Der Einfluss der SED in der DDR

Alles zum Thema Parteien in der BRD und der DDR

Der Einfluss der SED in der DDR

Beitragvon turtle » 27. März 2011, 09:58

Aus Referat online.com


Einfluss der SED in der DDR
Wahlen in der DDR
Wie in der Bundesrepublik Deutschland so gab es auch in der DDR das allgemeine, gleiche und geheime Wahlrecht. Wie in der BRD, so gab es auch in der DDR mehrere Parteien. Trotzdem hatten die Wahlen in der DDR eine andere Bedeutung.
Die Aufgaben der Wahlen bestanden nicht darin eine Partei zu bestimmen, sondern zur Bestätigung der vorherrschenden Gesellschaftsordnung. Dies wurde sogar im Wahlgesetz der DDR von 1979 festgeschrieben: „die Wahlen dienen der Stärkung der sozialistischen Staatsmacht und Vervollkommnung der sozialistischen Demokratie“. Die führende Partei stellte hierbei die sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED) dar.
Alle anderen Parteien waren an die Weisungen der SED gebunden. Auch Massenorganisationen, wie z.B. der Freie Deutsche Gewerkschaftsbund (FDGB) und die Jugendorganisation FDJ, standen unter den Weisungen der SED. Die Massenorganisationen und Parteien waren in der Nationalen Front zusammengefasst. 15287rvr75tmu1h
Bei den Wahlen gab es nur eine gemeinsame Liste der Nationalen Front. Alle Politiker riefen zur Wahl dieser Einheitsliste auf. Während der Wahlen wurde erwartet, dass jeder Bürger seine Stimme offen abgab, d.h. der Stimmzettel sollte möglichst nicht verändert werden. Bürger, die die Wahlkabine bzw. nicht zur Wahl erschienen machten sich verdächtig und mussten mit Nachteilen in Beruf und Freizeit rechnen.
Mit diesen Wahlen wurde aber nicht die Volkskammer (Volksvertretung der DDR) neu aufgestellt. Mittels Gesetzen wurden die Blockparteien (CDU, LDPD, NDPD) in ihren Wirken stark eingeschränkt. Die SED setzte somit ihren Führungsanspruch durch. Die Wahlen konnten also die SED nicht gefährden. Oppositionelle hatten keine Möglichkeit die Führung der SED anzuzweifeln bzw. zu beenden.
Rolle der Massenmedien in der DDR
Die Massenmedien (Radio, Fernsehen, Zeitung) spielten in der DDR eine wichtige Rolle. Sie sollten Agitation und Propaganda der SED in allen gesellschaftlichen Bereichen verbreiten. Kritische Berichterstattung wurde nicht geduldet und mit einem durchdachten System der Kontrolle und Bestimmung verhindert. Alle Berichte und Meldungen bezogen Rundfunk und Zeitung vom Allgemeinen Deutschen Nachrichtendienst (ADN), der durch die SED Weisungen und Sprachvorgaben bekommen hatte. Die SED belegte alle Schlüsselpositionen, wie z.B. das „Neues Deutschland“, das Sprachvorgaben an den ADN gab. Es war somit für die Massenmedien nicht möglich eine kritische Berichterstattung zu geben. Es gab zwar mehrere Parteien, Radioprogramme und zwei Fernsehprogramme, jedoch gab es dort nur eine politische Meinung – die der SED. Die einzige Aufgabe der Massenmedien war die Verbreitung und Unterstützung der Beschlüsse der Sozialistischen Einheitspartei. Außerdem sollten die Medien die Einstellungen und Meinungen der Bürger im Sinne der Partei verändern. vm287r5175tmmu
Schule und Erziehung in der DDR
