Das Treiben des Ablegers der DDR-SED in Westberlin, der SEW

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Das Treiben des Ablegers der DDR-SED in Westberlin, der SEW

Beitragvon Hans-Peter » 18. Juni 2010, 11:01

Die SEW, Dependance der DDR-SPD in Westberlin?

"Sozialistische Einheitspartei Westberlin" habe ich oft während meines "Studiums" im Zuchthaus Brandenburg im SED-Zentralorgan der DDR Neues Deutschland gelesen. Einen großen Bericht von einer machtvollen Protestdemonstation in der "selbständigen Einheit Westberlin" mit riesiger Schlagzeile als Überschrift. Und als ich in der DDR noch auf freiem Fuß war und abends die Berliner Abendschau auf dem Westkanal sah, kamen manchmal auch kurze Features über einen Streik in Westberlin. Und irgendwo am Bildrand - Reporter und Kameramann mochten wohl die SEW nicht? - lief irgendwo auch eine Handvoll älterer Leute mit einem Transparent der SEW herum, des propagandistischen Ablegers der DDR-SED im Westteil Berlins, natürlich geführt aus Ostberlin. Gut, die Westberliner Parteitruppe hatte eine eigene Führung, die aber am Rockzipfel der Ostberliner Genossen hang. hp

Was verbarg sich hinter der SEW und zu welchen Aktionen war sie im Westen der geteilten Stadt Berlin wirklich fähig?


Die Sozialistische Einheitspartei Westberlins (SEW) war eine mit der SED und der DKP eng verbundene kommunistische Partei in West-Berlin. Sie ging aus den Kreisorganisationen der SED in den zwölf westlichen Bezirken Berlins hervor, welche 1959 eine eigene einheitliche Leitung erhielten.
Aus der Entwicklung der These von der Herausbildung einer sozialistischen deutschen Nation in der DDR nach dem Bau der Berliner Mauer am 13. August 1961 folgte die so genannte Drei-Staaten-Theorie, der die Sowjetunion seit dem Chruschtschow-Ultimatum und mit ihr die DDR und daher auch die ihnen nahestehenden Parteien im Westen folgten. Deshalb gründete die DKP auch keinen eigenen Landesverband in West-Berlin. Die SEW war damit aus der Sicht der SED und der DKP die Kommunistische Partei im dritten politischen Gebilde auf deutschem Boden.

Die Partei nannte sich vom 12. November 1962 an bis 1969 SED Westberlin, von dort an bis 1990 SEW, nach der Wende im Herbst 1989 bis zu ihrer Auflösung im Jahre 1991 Sozialistische Initiative. Insgesamt war die SEW eine marxistisch-leninistische Partei und in ihren Grundsätzen der SED und der DKP (die bis in die 1990er Jahre in West-Berlin nicht existierte) sehr ähnlich. Die SEW wurde während ihrer gesamten Existenz bis zur Wende im Geheimen von der DDR-Staatsführung finanziell unterstützt, was die SEW allerdings stets bestritt. Gleiches gilt für die von der SEW herausgegebene Tageszeitung Die Wahrheit. Wahlen in West-Berlin boykottierte die SEW zunächst, bei späteren Teilnahmen wurde der Einzug ins Abgeordnetenhaus stets deutlich verpasst. Ihr "bestes" Ergebnis fuhr die SEW 1954, als sie auch in Westberlin noch SED war, mit 2,7 Prozent ein, erreichte 1971 als SEW nochmals 2,3 Prozent, bevor sie in den 80er Jahren kontinuierlich auf 0,6 Prozent im Keller sitzen blieb.

Die SEW hatte in der Gewerkschaft GEW, in der IG Metall, in der Friedensbewegung und in der Mieterbewegung zeitweise eine einflussreiche Stellung. 1980 wurde eine vom Eurokommunismus inspirierte marxistische Reformströmung um das Zirkular Die Klarheit aus der Partei ausgeschlossen; die Ausgeschlossenen traten bald darauf mehrheitlich der Alternativen Liste bei. Mit dem Ausschluss der so genannten Klarheit-Fraktion aus der SEW wurde eine Änderung der marxistischen Strategie der SEW verhindert. Der Zusammenbruch der DDR führte auch zur Auflösung der Partei respektive ihrer Nachfolgeorganisation.

