" Zur See "

Alles zu Radio und Fernsehen in beiden deutschen Staaten

" Zur See "

Beitragvon Interessierter » 3. Juni 2020, 16:38

"Zur See": Als die DDR das Traumschiff erfand

Drei Takte Titelmelodie und schon ist die Erinnerung bei den Zuschauern an einen der größten Erfolge des DDR-Fernsehens wieder wach. "Zur See" hieß die Kultserie, die in den 70er-Jahren teils wahre Geschichten von Seefahrern an Bord der "MS J. G. Fichte" erzählte, einem Fracht- und Ausbildungsschiff der Deutschen Seereederei (DSR).

Exotik im DDR-Alltag und bekannte Schauspieler

"Zur See" war ein Straßenfeger. Neun Folgen strahlte das 1. Programm des DDR Fernsehens ab Januar 1977 jeweils freitags zur besten Sendezeit aus. Da schalteten selbst diejenigen ein, die sonst lieber West-Fernsehen guckten. Das Geheimnis des Erfolges? Wohl auch die Sehnsucht nach fernen Ländern, denn die Serie brachte eine Spur Exotik in die Wohnzimmer der DDR und erzählte vom Alltag einer Besatzung zwischen See- und Landgang in der sozialistischen Handelsflotte - Abenteuer inklusive.
Anfang August 1974 ging das Who is Who der DDR-Schauspieler für eine Drehreise von Rostock nach Kuba und zurück an Bord des Frachtschiffs. Zwei Monate dauerte die Reise. An Bord waren neben den Filmleuten auch die eigentliche Besatzung, denn das Schiff hatte auch einen "normalen" Auftrag: Auf Kuba wurden 6.600 Tonnen Zucker geladen. 166 angehende Seeleute fuhren mit, die Fernseh-Crew bestand aus 23 Filmleuten, darunter neun Schauspieler. Günter Naumann, Jürgen Zartmann und Horst Drinda teilten sich eine Kabine. Drinda, der Star vom Deutschen Theater, spielte in der Serie den Kapitän und filmte selbst. So entstanden Bilder von den Dreharbeiten an Bord.

Realität an Bord findet Platz in der Serie

Die Filmleute nannten das in die Jahre gekommene Schiff liebevoll ihre "Johann Schrottlieb Fichte" und ließen sich von der Karibik-Sonne bräunen. Auch viele echte Seeleute waren in den Fernseh-Szenen zu sehen. Manche Geschichten, etwa die vom Maschinenschaden durch einen Kolbenfresser in Folge 1, beruhten auf wahren Begebenheiten. Insgesamt sammelte Drehbuchautorin Eva Stein mehr als 100 Seemannsgeschichten für ihre erste Fernsehserie.

Zuverlässige Matrosen für die DDR-Handelsflotte gesucht

Der volkseigene Betrieb Deutsche Seereederei in Rostock erhoffte sich von der Zusammenarbeit mit dem DDR-Fernsehen Unterstützung bei der Rekrutierung von Nachwuchs. Man war auf der Suche nach angehenden Matrosen, denn Bewerber in ausreichender Zahl waren rar und mussten außerdem "politisch zuverlässig" für Reisen in die weite Welt sein. Da kam die DEFA mit ihren Plänen für die "Zur See"-Serie gerade recht.
Das Schiff befährt schon lange nicht mehr die Weltmeere. Ende der 70er-Jahre wurde die "MS J. G. Fichte" außer Dienst gestellt, verkauft und im Rostocker Überseehafen unter anderem Namen an eine Reederei aus Panama übergeben. 1981 trat sie ihre letzte Fahrt an - zur Verschrottung nach Pakistan.

https://www.ndr.de/geschichte/Zur-See-A ... ee118.html
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Re: " Zur See "

Beitragvon augenzeuge » 3. Juni 2020, 16:51

Ich hatte in Berlin einen Studienkollegen, der kam von der Handelsflotte. Torsten kam aus Bad Muskau, sprach bestes hochdeutsch. Er wollte damals auch nur aus der DDR weg.