Neben den Massenmedien spielte auch die Schule eine wichtige Rolle in der Machtausübung der SED. Die Schulklassen wurden zu Klassenkollektiven zusammengefasst. Leistungsstärkere Schüler übernahmen Lernpatenschaften. Dies bedeutete, dass sie leistungsschwächeren Schülern Nachhilfe gaben. Offiziell aber kannte das Schulsystem keine Unterscheidung nach Leistungsgruppen. Die Klasse sollte die ihr gestellten Aufgaben im Kollektiv bewältigen. Der Lehrer hatte die Aufgabe die Zahl der Sitzenbleiber möglichst niedrig zu halten. Außerdem sollten sie als „Beauftragte der Arbeiterklasse“ die Schüler zur Parteinahme zu erziehen. Eine weitere Aufgabe der Lehrer war, dass sie genaue Burteilungen in Wort und Schrift über einzelne Schüler geben sollten. Es sollte somit der Widerstand gegen das Gesellschafts- und Parteisystem im schon Keim erstickt werden.
Neben der Schule gab es die Jugendorganisation FDJ (einzig zugelassene), die durch die SED ausgerichtet war, um die Schüler und Jugendlichen zu Sozialisten zu erziehen. Die FDJ war eng mit der Schule verflochten. Die Aufgabe der FDJ-Leitung bestand darin die Schüler zu guter schulischer Leistung und Disziplin zu erziehen. Es sollte Nachwuchs für die SED herangebildet werden.
Jugendliche, die nicht der FDJ beigetreten sind, mussten mit Nachteilen und Schwierigkeiten bei der Suche nach Studienplätzen bzw. guten Lehrstellen rechnen.
Das Rechtssystem der DDR
Es gab zwar Grundrechte in der Verfassung der DDR, aber dies waren vor allem gesellschaftliche Grundrechte und nicht die Grundrechte des Individuums. Die Grundrechte besaßen keine Schutzfunktion und es bestand kein Bundesverfassungsgericht. So konnte kein Staatsbürger seine Rechte einklagen. Die SED begründete dies als eine selbstverständliche Gegebenheit, d.h. die Grundrechte eines jeden seien schon gegeben und müssten nicht erst durch einen Gerichtsbeschluss festgelegt werden.
Den Beruf als Richter konnte man nur als Mitglied der SED ergreifen. Ein Richter hatte als Hauptaufgabe demokratische Oppositionen zu unterdrücken. Es bestand eine dichte Zusammenarbeit zwischen Justiz und Staatssicherheit (Stasi). Dies führte dazu, dass sie Informationen über fast 6 Millionen Bürger in Akten festgeschrieben hatten. Die SED setzte sich dabei auch über die Grundrechte hinweg, wie z.B. Post- u. Briefgeheimnis.
Das Wirtschaftssystem der SED
Nicht nur in Politik und Gesellschaft, sondern auch in der Wirtschaft nahm die SED Einfluss. Die Wirtschaft wurde durch die Partei kontrolliert und zu diesem Zweck wurde die „sozialistische Planwirtschaft“ eingeführt. Die Merkmale dieses Wirtschaftssystems waren:
• der Staat besaß alle Produktionsmittel (Industriebetriebe, Bodenschätze)
• Vorschriften in Produktion, d.h. Betriebe bekamen Vorschriften, was und wie viel sie produzieren sollten
• Staat teilte Betrieben Rohstoffe, Maschinen und Arbeiter zu
• Staat legte Preise fest
Dieses Wirtschaftssystem garantierte, dass der Staat bzw. das Politbüro der SED alle Entscheidungen fällen konnte. Ziel der Wirtschaft war es also nicht möglichst effizient zu arbeiten, sondern die Kontrolle der SED zu garantieren. Unter diesen Bedingungen konnte keine leistungsfähige Wirtschaft entstehen. Der Lebensstandart in der DDR war so sehr niedrig. Konsumgüter gab es teilweise gar nicht oder wurden in schlechter Qualität geliefert bzw. man musste sehr lange darauf warten, wie z.B. auf ein Auto musste man 12 Jahre warten.
Diese schlechte Leistungsfähigkeit der Wirtschaft war u.a. ein Grund dafür warum die Unzufriedenheit der Bürger so hoch war.
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Re: Der Einfluss der SED in der DDR