Nach der Wende und der mit dem Zusammenbruch der DDR entfallenden geheimen Finanzierung musste die SEW ihre vielen hauptberuflich angestellten Mitarbeiter entlassen. Vorher hatte die SEW, obwohl in Westberlin politisch völlig unbedeutend, einen großen Apparat an hauptamtlichen Funktionären unterhalten. Die Wahrheit wurde Ende November 1989 in Neue Zeitung umbenannt und bereits im Dezember 1989 nach nur fünf Ausgaben eingestellt. Die SEW löste sich nach längerer Transformationsgeschichte Anfang 1993 auf. Ein Teil der Mitglieder stieß danach oder schon vorher zur PDS, unter ihnen Ernst Welters.

Die Jugendorganisation der SEW hieß zunächst Freie Deutsche Jugend Westberlins (FDJW) und benannte sich im Mai 1980 in Sozialistischer Jugendverband Karl Liebknecht um. An den Universitäten existierte eine eigenständige studentische Organisation Aktionsgemeinschaft von Demokraten und Sozialisten (ADS), welche in den 1970er Jahren an den Westberliner Hochschulen eine bedeutende Rolle spielte und eng mit den jeweils mehrere Hundert Mitglieder umfassenden SEW-Hochschulgruppen an der Freien Universität Berlin (FU) und der Technischen Universität Berlin (TU) sowie der Technischen Fachhochschule (TFH), der Kirchlichen Hochschule (KiHo), der Fachhochschule für Wirtschaft (FHW) und der Hochschule für Bildende Künste (HfBK) zusammenarbeitete. Die ADSen waren vielfach aus den zuvor gegründeten Studentengewerkschaften an einzelnen Fakultäten der Freien Universität und der Technischen Universität sowie aus einigen Roten Zellen hervorgegangen. Die ADSen arbeiteten eng mit dem Sozialistischen Hochschulbund (SHB), einer linkssozialdemokratischen Studentenorganisation, zusammen. (Aus Wkipedia)

Links zur Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Sozialistische_Einheitspartei_Westberlins
Hans-Peter
 

Re: Das Treiben des Ablegers der DDR-SED in Westberlin, der SEW

Beitragvon Hans-Peter » 18. Juni 2010, 12:25

Die willigen Helfer in West-Berlin

(Quelle: Tagesspiegel)

Sie waren Ulbrichts und Honeckers willige West-Berliner: Die Sozialistische Einheitspartei Westberlin (SEW), ursprünglich Teil der SED-Groß-Berlin und seit 1964 formell selbständig. Dass sie dennoch weiter von der SED – der Westabteilung beim Sekretariat des ZK beziehungsweise der des Politbüros – angeleitet wurde, war zwar nie zweifelhaft, wurde aber bis 1989 geheim gehalten. Leider sind die Akten der dafür zuständigen Abteilung „Verkehr“ ebenso wie die Dokumente der SEW-Parteiorganisation vernichtet. Einiges hat sich in den Überlieferungen anderer Abteilungen erhalten, zum Beispiel bei der für die „Abschirmung“ der SEW zuständigen Abteilung der Staatssicherheit. Auch die Akten der Politischen Abteilung der Reichsbahn, die den Betrieb der S-Bahn in West-Berlin besorgte, erlauben Einblicke in das West-Berliner Biotop der SED; schließlich rekrutierten sich SEW und S-Bahn-Personal wechselseitig und nicht immer konfliktfrei, wie sich während des S-Bahn-Streiks 1980 zeigte.

