Die Gewerkschaftsbewegung Solidarnosc oder Gorbatschows Glasnost und Perestroika wurden ausgespart.
Am 14.12.1990 lief die letzte Ausgabe der "Aktuellen Kamera".

Übrigens, eine komplette Aktuelle Kamera vom 16.07.1989, als der Mauerfall noch nicht vorstellbar war, habe ich hier gefunden:
Alles hörte sich so toll an........die Wende in 5 Monaten völlig unvorstellbar.

Viel Spaß, AZ [hallo]



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Re: Die Aktuelle Kamera

Beitragvon Berliner » 30. Mai 2010, 15:01

es ist komisch. Eigentlich haette ich erwartet, dass Ihr die Sendung insgesamt ernster betrachtet haettet.

Trotz ein bisschen Desinformation hier und dort, war sie doch die wichtigste (und einzige) Nachrichtensendung der DDR. [ich auch]

Da wir von Satire reden, hier ein paar Clips vom Film "Goodbye Lenin!". Fuer die, die den Hintergrund nicht kennen, die Mutti ist krank und deshalb hat die Wende verschlafen (wirklich). Sie muss ihrer gesundheitswegen weiterhin glauben, dass die Wende nicht gekommen ist. Deswegen muss eine Sendung der "Aktuelle Kamera" her...

Berliner [hallo]



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Re: Die Aktuelle Kamera

Beitragvon SkinnyTrucky » 30. Mai 2010, 15:12

Duane....mein Alter hätte mich durchs Universum geprügelt, hätt ich nen Ostsender angehabt wenn der in die Stube kam....echt wahr....

....nee, Osten wurd bei uns nich gekuckt....höchstens wenn echt ma nen geiler Film lief.....

groetjes uit Viareggio

Mara
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Re: Die Aktuelle Kamera

Beitragvon karl143 » 30. Mai 2010, 15:21

Danny_1000 hat geschrieben:Die AK war ja bis Ende 1989 keine Nachrichten-, sondern eine Propagandasendung des SED- Politbüros. Ich hab mir die sehr selten angesehen. Für mich waren „Heute“ und die „Tagesschau“ die Nachrichtensendungen im deutschen Fernsehen.

Allerdings: Mit der Absetzung der linientreuen Redakteure der AK (Ende 1989) entwickelte sich diese Sendung für mich zur besten Nachrichtensendung der deutschen Fernsehlandschaft. Hier zeigten junge Redakteure und Reporter jenseits irgendwelcher Parteienproporze ein für mich faszinierendes journalistisches Gespür Leider hielt diese Freiheit in der Berichterstattung nur bis Ende 1991 an, als nämlich der Deutsche Fernsehfunk abgewickelt wurde.

Gruß
Daniel


Die Freiheit in der Berichterstattung ging dann nur auf die Nachfolgesender MDR, NDR und ORB (später RBB) über. Das war aber die einzige Möglichkeit, eine selbständige dritte Sendekette hätte der Rundfunkstaatsvertrag in der Bundesrepublik nicht vorgesehen. Diese Senderkette, die nur das Gebiet der ehemaligen DDR bedient hätte, wäre aufgrund der Kosten und der Einnahmen aus den GEZ Gebühren (weniger Einnahmen als der WDR von den Zuschauern in NRW erhält) garnicht lebensfähig gewesen. Aus diesem Grund wurden dann MDR und ORB gegründet. Das neue Bundesland Mecklenburg-Vorpommern hatte sich dann nach langem Ringen der Entscheidung, dazu entschlossen, als einziges der neuen Länder, einer bestehenden Anstalt, dem NDR beizutreten.
karl143
 

Re: Die Aktuelle Kamera

Beitragvon Berliner » 1. Juni 2010, 02:45

SkinnyTrucky hat geschrieben:Duane....mein Alter hätte mich durchs Universum geprügelt, hätt ich nen Ostsender angehabt wenn der in die Stube kam....echt wahr....