Seine erste Fahrt nach Großbritannien nutzte er gleich zur Flucht. Er ging nach Berlin, wohnte in Kreuzberg 150m von der Mauer. Sein Problem war, er konnte Jahre keinen Transit fahren. Seine erste Heimfahrt war Weihnachten 89.

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Re: " Zur See "

Beitragvon pentium » 3. Juni 2020, 17:12

augenzeuge hat geschrieben:Ich hatte in Berlin einen Studienkollegen, der kam von der Handelsflotte. Torsten kam aus Bad Muskau, sprach bestes hochdeutsch. Er wollte damals auch nur aus der DDR weg.

Seine erste Fahrt nach Großbritannien nutzte er gleich zur Flucht. Er ging nach Berlin, wohnte in Kreuzberg 150m von der Mauer. Sein Problem war, er konnte Jahre keinen Transit fahren. Seine erste Heimfahrt war Weihnachten 89.

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Eine Flucht kam meines Wissens in der Serie nicht vor und was deinen Studenten betrifft, es wundert mich etwas, das er bei seiner ersten Reise gleich Links abbiegen durfte...also beim Auslaufen aus Rostock.
*Dos Rauschen in Wald hot mir'sch ageta, deß ich mei Haamit net loßen ka!* *Zieht aah dorch onnern Arzgebirg der Grenzgrobn wie ene Kett, der Grenzgrobn taalt de Länder ei, ober onnere Herzen net!* *Waar sei Volk verläßt, daar is net wert, deß'r rümlaaft of daaner Erd!*
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Re: " Zur See "

Beitragvon pentium » 3. Juni 2020, 17:18

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Re: " Zur See "

Beitragvon HPA » 3. Juni 2020, 17:44

Wolfgang Klietz hat als Nachbrenner zu seinem Buch "Schutzlos auf See" einen Aufsatz veröffentlicht. Er schreibt dazu:



Die Zeitschrift "Pommern" hat unter der Überschrift "Gekaperte Erinnerung" einen Aufsatz von mir veröffentlicht. Darin berichte ich von meinen Erfahrungen als Journalist und Autor bei den Recherchen zur maritimen Geschichte der DDR. Die beklagenswerte Situation von Archiven und Museen sowie die Lücken in der zeitgeschichtlichen Forschung - namentlich an den Universitäten - machen es den alten Kadern immer noch leicht, mit ihrem Schilderungen das Bild der zivilen DDR-Seefahrt in der öffentlichen Wahrnehmung zu bestimmen. Immer wieder habe ich erlebt, wie selbstbewusst und autoritär manche alte Herren versuchen, ihre Schilderungen und Bewertungen zur Geschichte der zivilen DDR-Seefahrt als die einzig richtigen darzustellen. Zuweilen erwecken sie dabei den Eindruck, die Ideologie der DDR habe immer noch allumfassende Gültigkeit.
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Re: " Zur See "

Beitragvon augenzeuge » 3. Juni 2020, 17:52

pentium hat geschrieben:
augenzeuge hat geschrieben:Ich hatte in Berlin einen Studienkollegen, der kam von der Handelsflotte. Torsten kam aus Bad Muskau, sprach bestes hochdeutsch. Er wollte damals auch nur aus der DDR weg.

Seine erste Fahrt nach Großbritannien nutzte er gleich zur Flucht. Er ging nach Berlin, wohnte in Kreuzberg 150m von der Mauer. Sein Problem war, er konnte Jahre keinen Transit fahren. Seine erste Heimfahrt war Weihnachten 89.

AZ


Eine Flucht kam meines Wissens in der Serie nicht vor und was deinen Studenten betrifft, es wundert mich etwas, das er bei seiner ersten Reise gleich Links abbiegen durfte...also beim Auslaufen aus Rostock.