Die Wahrheit über all diese Hintergründe las man natürlich nicht in der Parteizeitung „Die Wahrheit“. Thomas Klein, der jetzt die Geschichte der West- Berliner Einheitssozialisten und ihrer Zeitung rekonstruiert hat, konnte sich somit nicht an deren Eigenwerbung halten: „Willst du Klarheit, lies die ,Wahrheit’.“ Klarheit verlangte die SED von der Redaktion nur bei der Frage, wen sie zu Wort kommen lässt – und wen nicht. Immerhin war es ihr schon einmal passiert, dass sie als Sprecher der Außerparlamentarischen Opposition Christian Semler – den späteren Vorsitzenden der konkurrierenden KPD/AO – zu Worte kommen ließ. Proteste der eigenen Mitglieder gegen Wolf Biermanns Ausbürgerung und Rudolf Bahros Verhaftung in der DDR wurden dagegen von Anfang an unterdrückt. Und 1986 ordnete der Parteivorsitzende ausdrücklich an, dass zu Tschernobyl keine Leserbriefe erscheinen durften. Für die „Wahrheit“ kam der Augenblick der Wahrheit erst 1989, als sie erstmals kritisch über die DDR berichtete: „An diesem Tag“, schreibt Thomas Klein, war die Einstellung der alten ,Wahrheit’ … bereits beschlossene Sache.“ An ihre Stelle trat eine „Neue Zeitung“, die schon nach einem Monat wieder eingestellt wurde. Da hatte die SED ihre Zuschüsse an die Westpartei von 13 Millionen auf 800 000 DM gekürzt.

Klarheit über Interna der SEW fand sich eher – Ironie der Geschichte – in dem von der Stasi mitfinanzierten „Berliner Extra-Dienst“ und dessen kurzlebiger Nachfolgerin „Die Neue“, deren leitende Redakteure Carl Guggomos und Walter Barthel inoffizielle Mitarbeiter der Staatssicherheit waren (anders als der Rezensent, der der Redaktion kurzfristig angehörte und sie wegen ihrer Nähe zur SEW verließ). Ihr Redakteur Martin Buchholz – heute als Kabarettist bekannt – ließ sich gleichwohl kritische Berichte und Kommentare zur Politik der SEW nicht nehmen und zog sich damit eine Personenkontrolle des MfS zu.

Hegemoniekämpfe unter Künstlern und Intellektuellen bleiben unterbelichtet

Leider widmet Thomas Klein diesem Kapitel zu wenig Aufmerksamkeit, obwohl die SEW mit ihrer Bündnispolitik bei Sympathisanten mehr Erfolg hatte als bei Wahlen und eigener Mitgliederwerbung. Ihre Wahlergebnisse schwankten zwischen 2,7 Prozent (1954) und 0,6 Prozent (1989), die Mitgliederzahlen zwischen höchstens 8000 im Jahr 1961 und 3000 im Jahr 1989, als die Partei in einem einzigen Jahr ein Drittel ihrer Mitglieder verlor. Dagegen war ihr Einfluss in Hochschulen, Gewerkschaften und der Friedensbewegung zeitweilig so stark, dass sie AStA-Mehrheiten bilden und noch im Jahr 1989 zehn Prozent der Delegierten auf einer Landesdelegiertenkonferenz des DGB und für kurze Zeit die Vorsitzende der Gewerkschaft GEW stellen konnte. Während Klein hier Namen und Vorgänge nennt, sind die Hegemoniekämpfe der SEW unter Künstlern und Intellektuellen bei ihm eher unterbelichtet; so ihr zeitweiliger Einfluss in der Neuen Gesellschaft für Bildende Kunst, auf die Zeitschrift „Das Argument“ oder die Künstler- und Schriftstellerverbände der Stadt. Die am Kurfürstendamm angesiedelte „Majakowski-Galerie“ ist seiner Aufmerksamkeit ebenso entgangen wie der Literaturverlag „edition neue wege“ und dessen Jahrbuch „Stadtansichten“ oder der West-Berliner „Werkkreis Literatur der Arbeitswelt“.