Beitragvon Edelknabe » 27. März 2011, 10:22

Textauszug aus Peters Vortext bzw. dem von ihm eingestellten Link.

Der Lebensstandart in der DDR war so sehr niedrig. Konsumgüter gab es teilweise gar nicht oder wurden in schlechter Qualität geliefert bzw. man musste sehr lange darauf warten, wie z.B. auf ein Auto musste man 12 Jahre warten.
Textauszug Ende.
Bei den Autos gehe ich mit, das war normal aber was versteht man eigentlich unter"niedrigen Lebensstandart", das würde mich doch hier einmal interessieren?
Die Konsumgüter um auch den Satz aufzugreifen...eine freche schamlose Lüge und ohne Frage, es war nicht alles das Gelbe vom Ei aber in der DDR wurden hochwertige Konsumgüter auch unters Volk gebracht...wenn auch etwas teurer, so in Delikat (Lebensmittel)/Exquisit(Bekleidung)und wieder ohne Frage...Hungerlöhne wie heute gab es nicht, auch war durch die niedrigen Mieten mehr Kaufkraft vorhanden, so gehe ich von meinem persönlichen Beispiel in der Großstadt Leipzig aus.

Rainer-Maria und das schrieb ich schon öfters: "Die DDR bestand aus Zeiträumen...Nachkriegsphase, Aufbauphase, Wohllebephase, Bleierne Phase bis zu ihrem Ende 1989". Auch diese Phasen sollte man in ihrer Betrachtung gut beachten.
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Re: Der Einfluss der SED in der DDR

Beitragvon turtle » 27. März 2011, 11:25

Hallo Rainer-Maria,
Was wollen wir alles zum Lebensstandart zählen? Grundbedürfnisse wie Ernährung, Hygiene Wohnen ,Information, Mobilität und finanzielle Absicherung gehören für mich dazu. Besonders in den letzten Jahren hat die finanzielle Altersabsicherung an Bedeutung gewonnen
In der DDR musste niemand hungern ,Grundnahrungsmittel waren subventioniert und günstig. Die med. Betreuung war auch gut Kindergärten ,Schulbildung etc. alles ok.
Aber es gab eben auch viele Engpässe in der Versorgung! Hat sich nicht genau deswegen mancher am Volkseigentum vergriffen? [grins] Da hilft auch nicht Dein Hinweis auf die Delikatläden, oder Exquisit Geschäfte, Hier wurden überteuertes Angeboten was da in der BRD z.B. völlig normal war. Erinnere Dich einmal was die Dose Ananas da kostete. Auch viele Sachen made in DDR gab es da zu kaufen welche für billiger geht es nicht in den Westen verscherbelt wurden. Zur Lebensqualität zählt für mich auch frei Reisen oder ohne Probleme meinen Wohnsitz da zu nehmen wo ich es möchte. Und das war nicht einmal innerhalb der DDR so einfach! Du erwähnst Leipzig! Warum war das Angebot in den Läden zu den Messezeiten besonders gut? Und kurz danach wieder wie immer. Wollte man da eventuell einen besseren Lebensstandart vorgaukeln? Ja mein Freund Rainer es gab Licht aber ich für mich noch mehr Schatten. Die Mobilität und alles was dazugehört kann ich doch mit der langen Wartezeit auf einen PKW in Verbindung bringen? Oder. Wohnen und Wohnqualität in der DDR na lieber Rainer ich sehe da noch manche Sraße und die Häuser vor mir. War das DDR Standart oder Grünau in Leipzig ,und Mahrzahn in Berlin. Sicherlich im Westen gab es ebenfalls Wohnghettos! Im Gegensatz dazu war man im Osten froh in der "Platte" zu wohnen. Die hatten alle Bad etc.

Sicherlich mag man das alles Unterschiedlich sehen, ich sah oder sehe das so wie ich schrieb.
Gruß Peter(turtle)
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Re: Der Einfluss der SED in der DDR

Beitragvon augenzeuge » 27. März 2011, 11:42

Es ist immer alles relativ. Der Lebensstandard der DDR war hoch- im Bezug auf die Menschen des Ostblocks. Er war niedrig- im Bezug zur BRD. Allerdings hatte die BRD mit den höchsten Standard Europas in den 80er Jahren. In der BRD konnte man damals sogar ohne Arbeit aufgrund des sozialen Netzes einen Standard halten, den mancher Facharbeiter der DDR nicht hatte.