....nee, Osten wurd bei uns nich gekuckt....höchstens wenn echt ma nen geiler Film lief.....

Hallo Mara, [knuddel]

das wusste ich ehrlich nicht, aber langsam leuchtet mir ein, wieso das haette sein koennen.


hier ein Clip vom 13.10.1989:


Quelle: Chronik der Wende

Duane [hallo]
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Re: Die Aktuelle Kamera

Beitragvon Alpha4550 » 2. Juni 2010, 20:46

Ich konnte in Helmstedt problemlos DDR 1 und 2 empfangen.Die aktuelle Kamera habe ich hin und wieder gesehen und habe mich köstlich amüsiert.Für den Westen war das richtig tolle Unterhaltung. [laugh]
Alpha4550
 

Re: Die Aktuelle Kamera

Beitragvon karl143 » 2. Juni 2010, 20:54

Hallo Alpha,
die war sogar noch weiter zu sehen und sorgte für Heiterkeit und Unterhaltung bis nach Bremen. War praktisch der Vorläufer von "Verstehen Sie Spaß" [freu]
karl143
 

Re: Die Aktuelle Kamera

Beitragvon SkinnyTrucky » 2. Juni 2010, 21:19

Berliner hat geschrieben:das wusste ich ehrlich nicht, aber langsam leuchtet mir ein, wieso das haette sein koennen.


Duane, es gab diese Schizophränie im Osten....zu Hause pro-westlich und offiziell nur so pro-östlich als nötig....und nee, wir waren nich dumm....wir wußten doch wie sie uns verarscht haben....oder besser, wie sie es gerne hätten.....wat wollste denn machen....

Mara... [hallo]
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Re: Die Aktuelle Kamera

Beitragvon augenzeuge » 3. Juni 2010, 18:35

karl143 hat geschrieben:War praktisch der Vorläufer von "Verstehen Sie Spaß" [freu]



Echt? Aber die haben doch nie gelacht, Karl...... [shocked]

AZ
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Re: Die Aktuelle Kamera

Beitragvon Berliner » 4. Juni 2010, 03:57

Hallo Daniel, [knuddel]

Danny_1000 hat geschrieben:Allerdings: Mit der Absetzung der linientreuen Redakteure der AK (Ende 1989) entwickelte sich diese Sendung für mich zur besten Nachrichtensendung der deutschen Fernsehlandschaft. Hier zeigten junge Redakteure und Reporter jenseits irgendwelcher Parteienproporze ein für mich faszinierendes journalistisches Gespür Leider hielt diese Freiheit in der Berichterstattung nur bis Ende 1991 an, als nämlich der Deutsche Fernsehfunk abgewickelt wurde.


hier ein kurzer Clip von der "Aktuelle Kamera" vom 2.12.1989, nach der Wende.

Berliner [hallo]



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Re: Die Aktuelle Kamera

Beitragvon karl143 » 4. Juni 2010, 07:59

Naja, nach der Wende hat die AK nur noch eine kurze Lebenszeit. Auch wenn sie ab diesen Zeitpunkt korrekt und ohne Zensur berichtete, wäre wohl auch der Name bei Fortführung des DFF geändert worden. Der Begriff Aktuelle Kameras war einfach negativ behaftet und aus diesem Grunde wäre er nicht mehr zu verwenden gewesen. Das Problem hat sich dann von selbst erledigt.
karl143
 

Re: Die Aktuelle Kamera

Beitragvon Mike59 » 4. Juni 2010, 22:36

Berliner hat geschrieben:Hallo Daniel, [knuddel]

Danny_1000 hat geschrieben:Allerdings: Mit der Absetzung der linientreuen Redakteure der AK (Ende 1989) entwickelte sich diese Sendung für mich zur besten Nachrichtensendung der deutschen Fernsehlandschaft. Hier zeigten junge Redakteure und Reporter jenseits irgendwelcher Parteienproporze ein für mich faszinierendes journalistisches Gespür Leider hielt diese Freiheit in der Berichterstattung nur bis Ende 1991 an, als nämlich der Deutsche Fernsehfunk abgewickelt wurde.


hier ein kurzer Clip von der "Aktuelle Kamera" vom 2.12.1989, nach der Wende.

