Willy Brandt

Willy Brandt

Beitragvon Bahndamm 68 » 24. Juni 2015, 11:37

Teil 1
1913
18. Dezember: Willy Brandt wird unter dem Namen Herbert Ernst Karl Frahm in Lübeck geboren.

Seine Mutter Martha Frahm ist Verkäuferin. Seinen Vater, John Möller, ein sozialdemokratischer Lehrer, lernt Brandt nie kennen.

Er wird von seinem Großvater, einem Arbeiter und SPD-Mitglied, großgezogen.

1929
Aktive Mitarbeit in der Sozialistischen Arbeiterjugend (SAJ) Lübecks.

1930
Auf Vorschlag des Lübecker Reichstagsabgeordneten Julius Leber wird Brandt in die SPD aufgenommen.

1931
Nach Gründung der "Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands" (SAPD), einer Linksabspaltung der SPD, tritt Frahm über und wird Vorsitzender des Lübecker Jugendverbandes der SAPD.

1932
Nach dem Abitur am Lübecker Reformgymnasium Johanneum beginnt Frahm ein Volontariat bei einer Lübecker Schiffsmaklerei.
1933
Flucht vor nationalsozialistischer Verfolgung über Dänemark nach Norwegen. Herbert Frahm nennt sich fortan Willy Brandt.

Studium der Geschichte in Oslo.

Journalistische Tätigkeit und Mitarbeit in der Exilarbeit der SAPD.

1936
Im Auftrag der SAPD-Auslandsleitung geht Brandt, getarnt als norwegischer Student nach Berlin und reorganisiert die dortige Untergrundgruppe der Partei.

1937
Als politischer Beobachter und Journalist reist Brandt nach Spanien, um auf Seiten der Republikaner über den Spanischen Bürgerkrieg zu berichten.

1938
In Folge der Ausbürgerung durch die Nationalsozialisten ist Brandt zunächst ein "Staatenloser".

1940
Nach der Besetzung Norwegens durch deutsche Truppen gerät Brandt vorübergehend in deutsche Kriegsgefangenschaft, ohne als Deutscher erkannt zu werden.

Anschließend setzt er sich nach Stockholm ab und arbeitet dort als Journalist.

Von der norwegischen Exilregierung erhält er die norwegische Staatsbürgerschaft.

1941
Heirat mit der Norwegerin Carlota Thorkildsen. Aus der Ehe geht eine Tochter hervor.

1942-1945
Zusammen mit führenden Vertretern der europäischen Sozialdemokratie wird er in der "Kleine Internationale" tätig und tritt wieder der SPD bei.

1944
Brandt wird Mitglied der "Landesgruppe Deutscher Sozialdemokraten" in Schweden.

1945-1946
Als Korrespondent skandinavischer Zeitungen in Deutschland berichtet er über die Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse.

1947
Brandt wird Presseattaché der norwegischen Militärmission in Berlin.

1948
1. Juli: Brandt erhält die deutsche Staatsbürgerschaft zurück und führt sein Pseudonym "Brandt" fortan als amtlichen Namen.
Vertreter des SPD-Parteivorstandes in Berlin.

Nach seiner Scheidung von Carlota Thorkildsen heiratet Brandt die Norwegerin Rut Hansen (1920-2006). Aus der Ehe gehen die Söhne Peter (geb. 1948), Lars (geb. 1951) und Mathias (geb. 1961) hervor.

Die Ehe wird 1980 geschieden.

1948-1949
Während und nach der Berlin-Blockade arbeitet er eng mit dem Regierenden Bürgermeister von West-Berlin, Ernst Reuter, zusammen.
Wer die Vergangenheit nicht kennt,
kann die Gegenwart nicht begreifen
und die Zukunft nicht gestalten.
Benutzeravatar
Bahndamm 68
 
Beiträge: 3995
Bilder: 110
Registriert: 25. Februar 2015, 21:13
Wohnort: Bärlin

Re: Willy Brandt

Beitragvon Bahndamm 68 » 24. Juni 2015, 11:38

Teil 2
1949-1957
Mitglied des Deutschen Bundestages.

1955-1957
Präsident des Berliner Abgeordnetenhauses.

1957-1966
Regierender Bürgermeister von Berlin.

1957/58
Vorsitzender des Bundesrats.

1958
Wahl zum Landesvorsitzenden der Berliner SPD und Mitglied des Bundesvorstands der SPD.

Mit Ausbruch der Berlin-Krise etabliert er sich politisch als "standfester Vorkämpfer demokratischer Freiheit" und gewinnt damit im westlichen Ausland große Sympathien.

1961
Sozialdemokratischer Kanzlerkandidat gegen Konrad Adenauer.

1961-1963
Gemeinsam mit Egon Bahr, dem Leiter des Berliner Presse- und Informationsamtes, entwickelt Brandt außenpolitische Leitgedanken, die unter den Titeln "Politik der kleinen Schritte" und "Wandel durch Annäherung" veröffentlicht werden und die Basis für seine spätere Neue Ostpolitik bilden.

1964-1987
Parteivorsitzender der SPD.

1965-1992
Mitglied des Deutschen Bundestages.

1965
Sozialdemokratischer Kanzlerkandidat gegen Ludwig Erhard.

1966-1969
Bundesminister des Auswärtigen und Vizekanzler in der Großen Koalition unter Kurt Georg Kiesinger.

Brandt handelt das deutsch-französische Truppenabkommen aus, plädiert für den Beitritt der Bundesrepublik zum Atomwaffensperrvertrag und unterstützt den Beitrittswunsch Großbritanniens zur Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG).

In der Ostpolitik führt er die von seinem Amtsvorgänger Gerhard Schröder (CDU) (1910-1989) vorsichtig begonnene Politik der normalen Beziehungen mit den Ostblockländern zügig und systematisch fort. Unter Ablehnung der Hallstein-Doktrin setzt er die Aufnahme diplomatischer Beziehungen mit Rumänien und Jugoslawien und die Einrichtung von Handelsvertretungen in Polen, der Tschechoslowakischen Sozialistischen Republik (CSSR) und Ungarn durch.

Nach der Niederschlagung des Prager Frühlings durch die Warschauer-Pakt-Staaten erhält Brandt große internationale Anerkennung durch seine deutliche Absage an Gewalt und Drohung als Mittel der Politik auf der Genfer Konferenz der nicht-nuklearen Mächte (3. September 1968) und der UNESCO-Generalkonferenz am 6. November 1968 in Paris.

1969
Nach den Bundestagswahlen schließen SPD und FDP eine sozial-liberale Koalition mit Willy Brandt als Bundeskanzler und Walter Scheel als Vize-Kanzler und Außenminister.

28. Oktober: In seiner Regierungserklärung verweist Brandt auf die Existenz zweier deutscher Staaten, die "füreinander aber nicht Ausland seien" und gibt die Umwandlung des Ministeriums für Gesamtdeutsche Fragen in Ministerium für innerdeutsche Beziehungen bekannt.

1970
19. März: Treffen mit dem DDR-Ministerratsvorsitzenden Willi Stoph in Erfurt.