Es gab auch in der DDR sehr niedrige Löhne. Aber man kümmerte sich um die Leute. Man ließ sie nicht allein. Natürlich auch aus politischer Berechnung. Ich kannte damals einen Menschen, der Hilfsarbeiter war. Er machte alles, wenn es sein Alkoholspiegel erlaubte. Oft kam er früh nicht zur Arbeit- da wurde er eben geholt. Daran hatte man sich gewöhnt. Konsequenzen entstanden nicht, er war eben sehr einfach gestrickt, jedoch immer nett und freundlich. Sein Stundenlohn lag bei 3,50 Mark.

Der konnte sich nie die hochwertigen Delikat-Artikel kaufen. Eine Tafel Schokolade kostete dort schon über 10,- Mark, normal waren sonst 3,85 Mark. Eine Dose Ananas ähnlich, usw. Dieser Mensch lebte also auf einem Level, welches im Westen als klare Armut dokumentiert worden wäre.

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Re: Der Einfluss der SED in der DDR

Beitragvon Ganzunten » 27. März 2011, 12:38

Edelknabe hat geschrieben:Textauszug aus Peters Vortext bzw. dem von ihm eingestellten Link.


Bei den Autos gehe ich mit, das war normal aber was versteht man eigentlich unter"niedrigen Lebensstandart", das würde mich doch hier einmal interessieren?
Die Konsumgüter um auch den Satz aufzugreifen...eine freche schamlose Lüge und ohne Frage, es war nicht alles das Gelbe vom Ei aber in der DDR wurden hochwertige Konsumgüter auch unters Volk gebracht...wenn auch etwas teurer, so in Delikat (Lebensmittel)/Exquisit(Bekleidung)und wieder ohne Frage...Hungerlöhne wie heute gab es nicht, auch war durch die niedrigen Mieten mehr Kaufkraft vorhanden, so gehe ich von meinem persönlichen Beispiel in der Großstadt Leipzig aus.

Rainer-Maria und das schrieb ich schon öfters: "Die DDR bestand aus Zeiträumen...Nachkriegsphase, Aufbauphase, Wohllebephase, Bleierne Phase bis zu ihrem Ende 1989". Auch diese Phasen sollte man in ihrer Betrachtung gut beachten.


Verstehe ich nicht RMR, in welcher DDR hast du denn gelebt.
Es war doch alles irgend wie Mangelware und auch nicht alles von guter Qualität.
Warum war wohl das Volk, außer RMR, so sehr unzufrieden das sie das System 1989 davon jagte.
Nur mal z.B. ich war damals alleinerziehender Vater und bekahm nur daraufhin, und das auch nur nach 2 jähriger Wartezeit, eine Vollwaschmaschine staatlich zugeteilt. Mach sich jeder seinen Reim draus.
Und Turtle unseren Peter frecher schamloser Lüge zu unterstellen finde ich von dir anmaßend Schamlos.
Nur mal so viel dazu von mir, der sich die ganzen Jahre in der DDR nie in einer Wohllebephase befand.
Deine Bleierne Phase war für mich eine Auflebensphase.
Du solltest dich bei Peter entschuldigen.
Ich bin Entsetzt welche Scheißhausparolen du hier verbreitest.
Ganzunten
 