Ja, was soll ich dazu sagen? War es nicht egal, wann er nach GB gefahren ist? Wäre die Flucht - Wahrscheinlichkeit geringer gewesen, wenn er zuvor 3 mal Polen angelaufen hätte?

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Re: " Zur See "

Beitragvon augenzeuge » 3. Juni 2020, 17:56

Warum „Zur See” fast nicht gezeigt worden wäre

Die TV-Serie, die zu einer der beliebtesten der DDR wurde, wäre fast der Zensur zum Opfer gefallen

Dass die DDR-Fernsehserie „Zur See” überhaupt ausgestrahlt wurde, ist der Hartnäckigkeit der Macher zu verdanken. „Die Werbung lief, der Sendetermin stand fest. Dann hieß es plötzlich: Das können wir nicht zeigen. Damit wecken wir zu viel Fernweh bei den Zuschauern. Was glauben Sie, wie wir gekämpft haben!” So regte sich Eva Stein, die Drehbuchautorin der Erfolgsserie, in SUPERillu Nr. 28/2011 noch Jahre danach auf.



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Re: " Zur See "

Beitragvon pentium » 3. Juni 2020, 18:00

augenzeuge hat geschrieben:
pentium hat geschrieben:
augenzeuge hat geschrieben:Ich hatte in Berlin einen Studienkollegen, der kam von der Handelsflotte. Torsten kam aus Bad Muskau, sprach bestes hochdeutsch. Er wollte damals auch nur aus der DDR weg.

Seine erste Fahrt nach Großbritannien nutzte er gleich zur Flucht. Er ging nach Berlin, wohnte in Kreuzberg 150m von der Mauer. Sein Problem war, er konnte Jahre keinen Transit fahren. Seine erste Heimfahrt war Weihnachten 89.

AZ


Eine Flucht kam meines Wissens in der Serie nicht vor und was deinen Studenten betrifft, es wundert mich etwas, das er bei seiner ersten Reise gleich Links abbiegen durfte...also beim Auslaufen aus Rostock.


Ja, was soll ich dazu sagen? War es nicht egal, wann er nach GB gefahren ist? Wäre die Flucht - Wahrscheinlichkeit geringer gewesen, wenn er zuvor 3 mal Polen angelaufen hätte?

AZ


Sicher wird dieser Student nur angeheuert haben um zu flüchten, die Frauen und Männer die ich kenne und die bei der Hochseeflotte und der Fischfangflotte gefahren sind, wären nicht auf die Idee gekommen....so und nun wieder zur Serie.
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Re: " Zur See "

Beitragvon augenzeuge » 3. Juni 2020, 18:02

pentium hat geschrieben:
Eine Flucht kam meines Wissens in der Serie nicht vor.


Man hatte vorgesorgt. [grins]

Schauspieler Jürgen Zartmann erinnerte sich: „Die Matrosen waren nicht gut auf uns zu sprechen. Das Fernsehen hatte dafür gesorgt, dass der Kurs nicht wie üblich über Schweden und Mexiko ging, sondern direkt von Rostock nach Havanna führte. Man fürchtete, einer aus unserem Team könnte wegbleiben.”

[grins]

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Re: " Zur See "

Beitragvon augenzeuge » 3. Juni 2020, 18:04

Sicher wird dieser Student nur angeheuert haben um zu flüchten, 

Natürlich. Es war seine erste Idee. Sonst wäre es gefährlich geworden.

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Re: " Zur See "

Beitragvon pentium » 3. Juni 2020, 18:07

augenzeuge hat geschrieben:
pentium hat geschrieben:
Eine Flucht kam meines Wissens in der Serie nicht vor.


Man hatte vorgesorgt. [grins]

Schauspieler Jürgen Zartmann erinnerte sich: „Die Matrosen waren nicht gut auf uns zu sprechen. Das Fernsehen hatte dafür gesorgt, dass der Kurs nicht wie üblich über Schweden und Mexiko ging, sondern direkt von Rostock nach Havanna führte. Man fürchtete, einer aus unserem Team könnte wegbleiben.”