Besser informiert zeigt sich Klein über die parteinahen Organisationen wie die – später in SJV Karl Liebknecht umbenannte – FDJ-W, den Demokratischen Frauenbund Berlin und die Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft Westberlin, deren Wirksamkeit und Mitgliederzahlen mit der Entwicklung der SEW korrespondieren. Klein erwähnt auch ohne nähere Angaben eine Gesellschaft für Sport und Technik, Konsumgenossenschaften und – etwa in Lübars? – die „Gegenseitige Bauernhilfe“. Kernstück seiner Darstellung aber bleibt die Geschichte der SEW selbst und ihrer politischen Praxis als West-Partei nach der vermeintlich endgültigen Teilung der Stadt durch den Mauerbau 1961.

Ausführlich dargestellt wird das Verhältnis der SEW zur Studentenbewegung und APO und ihre Auseinandersetzung mit Maoisten, Grünen und Autonomen der 70er und 80er Jahre: Im Wesentlichen eine Geschichte „verpasster Chancen“ und mehr oder minder erfolgreicher Unterwanderungsversuche. In ihrem Licht weist er die These der „unterwanderten Republik“ von Hubertus Knabe zurück. Zwar gebe es keinen Zweifel an einer solchen Absicht der DDR und ihrer westdeutschen Satelliten DKP und SEW, am Erfolg solcher Bemühungen „jedoch umso mehr“. Nicht die SEW erwies sich als „Stachel im Fleische der ,Frontstadt’“, sondern diese als Stachel im Fleische der DDR.


– Thomas Klein: SEW. Die Westberliner Einheitssozialisten. Eine ,ostdeutsche’ Partei als Stachel im Fleische der ,Frontstadt’? Ch. Links Verlag, Berlin 2009. 312 Seiten
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Re: Das Treiben des Ablegers der DDR-SED in Westberlin, der SEW

Beitragvon peterB » 19. Juni 2010, 09:46

die genossen von der sew waren aber relativ harmlos.
da waren diese berufsdemonstranten und schläger vom kbw [komm. bund westd] aus west berlin anders drauf.
das gesindel war glaub ich bei jeder demo dabei.und das schöne war,sie haben sich auch mit anderen linken gruppen
geschlagen.
dagegen fielen die vom sew ,jedenfalls bei uns am grenzübergang,kaum auf.die wirkten eher wie eine rentnertruppe [laugh]
das gesindel vom kbw,die öfters mit dem bus bei uns ankamen,wurde von uns immer genau kontrolliert.
gegenseitige beleidigungen waren da normal.
die kannten später sogar meinen namen [peinlich]
dafür wurden sie auch von uns erfasst . [zunge] und an die zuständige behörde weitergeleitet. [grins]
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Re: Das Treiben des Ablegers der DDR-SED in Westberlin, der SEW

Beitragvon peterB » 19. Juni 2010, 09:50

der kbw löste sich 1985 auf.die hatten angeblich ein vermögen von 3 millione dm.
ich hab 1985 auch in helmstedt aufgehört.hatte aber nichts mit der auflösung des kbw zu tun [flash] [flash]
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Re: Das Treiben des Ablegers der DDR-SED in Westberlin, der SEW

Beitragvon Hans-Peter » 22. Juni 2010, 14:47

Hallo Peter B., also eine "gefährlich schlagkräftige fünfte Kolonne Ostberlins" war die SEW in Berlin (West) wahrlich nicht, dem freien Teil der von 1961 bis zum 9.11. 1989 gespaltenen Stadt Berlin. Und wenn man sich die tattrige und senile Altherrn-Truppe ansah, die konntem nicht mal einer Fliege was zu leide tun, handlungsunfähig und verkalkt wie ihre Genossen im Politbüro der SED Ost. Mit anderen Worten: Auch wenn die Ostberliner SED von ihr geführte, kontrollierte und abhängige Ableger wie die SEW in Berlin (West) oder die DKP in der Bundesrepublik betrieb, ein Run auf politische Meinungsführung, wie sie die SED von ihren Ablegern gern in Westberlin oder Westdeutschland gesehen hätte, gelang beiden Splitterparteien nicht. So gesehen war es ein Zuschussgeschäft für Ulbricht und später Honecker. Fazit: Außer Spesen nix gewesen. [laugh] Grüß Dich. [wink]
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Re: Das Treiben des Ablegers der DDR-SED in Westberlin, der SEW

Beitragvon Berliner » 22. Juni 2010, 15:24

Hallo Hans-Peter, danke fuer den interessanten Artikel.

