DDR-Terroristen wollten Fernsehturm sprengen

Alles zu Radio und Fernsehen in beiden deutschen Staaten

DDR-Terroristen wollten Fernsehturm sprengen

Beitragvon Interessierter » 11. November 2018, 10:09

von: Christian Fischer veröffentlicht am
29.07.2015 - 00:04 Uhr

Dresden – Der Befehl kam von ganz oben.

Mielkes rechte Hand, Generalleutnant Gerhard Neiber (†78), alarmierte am 18. Juli 1984 die Arbeitsgruppe XXII „Terrorabwehr“ der Dresdner Stasi-Zentrale!

Zuvor hatten seine Spitzel bei der Post einen Drohbrief an den Staatsrat der DDR abgefangen. Absender: die „Gruppe Volkszorn“.

Sie forderte endlich „BRD Rundfunk- und Fernsehprogramm“ für Dresden – das als „Tal der Ahnungslosen“ verspottet wurde.


Sonst drohe Gewalt: „Bereit zum sprengen des FS und UKW-Turm Dresden/ Wachwitz“ und „UKW-Sender Löbau“. Frist: 6. November.

Der Text war aus „Union“ (heute DNN) und „SZ“ zusammengeschnipselt worden, ergaben spätere Laboruntersuchungen der Stasi. Mielkes Truppe fand sogar heraus, von welchem Tag die Zeitungen stammten.

In den Augen der Stasi war der Brief eindeutig das Werk von Terroristen! Nicht ein einziges Mal zweifelten Stasi-Offiziere an der Drohung.

Dann begann der gesamte Stasi-Apparat zu rotieren. „Es wurde der Operative Vorgang ‚Turm‘ angelegt. Unzählige Mitarbeiter des MfS waren damit beschäftigt“, erklärt Konrad Felber (62) von der Dresdner Stasi-Unterlagen-Behörde.

Die „Terroristen“ wurden u.a. unter Zeitungsabonnenten gesucht. Es begann eine der größten Spitzel-Aktionen in Dresden – von der die Bevölkerung nichts bemerkte!

Weil die Forderungen nach West-TV nicht erfüllt wurden, schickte die „Gruppe Volkszorn“ am 13. November an das Fernsehen der DDR eine zweite Bombendrohung. Diesmal ging es um Intershops, Lenin-Denkmal, Hotel Bellevue und Postämter.

Es war der letzte Brief. Die Stasi ermittelte weitere drei Jahre erfolglos. Mehr als 1000 Verdächtige hat sie observiert, heimlich Wohnungen durchsucht, Telefone angezapft. Zehn dicke Akten füllte der Vorgang. 1987 wurde er eingestellt.

Felber: „Es ist ein Beispiel aus den Akten, das belegt, dass die Allmacht der Stasi Grenzen hatte. Wir wissen bis jetzt nicht, wer zur ‚Gruppe Volkszorn‘ gehörte ob es ein Dummer-Jungen-Streich oder ernst war.“

https://www.bild.de/regional/dresden/st ... .bild.html
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Re: DDR-Terroristen wollten Fernsehturm sprengen

Beitragvon Nostalgiker » 11. November 2018, 10:12

Ja das Fachblatt für Volksverdummung enthüllte mal wieder ........
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
Aber damit sind diese Hoffnungen nicht erledigt. Stefan Hermlin

Freiheit ist nur ein anderes Wort dafür, dass man nichts zu verlieren hat. Janis Joplin

Psychologen haben herausgefunden, dass Menschen, die immer bei anderen auf die Rechtschreibfehler hinweisen, eine Persönlichkeitsstörung haben und unzufrieden mit ihrem Leben sind. Netzfund
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Re: DDR-Terroristen wollten Fernsehturm sprengen

Beitragvon pentium » 11. November 2018, 10:22

von LO-driver » 26. November 2013, 19:53
Heute im MDR 22:05 - 22:48

"Im Tal der Ahnungslosen" Westfernsehen Marke Eigenbau.

Viele werden sich diese Situation nicht vorstellen können. Ich als Dresdner, habe es aber am
eigenen Leben so erfahren.
Bis zum Anschluß ans Kabelfernsehn im Jahr 1988, konnte ich die Bilder des Westfernsehns in Stunden am Finger abzählen
In der Sendung ist von einer "Gruppe Volkszorn" zu hören, die mit einem Drohbrief an den Staatsrat der DDR, ein ausstrahlen von BRD Radio und Fernsehprogrammen gefordert hat. Mit der Androhung, den Dresdner Fernsehturm zu sprengen.

