Manfred von Ardenne

Manfred von Ardenne

Beitragvon augenzeuge » 23. Mai 2013, 21:30

Manfred Baron von Ardenne
Physiker

1907
20. Januar: Manfred Baron von Ardenne wird in Hamburg als Sohn des Oberstleutnants und Regierungsrats Egmont Baron von Ardenne und dessen Frau Adela (geb. Mutzenbecher) geboren.
Ardennes Großmutter Elisabeth Edle und Freiin von Plotho ist das authentische Vorbild für Theodor Fontanes (1819-1898) "Effi Briest"

1913
Ardennes Vater wird in das Kriegsministerium versetzt. Die Familie übersiedelt nach Berlin.

1919-1923
Ardenne besucht das Realgymnasium in Berlin. Seine Interessen gelten der Physik und der Technik. Bei einem Schulwettbewerb reicht er die Modelle eines Fotoapparats und einer Alarmanlage ein und belegt damit den ersten Platz.

1923
Er erhält als 16jähriger sein erstes Patent für ein "Verfahren zur Erzielung einer Tonselektion, insbesondere für die Zwecke der drahtlosen Telegraphie".
Ardenne verlässt vorzeitig das Gymnasium und widmet sich, unterstützt von dem Unternehmer Siegmund Loewe (1885-1962), der Weiterentwicklung der Radiotechnik. Loewe baut mit der von Ardenne entwickelten Dreifachröhre den preiswerten Rundfunkempfänger "Loewe-Ortsempfänger OE333".

1925
Mit den Geldern aus Patentverkäufen und Veröffentlichungen konstruiert Ardenne den weltweit ersten Breitbandverstärker, der die Entwicklung des Radars voranbringt.

1925/26
Er studiert Physik, Chemie und Mathematik in Berlin. Nach vier Semestern bricht er das Studium ab, weil er das universitäre System für veraltet und unflexibel hält. Er bildet sich statt dessen selbst weiter.

1928-1945
Ardenne leitet das von ihm in Berlin-Lichterfelde gegründete Forschungslaboratorium für Elektronenphysik.

1930
Er erfindet und entwickelt den Flying Spot Scanner, eine Elektronenröhre, und führt in Berlin damit europaweit die erste vollelektronische Fernsehröhre vor. Ardenne gelingt die erste Übertragung von Fernsehbildern.

1933-1938
Er verbessert die Elektronenröhren und entwickelt für die Fernsehtechnik Bildröhren.

1934
Gründung der "Leybold-von-Ardenne Oszillographen-Gesellschaft".

1937-1941
Er entwickelt das Rasterelektronen- und das Universalelektronenmikroskop, die es erlauben, Atom- und Molekülstrukturen zu untersuchen.

1938
Ardenne heiratet Bettina Bergengruen. Aus der Ehe gehen vier Kinder hervor.

1939-1945
Während des Zweiten Weltkriegs kann Ardenne seiner wissenschaftlichen Arbeit nachgehen. Er erhält vom NS-Regime Forschungsgelder auch aufgrund der militärischen Relevanz von einigen seiner Arbeitsgebiete.

1945
Januar: Ardenne wird in den "Reichsforschungsrat" berufen.
Sommer: Nach der deutschen Kapitulation erklärt Ardenne sich bereit, für die Sowjetunion zu arbeiten. Nach Verhandlungen in Moskau darf er nicht nach Deutschland zurückkehren. Sein Forschungsinstitut in Berlin wird demontiert und ans Schwarze Meer verlegt.

1946-1950
Im Rahmen der sowjetischen Kernforschung bearbeitet Ardenne ein Verfahren zur Trennung von Uran-Isotopen, um bombenfähiges Uran-235 zu gewinnen.

1953
Er erhält den mit 100.000 Rubeln dotierten Stalin-Preis dafür, daß nach einem von ihm ausgearbeiteten Verfahren der Kernsprengstoff für die erste sowjetische Bombe gewonnen wurde, die nicht auf dem Prinzip der Kernspaltung (Atombombe) beruht, sondern der Kernsynthese (Wasserstoffbombe).

1954
Dezember: Ardenne übersiedelt in die Deutsche Demokratische Republik (DDR), um dort die physikalische Grundlagenforschung neu aufzubauen. Nur bei einem Umzug in die DDR - und nicht in die Bundesrepublik Deutschland - blieben Ardennes Experimentieranlagen und Messgeräte sein privates Eigentum.

1955
Ardenne gründet mit den Mitteln aus dem Stalin-Preis das Forschungsinstitut "Manfred von Ardenne" in Dresden - Weißer Hirsch, das er bis 1990 leitet. Sein Institut hat zuletzt etwa 500 Mitarbeiter und ist mit seinem privaten Charakter einzigartig in der DDR. Es entwickelt sich zur renommiertesten Forschungseinrichtung des Landes.

1956
1. Juni: Ernennung zum Honorarprofessor an der Technischen Hochschule / Technischen Universität Dresden.

1957
Er wird Mitglied des Forschungsrats der DDR.
Ardenne entwickelt eine Radiosonde für medizinische Untersuchungen, die chirurgische Eingriffe zur Diagnose erübrigt.