21. Mai: Treffen mit dem DDR-Ministerratsvorsitzenden Willi Stoph in Kassel.

Beide Innerdeutschen Gipfel zeugen von einem gewandelten deutsch-deutschen Gesprächsklima, das die Basis für eine Normalisierung des deutsch-deutschen Verhältnisses bietet.

12. August: Unterzeichnung des Moskauer Vertrages.

7. Dezember: Unterzeichnung des Warschauer Vertrages zur Normalisierung der wechselseitigen Beziehungen.

Mit seinem Kniefall vor dem Ehrenmal des jüdischen Ghettos in Warschau leistet er als Repräsentant des "anderen" Deutschland stumme Abbitte für die von Deutschen und im Namen Deutschlands verübten Greuel während des "Dritten Reiches".

Das amerikanische Nachrichtenmagazin "Time" wählt Brandt zum Mann des Jahres.

1971
10. Dezember: Auszeichnung mit dem Friedensnobelpreis für seine Entspannungs- und Ostpolitik.

Im Bundestag bleiben die Ostverträge dennoch Gegenstand harter politischer Auseinandersetzungen zwischen Regierung und Opposition.

1972
27. April: Das Konstruktive Misstrauensvotum der CDU/CSU gegen Brandt scheitert im Bundestag.

19. November: Bei den Bundestagswahlen erringt die SPD erstmals die Mehrheit der Sitze. Brandt bleibt Kanzler einer SPD/FDP-Koalition.

21. Dezember: Die Staatssekretäre Egon Bahr (Bundesrepublik Deutschland) und Michael Kohl (Deutsche Demokratische Republik) unterzeichnen in Ost-Berlin den Grundlagenvertrag zwischen beiden deutschen Staaten, der die Beziehungen untereinander vereinfachen soll. Der Vertrag bedeutet jedoch keine völkerrechtliche Anerkennung der DDR.

1973
7. Juni: Als erster deutscher Bundeskanzler reist Brandt nach Israel.

26. September: Brandt spricht als erster deutscher Bundeskanzler vor der Generalversammlung der Vereinten Nationen in New York.

11. Dezember: Unterzeichnung des Prager Vertrags über die Normalisierung der wechselseitigen Beziehungen.

1974
6. Mai: Überraschender Rücktritt Brandts als Bundeskanzler nach der Agentenaffäre um den DDR-Spion Günter Guillaume. In seinem Rücktrittsschreiben erklärt Brandt, er übernehme damit die Verantwortung "für Fahrlässigkeiten" im Zusammenhang mit der Affäre und betont, dass ein Kanzler nicht "erpressbar" sein dürfe - dies war ein Hinweis auf zur Privatsphäre gehörende Angelegenheiten, in die Guillaume Einblick hatte.

1976-1992

Präsident der Sozialistischen Internationale (SI).

1977
Vorsitzender der "Unabhängigen Kommission für internationale Entwicklungsfragen", der sogenannten Nord-Süd-Kommission.

1978
Als SI-Vorsitzender unterstützt er die Bemühungen um eine Lösung des Nahostkonflikts und legt gemeinsam mit dem österreichischen Bundeskanzler Bruno Kreisky (1911-1990) einen Friedensplan vor. Der Plan stellt einen Vermittlungsversuch zwischen dem israelischen Sicherheitsbedürfnis und den seitens der arabischen Länder von Israel geforderten Territorialzugeständnissen dar.

1979
Juli: Teilnahme an dem umstrittenen Gespräch zwischen Kreisky und PLO-Chef Arafat (1929-2004) zur Lösung des Nahostkonflikts.

1979-1983
Mitglied des Europäischen Parlaments.

1980
Februar: Präsentation des Berichts "Das Überleben sichern" der Unabhängigen Kommission für internationale Entwicklungsfragen in New York.

1981
Bei einem Besuch in Moskau erörtert Brandt mit dem sowjetischen Staats- und Parteichef Breschnew Rüstungskontrollfragen.

1983
Februar: Vorstellung des zweiten Berichts der Unabhängigen Kommission für internationale Entwicklungsfragen unter dem Titel "Hilfe in der Weltkrise".

Dezember: Brandt heiratet seine langjährige Assistentin Brigitte Seebacher (geb. 1946).

1984
Auszeichnung mit dem Dritte-Welt-Preis in New York.

1985
In Washington erhält Brandt den Albert-Einstein-Friedenspreis.

In Moskau trifft er erstmals mit dem kommunistischen Reformpolitiker Michail Gorbatschow zusammen.

1986
Brandt gründet die "Stiftung Entwicklung und Frieden".

1987
Nach parteiinternen Querelen um die von ihm vorgeschlagene Pressesprecherin Margarita Mathiopoulos (geb. 1957) erklärt Brandt nach 23-jähriger Amtszeit seinen Rücktritt als Parteivorsitzender.

Wahl zum Ehrenvorsitzenden der SPD.

1989
Januar: Bundespräsident Richard von Weizsäcker gibt anlässlich Brandts 75. Geburtstag einen großen Empfang, zu dem auch zahlreiche ausländische Politiker, Staats- und Regierungschefs geladen sind.

10. November: Nach dem Fall der Mauer hält Brandt auf einer Freudenkundgebung eine Rede vor dem Schöneberger Rathaus in West-Berlin.

Veröffentlichung seiner "Erinnerungen", in denen Brandt eine Bilanz seines politischen Lebens zieht.

1990
November: In persönlichen Gesprächen mit dem irakischen Präsidenten Saddam Hussein erreicht Brandt die Ausreise von 193 im Irak als Geiseln festgehaltenen Ausländern aus dem kriegsbedrohten Land.

20. Dezember: Als Alterspräsident eröffnet Brandt im Berliner Reichstagsgebäude die Sitzung des ersten gesamtdeutschen Bundestages.

1991
Auf Antrag Willy Brandts spricht sich der Bundestag mit 338 zu 320 Stimmen für Berlin als neuen Regierungssitz aus.

1992
8. Oktober: Willy Brandt stirbt in Unkel bei Bonn.

Im Berliner Reichstagsgebäude wird er mit einem feierlichen Staatsakt geehrt und anschließend auf dem Waldfriedhof in Berlin-Zehlendorf beigesetzt. Dem Staatsakt wohnen mehr als tausend Trauergäste aus aller Welt bei, darunter zahlreiche Staatsoberhäupter und Regierungschefs.
Wer die Vergangenheit nicht kennt,
kann die Gegenwart nicht begreifen
und die Zukunft nicht gestalten.
Benutzeravatar
Bahndamm 68
 
Beiträge: 3995
Bilder: 110
Registriert: 25. Februar 2015, 21:13
Wohnort: Bärlin

Re: Willy Brandt

Beitragvon Interessierter » 11. März 2016, 11:08

Willy-Brandt-Denkmal am Erfurter Hof

Die Leuchtschrift des Berliner Künstlers David Mannstein für den Erfurter Hof entzündete 2007 bis 2009 den heftigen „Erfurter Denkmalstreit“. Seither ist es ruhig geworden um die Erinnerung an das Gipfeltreffen von 1970.

