Wilhelm Zaisser, erster Minister des MfS

Wilhelm Zaisser, erster Minister des MfS

Beitragvon augenzeuge » 11. Mai 2012, 16:27

Zaisser kämpfte mit Mielke schon in Spanien gegen den Feind. Er baute das MfS in der DDR auf. Nach dem 17.6.1953 wurde er jedoch von den eigenen Leuten verstoßen und als Feind der Partei aus der SED ausgeschlossen. Seine angeblich letzten Worte: ,Mich hat man fertig gemacht’.
http://www.derwesten.de/staedte/gelsenk ... 41455.html
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Re: Wilhelm Zaisser, erster Minister des MfS

Beitragvon Interessierter » 22. Juni 2016, 10:37

Aufstieg und Fall des Wilhelm Zaisser

Wilhelm Zaisser war stets mehr als »nur« Minister für Staatssicherheit. Er war in den Terrorjahren der DDR als Mitglied des Politbüros – freilich unter sowjetischer Aufsicht – politischer Generaldirektor eines expandierenden Sicherheitskonzerns, der nicht nur die äußere, sondern auch die innere Sicherheit der DDR, mithin die angestrebte Kontrolle aller Gesellschaftsbereiche im Lande gewährleisten sollte. Er war, heißt es in einem Handbuch eines amerikanischen Nachrichtendienstes vom September 1952, ein Mann mit »vollen Zügen, brutaler Erscheinung«, der einen »gutgenährten Eindruck« erwecke, jedoch »ruhig und einfach gekleidet« sei, wobei er »meist einen alten grauen Zivilmantel und Ledergamaschen« trage. Fünf Sprachen beherrsche er. Besonders aufmerken läßt, daß der Chef der ostdeutschen Geheimpolizei sowohl unter deutschen Offizieren als auch unter Spanienkämpfern geschätzt wurde, insbesondere wegen »seines korrekten Verhaltens auch gegenüber Andersdenkenden«. Wer war Zaisser?

Der lange Vorabend des 17. Juni
Auch als Mitglied des Politbüros, des höchsten Führungsgremiums der DDR, dem er seit 1950 angehörte, wurde Zaisser durch das Sekretariat des Politbüros mehr als einmal vor vollendete Tatsachen gestellt. Bei »vielen wichtigen Problemen« wurde er nicht einmal gefragt, sondern schlicht beauftragt. Seine Unzufriedenheit darüber und über die »Zustände« im Politbüro verbarg der penible Militär nicht. Unzufrieden war er insbesondere mit dem Arbeitsstil Walter Ulbrichts, und er hat ihn dies wiederholt wissen lassen. Das machte ihn unbequem: »Ich bin nicht so bequem für Walter.« Manchmal sinnierte er, schon kränkelnd, an Herzschwäche leidend: »Walter will mich kaputt machen, sonst würde man mir nicht so viel aufbürden.« Mag manches den Notwendigkeiten einer Diktatur geschuldet sein, diese Intention Ulbrichts wird eine Rolle gespielt haben. Denn Zaisser war nicht nur Ulbrichts Rivale, sondern auch sein Kontrolleur, dessen sich dieser nur schwerlich entledigen konnte, weshalb er ihn vorerst mied.

Zaissers Einladungen etwa nach Wolletz, dem Treffpunkt der MfS-Spitzenkader, schlug Ulbricht stets aus. Doch war Zaisser bewußt, daß es keine Alternative zum gleichaltrigen Ulbricht gab, in dem er den »geborenen Generalsekretär« sah, da »keiner es so gut machen würde wie er.« Folglich wurden 1950/51 die Machtkämpfe mit dem Florett geführt – von beiden Seiten.

Im Frühjahr 1952, in den Tagen der »Stalin-Note«, wurde im Politbüro der »Arbeitsstil« Ulbrichts auf die Tagesordnung gesetzt – sicherlich von Zaisser, der den Auftrag erhielt, einen entsprechenden Beschluß auszuarbeiten, der auch angenommen wurde. Zaisser befand, daß das Sekretariat »erstes und vornehmstes Hilfsorgan« des Politbüros sei. Seit Oktober 1950 hätten sich zwei Leitungen herausgebildet: eine »formale«, das Politbüro, und eine »tatsächliche«, das Sekretariat, wo Ulbricht den Ton angab. Geändert werden könne dies nur, indem das Politbüro »zu einem Kollektiv wird, das aufs engste kollektiv zusammenarbeitet, dessen Mitglieder sich gegenseitig ergänzen und helfen – helfen auch durch freimütige Selbstkritik und Kritik – ohne Furcht und ohne Einschüchterung.« »Nur«, resümierte Zaisser später, »blieb dieser Anlauf im Sande stecken. Es änderte sich nicht sehr viel.« Und Ulbricht wird weiter auf seine Chance gewartet haben, den Widersacher abzuservieren, was ohne sowjetische Rückendeckung jedoch undenkbar war.

Weiter mit dem interessanten Bericht von Helmuth Müller-Enbergs hier:
http://www.horch-und-guck.info/hug/arch ... r-enbergs/

Interessant auch beispielsweise die unterschiedlichen Reaktionen von Zaisser, Mielke und Ulbricht auf die " Stalin-Note ". Oder auch, dass dem MfS aufgetragen wurde, Beweise für einen »faschistischen Putschversuch« zu finden, was eingestandermaßen nie gelingen sollte [wink]
Interessierter
 


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