1958
Ihm wird der Nationalpreis der DDR verliehen. Er wird Mitglied des Friedensrats.

1959
Er erhält das Patent für den von ihm entwickelten Elektronenstrahlofen.
Aufnahme in die Internationale Astronautische Akademie Paris.

1961
Er wird zum Vorsitzenden der Gesellschaft für medizinische Elektronik und biomedizinische Technik gewählt.

1963
Ardenne wird in das Präsidium des Kulturbunds der DDR gewählt.

1963-1989
Er ist Abgeordneter der Volkskammer der DDR und Mitglied der Kulturbund-Fraktion.
Trotz seiner Ämter enthält sich Ardenne weitestgehend politischer Äußerungen. Er bekennt sich zum DDR-Staat und dankt Walter Ulbricht auch auf internationalen Kongressen für die staatliche Unterstützung seiner Forschung.

1972
Ardenne wehrt erfolgreich Versuche ab, sein Privatinstitut zu verstaatlichen.

1989
Die Stadt Dresden ernennt ihn zum Ehrenbürger.

1990
Nach der Deutschen Einheit fehlen Ardenne erhebliche Finanzmittel. Er verschuldet sein Institut in Höhe mehrerer Millionen Deutscher Mark.

1997
26. Mai: Manfred Baron von Ardenne stirbt in Dresden.
http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/ArdenneManfred/
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Re: Manfred von Ardenne

Beitragvon augenzeuge » 23. Mai 2013, 21:31

Der renommierte Wissenschaftler Manfred von Ardenne wandte sich am 4. Dezember 1986 mit einem ungewöhnlichen Vorschlag an den Staatssicherheitsdienst. Republikflüchtige sollten nicht mehr durch potentiell tödlichen Schusswaffengebrauch am Verlassen der DDR gehindert werden, sondern durch das Verschießen von harmloseren Betäubungsmitteln. Solche veterinärmedizinischen Mittel und Methoden könnten Menschenleben retten, zur Entspannung der Situation an der deutsch-deutschen Grenze beitragen und damit dem Ansehen der DDR dienen. Aus der Akte: BStU, MfS, BCD Nr. 6.

http://www.bstu.bund.de/DE/Archive/Fund ... nn=1704132
viewtopic.php?f=15&t=1168&start=0&hilit=Bet%C3%A4ubungsmitteln

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Re: Manfred von Ardenne

Beitragvon vs1400 » 23. Mai 2013, 21:43

augenzeuge hat geschrieben:Der renommierte Wissenschaftler Manfred von Ardenne wandte sich am 4. Dezember 1986 mit einem ungewöhnlichen Vorschlag an den Staatssicherheitsdienst. Republikflüchtige sollten nicht mehr durch potentiell tödlichen Schusswaffengebrauch am Verlassen der DDR gehindert werden, sondern durch das [b]Verschießen von harmloseren Betäubungsmitteln.[/b] Solche veterinärmedizinischen Mittel und Methoden könnten Menschenleben retten, zur Entspannung der Situation an der deutsch-deutschen Grenze beitragen und damit dem Ansehen der DDR dienen. Aus der Akte: BStU, MfS, BCD Nr. 6.

http://www.bstu.bund.de/DE/Archive/Fund ... nn=1704132
viewtopic.php?f=15&t=1168&start=0&hilit=Bet%C3%A4ubungsmitteln

AZ


was wäre es denn dann gewesen Jörg?
humaner, weil man sie betäubt? [sick]
ein ardenne hätten diesen staat nicht stützen dürfen, er hat ihn jedoch mit aufgebaut und sich verkauft.

gruß vs
vs1400
 

Re: Manfred von Ardenne

Beitragvon Karl_Stülpner » 24. Mai 2013, 11:57

Auf jedem Fall war Manfred von Ardenne ein genialer Wissenschafter und Erfinder.
Anfang der 90er Jahre war eine Frau aus unserem Bekanntenkreis schwer an Krebs erkrankt und austherapiert (ein unschöner Begriff), voller Verzweiflung wandten sich Ihr Mann und Sie an Herrn von Ardenne mit der Bitte um Hilfe.
Er hat diese Frau in Dresden mit neuartigen Methoden behandelt und sie lebt heute noch.
Diese zwei Menschen sind ihm sehr dankbar, Politik her oder hin.
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Re: Manfred von Ardenne

Beitragvon Spartacus » 24. Mai 2013, 17:18

Schön das Du das Thema eröffnet hast Karl [hallo]

Und klar Ardenne war ein "unstudiertes" Universalgenie und hat sicherlich vielen Menschen geholfen.

Nun zu seinem Geheimnis, denn er soll in das Atombombenprojekt der Nazis involviert gewesen sein,
was ich mir durchaus vorstellen kann.