[grins]

Die Angst war allgegenwärtig.
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Na ja, das hat der Herr Zartmann nach der Wende erzählt...und Phobien lassen sich behandeln.
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Re: " Zur See "

Beitragvon augenzeuge » 3. Juni 2020, 18:20

Ist ein schlechter Scherz. Was wäre denn passiert, wenn er das vor der Wende erzählt hätte?

Nach der Wende kam die Wahrheit raus, überall.

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Re: " Zur See "

Beitragvon pentium » 3. Juni 2020, 18:30

augenzeuge hat geschrieben:Ist ein schlechter Scherz. Was wäre denn passiert, wenn er das vor der Wende erzählt hätte?

Nach der Wende kam die Wahrheit raus, überall.

AZ


Was für eine Wahrheit...? Das sich dieser Schauspieler vielleicht wichtig machen wollte?
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Re: " Zur See "

Beitragvon Volker Zottmann » 3. Juni 2020, 18:30

Und wenn er nicht "Zur See" fuhr, war der Herr Zartmann zumindest sommers auf unserem Zeltplatz C26 bei Diemitz am Rätzsee und dort gern gelitten.
Und Pentium frage ich, wer hätte schon vor der Wende davon frei berichtet, wenn er doch wieder drehen und reisen wollte?

Gruß Volker
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Re: " Zur See "

Beitragvon HPA » 3. Juni 2020, 18:37

augenzeuge hat geschrieben:
pentium hat geschrieben:
augenzeuge hat geschrieben:Ich hatte in Berlin einen Studienkollegen, der kam von der Handelsflotte. Torsten kam aus Bad Muskau, sprach bestes hochdeutsch. Er wollte damals auch nur aus der DDR weg.

Seine erste Fahrt nach Großbritannien nutzte er gleich zur Flucht. Er ging nach Berlin, wohnte in Kreuzberg 150m von der Mauer. Sein Problem war, er konnte Jahre keinen Transit fahren. Seine erste Heimfahrt war Weihnachten 89.

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Eine Flucht kam meines Wissens in der Serie nicht vor und was deinen Studenten betrifft, es wundert mich etwas, das er bei seiner ersten Reise gleich Links abbiegen durfte...also beim Auslaufen aus Rostock.


Ja, was soll ich dazu sagen? War es nicht egal, wann er nach GB gefahren ist? Wäre die Flucht - Wahrscheinlichkeit geringer gewesen, wenn er zuvor 3 mal Polen angelaufen hätte?

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War hier nicht mal ein einstiger Schiffskoch, der via GB die Flucht ergriffen hatte?

Ach stimmt, es war ja eher eine "Flucht". [flash]
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Re: " Zur See "

Beitragvon pentium » 3. Juni 2020, 18:44

Volker Zottmann hat geschrieben:Und wenn er nicht "Zur See" fuhr, war der Herr Zartmann zumindest sommers auf unserem Zeltplatz C26 bei Diemitz am Rätzsee und dort gern gelitten.
Und Pentium frage ich, wer hätte schon vor der Wende davon frei berichtet, wenn er doch wieder drehen und reisen wollte?

Gruß Volker


Der Herr Zartmann erinnert sich in der Super-Illu...na ja gut wer es glaubt.
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Re: " Zur See "

Beitragvon augenzeuge » 3. Juni 2020, 18:46

pentium hat geschrieben:
Volker Zottmann hat geschrieben:Und wenn er nicht "Zur See" fuhr, war der Herr Zartmann zumindest sommers auf unserem Zeltplatz C26 bei Diemitz am Rätzsee und dort gern gelitten.
Und Pentium frage ich, wer hätte schon vor der Wende davon frei berichtet, wenn er doch wieder drehen und reisen wollte?