Bild

Der „Erfurter Denkmalstreit“ von 2007 bis 2009 dürfte als eine der heftigsten Kontroversen in die Stadtgeschichte eingehen und erregte seinerzeit große mediale Aufmerksamkeit. Auslöser war der Entwurf des Berliner Künstlers David Mannstein für ein Denkmal zur Würdigung des ersten deutsch-deutschen Gipfeltreffens mit Willy Brandt und Willi Stoph am 19. März 1970. Tausende Erfurter hatten seinerzeit die Absperrungen vor dem Hotel “Erfurter Hof” überrannt und „Willy Brandt ans Fenster!“ skandiert. Mannstein sah neben einem Informationsterminal die Erleuchtung des „Willy-Brandt-Zimmers“ und die Anbringung der Leuchtschrift „Willy komm ans Fenster“ auf dem Dach des “Erfurter Hofes” vor. Damit ging er am 5. März 2007 als Sieger aus einem Wettbewerb der Stadt Erfurt hervor.

Besonders der veränderte Wortlaut erregte jedoch sofort eine heftige Diskussion. Der Geschichtsverein wies auf den hohen Bedeutungsgehalt des originalen Rufes hin, der nicht verändert werden sollte. Hinzu kam eine Flut von Protesten handfester Art, die das Projekt grundsätzlich verwarfen. Auch Prominente wie Brigitte Seebacher-Brandt machten ihrem Unmut Luft. Zwei Wochen später vermittelte Oberbürgermeister Andreas Bausewein einen Kompromiss mit dem authentischen Ruf. Der Künstler räumte ein, erkannt zu haben, „wie wichtig und emotional wertvoll den Akteuren von damals die Spezifizierung ‚Brandt’ in ihren ‚Willy’-Rufen war“. Bis zur Einweihung sollten dennoch weitere gut zwei Jahre vergehen. Viele Stimmen forderten ein Denkmal in traditioneller Form, die Lokalpolitik schaltete sich ein und es gab langwierige Verhandlungen mit der Landesentwicklungsgesellschaft.

Nach der feierlichen Einweihung am 20. Mai 2009 auf dem Willy-Brandt-Platz, unterbrochen von einem unwetterartigen Regenguss, wurde es bald recht still um das Denkmal. Sicher lässt sich die erhoffte Wirkung, Denkanstöße in Richtung Erfurter Gipfeltreffen und Willy Brandt zu geben, nur schwer messen. Aber zumal am Tage, wenn die Schrift noch keine Strahlkraft im wahrsten Wortsinne entfalten kann, gehen doch recht selten die Blicke der Passanten in Richtung Dach, wo einst die Leuchtreklame „Erfurter Hof“ zu lesen war. Auch vor dem etwas versteckten Informationsterminal in der Tourist-Information bilden sich keine Schlangen. Gar aus einem erleuchteten Zimmer auf historische Ereignisse zu schließen, dürfte nur Eingeweihten gelingen. So wird man wohl niemandem die Frage verdenken können, ob eine Gedenktafel nicht mit deutlich geringerem finanziellem Aufwand die historische Erinnerungskultur befördert hätte. (Foto: Alexander Raßloff)

http://www.erfurt-web.de/Willy_Brandt_Denkmal_Erfurt
Interessierter
 

Re: Willy Brandt

Beitragvon Bahndamm 68 » 17. März 2016, 21:35

IMG_0039.JPG

in Berlin Zehlendorf

IMG_0036.JPG
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
Wer die Vergangenheit nicht kennt,
kann die Gegenwart nicht begreifen
und die Zukunft nicht gestalten.
Benutzeravatar
Bahndamm 68
 
Beiträge: 3995
Bilder: 110
Registriert: 25. Februar 2015, 21:13
Wohnort: Bärlin

Re: Willy Brandt

Beitragvon Interessierter » 9. Juli 2017, 09:50

Drei Briefe und ein Staatsgeheimnis: Willy Brandt und die Kanzlerakte
Quelle: Zeit Online (08.09.2009), aus der Druck-Ausgabe DIE ZEIT, 14.05.2009 Nr. 21

Herbst 1969: Bundeskanzler Willy Brandt wird ein Schreiben vorgelegt. Erst weigert er sich, es zu unterzeichnen – dann tut er es doch

Bild
Willy Brandt bei seiner Vereidigung als Kanzler am 21. Oktober 1969. Kurz danach wurden ihm Schreiben der Alliierten vorgelegt

Es war an einem der ersten Abende im Palais Schaumburg, nachdem Willy Brandt dort eingezogen war. Er erfuhr und genoss die gewaltigen Unterschiede zwischen einem Ressortchef, auch wenn er als Außenminister und Vizekanzler besonders herausgehoben war, und dem Bundeskanzler an der Spitze eines gut eingespielten Regierungsapparates. Das Amt machte richtig Spaß.
Ich brachte Brandt meinen Entwurf für einen Brief an seinen sowjetischen Kollegen Kossygin, dem er einen informellen Meinungsaustausch anbieten wollte. Brandt war wichtiger, zu berichten, was ihm »heute passiert« war. Ein hoher Beamter hatte ihm drei Briefe zur Unterschrift vorgelegt. Jeweils an die Botschafter der drei Mächte – der Vereinigten Staaten, Frankreichs und Großbritanniens – in ihrer Eigenschaft als Hohe Kommissare gerichtet.

Damit sollte er zustimmend bestätigen, was die Militärgouverneure in ihrem Genehmigungsschreiben zum Grundgesetz vom 12. Mai 1949 an verbindlichen Vorbehalten gemacht hatten. Als Inhaber der unkündbaren Siegerrechte für Deutschland als Ganzes undBerlin hatten sie diejenigen Artikel des Grundgesetzes suspendiert, also außer Kraft gesetzt, die sie als Einschränkung ihrer Verfügungshoheit verstanden. Das galt sogar für den Artikel 146, der nach der deutschen Einheit eine Verfassung anstelle des Grundgesetzes vorsah. Artikel 23 zählte die Länder auf, in denen das Grundgesetz »zunächst« gelten sollte, bis es in anderen Teilen Deutschlands »nach deren Beitritt« in Kraft zu setzen sei. Diese Vorwegnahme der Realität im Jahre 1990 konnten die Drei 1949 weder genehmigen noch ahnen. Gravierend für diese ganze Zeitspanne war, dass sie Groß-Berlin aus dem Artikel 23 amputierten, was dem ehemaligen Regierenden Bürgermeister natürlich vertraut war.

Brandt war empört, dass man von ihm verlangte, »einen solchen Unterwerfungsbrief« zu unterschreiben. Schließlich sei er zum Bundeskanzler gewählt und seinem Amtseid verpflichtet. Die Botschafter könnten ihn wohl kaum absetzen! Da musste er sich belehren lassen, dassKonrad Adenauer diese Briefe unterschrieben hatte und danach Ludwig Erhard und danach Kurt Georg Kiesinger. Dass aus den Militärgouverneuren inzwischen Hohe Kommissare geworden waren und nach dem sogenannten Deutschlandvertrag nebst Beitritt zur Nato 1955 die deutsche Souveränität verkündet worden war, änderte daran nichts. Er schloss: »Also habe ich auch unterschrieben« – und hat nie wieder davon gesprochen.