Berliner [hallo]



Quelle: Chronik der Wende

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Hier ist endlich mal zu sehen, das es immer wieder Leute Gibt für die Die Erde eine Scheibe ist.

Gruß Mike59
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Re: Die Aktuelle Kamera

Beitragvon CaptnDelta » 7. Juni 2010, 01:52

Noch 'ne Sendung, vom 8.11.1989 (einen Tag vor *der* Nacht)







Zu diesem Zeitpunkt hatte sich der Inhalt schon einigermassen geaendert, jedoch war das Format noch das gleiche (man verzichtete jedoch schon auf Nennung kompletter Titel).

-Th
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Re: Die Aktuelle Kamera

Beitragvon karl143 » 7. Juni 2010, 09:04

Angelika Unterlauf - über sie war mal in einer Dokumentation gesagt worden, das sie wohl eine stramme Anhängerin der Partei war. Wie muß ihr das wehgetan haben, jeden Abend zu verkünden, das die DDR wieder einen Schritt auf den Abgrund zu getan hat. Aber auch in der Sendung vom 08.09. hat die AK noch irgendwie komische Züge. Das sind irgendwie Nachrichten aus einer total anderen Welt.
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Re: Die Aktuelle Kamera

Beitragvon CaptnDelta » 7. Juni 2010, 09:41

karl143 hat geschrieben:Aber auch in der Sendung vom 08.09. hat die AK noch irgendwie komische Züge. Das sind irgendwie Nachrichten aus einer total anderen Welt.

08.09.? Mich deucht Du musst zu Fielmann. [flash] Die Sendung war vom 8ten November 1989.

karl143 hat geschrieben:Angelika Unterlauf - über sie war mal in einer Dokumentation gesagt worden, das sie wohl eine stramme Anhängerin der Partei war. Wie muß ihr das wehgetan haben, jeden Abend zu verkünden, das die DDR wieder einen Schritt auf den Abgrund zu getan hat.
Angelika war bis zu seinem Tod letztes Jahr mit dem Brillen- und Spiegel-schwenkendem Erich Boehme verheiratet. Das ist doch auch Wiedervereinigung, oder?

Und dann gibts ja auch noch das hier [flash]


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Re: Die Aktuelle Kamera

Beitragvon Hans-Peter » 7. Juni 2010, 13:33

[laugh] Also als ich noch DDR-Bürger war, war die Aktuelle Kamera die am wenigsten von mir gesehene Sendung. Oft kam ich auch erst kurz vor acht von der Arbeit nach Hause. Aber die Tagesschau habe ich mir ungern entgehen lassen, habe ich mir sogar noch im dreckigen Arbeitsanzug im Wohnzimmer angekiekt, dazu aber vorher die SED-Bezirkszeitung Freie Erde auf den Sessel ausgebreitet. Man war ja Reinlichkeits bewusst... Geduscht wurde dann nach der Tagesschau...
Aber plötzlich ungefähr ab Mitte Oktober 1989 war für mich im Westen die Aktuelle Kamera die am meisten gesehene Nachrichtensendung, und auch die Reportagen von Elf66. Ich kann mich entsinnen, dass wir bei einer für 19 Uhr angesetzten Redaktionsbesprechung diese sogar um 19.30 Uhr extra wegen der Aktuellen Kamera unterbrachen, um uns über die neuesten Ereignisse in der DDR zu informieren. Plötzlich erschien auf dem Bildschirm zum Signum ak nicht mehr ein gelangweiltes Gesicht, dass vom Blatt las, wem der Generalsekretär des sowieso und sowieso ... die Hand geschüttelt hat und ihm die unzerbrüchliche Freundschaft... - nein plötzlich, wurde kritisch hinterfragt, was in der DDR wirklich passiert, warum in einem VEB die Hälfte der Maschinen in einer Schicht still stehen, dass die Menschen mutig auf die Straße gehen und klar machen "Wir sind das Volk". So hatten sich damals die Zeiten nach dem 40. Jahrestag der DDR geändert, einige stramme SED-Funktionäre sich dagegen versucht nur zu wenden... Ich bin froh, dass ich diese Zeit nicht nur zu Hause am Bildschirm erleben durfte, sondern einigemale auch life als West-Journalist in der DDR. Und irgendwann in nächster Zeit werde ich hier auch darüber schreiben, wie entspannt aber auch fragend in die Zukunft schauend die Menschen in der DDR in jenen Monaten waren, wie ich es mitten unter ihnen damals erlebt habe. gruß hp [wink]
Hans-Peter
 