Wie Du weisst, stellen fuer mich die meisten Deiner Artikel neue Kenntnisse da, deshalb muss oft ein neues Konzept her.

"Sozialistische Einheitspartei Westberlin" klingt wie eine Partei, aber in der Wirklichkeit hatte sie auf die politische Landschaft Westberlins fast keinen Einfluss, richtig ?
So gesehen klingt sie wie eine, vom Osten aus gesandte, Missionaerstruppe, im Namen der SED. Kommt das hin ?

Gibt es heute Beispiele dafuer, wo andere Interessensgruppen von ausserhalb nach Deutschland kommen, um zu agitieren ?

Danke, [hallo]
Duane
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Re: Das Treiben des Ablegers der DDR-SED in Westberlin, der SEW

Beitragvon Hans-Peter » 22. Juni 2010, 17:07

Berliner hat geschrieben:Hallo Hans-Peter, danke fuer den interessanten Artikel.

Wie Du weisst, stellen fuer mich die meisten Deiner Artikel neue Kenntnisse da, deshalb muss oft ein neues Konzept her.

"Sozialistische Einheitspartei Westberlin" klingt wie eine Partei, aber in der Wirklichkeit hatte sie auf die politische Landschaft Westberlins fast keinen Einfluss, richtig ?
So gesehen klingt sie wie eine, vom Osten aus gesandte, Missionaerstruppe, im Namen der SED. Kommt das hin ?

Gibt es heute Beispiele dafuer, wo andere Interessensgruppen von ausserhalb nach Deutschland kommen, um zu agitieren ?
[hallo]
Danke,
Duane


Hallo Duane, in Westberlin gab es neben der SEW eine Zeit lang auch die ebenfalls aus Ortsberlin ferngesteuerte Westberliner FDJ, in der Bundesrepublik die ebenfalls von der SED aus Ostberlin geführte DKP, die wiederum in Westdeutschland mit der Sozialistische Deutschen Arbeiterjugend (SDAJ), der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten“ (VVN-BdA)
der Assoziation Marxistischer Studierender und dem Marxistischen Stundentenbund Spartakus zusammenarbeitete. Alle diese Organisation hatten auch engen Kontakt zur SED und der FDJ in Ostdeutschland. Aber sie alle hatten weder im politischen Leben von Berlin (West) noch der Bundesrepublik eine zu beachtende politische Bedeutung. Wie ich bereits im Thread über die Gruppe Ralf Forster, der in der DDR ausgebildeten paramilitärischen DKP-Truppe berichtete, bin ich in Mecklenburg Zeuge eines Beispiels geworden, wo marxistische Gruppierung aus Westdeutschland in der DDR angeleitet und ausgebildet wurden.

Hier noch einmal der aus dem anderen Thread kopierte Ausschnitt dazu:
Bereits 1972 im Dezember war ich im DDR-Bezirk Neubrandenburg in einer Jugendherberge am Malchiner See Zeuge eines merkwürdigen Treffens, veranstaltet von der FDJ-Bezirksleitung Neubrandenburg im Zusammenwirken mit der MfS-BV Neubrandenburg, die damals noch ihren Sitz in Neustrelitz hatte. Und an diesem Treffen nahmen aus den Bundesländern Hamburg und Schleswig-Holstein aktive Funktionäre und Mitglieder des Marxistischen Studentenbundes Spartakus (MSB) und der Sozialistischen Deutschen Arbeiterjugend (SDAJ) teil. Ich war in der Nähe zu einer Schulung von FDJ-Ortssekretären - ich war 1972 ein solcher, aber ehrenamtlich. Und die Bärtigen und Langhaarigen in Parker und mit Citroen CV 2 (Ente), VW-Käfer oder Bullis mit Hamburger, Kieler, Itzehoher oder Husumer Kennzeichen waren auch uns aufgefallen. Was sie am Malchiner See machten, verrieten sie nicht. Als wir Adressen tauschen wollten, wurde das von einigen Leuten (MfS oder FDJ-Bezirksltg.) friedlich aber bestimmend einschreitend unterbunden. Ich hörte nur soviel heraus, dass es um "konkrete klassenkämpferische Aktionen Anfang 1973 in HH und Schleswig-Holstein" ging mit "Schwerpunkt HH und KI"... Was damals dann drüben im Westen von ihnen angezettelt wurde, entzog sich meiner Kenntnis. Im Westfernsehen, dass ich besonders im Januar verfolgte, kam nichts, wir empfingen den Westen ja auch aus Richtung Berlin mit dem Westberliner Abendprogramm vom SFB, nicht das Hamburger Abendprogramm vom NWDR. gruß Peter [wink]
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Re: Das Treiben des Ablegers der DDR-SED in Westberlin, der SEW