Zitat:

in seinem bekanntesten Buch "Hitlers Bombe. Die Geheime Geschichte der deutschen Kernwaffenversuche" versucht Karlsch, eine Neueinschätzung der deutschen Rüstungsforschung während der letzten zwei Jahre des Dritten Reiches vorzunehmen. Lange Zeit hatte das Uranprojekt um Werner Heisenberg und Carl Friedrich von Weizsäcker im Mittelpunkt des Interesses gestanden (für eine Zusammenfassung der Arbeit des Uranprojekts, siehe unten Studie von Mark Walker). Karlsch zeigt, dass es noch andere Gruppen gab, die sich mit der Erforschung der Nukleartechnologie befassten und dabei nicht nur ihr Augenmerk auf einen funktionsfähigen Reaktor richteten, sondern bewusst und zielstrebig an der Entwicklung von Waffen arbeiten.

Der Autor machte neue Quellen ausfindig, die seine Thesen stützen sollen, etwa den Entwurf eines Patentes für eine Plutoniumbombe und mehrere russische Spionageberichte, die Stalin zur Kenntnis gebracht wurden samt einer wissenschaftlichen Beurteilung über einen angeblich durchgeführten „Atomtest“ in Thüringen. Es habe erfolgreiche Tests kleiner atomarer Versuchsanordnungen gegeben, obschon es den Wissenschaftlern im „Dritten Reich“ nur gelungen war, kleine Mengen von angereichertem Material herzustellen. Verwiesen wird dabei auf das Material aus den Zentrifugenversuchen von Paul Harteck, dessen Verbleib bis heute nicht geklärt ist.

Nach gängiger Lehrmeinung sind mehrere Dutzend Kilo Uran-235 oder Plutonium nötig, die jeweils einen Anreicherungsgrad von mehr als 90 Prozent haben müssen, um eine Explosion zu erzeugen, die mit den Atombombenabwürfen auf Hiroshima und Nagasaki vergleichbar ist. Karlsch postuliert eine dritte Möglichkeit, eine atomare Waffe herzustellen: durch die Fusion leichter Elemente, welche durch eine nukleare Hohlladung zustande kommen, sei es deutschen Forschern gelungen, in Thüringen im März 1945 einen erfolgreichen Test durchzuführen. Dieser habe mit einem Wirkungsradius von 500 Metern nur die Auswirkung einer taktischen Nuklearwaffe gehabt. Dass dies physikalisch und waffentechnisch möglich ist, wird von vielen Physikern angezweifelt oder bestritten.

Von der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) in Braunschweig wurden im Auftrag des ZDF im Jahre 2005 stichprobenhaft oberflächennah entnommene Bodenproben aus Ohrdruf auf Radionuklide untersucht. In einer Pressemitteilung vom 15. Februar 2006[1] wurde festgestellt, dass die Messwerte keinerlei Hinweise ergeben hätten, „dass andere Quellen als der Fallout oberirdischer Atombomben-Tests in den 1950er/1960er Jahren und der Reaktorunfall in Tschernobyl im Jahr 1986 für die Bodenkontaminationen verantwortlich sind. Insgesamt zeigen die PTB-Messergebnisse für eine Kernexplosion ‚keinen Befund‘.“ Und weiter: „Ein wissenschaftlicher Gegenbeweis zum behaupteten Kernwaffentest am Ende des Zweiten Weltkriegs kann aber weder mit dieser noch irgendeiner anderen Stichproben-Analyse erbracht werden. Eine endgültige Bewertung der historischen Zusammenhänge ist damit weiterhin offen.“

Zitat Ende

Rainer Karlsch ist übrigens Historiker [smile]

Dass dies physikalisch und waffentechnisch möglich ist, wird von vielen Physikern angezweifelt oder bestritten.

Hier gehe ich nicht mit, denn es ist sehr wohl möglich.

Man kann eine "kleine" Bombe bereits mit 100 gr spaltbarem Material bauen, wobei das Problem in der Initialzündung zu finden ist, da hierfür ein Sprengstoff nötig ist, der eine gewisse Explosionsgeschwindigkeit -
die sehr hoch ist, sehr viel höher als bei normalen Sprengstoff - erreichen muss und das auch noch verteilt
über verschieden Zünder, die alle im Millisekundenbereich gleichzeitig die Primärexplosion auslösen müssen.
( Das war nur eine grobe Beschreibung, ich kann das noch genauer, aber dann wird es richtig verwirrend)

Ardenne wäre in meinen Augen dazu in der Lage gewesen, dass zu schaffen.
Ob er es geschafft hat, weiß ich nicht, versuche es aber immer noch rauszufinden.

LG

Sparta

P.S. Kleine A Bomben existiern schon lange, die Amis und die Russen haben sie.
Zuletzt geändert von Spartacus am 24. Mai 2013, 17:57, insgesamt 1-mal geändert.


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Re: Manfred von Ardenne

Beitragvon augenzeuge » 24. Mai 2013, 17:27

Spartacus hat geschrieben:Schön das Du das Thema eröffnet hast Karl [hallo]


Ich wars..... [blush]
AZ
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Re: Manfred von Ardenne

Beitragvon Spartacus » 24. Mai 2013, 17:56

Grrrrr...... ich werde alt, AZ [flash]

Kannste mir noch mal verzeihen [rose]

LG

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