Re: Die Aktuelle Kamera

Beitragvon karl143 » 7. Juni 2010, 13:58

@ CD, da hast du Recht, da muß ich mal wieder hin.

Bei Spiegel TV hat sie ja auch Erich Boehme kennengelernt. Etwas mehr als im Wiki steht zu ihr was bei Berlinonline.de.

Hier zum nachlesen: http://www.berlinonline.de/berliner-zei ... index.html
karl143
 

Re: Die Aktuelle Kamera

Beitragvon S51 » 7. Juni 2010, 14:04

Ernest hat geschrieben:
karl143 hat geschrieben: Ende der 70er Jahre sah gerade mal ein Prozent der Bevölkerung die "Aktuelle Kamera".
Die Sendung war geprägt von Wortungetümen, endlosen aufzählne von MItgliedschaften und Ernennungen von ZK MItgliedern und immer neuen positiven Nachrichten aus der Arbeitswelt. [laugh]


Karl hat es mit einem Satz auf den Punkt gebracht.
Ich hab mir diese Nachrichten nie angeschaut. Und was seinen zweiten Satz angeht. Bei der Sendung bekam ich irgendwie ein Würgegefühl. Das gleiche Gefühl, wie beim lesen der ersten Seiten der Tageszeitung (Volksstimme). Da interessierte auch höchstens der Lokalteil.

Gruß
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Ich habe sie schon ab und an angesehen. Die Wortungetüme hat man einfach überhört aber manche Nachrichten waren, bereinigte man sie in Gedanken um alles das, was man sowieso nicht geglaubt hat, interessant.
Namentlich die Tagesschau habe ich gerne mit der AK verglichen und dann irgendwo die Mitte von beidem als Stand der Dinge angenommen. Speziell, wenn an der Grenze irgend etwas passiert war oder von der politischen Großwetterlage abhing, wie sich irgendein Vorkommnis entwickeln konnte. Oder, ob "er" nun "angekommen" war oder nicht. Andernfalls musste man sich auf Streß einstellen, da bei der Ankunft in der Kompanie bestimmt noch einige Suchen anstanden.
Beim Wetterbericht war die Tagesschau seinerzeit besser. Damals hatte sie so eine Art interaktive Karte (der Begriff ist moderner als die Darstellung damals), die recht gut sichtbar machte, wie das Wetter werden würde. Der Wetterbericht in der AK war zu grob, wie heutzutage bei der Tagesschau eben, galt für den Harzer Bereich immer einen Tag früher (was die Vorbereitung schwieriger machte, naß ist nun mal naß) und für den sächsischen Raum einen Tag später als vorhergesagt. Jedenfalls, wenn das Wetter wie meist aus Westen kam.
S51
 

