Dein Tschekist und Helfer - Über die Memoiren des Markus WolfDer 74 Jahre alte Wolf gehört zu jener Sorte von Honoratioren, die es in jedem System verstehen, wie das Fettauge auf der Suppe zu schwimmen, sich in der Kunst der persönlichen Risikominimierung zu üben und trotzdem immer ein kritisches Hintertürchen offenzulassen. Solchen »Persönlichkeiten«, von der eigenen, merkwürdig infantilen Selbstüberschätzung zugenagelt, kommt es gar nicht in den Sinn, daß sie in einer Reihe von sehr wesentlichen politischen und moralischen Fragen bis auf die Knochen diskreditiert sind. Noch heute wundert sich Wolf, daß er auf der legendären Kundgebung auf dem Alexanderplatz am 4. November 1989 ausgepfiffen wurde, als er, die lang erprobte gnadenlose Staatsstütze, sich »zur Verbindung von Sozialismus und wahrer Demokratie« bekannte und forderte, »daß man nicht alle Mitarbeiter der Staatssicherheit undifferenziert zu Prügelknaben der Nation machen solle«. Nach seinem wohlverdienten kläglichen Abpfiff vom Podium hat er einen trockenen Mund und läßt sich zum Trost von Christa Wolf umarmen.Ein Mann, der über Jahrzehnte im Dreck gewühlt hat, der ganz undifferenziert entführen, denunzieren, verraten und verkaufen ließ, fordert vor einer halben Million aufgebrachter Demonstranten »Differenzierung«, eine Differenzierung, die erneut in seinen Memoiren eingeklagt wird. Daß die Sorte »Job«, die er ausgeübt hat, durch und durch verächtlich ist, bleibt absolut außerhalb der Reichweite seiner Denk- und Empfindungsfähigkeit. Das gleiche gilt natürlich auch für die Geheimdienstler der Bundesrepublik und aller anderen Länder. Denn selbst wenn man von der politischen Notwendigkeit des Geheimdienstes überzeugt ist, Wolf stellt sie am Ende seines Buches übrigens in Frage, kann man für Leute, die sich für solche Aufgaben hergeben, persönlich nur Verachtung empfinden, eben die Verachtung für den Schergen, egal, ob er in der Gestalt des staatsbeamtlichen Henkers auftritt oder als polizeilicher Kapuzen-Provokateur auf irgendwelchen Demonstrationen, als aktenbearbeitender Verfassungsschützer oder eben als Stasi-General im Kalten Krieg.
Der vollständige Beitrag hier:
http://www.horch-und-guck.info/hug/arch ... endoerfer/
Bezüglich Wolfs Charakter äußert sich der Autor dieses Beitrages so:Diese Episode ist wesentlich spannender als die von Wolf mit Hilfe des Geldesels Stern remobilisierte Denunziation Herbert Wehners, eine Denunziation, die »das Haus« Wolf vor Jahren selbst schon einmal lanciert hatte. Die ganze honorig auftretende Schäbigkeit dieses Menschen und die nicht minder schäbige Haltung der Auflagenpeitscher beim Stern zeigt sich darin, wie Wolf ein Mittel, das er politisch bereits als oberster »Kundschafter des Friedens« eingesetzt hatte, jetzt aus ganz gewöhnlichem privatem Marketinginteresse für sein Erinnerungsbuch wiederverwendet.
Besonders stolz ist er auf die professionelle Qualität seines »Dienstes«: Wenn Selbstlob tatsächlich stinken würde, könnte man dieses Buch nur mit der Gasmaske lesen.
Also, für seine ehemaligen Gesinnungsgenossen hätte ich ja noch Verständnis, wenn diese sich dahingehend äußern würden, dass sie seine Arbeit wertschätzen.
Wenn aber so ein " Ehemaliger ", der sich heute erlaubt andere als Universaldilettanten bezeichnen, Hochachtung für den Herrn Wolf empfindet, dann verwundert das doch auch niemanden mehr...
![Gluecklich [grins]](./images/smilies/grins.gif)
Warum die Menschen am 4.11.1989 ihn auf dem Alexanderplatz ausgepfiffen haben, konnte er auch nicht verstehen..
![Mannoman [flash]](./images/smilies/flash.gif)