Beitragvon Berliner » 22. Juni 2010, 17:34

Hans-Peter hat geschrieben:Hallo Duane, in Westberlin gab es neben der SEW eine Zeit lang auch die ebenfalls aus Ortsberlin ferngesteuerte Westberliner FDJ, in der Bundesrepublik die ebenfalls von der SED aus Ostberlin geführte DKP, die wiederum in Westdeutschland mit der Sozialistische Deutschen Arbeiterjugend (SDAJ), der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten“ (VVN-BdA)
der Assoziation Marxistischer Studierender und dem Marxistischen Stundentenbund Spartakus zusammenarbeitete. Alle diese Organisation hatten auch engen Kontakt zur SED und der FDJ in Ostdeutschland. Aber sie alle hatten weder im politischen Leben von Berlin (West) noch der Bundesrepublik eine zu beachtende politische Bedeutung. Wie ich bereits im Thread über die Gruppe Ralf Forster, der in der DDR ausgebildeten paramilitärischen DKP-Truppe berichtete, bin ich in Mecklenburg Zeuge eines Beispiels geworden, wo marxistische Gruppierung aus Westdeutschland in der DDR angeleitet und ausgebildet wurden.

vielen Dank, Hans-Peter. [knuddel]

Hans-Peter, eine Frage. Oft wird is in Augenzeugen- oder in Aktuellen Kameraberichten behauptet, dass die Opposition in der DDR vom Westen aus gesteuert wurde.
Gab es in der DDR solche Gruppen, ofiziell oder inofiziell, die diese Behauptung belegen koennte ? Hat z.B. die CDU der DDR zur damaligen Zeit einen Einfluss auf die Politik ? Gab es tatsaechlich aus dem Westen gesteuerte, "politische Kampfgruppen", die die Demonstranten tatkraeftig unterstuetzten ?

Danke ! [hallo]
Duane
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Re: Das Treiben des Ablegers der DDR-SED in Westberlin, der SEW

Beitragvon Hans-Peter » 22. Juni 2010, 18:29

Berliner hat geschrieben:
Hans-Peter hat geschrieben:Hallo Duane, in Westberlin gab es neben der SEW eine Zeit lang auch die ebenfalls aus Ortsberlin ferngesteuerte Westberliner FDJ, in der Bundesrepublik die ebenfalls von der SED aus Ostberlin geführte DKP, die wiederum in Westdeutschland mit der Sozialistische Deutschen Arbeiterjugend (SDAJ), der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten“ (VVN-BdA)
der Assoziation Marxistischer Studierender und dem Marxistischen Stundentenbund Spartakus zusammenarbeitete. Alle diese Organisation hatten auch engen Kontakt zur SED und der FDJ in Ostdeutschland. Aber sie alle hatten weder im politischen Leben von Berlin (West) noch der Bundesrepublik eine zu beachtende politische Bedeutung. Wie ich bereits im Thread über die Gruppe Ralf Forster, der in der DDR ausgebildeten paramilitärischen DKP-Truppe berichtete, bin ich in Mecklenburg Zeuge eines Beispiels geworden, wo marxistische Gruppierung aus Westdeutschland in der DDR angeleitet und ausgebildet wurden.

vielen Dank, Hans-Peter. [knuddel]

Hans-Peter, eine Frage. Oft wird is in Augenzeugen- oder in Aktuellen Kameraberichten behauptet, dass die Opposition in der DDR vom Westen aus gesteuert wurde.
Gab es in der DDR solche Gruppen, ofiziell oder inofiziell, die diese Behauptung belegen koennte ? Hat z.B. die CDU der DDR zur damaligen Zeit einen Einfluss auf die Politik ? Gab es tatsaechlich aus dem Westen gesteuerte, "politische Kampfgruppen", die die Demonstranten tatkraeftig unterstuetzten ?