Re: Der Einfluss der SED in der DDR

Beitragvon Edelknabe » 27. März 2011, 16:01

Bergmensch...ganz, ganz ruhig fährt der Alte in die Schuhe. Lies nochmal bei Peter, da steht " Aus Referat online.com" und ich habe im Leipziger Osten gewohnt, das schrieb ich schon öfters, von 1953 bis ca 1971, dann in der Woche auf Montagebaustellen, am Wochenende bei Freundinen und später bei den Schwiegereltern in einem Extrazimmer...selber tapeziert , Elektrik neu verlegt und ausgebaut, ab 1977 in eigener Miet-Wohnung (Ausbauwohnung in eigener Regie mit Hilfe meines Schwiegervaters auf ca.80qm Größe mit 50,-Mark der DDR-Monatsmiete abzüglich 25,-Mark für den Hausmannsposten)in einem anderen Stadtteil Leipzigs.
Also in der Leipzig-DDR habe ich gelebt und bin da aufgewachsen...zu deinem besseren Verständnis und keine Ahnung, auf welchem Kuhdorf du gelebt hattest, in dieser DDR?
Soll bitte und wirklich nicht überheblich klingen, nur weil ich aus der Großstadt komme und das schrieb ich auch schonmal, das es ganz krasse Ecken im Staate DDR gab, so denke ich mir heute, wo die Versorgungslage echt bedürftig war und die Frau/ Verkäuferin aus dem Dorfkonsum zuerst ihren Anteil an den Bananen einsackte, ehe das Dorf was erhielt.
Die DDR hat wohl Jeder anders erlebt, so nehme ich weiter an und sie lässt sich eben nicht in ein bestimmtes Mangelkorsett einschnüren ala dem Text von diesem Referat onlin.com. Und ohne Frage, sie war absolud nicht fehlerlos, im Gegenteil, hatte mehr Fehler, als ihr lieb sein konnten und ihr dann teuer zu stehen kamen.
So, ich werde mich natürlich nicht bei Peter entschuldigen, deine "Scheißhausparolen" steck dir sonstwohin und ich bin so friedlich, wie ich nur sein kann. Hast du jetzt Luft abgelassen...Mann vom Berg, dann lass uns weiterschreiben.

Rainer-Maria ein Junge aus der Großstadt Leipzig, darauf bin ich stolz..."Kuhbauer Bergmensch"...he, war Spass mit der Hand auf dem Herzen, wenn auch ein derber Spass.
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Re: Der Einfluss der SED in der DDR

Beitragvon ex-maja64 » 27. März 2011, 20:55

Edelknabe hat geschrieben:Die DDR hat wohl Jeder anders erlebt....



Diesen Halbsatz finde ich Klasse. [crazy]
Und wer will jetzt urteilen, wer sie richtig erlebt hat, so wie sie war??? [denken]
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Re: Der Einfluss der SED in der DDR

Beitragvon augenzeuge » 27. März 2011, 21:23

ex-maja64 hat geschrieben:
Edelknabe hat geschrieben:Die DDR hat wohl Jeder anders erlebt....



Diesen Halbsatz finde ich Klasse. [crazy]
Und wer will jetzt urteilen, wer sie richtig erlebt hat, so wie sie war??? [denken]


Nein, ich nicht.... [blush]

Aber wie Mario sagt, die DDR war nicht immer gleich, obwohl sich zunächst viele Erlebnisse, gerade in der Entwicklung stark ähneln.

Das Land was so verschieden, wie auch die MfS-Leute unterschiedlich auf gleiche Sachverhalte reagiert haben.

Einige akzeptierten Losungen, andere rissen sie nieder. Manche wurden wegen Belanglosigkeiten verhaftet, andere nicht.
Lehrer durften VW Käfer fahren, Schüler durften den VW-Aufnäher nicht am Anorak haben.

Kinder von MfS-leuten hatten Angst, wenn man sie beim Westfernsehen erwischte, andere taten es ohne Scheu.

Nur mal ein paar Beispiele, die ich teilweise miterleben durfte. Es gibt noch mehr.

Allerdings, wie sie dieses Land bzw. ihre Führung satt hatten, zeigten die Massen, die flüchteten oder ausreisten, aber auch die, die in Leipzig auf der Straße waren.

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Re: Der Einfluss der SED in der DDR

Beitragvon ex-maja64 » 27. März 2011, 21:38

Jörg, nur eins noch zu diesem Thema.
Mein Vater war 1981 einer OPK des MfS ausgesetzt, da die bis in den familiären Bereich ging, ich wahrscheinlich auch ( deshalb kann ich diese "Brüder"wie sie in anderen Foren lautstark auftreten nicht ab).
Aber mein Vater schob das nicht auf diesen Staat, sondern war der Meinung, hier wollten bestimmte Personen ihm ans Leder.
Übrigends, die Mehrheit der DDR-Bevölkerung ist ja wohl im Lande geblieben und wenn ich mich nicht allzusehr täusche war ja eine der Losungen der ersten Leipziger Demos, "Wir bleiben hier".
Erst als der spätere "Kanzler der Einheit" die Initiative übernahm, wollten die Demonstranten zur DM.
Ich persönlich denke, das waren dann andere als zu Beginn im September 89.