Gruß Volker


Der Herr Zartmann erinnert sich in der Super-Illu...na ja gut wer es glaubt.


Das ist alles nur erfunden, was er sagt?

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Re: " Zur See "

Beitragvon pentium » 3. Juni 2020, 18:56

augenzeuge hat geschrieben:
pentium hat geschrieben:
Volker Zottmann hat geschrieben:Und wenn er nicht "Zur See" fuhr, war der Herr Zartmann zumindest sommers auf unserem Zeltplatz C26 bei Diemitz am Rätzsee und dort gern gelitten.
Und Pentium frage ich, wer hätte schon vor der Wende davon frei berichtet, wenn er doch wieder drehen und reisen wollte?

Gruß Volker


Der Herr Zartmann erinnert sich in der Super-Illu...na ja gut wer es glaubt.


Das ist alles nur erfunden, was er sagt?

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Was weiß ich denn? Es kann ja vielleicht auch andere Gründe geben, warum man wegen den Dreharbeiten nicht über Schweden gefahren ist, jedenfalls gibt es mir zu viele Geschichten von Schauspielern die sich "erinnern" also DDR Schauspieler. Aber macht nur....ich will euch da nicht beirren.
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Re: " Zur See "

Beitragvon Volker Zottmann » 3. Juni 2020, 19:07

Warum nur soll sich Zartmann der ihn umgebenden Ereignisse nicht genau erinnern können?
Der frühere Chef der Hochseiltruppe "Weisheits Luftpiloten" war in den 1960er Lehrling bei meinem Vater in der Werbeabteilung. Er flog mit seiner Truppe zum Devisen erwirtschaften nach Brasilien. Da war auch Stasi als Aufpasser dabei. Die Einzigen die bei Rückreise fehlten... arbeiteten beim MfS.
Aus Angst dass die Filmleute sich verdrücken, ist der Kurs durchaus denkbar. Die Stasi hat doch alles Mögliche veranstaltet, warum nicht mal nen Kurwechsel, so wie sich der dabeigewesene Zartmann erinnert?
Pentium, nun halte mal nicht die Fahnenstange pro DDR zu hoch!

Gruß Volker
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Re: " Zur See "

Beitragvon Beethoven » 4. Juni 2020, 07:36

Die Seefahrt war schon immer ein harter Job.

Ich habe einige Bekannte, die auf Schiffen der DSR viele Jahre gefahren sind. Vom Decksmann bis zum Kapitän. Der hat übrigens nach der Wende als Lotse in Hamburg gearbeitet und war auch Mitglied der Lotsenbruderschaft.

Natürlich haben die auch von Ihrer harten Arbeit erzählt und das es an Bord einen Polit gab. Jedenfalls auf den größeren Schiffen. Der war aber hauptsächlich dafür da, die Freizeit zu organisieren, hat sich um die Post gekümmert und wenn er gut war, auch mal mit angepackt, wenn Bedarf bestand.

Mein Schwager ist als junger Mann als Schiffsingenieur auf einem Containerfrachter zwischen Rostock und Rotterdam hin und her gefahren. Das waren nur kurze Reisen. Damit hat er sich eine finanzielle Grundlage für weitere Jahre gelegt.
Nach der Wende war er bei Siemens und hat in der "ganzen" Welt Anlagen von Siemens vor Inbetriebnahme zugelassen.

Schlecht haben die alle nicht von ihren Jahren auf Schiffen der DSR geredet.