....
*Dos Rauschen in Wald hot mir'sch ageta, deß ich mei Haamit net loßen ka!* *Zieht aah dorch onnern Arzgebirg der Grenzgrobn wie ene Kett, der Grenzgrobn taalt de Länder ei, ober onnere Herzen net!* *Waar sei Volk verläßt, daar is net wert, deß'r rümlaaft of daaner Erd!*
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Re: DDR-Terroristen wollten Fernsehturm sprengen

Beitragvon Interessierter » 11. November 2018, 10:53

Genau das von dir zitierte " Wenige " und die fehlende Doku, was in der Suchfunktion unter Programmhinweise zu sehen war, hat mich veranlasst den Beitrag zu verlinken.
Wenn du nun schon nicht schreiben konntest: " Hatten wir schon mal ", könnte es ja evtl. als Teammitglied der Anspruch sein, das Video dieser erwähnten Doku aufzustöbern....
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Re: DDR-Terroristen wollten Fernsehturm sprengen

Beitragvon augenzeuge » 11. November 2018, 11:17

Die selbsternannte Gruppe „Volkszorn“ drohte im Juli 1984 in anonymen Briefen mit drastischem Terror, wenn die Staatsmacht nicht endlich für Westfernseh-Empfang sorge: Sie kündigten an, den Fernsehturm in Dresden-Wachwitz zu sprengen, außerdem den UKW-Sender in Löbau, die Dresdner Intershops, das Lenin-Denkmal auf der Prager Straße und/oder das Luxushotel „Bellevue“.


https://oiger.de/2015/07/27/ddr-terrori ... gen/154716

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Re: DDR-Terroristen wollten Fernsehturm sprengen

Beitragvon pentium » 11. November 2018, 11:27

augenzeuge hat geschrieben:
Die selbsternannte Gruppe „Volkszorn“ drohte im Juli 1984 in anonymen Briefen mit drastischem Terror, wenn die Staatsmacht nicht endlich für Westfernseh-Empfang sorge: Sie kündigten an, den Fernsehturm in Dresden-Wachwitz zu sprengen, außerdem den UKW-Sender in Löbau, die Dresdner Intershops, das Lenin-Denkmal auf der Prager Straße und/oder das Luxushotel „Bellevue“.


https://oiger.de/2015/07/27/ddr-terrori ... gen/154716

AZ


Kann man auch bei Wiki nachlesen:
Am 18. Juli 1984 erhielt die Bezirksverwaltung für Staatssicherheit in Dresden vom stellvertretenden Stasichef in Berlin, Gerhard Neiber, die Order, die Abteilung XXII („Terrorabwehr“) mit einem von der Abteilung M (Postkontrolle) beschlagnahmten Drohbrief zu beschäftigen, der auf den 9. Juli 1984 datiert und an den Staatsrat der DDR adressiert war. Die Adresse und der Absender des Briefes waren mit einer Schriftschablone geschrieben und der Brieftext bestand aus ausgeschnittenen und aneinandergeklebten Zeitungsüberschriften und -meldungen mit der Forderung, das Rundfunk- und Westfernsehprogramm im Raum Dresden binnen vier Monaten zu ermöglichen. Ansonsten würde es einen Sprengstoffanschlag auf den Fernsehturm Dresden geben.[2] Die Ermittlungen der Abteilung XXII verliefen im Sande und der angedrohte Sprengtermin verstrich.[3]

Am 13. November 1984 erhielt auch das Fernsehen der DDR einen mit derselben Schriftschablone verfassten Drohbrief mit dem Wortlaut:

„Letzte Warnung. WIR FORDERTEN IM JUNI VOM STAATSRAT 3 WESTPROGRAMME. FRIST IST UM. WIR ERWEITERN DIE OBJEKTELISTE AUF INTERSHOP, LENINDENKMAL, HOTEL BELEVUE, POSTÄMTER USW. BIS 20.12.84. SPRENGEN IST LEICHT, DENN TECHNIK IST EMPFINDLICH, WIE IHR. GRUPPE VOLKSZORN.[4]“


Die Stasi überprüfte 1800 Personen ohne Erfolg. Die Akte „Turm“ wuchs auf zehn Bände à 3000 Seiten an. Die Schreiber der Drohbriefe wurden nie ermittelt.[5][6][7][8] Nach drei Jahren wurden die fruchtlos gebliebenen Ermittlungen am 25. September 1987 eingestellt und das Aktenkonvolut zum OV Turm archiviert....

Literatur

Rüdiger Steinmetz, Hans-Jörg Stiehler: Leben ohne Westfernsehen: Studien zur Medienwirkung und Mediennutzung in der Region Dresden in den 80er Jahren, Leipziger Universitätsverlag 2001, ISBN 3-935693-57-5; 126 S.

Noch ein Link dazu:
http://www.vereinfernsehturmdresden.de/?p=772

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Re: DDR-Terroristen wollten Fernsehturm sprengen

Beitragvon augenzeuge » 11. November 2018, 11:42

Na sowas, da war die Stasi mal nicht erfolgreich. Ganz schwach.... [denken]

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Re: DDR-Terroristen wollten Fernsehturm sprengen

Beitragvon pentium » 11. November 2018, 11:46

augenzeuge hat geschrieben:Na sowas, da war die Stasi mal nicht erfolgreich. Ganz schwach.... [denken]

AZ


Was willst du da auch ermitteln, wenn man außer den Drohbriefen nichts hat...
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Re: DDR-Terroristen wollten Fernsehturm sprengen

Beitragvon augenzeuge » 11. November 2018, 11:55

pentium hat geschrieben:
augenzeuge hat geschrieben:Na sowas, da war die Stasi mal nicht erfolgreich. Ganz schwach.... [denken]

AZ


Was willst du da auch ermitteln, wenn man außer den Drohbriefen nichts hat...


Ne Menge. Im Kreuzworträtselfall haben sie gezeigt, was man ermitteln kann.

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