DDR-Staatssekretär Kohl und ich stießen im Kanzleramt mit Unstrut-Wein an

Die Einschränkungen der deutschen Souveränität existierten völkerrechtlich unverändert, solange Deutschland geteilt blieb und solange sie nicht durch einen Friedensvertrag förmlich beendet wurden. Durch die Kapitulation am 8.Mai 1945 ging die Souveränität des Reiches auf die Sieger über. Deutschland erhielt sie erst mit der Wirksamkeit des friedensvertraglichen Zwei-plus-Vier-Abkommens am 15.März 1991 zurück.

Die Sieger pochten auf ihre unkündbaren Kompetenzen während dieser ganzen Zeitspanne, natürlich nicht nur vor der Geburtsstunde der Bundesrepublik, sondern auch, als sie 1955 zu Verbündeten wurden. Als ich die Kanzlerbriefe einmal gegenüber dem ehemaligen BundespräsidentenRichard von Weizsäcker erwähnte, reagierte er zu meiner Überraschung erstaunt; er hatte von ihnen nichts gewusst. Es bedurfte keiner besonderen Absprache: Die beteiligten Deutschen wie die Alliierten hatten das gleiche Interesse, diese Manifestierung der begrenzten deutschen Souveränität nicht öffentlich werden zu lassen.

Die Methode, unsere Interessen unterhalb der Siegerkompetenzen zu verfolgen, hatte nun dazu geführt, dass diese im eigenen Interesse ihre Rechte hilfreich einsetzen mussten und damit halfen, ein Stück gewachsener deutscher Selbstbestimmung zu verwirklichen. Ich gestehe, dass DDR-Staatssekretär Michael Kohl und ich im Kanzleramt mit einem Glas Unstrut-Wein darauf anstießen, dass die vier Mächte warten mussten, das Ganze in Kraft zu setzen, bis wir mit unseren Verhandlungen fertig waren.
Ende 1972 wurde der Grundlagenvertrag unterschrieben, der beiden Staaten die Mitgliedschaft bei den Vereinten Nationen ermöglichte.

Nun ließen die vier uns wissen, dass sie einen Brief von uns erwarteten, wonach selbst durch den Beitritt zu den UN ihre Rechte über Deutschland nicht berührt würden. Kohl und ich lächelten uns an, als wir an dem gemeinsamen Text für unsere jeweiligen Freunde feilten, Ausdruck des gesamtdeutschen Souveränitätsmangels bei allen Unterschieden. Die vier antworteten wie international üblich, indem sie unseren Text wiederholten – mit Ausnahme der Amerikaner. Die belehrten uns, dass ihre Rechte durch den Beitritt nicht berührt werden »können«. Das war korrekt, aber nach den Gesetzen der Logik hätten wir dann gar nicht schreiben müssen.

Karlsruhe hielt, wie es schließlich seine Pflicht war, am Grundgesetz fest

Berlin wurde die Quelle einer jahrzehntelang schwelenden Kontroverse zwischen den drei Mächten und der Bundesregierung. Die Deutschen setzten sich 1949 durch, indem sie ein »Grundgesetz« anstelle der von den Alliierten gewünschten »Verfassung« beschlossen. Das Grundgesetz drückte das Provisorium aus; eine Verfassung wäre ein Teilungsdokument gewesen. Aber aus der Präambel des Grundgesetzes wurde Berlin gestrichen, während es im Text des Artikels 23 zu den Ländern der Bundesrepublik gezählt wurde. Zum Schutz ihrer Rechte verfügten die Alliierten, dass die drei Westsektoren nicht durch den Bund regiert werden dürften.
Sie verboten die Rechtsprechung durch das Bundesverfassungsgericht und gestatteten eine Finanz- und Wirtschaftseinheit mit der Bundesrepublik, weil es anders nicht ging, bestanden aber für den innerdeutschen Handel auf dem Plural der »Währungsgebiete«, weil Berlin eben nicht zum Währungsgebiet der D-Mark gehörte.

Das alles hinderte das Bundesverfassungsgericht nicht, am Grundgesetz festzuhalten, wie es schließlich seine Pflicht war, und danach galt es grundsätzlich eben auch in Berlin. Hier standen sich also zwei Souveräne gegenüber: Karlsruhe legalisierte durch den Volkswillen, die drei Mächte durch die Siegerrechte. Das führte zu der wirklichkeitsfremden Feststellung im Karlsruher Urteil über die Verfassungsmäßigkeit des Grundlagenvertrages mit der DDR, die Grenze zwischen Hessen und Thüringen habe denselben Charakter wie die zwischen Hessen und Bayern. Niemand hat unter Berufung auf Karlsruhe versucht, das zu erproben.
Die praktische Schizophrenie wurde beendet, als das Viermächteabkommen das Verhältnis zwischen Berlin (West) und dem Bund grundsätzlich definieren musste. Unsere Nachforschungen in alten Papieren ergaben zu unserer Überraschung, dass die drei Mächte schon 1944 in London die Formel gefunden hatten, Berlin sollte kein konstitutiver Teil des neuen Staates werden sein. Das war für die vier und die zwei annehmbar.

In den Rückblicken fehlt die Erinnerung an die Einschränkungen der Souveränität

So entwickelte sich das Grundgesetz zur vollständigen Verfassung für die Bundesrepublik, während es für Deutschland insgesamt nie in Kraft trat. Die westdeutsche Bevölkerung empfand die Mängel nicht. Übrigens bis heute nicht; denn die beiden Begriffe leben in friedlicher Koexistenz. Der Artikel 146 von 1949 ist 1990 ergänzt worden: »Dieses Grundgesetz, das nach Vollendung der Einheit und Freiheit Deutschlands für das gesamte deutsche Volk gilt, verliert seine Gültigkeit an dem Tage, an dem eine Verfassung in Kraft tritt, die vom deutschen Volk in freier Entscheidung beschlossen worden ist.«
So wurden die schwelenden Spannungen zwischen Souveränitätseinschränkungen und Lebenslüge beendet, die jahrzehntelang die Beteiligten beider Seiten beschäftigt hatten. Sie wurden unter den Teppich gekehrt. Sie fehlen bei den großartigen Rückblicken auf die vergangenen 60 Jahre, obwohl sie ein unentbehrlicher Teil der Geschichte gewesen sind.

Ein Relikt der Lebenslüge ist übrigens geblieben: Noch heute wird von der nuklearen deutschen Teilhabe gesprochen. Es gibt ein Geschwader der Bundesluftwaffe, das amerikanische Atombomben ans Ziel tragen soll. Das Wort »Teilhabe« suggeriert, dass wir dabei eine Mitbestimmung haben. Die hatten wir nie. Helmut Schmidt hatte als Bundeskanzler vergeblich ein deutsches Veto gegen den Einsatz erörtert. Derzeit wird überlegt, ob die Flugzeuge, die nur bis 2012 oder 2013 einsatzfähig sind, ersetzt werden müssen. Aber mit Barack Obama im Weißen Haus sollte es leicht sein, dieses letzte Symbol der Vergangenheit loszuwerden.
Interessierter
 

Re: Willy Brandt

Beitragvon Interessierter » 5. Oktober 2020, 07:46

Willy und Willi 1970 in Erfurt: Der Beginn der deutsch-deutschen Annäherung vor 50 Jahren

Zur Vorgeschichte der deutschen Wiedervereinigung gehört auch das Erfurter Gipfeltreffen zwischen Bundeskanzler Willy Brandt und dem Vorsitzenden des Ministerrats der DDR, Willi Stoph, am 19. März 1970 in Erfurt. Das Treffen bereitete nicht nur Helsinki vor, sondern war auch der Auftakt einer Ostpolitik, die gerade DDR-Bürgern die Hoffnung gab, dass die eingemauerten Zustände irgendwann ein Ende finden. Auch dieses Ereignis ist nun schon 50 Jahre her.