Freundlichst
Die größten Vorteile im Leben überhaupt wie in der Gesellschaft hat ein gebildeter Soldat. J. W. v. Goethe

Das Gesetz ändert sich, die Gesinnung nicht.
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Re: " Zur See "

Beitragvon augenzeuge » 4. Juni 2020, 08:03

und das es an Bord einen Polit gab. Jedenfalls auf den größeren Schiffen. Der hat sich um die Post gekümmert


Kann man so sagen..... [laugh]

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Re: " Zur See "

Beitragvon HPA » 4. Juni 2020, 08:22

Aber nur so lange bis einem das Seefahrtsbuch nicht abgenommen wurde. Und da reichte es schon wenn ein verwandter in den Westen ausreiste. Hatte ich schon mal gepostet ,aber gern nochmal:
augenzeuge hat geschrieben:
und das es an Bord einen Polit gab. Jedenfalls auf den größeren Schiffen. Der hat sich um die Post gekümmert


Kann man so sagen..... [laugh]

AZ


ja klaaaar.

Und wenn man Pech hatte war man das Seefahrtsbuch schneller los als man pieps sagen konnte.

https://vm10-und-freunde.blogspot.com/2 ... 1dEdRwZqHY

Nie werde ich den Zynismus vergessen, mit dem mich dort diese berühmt berüchtigte Frau vom Wegbleiben meiner Mutter in Kenntnis setzte und mit welchem Genuss sie mir dann das Seefahrtsbuch entzog.
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Re: " Zur See "

Beitragvon Volker Zottmann » 4. Juni 2020, 10:46

Beethoven hat geschrieben:
Schlecht haben die alle nicht von ihren Jahren auf Schiffen der DSR geredet.

Freundlichst


Du hättest besser mal zu DDR-Zeiten mit Matrosen und anderen Seeleuten reden sollen, denen auf unbestimmte Zeit und meist aus nichtigsten Gründen ihre Seefahrtsbücher abgenommen worden.
Die "durften" dann in Verbannung im Harz hier im Ort die Ferienunterkunft der DSR auf Vordermann bringen. Immer unter Obhut des Objektleiters Watzlawik. Der entschied dann, wann die "Genossen" sich bewährt hatten und wieder ihrem wirklichen Beruf auf See nachgehen konnten.
Das war kurz-oder langzeitiges Berufsverbot unter demütigenden Umständen.
Ich hatte das Glück, als frischer Selbständiger dort Fliesen zu verlegen. Bin mit einigen in regen Kontakt gekommen. Das dauerte immer eine Weile bis Misstrauenabgebaut war, denn der Bau war ja stasigeleitet. Wenn auch nie offen so zugegeben. Wem der Chef zu berichten hatte, ist ja unbestreitbar.
Ekelhaft war das System. Man kann aber auch den gläubigen Strahlemann geben, so wie der Beethoven.

Gruß Volker
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Re: " Zur See "

Beitragvon Beethoven » 4. Juni 2020, 11:12

Das mag schon sein Volker.
Du hättest aber auch mit den 1000 Seeleuten sprechen können, die sich in der DSR sehr wohl gefühlt haben.

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Re: " Zur See "

Beitragvon augenzeuge » 4. Juni 2020, 11:14

Beethoven hat geschrieben:Das mag schon sein Volker.
Du hättest aber auch mit den 1000 Seeleuten sprechen können, die sich in der DSR sehr wohl gefühlt haben.

Freundlichst


Was haben denn die Seeleute nach der Wende erzählt? Fühlten sie sich dann nicht mehr wohl?
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Re: " Zur See "

Beitragvon Volker Zottmann » 4. Juni 2020, 11:19

Hab ich auch öfter, aber noch zu DDR-Zeiten.
Horst P. wohnte in unserem 4-Familienhaus und war 1.Offizier in der Handelsflotte. Später gings dann in Rostocker Heimatgefilde zur Bagger-und Bugsierreederei. So oder so ähnlich hieß die. Er dürfte heute um die 75 sein.
Er hat sich dort immer wohl gefühlt. Man hat ja auch nicht jedem gleich die Papiere abgenommen. Ihm geschah das wohl erst, als seine Mutter nach Dortmund zog. Offiziell als Rentnerin, zurück in ihre Heimat.
Der Staat hatte eine Macke! Er hätte 1000 mal abschwirren können.... und ist es nicht.