Danke ! [hallo]
Duane


Hallo Duane, also Ende der 40er/Anfang der 50er gab es die Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit (KGU), die von Westberlin aus bis 1958 operierte, Anfangs ein Gefangen-Suchdienst war, der Gefangene des russischen Geheimdienstes auf dem Gebiet der Sowjetzone in den ehemaligen KZs Buchenwald, Sachsenhausen und Fünfeichen bei Neubrandenburg sowie dem Zuchthaus Bautzen versuchte aufzuspüren um Verbindung zu den Angehörigen herzustellen. In diesen nun Spezialager genannten Internierungslagern hielten der russische Geheimdienst und die rote Armee ehemalige NSDAP-Mitglieder und HJ-Führer fest, Männer, die unter dem Verdacht von Kriegsverbrechen standen, junge Menschen die gegen die Massenvergewaltigung deutscher Frauen durch russische Soldaten bei deren Einmarsch in Deutschland protestiert hatten oder Frauen vor der Vergewaltigung vor Russen beschützt haben, Menschen, die gegen die Willkür der russischen Besatzungsmacht protestiert hatten oder sich sonst kritisch gegen die Verwaltung der Besatzungsmacht äußerten. Sie alle waren von russischen Militärtrinunalen verurteilt worden. Zehntausende dieser Inhaftierten in diesen russischen Speziallagern in Ostdeutschland starben an ansteckenden Krankheiten wie Thyphus oder Ruhr, oder wurden auch von der russischen Waschmannschaft umgebracht.
Aber die KGU wollte auch mit friedlichen Mitteln in der Ostzone und späteren DDR gegen das von den russischen Besatzern eingesetzte SED-Regime protestieren. Doch westliche Geheimdienste suchten den Kontakt zur KGU. Einer der Mitbegründer, der gemäßigte Mitbegründer Rainer Hildebrandt, wurde aus der KGU-Führung verdängt. Ziel waren nun Gewaltakte der KGU in der russischen Besatzungszone wie die Spregung einer Brücke oder die Brandstiftung in Rundfunksendesälen, weitere KGU-Übergriffe wurden von den Sowjets und DDR-Sicherheitskräften verhindert (lese bitte auch Gruppe-Ralf-Forster-Thread den Dialog zwischen Merkur und mir). Die Gewaltakte der KGU verurteile ich persönlich noch heute.

Aktiv wurden dann nach dem Mauerbau in Berlin viele westdeutsche und Westberliner Fluchthelfergruppen, einige professionell, andere ehrenamtlich und freiwillig aus menschlicher Erwägung, gebildet, die vielen Menschen in die Freiheit halfen. Sie und ihre Arbeit haben meine Bewunderung und Achtung. Leider waren die Fluchthelfer auch von MfS-Spitzeln unterwandert.

Und was ich nun schreibe, nehme es bitte nicht ernst und betrachte es als Satire auf die unmenschliche DDR-Justiz und des MfS auf ihrer Jagd nach "Staatsfeinden" der DDR. Diese wegen ihrer Kritik am SED-Regime in der DDR verfolgten politisch Andersdenkenden, hätten sich laut in ihren Anklagereden giftenden DDR-Staatsanwälten und MfS-Ermittlungen " von westdeutschen Kriegshetzern und Agenten gegen die DDR aufhetzen lassen, hätten sich von Kriegstreibern wie Adenauer und Brand zur Feindschaft gegen die DDR verleiten lassen und hätten die DDR und die sozialistischen Errungenschaften von Partei und Staat und der Arbeiterklasse erheblichen Schaden zufügen wollen..." Gemeint waren damit Menschen, die beispielsweiswe der DDR durch Flucht den Rücken kehren wollten, die frei und offen ihre Meinung und Kritik an Verfolgung und Bespitzelung durch MfS geäußert hatten und nun mundtot gemacht werden sollten.