Was der Bundesnachrichtendienst (BND) im Vorfeld über das erste deutsch-deutsche Gipfeltreffen im März 1970 in Erfurt an Bundeskanzler Willy Brandt zu berichten wusste und wie der BND die Ereignisse in Erfurt später aufbereitet hat, das schildert Jan Schönfelder in der jüngsten Ausgabe der Zeitschrift des Forschungsverbundes SED-Staat der Freien Universität Berlin (ZdF 45/2020).

https://www.l-iz.de/bildung/zeitreise/2 ... ren-345389
Interessierter
 

Re: Willy Brandt

Beitragvon zoll » 5. Oktober 2020, 12:37

Zum Thema beitragen möchte ich mit der Bemerkung, dass ich Willy Brandt als den bedeutenden Politiker seiner Zeit verehre. Er hatte so die eine oder andere menschliche Schwäche, aber er war ein Sozialdemokrat von hohem Stand.
Ich erinnere die Arbeitnehmer an die hohen Tarifzuwächse zu seiner Regierungszeit, allein im öffentlichen Dienst 1970 um 10%.
Wann gab es das wieder.
Aber darüber hinaus hat mir der Kniefall in Warschau sehr imponiert.

Eine Anekdote, ich war 1958 mit ein paar Gewerkschaftlern in Erfurt. In dem bekannten Hotel in dem Willy nächtigte und er den jubelnden Bürgern gewunken hat gab es einen Weinkeller. Hier sind wir nach der Ideologieberieselung durch Kollegen vom FDGB eingekehrt und haben den im Westen sündhaft teuren Tokaierwein genossen. Uns kostete so eine Flasche nur ein Lächeln und am Morgen einen mächtigen Kater.
zoll
 

Re: Willy Brandt

Beitragvon OaZ » 5. Oktober 2020, 21:19

Dass W.B. wegen G.G. "zu Falle kam", ist auch nur ein vernachlassenswerter Bruchteil von Fakten, der sich heute fast überall als historische Wahrheit liest. Doch leider ists eben nur ein eher unbedeutender Bruchteil ...
OaZ
 
Beiträge: 513
Registriert: 1. Juli 2020, 08:44

Re: Willy Brandt

Beitragvon Bahndamm 68 » 6. Oktober 2020, 21:33

OaZ hat geschrieben:Dass W.B. wegen G.G. "zu Falle kam", ist auch nur ein vernachlassenswerter Bruchteil von Fakten, der sich heute fast überall als historische Wahrheit liest. Doch leider ists eben nur ein eher unbedeutender Bruchteil ...

Viel Rätselraten in deinen beiden Zeilen.
Wer die Vergangenheit nicht kennt,
kann die Gegenwart nicht begreifen
und die Zukunft nicht gestalten.
Benutzeravatar
Bahndamm 68
 
Beiträge: 3995
Bilder: 110
Registriert: 25. Februar 2015, 21:13
Wohnort: Bärlin

Re: Willy Brandt

Beitragvon OaZ » 7. Oktober 2020, 09:31

Bundesdeutschen Geheimdiensten war seit mehreren Jahren aufgefallen, dass im Zusammenhang mit aufgeflogenen DDR-Agenten oder Spionagefällen G.G. als Randfigur immer irgendwie mit auftauchte. Die vom MfS geschickten Funksprüche zum Geburtstag G.G. und seiner Frau zeitlich passend wurden abgefangen und weitestgehend dechiffriert. Die zeitliche Nähe zu den Geburtstagswünschen ermöglichte den bundesdeutschen Geheimdiensten eine Eingrenzung zu passenden Personen.
Den größten Fehler machte das MfS wohl, als sie den beiden zur Geburt des "zweiten Mannes" gratulierten. Ab jetzt war es nur noch eine Fleißarbeit. Die Schlinge zog sich zu.

Um weitere gerichtsverwertbare Beweise zu sammeln, musste G.G. observiert werden. Rund um die Uhr.
Dies führte dazu, dass auch Willy Brandt (indirekt) erfasst wurde. Und da wurde schnell klar, dass dieser aufgrund seiner nicht wenigen Frauen-Affären ein unkalkulierbares Risiko darstellte. Da ihm teilweise die Frauen auch über G.G. zugeführt wurden, musste man davon ausgehen, dass man in Ost-Berlin über alles Im Bilde war. Das bedeutete nun, dass der Bundeskanzler erpressbar war. Die G-G.-Affäre war also nur der Anlass ... die Gründe für Brandts Rücktritt sind zum Großteil in seinem eigenen Verhalten zu suchen.

Übrigens war ihm weit vor G.`s Verhaftung bewusst, dass er von selbigem ausspioniert wurde. Zu einem seiner engsten Mitarbeitern sagte er sogar noch: "Das stehen wir durch."
Dass er durch sein Sexualverhalten den Grundstock für seine Angreifbarkeit gelegt hatte, war ihm offenbar noch nicht so bewusst ...
OaZ
 
Beiträge: 513
Registriert: 1. Juli 2020, 08:44

Re: Willy Brandt

Beitragvon augenzeuge » 7. Oktober 2020, 11:28

Was war für das MfS schlimmer?
Die GG Enttarnung oder der Rücktritt des BK.?

Das war ganz schlechte Arbeit des MfS.

AZ
"Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist."
„Wer A sagt, der muss nicht B sagen. Er kann auch erkennen, dass A falsch war“.
„Jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung, aber nicht auf eigene Fakten“.
Benutzeravatar
augenzeuge
Flucht und Ausreise
Flucht und Ausreise
 
Beiträge: 84719
Bilder: 6
Registriert: 22. April 2010, 07:29
Wohnort: Nordrhein-Westfalen

Re: Willy Brandt

Beitragvon OaZ » 7. Oktober 2020, 12:23

augenzeuge hat geschrieben:...
Das war ganz schlechte Arbeit des MfS.

AZ


Das ist doch bekannt.
OaZ
 
Beiträge: 513
Registriert: 1. Juli 2020, 08:44

Re: Willy Brandt

Beitragvon augenzeuge » 7. Oktober 2020, 14:58

OaZ hat geschrieben:
augenzeuge hat geschrieben:...
Das war ganz schlechte Arbeit des MfS.

AZ


Das ist doch bekannt.