Mario
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Re: Der Einfluss der SED in der DDR

Beitragvon Edelknabe » 28. März 2011, 05:11

Mario, einen guten Morgen und die Ersten, diese mit dem "Wir bleiben hier" in Leipzig am Ring, die waren noch die Bewahrer, die Anderen, diese mit der DM-Mark dann die Niederreißer des Staates DDR.Und Jörg war Einer, der saugte erst dran und biss sozusagen anschließend in die Mutterbrust DDR, ein undankbares Kind nennt man das glaube ich"...he, Jörg, ich glaube wenn der Stadt DDR nicht so blöd gewesen wäre und Ausreisewillige ruck-Zuck unkompliziert kurzerhand nach dem Westen verfrachtet hätte...sozusagen über Nacht, dann wären bestimmt weniger Unzufriedene dagewesen, die Andere mit ihrem Pessimismus beeinflussen konnten.Aber nein, was machte man, man machte es euch schwer, wie die Behörde heute dem Bürger, der seine Steuern dem Staat gegenüber nicht aufbringen möchte oder kann oder noch besser...dem der Deutschland für immer verlassen möchte, der rennt sich auch ersteinmal einen Wolf so wie du damals bei den Banken, nur damit er dem Staat gegenüber mit nicht so viel mehr in der Kreide steht.(ein Freund von mir verließ vor kurzem Deutschland Richtung Norwegen, der könnte ein Buch schreiben über das Thema).
Manchmal kann ich sogar die Genossen verstehen,um einmal auf das Thema selber hier zu kommen, denn eigentlich wollten sie ein besseres Deutschland aber eben die Umsetzung und der Faktor Mensch, dann noch ihre teilweise eigene schlechte Vorbildwirkung gegenüber dem Volk,ihr uneingeschränkter diktatorischer Machtanspruch im kleinen begrenzten ausgewählten Kreis, ihre am Ende Vogel-Straußhaltung mit dem Kopf in den Sand stecken und auf taub schalten, das konnte nicht gutgehen, das brach dem Staat DDR das Genick.
Und Bergmensch, den "Kuhbauern" nehme ich zurück, wenn er auch im derben Spass ausgesprochen war auf deine " Scheißhausparolen" hin. Wenn mich nicht alles täuscht, dann bist du im Harz aufgewachsen und irgendwo im Grenzgebiet? Aber es ist auch egal.

Rainer-Maria
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Re: Der Einfluss der SED in der DDR

Beitragvon turtle » 29. März 2011, 09:15

Von RMR
Und Jörg war Einer, der saugte erst dran und biss sozusagen anschließend in die Mutterbrust DDR, ein undankbares Kind nennt man das glaube ich
"...

Dazu fällt mir der Spruch ein: „das hat er schon mit der Muttermilch mitbekommen“

Lieber Rainer ich glaube Du hast eindeutig zu lange an der Mutterbrust DDR gesaugt, wohin das führen kann zeigst Du immer mal wieder in Deinen Beiträgen. Genau wie Jörg habe ich diese Mutterbrust DDR beizeiten los gelassen. Wir brauchten sie nicht mehr, wir waren stark genug um anderes aufzunehmen.

Sag mal hast Du von Karl-Eduard einiges im Archiv? Gibt es dann Nostalgie Programm?
Könnte ja sein das es danach neue Emotionen frei setzt! Ich könne Dir Deine Nostalgie Hauptsache Du fühlst Dich wohl dabei!
Oftmals muss ich lächeln wenn Du wieder einmal solchen Unsinn schreibst wie mit dem undankbaren Kind. Lächeln muss ich auch immer wenn ich an Don Quichotte denke, er kämpfte immer und war doch immer auf verlorenem Posten! Verteidiger der DDR Deine Waffen werden stumpf.
Aber Du bleibst mein Freund ,“Mutter DDR hat Dich zu lange an ihre Brust gehalten“
Dich und so viele ………… Abnabeln ist manchmal gar nicht so einfach!
Liebe Grüße Dein Freund (auch ein undankbares Kind)
turtle
 