Gruß Volker
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Re: " Zur See "

Beitragvon Dr. 213 » 4. Juni 2020, 13:18

Bagger- Bugsier- und Bergungsreederei hieß das glaub ich.

Ich kenne einen ehemaligen Hochseefischer.
Auch dafür wurde in großen Anzeigen der Tageszeitungen geworben.

Der hat mir erzählt, daß recht viele bei der An- und Abreise im Transitbereich von z.B. Kanada Angebote zur Flucht bekommen haben.
Es wurde alleine nur darum so wenig in Anspruch genommen, weil man die Folgen für die zurück gebliebenen Angehörigen fürchtete.
Soll es ja gegeben haben, diese Sippenhaft. Auch wenn es nicht unbedingt wirklich Haft bedeutete, aber Repressalien und berufliche Nachteile.

Die Serie Zur See war recht gute Werbung für die DSR und ihre Handelsflotte. Ähnlich wie der Film Top Gun den Pilotennachwuchs förderte.

Hochseefischerei war immer etwas 2. Wahl und viel weniger beliebt als Arbeitsplatz, so jedenfalls meine Erinnerung.
Die Bezahlung war aber nicht schlecht.

Herzlichst
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Re: " Zur See "

Beitragvon Volker Zottmann » 4. Juni 2020, 13:26

Da hast Du ja außer Fisch und Wellen auch nie was gesehen. Deren Fisch wurde gleich auf dem Wasser verarbeitet. Landgang wie bei der Handelsmarine gab es da eher wenig.

Gruß Volker
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Re: " Zur See "

Beitragvon Ari@D187 » 4. Juni 2020, 19:43

Beethoven hat geschrieben:[...]Schlecht haben die alle nicht von ihren Jahren auf Schiffen der DSR geredet. [...]

Warum sollten sie auch Grund zur Beschwerde haben?

Ari

P.S.: Im Thementitel finden sich ja fast mehr Plenks als Buchstaben. [shocked]
Alles wird gut!
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Re: " Zur See "

Beitragvon Kumpel » 5. Juni 2020, 10:10

Ich denke da wird bis heute vieles einfach weg gedrückt.
Neben den für die Seefahrt ganz normalen Erfahrungen und Erlebnissen spielte die ''politische Zuverlässigkeit'' eine herausragende Rolle.
Ein Gerücht oder eine Lüge , eine eifersüchtige oder trinkende Ehefrau , ein neidischer Nachbar oder eine kritische Meinungsäußerung konnte das Berufsleben eines DSR Seemannes ins Wanken geraten lassen und wer nach 89 keine Akteneinsicht hatte weiß bis heute nicht wer ihn von seinen ''lieben'' Mitbürgern damals das Berufsleben versaut hat.
Das perfide dabei war , dass die Betroffenen oft nicht einmal wussten wieso weshalb warum. Das war in der DDR ohnehin gängige Praxis ihren Bürgern gegenüber nichts zu begründen.
Nicht umsonst ''bemühte'' man sich 1990 in der DSR um Rehabilitierung derer die durch Denunziation ihren Beruf nicht mehr ausüben durften.
Wegen ein paar Einzelfällen wird man das nicht gemacht haben.
Ich selbst hatte eine Zeit lang mit dem Gedanken gespielt mich auf eine Lehrstelle als Vollmatrose zu bewerben. Als dann mein Bruder das erste mal versuchte abzuhauen und im Knast saß wusste ich irgendwie instinktiv , dass ich das bleiben lassen kann.
Bewahrheitet hat sich das noch in den späten 80ern , als ich mich bei einer Bergbehörde bewarb. Mein damaliger Steiger , dem ich von meinem Vorhaben erzählte und auch von meinem Bruder im Westen , sagte mir sofort '' das wird wohl platzen'' . Weiß ich noch wie heute.
So kam es dann auch. Sippenhaftung war in der DDR normal.
Davon möchte eine Beethoven natürlich nichts wissen.
Kumpel
 

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