Manche wissen etwas, manche weniger. Muss man schon mal wiederholen, sonst glauben einige tatsächlich noch, dass das MfS der beste Dienst gewesen ist. [grins]
AZ
"Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist."
„Wer A sagt, der muss nicht B sagen. Er kann auch erkennen, dass A falsch war“.
„Jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung, aber nicht auf eigene Fakten“.
Benutzeravatar
augenzeuge
Flucht und Ausreise
Flucht und Ausreise
 
Beiträge: 84719
Bilder: 6
Registriert: 22. April 2010, 07:29
Wohnort: Nordrhein-Westfalen

Re: Willy Brandt

Beitragvon OaZ » 7. Oktober 2020, 17:26

Nun ja ... ein äußerst effizienter Geheimdienst war er allemal. Unabhängig davon, wie man seine Arbeitsmethoden bewertet.
OaZ
 
Beiträge: 513
Registriert: 1. Juli 2020, 08:44

Re: Willy Brandt

Beitragvon Interessierter » 9. Dezember 2020, 11:46


Historisierung einer Ikone


Willy Brandts Kniefall in Warschau vor 50 Jahren

Bild
Monument to Willy Brandt in Warsaw, 14.07.2013, Foto: Adrian Grycuk, via: Wikimedia Commons, Lizenz: CC BY-SA 3.0 PL.

Zu diesem runden Jahrestag ist es aus vielen Gründen unerlässlich, erneut an den Kniefall zu erinnern, mit dem Willy Brandt 25 Jahre nach Ende des Krieges und der NS-Diktatur ein unnachahmlich demutsvolles und im besten Sinne schlichtes Zeichen der Anerkennung einer Schuld setzte, die er selbst nicht trug. Auch wenn die Corona-Pandemie wie schon am 8. Mai eine große öffentliche Gedenkzeremonie unmöglich macht: Politik, Medien und Wissenschaft werden Brandts Kniefall zwar nicht in der gewohnten Form, jedoch vermutlich mit altbekannten Formeln würdigen.

Wenn der 7. Dezember 2020 aber in einer Weise begangen werden soll, die einen produktiven Beitrag zu gegenwärtigen geschichts- und erinnerungskulturellen Debatten liefert, dann wäre es enorm wichtig, die Geste in Gedenkreden, in der politischen Bildung und medialen Berichterstattung aus ihrer Starre einer fast ahistorischen Ikone zu lösen, anstatt sie zu jedem runden Jahrestag noch einen Deut abstrakter als zuvor zu einem universellen Abziehbild des historischen Verantwortungsbewusstseins der Deutschen zu stilisieren.

https://zeitgeschichte-online.de/node/58292
Interessierter
 

Re: Willy Brandt

Beitragvon Volker Zottmann » 9. Dezember 2020, 12:05

Ich bin später an jenem Ort gewesen. Brandt hat ungeheuren Eindruck hinterlassen und Respekt erworben.
Mich haben polnische Freunde in Warschau dorthin geführt, so ergriffen waren die von dessen Geste immer noch.
Dass diesem denkwürdigen Ereignis ein Denkmal gesetzt wurde ist folgerichtig und bleibt so unvergessen.
Dieses Sühnezeichen Brandts hat mehr bewirkt als jedes halbherzige deutsche Lippenbekenntnis zuvor.

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Willy Brandt

Beitragvon Sperrbrecher » 9. Dezember 2020, 14:30

Mir war er jedenfalls sympathisch, obwohl ich nicht immer voll und ganz seiner seine Politik
konform ging. Aber er war eben doch ein Demokrat und bezeichnete nicht jeden als Pack,
Abschaum oder Nazi, der eine abweichende Meinung hatte.
In der DDR wussten 90% der Bevölkerung, dass sie verarscht werden.
In der Bundesrepublik haben es 90% der Wähler immer noch nicht gemerkt.
Benutzeravatar
Sperrbrecher
 
Beiträge: 1602
Registriert: 13. Dezember 2018, 20:34

Re: Willy Brandt

Beitragvon Interessierter » 9. Dezember 2020, 18:05

Sperrbrecher » 9. Dez 2020, 14:30
Mir war er jedenfalls sympathisch, obwohl ich nicht immer voll und ganz seiner seine Politik
konform ging. Aber er war eben doch ein Demokrat und bezeichnete nicht jeden als Pack,
Abschaum oder Nazi, der eine abweichende Meinung hatte.


Meinst du wirklich, dass dir jemand derartige wahrheitswidrigen Parolen abnimmt? Warum verschweigst du die wahren demokratiefeindlichen Vorkommnisse, wie Hetze, Lügen und gewalttätige, rechtsextremistische Aktionen, bis hin zu Mord?

Schon vergessen was auf den Straßen der Bundesrepublik in den letzten Jahren und ganz besonders häufig in Sachsen ( beispielsweise Chemnitz ) passiert ist? Schon das hier eingestellte Video aus Chemnitz vergessen, in dem man hören und sehen kann, wie krank sich dieses Pack gegenüber Ausländern verhält und wie widerlich sich dieses Gesindel gegenüber Greta geäußert hat?

Das ist und bleibt Gesindel oder Pack und nicht, wie du uns auf rechtspopulistische Art und Weise weismachen willst diejenigen, die lediglich eine andere, auf dem Boden eines Rechtsstaates befindliche, andere Meinung haben.
Interessierter
 

Re: Willy Brandt

Beitragvon Nostalgiker » 9. Dezember 2020, 19:38

Bei deinem "Kommentar" Interessierter fragt man sich langsam wer hier wirklich krank ist.

Hilflos und ohne Argumente bezichtigst du einem User des Rechtspopulismus, sag' mal gehts noch?

Das du in dümmlich unwissender Art hier Menschen als widerwärtige Büttel und menschenverachtende Diener eines Systems bezeichnest ist schon ein Ding und offenbart deine vom Hass und Ablehnung der DDR Bürger geprägte Denkweise aber das du nun auch noch jemanden (mal wieder!) in die Naziecke stellst geht zu weit.

Du bist einer der Intolerantesten User hier im Forum und einer von denen mit sehr wenig Verstand und Wissen.
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
Aber damit sind diese Hoffnungen nicht erledigt. Stefan Hermlin

Freiheit ist nur ein anderes Wort dafür, dass man nichts zu verlieren hat. Janis Joplin

Psychologen haben herausgefunden, dass Menschen, die immer bei anderen auf die Rechtschreibfehler hinweisen, eine Persönlichkeitsstörung haben und unzufrieden mit ihrem Leben sind. Netzfund
Benutzeravatar
Nostalgiker
 
Beiträge: 13702
Registriert: 28. August 2012, 12:36

Re: Willy Brandt

Beitragvon Volker Zottmann » 9. Dezember 2020, 20:12

Gäbe es für Arroganz einen Preis, würde der heute an den Nostalgiker verliehen werden.
Nicht vergessen Nostalgiker, ich war ohne Zutun auch DDR-Bürger. Hass zerfressene Ablehnung habe ich aus Niedersachsen noch nie erlebt, wohl aber aus Berlin, nämlich bei Dir.

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Willy Brandt

Beitragvon steffen52 » 9. Dezember 2020, 20:44

Interessierter hat geschrieben:
Sperrbrecher » 9. Dez 2020, 14:30
Mir war er jedenfalls sympathisch, obwohl ich nicht immer voll und ganz seiner seine Politik
konform ging. Aber er war eben doch ein Demokrat und bezeichnete nicht jeden als Pack,
Abschaum oder Nazi, der eine abweichende Meinung hatte.