Und diese Art, Menschen zu verfolgen, einzusperren unter menschenunwürdigen Umständen, unter Rechtsbruch zu hohen sogar nach DDR-Recht nicht gerechtfertigten Gefängnisstrafen zu verurteilen, das war typisch für die SED-Justiz. Den Verfoilgten waren auf lange Zeit oder auch für immer in der DDR die Chancen genommen, nochmals ein vernünftiges menschenwürdiges Leben auf ostdeutschem Boden zu führen. Die meisten der so gemaßregelten Menschen wollten aber in die Freiheit nach Westdeutschland. Und diese Menschen waren in der DDR mit Künstlern, Christen, Rockmusikern oder Antikriegsgruppen bald das Fundament der sich bildenden DDR-Opposition, vom Staat und seiner menschenfeindlichen Politik dazu getrieben, weil sie ein Rückgrat und ein Gewissen hatten. gruß Peter [wink]
Hans-Peter
 

Re: Das Treiben des Ablegers der DDR-SED in Westberlin, der SEW

Beitragvon Berliner » 22. Juni 2010, 21:16

vielen Dank fuer die Infos, Hans-Peter. [knuddel]

Hans-Peter hat geschrieben:In diesen nun Spezialager genannten Internierungslagern hielten der russische Geheimdienst und die rote Armee ehemalige NSDAP-Mitglieder und HJ-Führer fest, Männer, die unter dem Verdacht von Kriegsverbrechen standen, junge Menschen die gegen die Massenvergewaltigung deutscher Frauen durch russische Soldaten bei deren Einmarsch in Deutschland protestiert hatten oder Frauen vor der Vergewaltigung vor Russen beschützt haben, Menschen, die gegen die Willkür der russischen Besatzungsmacht protestiert hatten oder sich sonst kritisch gegen die Verwaltung der Besatzungsmacht äußerten. Sie alle waren von russischen Militärtrinunalen verurteilt worden. Zehntausende dieser Inhaftierten in diesen russischen Speziallagern in Ostdeutschland starben an ansteckenden Krankheiten wie Thyphus oder Ruhr, oder wurden auch von der russischen Waschmannschaft umgebracht.


Ueber die Internierungslager habe ich einen Clip, ein Mann erzaehlt seine Erfahrung nach dem Krieg damit. Nur Zeit brauche ich, um ihn zusammenzuschneiden und hochzuladen. Auf jeden Fall ein sehr interessantes Thema.

Duane [hallo]
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Re: Das Treiben des Ablegers der DDR-SED in Westberlin, der SEW

Beitragvon peterB » 23. Juni 2010, 14:51

bei uns am güg helmstedt stellten wir immer wieder,mind.1 mal im monat,westdeutsche fest,die angeblich nach west-berlin fuhren.
doch das gesindel machte es uns ziemlich leicht,sie zu erkennen.
sie reisten immer donnerstag nachmittag aus und kamen sonntag mittag wieder zurück.
dazu fuhren sie immer in gruppen von 4-5 fahrzeugen,natürlich schön hintereinander.
und sie kamen immer aus dem ruhrpott.
das reiseziel war immer in der nähe von magdeburg,wo sie an schulungen teilnahmen.
weiss leider nicht mehr,wie das hiess.
bei ihrer rückkehr führten sie immer bücher von marx,engels und anderen schund mit.
bei dieser gelegenheit kann ich mich gleich bei den genossen der stasi[passkontrolle] bedanken. [laugh] [laugh]
die waren immer so nett und stempelten die pässe dieser [und andere leute]nicht,so das wir gleich wusste,um welche personen es sich hier handelte.
das bfv war immer erfreut über unsere berichte. [wink]
peterB
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