Re: Die Aktuelle Kamera

Beitragvon Matthias » 9. Juni 2010, 06:00

Wenn ich mal die Aktuelle Kamera geschaut habe, dann habe ich mich immer gefragt, ob die Genossen tatsächlich das geglaubt haben, was sie da immer runter leierten.
Matthias
 

Re: Die Aktuelle Kamera

Beitragvon karl143 » 9. Juni 2010, 08:14

Hallo Matthias,
da warst du sicher nicht der Einzige, der sich das gefragt hat. Was mich mal interessieren würde: Das Team welches die Sendung erstellte, was mögen die gedacht haben? Zum einen wußten die mit Sicherheit von der geringen Zuschauerbeteiligung, sie wußten, das man ihrer Sendung kaum Glauben schenkte, und genauso sicher war das Erkennen, das die eigene Bevölkerung einer Nachrichtensendung vom Klassenfeind mehr vertraute. Ich gehe jetzt mal davon aus, das im Team der AK nicht nur Parteigenossen waren, sondern auch gestandene Journalisten. Und denen unterstelle ich eigentlich eine gewisse Empfindung über das was im Leben so abgeht. Und aus dieser Sicht muß es doch für diese total unbefriedigend gewesen sein, an dieser Sendung zu arbeiten.
karl143
 

Re: Die Aktuelle Kamera

Beitragvon Ernest » 9. Juni 2010, 12:12

karl143 hat geschrieben: Was mich mal interessieren würde: Das Team welches die Sendung erstellte, was mögen die gedacht haben? Zum einen wußten die mit Sicherheit von der geringen Zuschauerbeteiligung, sie wußten, das man ihrer Sendung kaum Glauben schenkte, und genauso sicher war das Erkennen, das die eigene Bevölkerung einer Nachrichtensendung vom Klassenfeind mehr vertraute. Ich gehe jetzt mal davon aus, das im Team der AK nicht nur Parteigenossen waren, sondern auch gestandene Journalisten. Und denen unterstelle ich eigentlich eine gewisse Empfindung über das was im Leben so abgeht. Und aus dieser Sicht muß es doch für diese total unbefriedigend gewesen sein, an dieser Sendung zu arbeiten.


Ich will mich da jetzt nicht zu weit hinauslehnen, da es nur eine Annahme ist, denn in die Köpfe der Leute kann und konnte man eh nicht hineinschauen.................
Nur ich schätze mal, die waren alle sozialistisch angeknackst und überzeugt, gute Arbeit zu leisten. Das ihre Sendung nicht geschaut und noch weniger anerkannt wurde, werden sie, wenn überhaupt, vielleicht nur geahnt haben. Und wenn sie es wußten....irgendwie muß jeder sein Geld verdienen.
Das journalistische Gespür werden die schon gehabt haben, nur das was wiedergegeben wurde, war halt pro sozialistisch und linientrau, so wie man es verlangt hatte. Anderenfalls wären sie wohl auch bei der kleinsten Kritik lautlos verschwunden. Ich glaube Hans-Peter wird das auch kennen.
Man sah es ja auch in den Zeitungen, im Westen hätten diese Journalisten bestimmt auch gut bestehen können.....halt ohne diese ganzen Vorgaben von oben. Aber was kam dabei heraus. Bei irgendwelchen Anlässen war nur zu lesen..........."""""Es waren zugegen.......""""" und dann wurden aber auch alle "Persönlickeiten" aufgezählt mit sämtlichen Titel, Orden und Ehrenzeichen (Träger der Medaille......Träger des Ordens.....) und ganz zuletzt kamen dann noch zwei, drei Sätze, worum es da eigentlich ging.
Bei der AK war es ja nicht anders.
Um da mitunter alle aufzuzählen, hatten sie immer stramm zu tun und konnten den Blick auch kaum vom Zettel wenden, sonst wäre ja ein Titel untergegangen. Aber so wird man es ja von ihnen verlangt haben, so wollte man es wahrscheinlich von den Verantwortlichen.