Meinst du wirklich, dass dir jemand derartige wahrheitswidrigen Parolen abnimmt? Warum verschweigst du die wahren demokratiefeindlichen Vorkommnisse, wie Hetze, Lügen und gewalttätige, rechtsextremistische Aktionen, bis hin zu Mord?

Schon vergessen was auf den Straßen der Bundesrepublik in den letzten Jahren und ganz besonders häufig in Sachsen ( beispielsweise Chemnitz ) passiert ist? Schon das hier eingestellte Video aus Chemnitz vergessen, in dem man hören und sehen kann, wie krank sich dieses Pack gegenüber Ausländern verhält und wie widerlich sich dieses Gesindel gegenüber Greta geäußert hat?

Das ist und bleibt Gesindel oder Pack und nicht, wie du uns auf rechtspopulistische Art und Weise weismachen willst diejenigen, die lediglich eine andere, auf dem Boden eines Rechtsstaates befindliche, andere Meinung haben.

Der Herr Sachsenhasser hat wieder einmal seine einseitige Einstellung von sich gegeben! Für ihn gibt es nur eine Richtung in seiner Denkweise, alles andere ( was von links kommt) blendet er einfach aus. Das ist einfach krank und es zeigt das
er nichts anderes mehr begreift!! Eigentlich wollte ich auf seine Hirngespinste nicht antworten, aber wieder bringt er meine Stadt ins Spiel und das lasse ich von diesen Experten aus Niedersachsen nicht einfach so stehen, darum
habe ich geantwortet. Er begreift schon lange nichts mehr was unter seinen Fenster abgeht! [frown]
Gruß steffen52
"Die Großen hören auf zu herrschen, wenn die Kleinen aufhören zu kriechen!"
Friedrich Schiller
Benutzeravatar
steffen52
 
Beiträge: 14361
Bilder: 0
Registriert: 19. Februar 2015, 21:03

Re: Willy Brandt

Beitragvon Nostalgiker » 9. Dezember 2020, 20:46

Zottmann, unterstelle mir mal nicht das ich dich in irgendeiner Form für wichtig nehme. Um dir gegenüber Hass zu empfinden müßtest du mir in irgendeiner Form, positiv oder in dem Fall negativ, wichtig sein und das bist du garantiert nicht.
ich finde nur deinen absurden Hass auf alles was DDR betrifft makaber und überlegen manchmal was du aus deiner Sicht noch für angebliche offene Rechnung mit diesem Staat zu haben scheinst.
Dein Genöle und alles schlecht reden ist auf dem Niveau der damaligen geistlosen Meckerei unter der Hauptüberschrift "Scheißstaat" stehengeblieben, nur das es bei dir manische Züge angenommen hat.
Jetzt so tun als ob du der Widerständler und der gewesen seiest der schon immer alles wußte ist einfach lächerlich und unglaubwürdig.
Du warst und bist nur ein erbärmlicher Duckmäuser, Mitläufer und sehr großer Feigling.
Denn wenn dir das System die Luft zum Atmen nahm, du verzweifelt warst wegen des "eingesperrt" sein, ja dann hättest du alles unternommen um diesem Land zu entfliehen. Entweder illegal oder auf die Tippeltappeltour über Ausreiseantrag.
Aber weder für das Eine noch für das Andere hattest die Eier und den Arsch in der Hose. Stattdessen heischst du um Verständnis das du aus Rücksicht auf die Familie lieber in der DDR gelitten hast.
Bullshit.

Und solche Typen, so wie du dich gibst, achte ich nicht.
Zumal du die unangenehme Eigenschaft hast das du Leuten die dir mal sagen was sie von dir halten beleidigt hinterherschnüffelst um dann über sie Gerüchte und Lügen zu verbreiten.
Ob du das verstehst bezweifle ich.

Und der Niedersachse, was soll ich dazu sagen? Gleich und gleich gesellt sich gerne zusammen.
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
Aber damit sind diese Hoffnungen nicht erledigt. Stefan Hermlin

Freiheit ist nur ein anderes Wort dafür, dass man nichts zu verlieren hat. Janis Joplin

Psychologen haben herausgefunden, dass Menschen, die immer bei anderen auf die Rechtschreibfehler hinweisen, eine Persönlichkeitsstörung haben und unzufrieden mit ihrem Leben sind. Netzfund
Benutzeravatar
Nostalgiker
 
Beiträge: 13702
Registriert: 28. August 2012, 12:36

Re: Willy Brandt

Beitragvon augenzeuge » 9. Dezember 2020, 22:03

Eigentlich wollte ich auf seine Hirngespinste nicht antworten, aber wieder bringt er meine Stadt ins Spiel und das lasse ich von diesen Experten aus Niedersachsen nicht einfach so stehe


Chemnitz? Um Gottes Willen, nur nicht.
AZ [laugh]
"Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist."
„Wer A sagt, der muss nicht B sagen. Er kann auch erkennen, dass A falsch war“.
„Jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung, aber nicht auf eigene Fakten“.
Benutzeravatar
augenzeuge
Flucht und Ausreise
Flucht und Ausreise
 
Beiträge: 84719
Bilder: 6
Registriert: 22. April 2010, 07:29
Wohnort: Nordrhein-Westfalen

Re: Willy Brandt

Beitragvon Volker Zottmann » 9. Dezember 2020, 22:42

Nostalgiker hat geschrieben:Ob du das verstehst bezweifle ich.



Wie könnte ich das auch verstehen? Es ist hasszerfressener Unsinn.
Was gut war sage ich genauso, wie eben all die schlechten Seiten. Die negativen Dinge überwogen jedoch immer, das ist schon logisch damit begründet, dass Millionen das ebenso sahen und die Wende herbeiführten. Dass die Riege, zu der ich auch Dich Wendeverlierer zähle, die DDR heute positiv verklären will, ist bekannt.
Solange ich lebe werde ich dagegen angehen.
Langsam müsstest Du studierter Mann doch mal reflektieren, wer hier in der Minderheit schwafelt und immer unglaubwürdiger wird.

Volker
Volker Zottmann
 

Re: Willy Brandt

Beitragvon HPA » 9. Dezember 2020, 22:48

nostalgiker hat geschrieben:aber das du nun auch noch jemanden (mal wieder!) in die Naziecke stellst geht zu weit.


Diesbezüglich solltest Du dir zuallererst mal an den eigenen Riechkolben fassen!
HPA
 

Re: Willy Brandt

Beitragvon Kumpel » 10. Dezember 2020, 08:11

Sperrbrecher hat geschrieben:Mir war er jedenfalls sympathisch, obwohl ich nicht immer voll und ganz seiner seine Politik
konform ging. Aber er war eben doch ein Demokrat und bezeichnete nicht jeden als Pack,
Abschaum oder Nazi, der eine abweichende Meinung hatte.