Darum, dieses Steife, Sterile, heute würde man sagen, fast mit einer monotonen Computerstimme Wiedergegebene......neeee, das konnte man nicht anhören. Immer nur diese einseitige Berichterstattung, mit der mehr als "roten Brille", nie etwas wirklich Objektives und immer und immer wieder dieser hochstilisierte Personenkult unserer Führung und einiger verdienter ( dem Staate untertan) Persönlichkeiten.
Ich jedenfalls fand es grausig. Und da ist es logisch.....so etwas schaut man nicht freiwillig.

Auch wenn heutzutage in den Nachrichten eine "Katastrophenmeldung" die andere jagt, nur ein gewisses "Wohlgefühl" beim Anschauen braucht man doch. Das die Realität nun mal knallhart ist, dafür kann der Berichterstatter ja nichts. (Ich mein das jetzt mal allegemein, weil es diesbezüglich auch "Wenn und Aber" gibt.)

Gruß
Herbert

Ach so, kleiner Nachtrag............
Aber insgesamt, vielleicht mit Ausnahmen, waren die wohl von dem überzeugt, was sie brachten. Schätze ich mal.
Da wird man beatimmt auf die Linientreusten zurückgegriffen haben.
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Re: Die Aktuelle Kamera

Beitragvon Berliner » 16. Juni 2010, 15:25

Die Aktuelle Kamera
Nachrichten aus einem versunkenen Land


Der Film erzählt die Geschichte der Aktuellen Kamera von den Anfangsjahren bis zum Abschalten im Dezember 1990.
Zu Wort kommen u. a. Angelika Unterlauf, Klaus Feldmann, Herbert Köfer und Günter Schabowski.

In den Tagen des Mauerfalls wollten sie plötzlich alle sehen: die Aktuelle Kamera (kurz AK genannt). Nie zuvor waren die Nachrichten des DDR-Fernsehens so begehrt. Gezeigt wurde, was 37 Jahre lang tabu war – das, was die Menschen wirklich bewegte.

Die Sendung war zum Sprachrohr der Bevölkerung geworden – und hatte aufgehört das Sprachrohr der Partei zu sein. Die Geschichte der AK begann Ende 1952 – als erste Nachrichtensendung im deutschen Fernsehen.

Im Laufe der Zeit wurde die AK zu einer "audiovisuellen Belehrungs-Halbestunde"der Partei mit Grußbotschaften, sozialistischen Brüderküssen und mit Kamerafahrten durch Spaliere jubelnder Massen.

Im Laufe der Jahre entfernten sich die Fernseh-Macher – genau wie das Politbüro – immer weiter von der Bevölkerung. Reporter und Redakteure der AK waren dabei eingezwängt in ein System aus Parteiherrschaft und Patronagewirtschaft.

Die AK ist ein Beispiel dafür, wie es der SED-Führung gelang, die Medien nach ihren Vorstellungen zu dirigieren. Was aber als systemstabilisierend angedacht war, richtete sich letztlich gegen die Glaubwürdigkeit der DDR und ihrer Medien.

Film von Jost-Arend Bösenberg (Erstausstrahlung rbb, 21.10.2008)

Quelle: Die Aktuelle Kamera



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Re: Die Geschichte der DDR

Beitragvon Zicke » 14. Dezember 2015, 10:19

die bis dahin älteste deutsche TV-Nachrichtensendung wird eingestellt.
14. Dezember 1990: Ein Stück DDR-Geschichte
Heute vor 25 Jahren wurde die letzte Folge der DDR-Nachrichtensendung "Aktuelle Kamera" ausgestrahlt.


http://www.radiobremen.de/bremeneins/se ... popup.html
Menschen, die keinen Arsch in der Hose haben, müssen nicht zwangsläufig schlank sein.

Meine Rechtschreibfehler könnt Ihr Samstags ab 17 Uhr bei Rewe gegen eine lecker Senfgurke tauschen.
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