Es ist etwas perfide einen Toten für die eigene ideologische Ausrichtung zu instrumentalisieren.
Der Begriff ''Rechtes Pack'' wurde 2015 vom damaligen Minister Gabriel im Zusammenhang mit den gewalttätigen Ausschreitungen in Heidenau geprägt und ob man diese als eine lediglich abweichende Meinung deklarieren sollte ist wohl eher zu hinterfragen.
Brandt hat die Nazizeit bewusst erlebt und ob er sich sinngemäß erheblich anders geäußert hätte darf man zumindest anzweifeln.
Kumpel
 

Re: Willy Brandt

Beitragvon augenzeuge » 10. Dezember 2020, 09:53

Kumpel hat geschrieben:
Sperrbrecher hat geschrieben:Mir war er jedenfalls sympathisch, obwohl ich nicht immer voll und ganz seiner seine Politik
konform ging. Aber er war eben doch ein Demokrat und bezeichnete nicht jeden als Pack,
Abschaum oder Nazi, der eine abweichende Meinung hatte.



Es ist etwas perfide einen Toten für die eigene ideologische Ausrichtung zu instrumentalisieren.
Der Begriff ''Rechtes Pack'' wurde 2015 vom damaligen Minister Gabriel im Zusammenhang mit den gewalttätigen Ausschreitungen in Heidenau geprägt und ob man diese als eine lediglich abweichende Meinung deklarieren sollte ist wohl eher zu hinterfragen.
Brandt hat die Nazizeit bewusst erlebt und ob er sich sinngemäß erheblich anders geäußert hätte darf man zumindest anzweifeln.


Ganz sicher hätte Brandt deutliche Worte gefunden. Einfach schade, dass andere User nicht darauf kommen, weil ihnen ihr Gegenspieler wichtiger ist.

AZ
"Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist."
„Wer A sagt, der muss nicht B sagen. Er kann auch erkennen, dass A falsch war“.
„Jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung, aber nicht auf eigene Fakten“.
Benutzeravatar
augenzeuge
Flucht und Ausreise
Flucht und Ausreise
 
Beiträge: 84719
Bilder: 6
Registriert: 22. April 2010, 07:29
Wohnort: Nordrhein-Westfalen

Re: Willy Brandt

Beitragvon Interessierter » 14. März 2021, 12:06


Der Kniefall in Warschau - Wider die Macht der Verdrängung


Am 5. Dezember 2020 lief auf 3sat ein halbstündiger Dokumentarfilm von Andrzej Klamt unter dem Titel „Kniefall von Warschau – Die Macht der Erinnerung”. Im bunten Strauß der Jahrestage wurde dieser 50ste herausgepflückt, und weil der Kontext von 1970 ein ganz anderer war, beleuchtet der Film unfreiwillig, in welche Schieflagen uns die angejahrte Erinnerungskultur gebracht hat. Der Film löste bei den Autorinnen dieses Textes Befremden aus, weil er ständig Bruchstellen im deutschen und polnischen Umgang mit der gemeinsamen schwierigen Geschichte anspricht.

Das beginnt mit der Sequenz zu Willy Brandts Kniefall am Anfang des Films, dessen Plot im Wesentlichen darin besteht, verschiedene Gedenkvarianten zu präsentieren, zu denen Erinnerungsarbeiter*innen hier und dort Zuflucht nehmen, um Unvorstellbares auszudrücken. Die Dokumentation kontextualisiert kaum, weshalb der Kniefall des Bundeskanzlers mitten im Kalten Krieg, also erst 25 Jahre nach Kriegsende, im Herzen der polnischen Hauptstadt, um sich für das von Deutschen verursachte Leid zu entschuldigen, so atemberaubend war. Alles an Brandts Kniefall verdiente untersucht zu werden, denn seine Handlung war im Gegensatz zu den nachfolgenden, ausgehöhlten Ritualen sinnerfüllt. Die Reaktion der polnischen Gastgeber*innen, die Reaktion der Welt, und die Wut danach in Deutschland – all das hätte untersucht werden müssen.

Der Kniefall war emotional performativ, nämlich:

1. ungeplant und spontan 2. ohne Worte, und vor allem keine salbungsvollen, die sonst nur deutsches Selbstmitleid ausdrücken 3. in Polen, das heißt er fand 4. am richtigen Ort statt 5. keine Versöhnung, sondern Respekt vor den Toten und der Unglaublichkeit des Geschehens, und diesmal wurden Täter und Opfer richtig dargestellt (völlig unüblich für deutsche Politiker*innen), 6. richtig auch in der Einseitigkeit: der deutsche Kanzler muss knien, die anderen müssen nichts, sie sind ja einfach nicht mehr da, in Rauch aufgelöst, unter Trümmern begraben. Der Kniefall zeigt die Leerstelle des Gegenübers an und zollt ihr Respekt.

7. vor dem Denkmal, das hier durch den Kniefall belebt wird, eben als Grabmal, das tote Menschen repräsentiert. Brandt sagte hinterher, er habe um Verzeihung gebeten, aber eben auch gebetet – schön ausgedrückt! Womöglich hat Brandt selbst gar nicht realisiert, was er da tat, wie er es hinterher interpretiert hat, ist eine andere Geschichte. 8. er drückt Trauer aus und bittet um Entschuldigung, die ja sonst meist fehlt!


Der Kniefall war ein Akt der Demut und damit ein wohltuender Bruch mit dem Herrenmenschengehabe, mit dem sich Deutsche in Warschau ins Menschheitsgedächtnis eingeschrieben haben. Problematisch also, wenn der Untertitel der Dokumentation im gleichen Satz nach der Macht der Erinnerung fragt. Wessen Macht?

Tatsächlich wird im Film alles unter der Assmann’sche Erinnerungskultur subsumiert, die polnischen Gedächtnisaktionen ebenso wie der Kniefall, den Assmann flugs als Beginn der Erinnerungskultur in Deutschland vereinnahmt. Brandt habe damit leider unabsichtlich die nichtjüdischen polnischen zivilen Opfer ausgeblendet. Da knirscht es schon wieder: Das Verhältnis der angemessenen Erinnerung an die nichtjüdischen und die jüdischen polnischen Opfer ist eine der vielen offenen Fragen. Die heftig umkämpfte Opferkonkurrenz zeigt, dass Aufarbeitung der Vergangenheit via „Opfergruppen” nicht funktioniert, denn es geht um etwas anderes. Es geht um den ökonomistischen Umgang mit symbolischem Kapital, um gebetsmühlenhaft erkaufte Ablässe, die den Glauben an Erlösungsrituale und an ein paradiesisches Jenseits deutscher Geschichte untergraben.

Statt auf ausgetretenen Pfaden balanciert der Film, durchaus in Pionierleistung, also auf zahlreichen Eisschollen des deutsch-polnischen Geschichtsverhältnisses. Das ist für uns als Autorinnen der Anlass, einige Re-Sets für künftige Debatten vorzuschlagen. Zugleich nutzen wir den Moment, unsere lang angestaute Wut über die Selbstzufriedenheit loszuwerden, mit der abenteuerliche Asymmetrien in der historischen Deutungsmacht über die überfallenen Länder und die Abgestumpftheit darüber hingenommen werden.

Mit der Erinnerungskultur geht es hier weiter:
https://zeitgeschichte-online.de/node/58366
Interessierter
 


Zurück zu Historische Personen

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 1 Gast