Re: Der Einfluss der SED in der DDR

Beitragvon Edelknabe » 29. März 2011, 20:03

Peter mein Freund, ich fühlte mich wohl in dieser DDR. Ich denke, das unterscheidet uns, ohne jetzt Karl Eduard und andere Hartliner bemühen zu müssen. Sie interessierten mich auch nie besonders, war Fahnenappell saß ich auf Toilette...um das mal so sinngemäß herüberzubringen.
Sagte mein Lehrmeister:" Rohloff, es geht links lang...wieder sinngemäß, dann mogelte ich mich rechts durch die Kühltürme in Espenhain Richtung Werksbahnhof".
Und so setzte sich das auf Montage fort...freitag früh 9.30Uhr war Arbeitsschluss, ich saß Donnerstag gegen Mitternacht im Zug nach Leipzig. Und Peter, ich hatte immer Glück, so war die DDR, mir fehlte zwar der Freitag in der Lohntüte aber das ging mir am Hintern vorbei und Montag früh...die Gesichter der alten Monteure und ihre dummen Fragen ignorierte ich...ohne Folgen, außer, das ich immer die Drecksarbeiten machen musste, das war ihre Rache und für mich eine sehr gute Schule. Wenn man es so nimmt, könnte ich die DDR als meine Mutter bezeichnen, weil sie mich machen ließ, wohingegen meine eigene Mutter mir alles auf dem Rücken zerbrach, was ihr in die Finger kam und ich war nicht schuldlos dabei, habe auch sehr zeitig mein Elternhaus verlassen und mich nach wöchendlicher Montage nur noch bei Freundinnen herumgedrückt...meine Mutter wusste nie, wo ich war, versuchte zwar Kontakt aber hatte nie Erfolg.
Meine Frau dann änderte alles, ab da hatte ich ein Ziel und in meinem Schwiegervater eigentlich einen guten Vaterersatz, der mir noch heute ein gutes Vorbild ist.
Aber darüber habe ich schon so viel geschrieben, das könnte Bücher füllen. Und ohne Frage, euer Weg war ein anderer, genauso zielstrebig und positiv, nur eben nicht in der DDR.

Dein Freund Rainer-Maria...mit der Hand auf dem Herzen und ich freu mich auf Boizenburg, auf gute Unterhaltung und Miteinander.
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Re: Der Einfluss der SED in der DDR

Beitragvon Berliner » 7. Mai 2011, 04:35

Hallo Joerg, vielen Dank. [rose]

Ich hole mal einen aelteren Thread aus der Versenkung...

augenzeuge hat geschrieben:Aber wie Mario sagt, die DDR war nicht immer gleich, obwohl sich zunächst viele Erlebnisse, gerade in der Entwicklung stark ähneln.

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Mir ueberlegt habe ich gerade "wie diese Paradoxe ?".

Wird es wohl sein, dass die Macht nicht nur absolut war, sondern auch autonom ? [ich auch]

Interessant diese Idee, dass die Macht auf der einen Seite unantastbar war, auf der anderen Seite variabel... [denken]

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Re: Der Einfluss der SED in der DDR

Beitragvon SkinnyTrucky » 7. Mai 2011, 12:39

Allerdings Duane....so wie dargestellt vom Jörg war es in der Tat.....

....ein Beispiel von mir....in der Berufsschule hatte ich einen Staatsbürgerkundelehrer, der nun garkein Rotlicht zu streuen schien....nee alles andere als das.....die ersten 10 Minuten wurd das Tafelbild eben kurz abgeschrieben, er machte drauf aufmerksam, was wichtig war um es zu behalten für 'ne Klassenarbeit und den Rest der Unterrichtsstunde war dann individuelle Beschäftigung angesagt....im Klartext hieß das Kartenspielen oder ähnliches....

....ich hab den Lehrer sehr gemocht, so wie eigendlich alle in der Klasse....dem war auch scheißegal wie ich rumlief....fing ich ja grade an sehr subversiv auszusehen.....

groetjes uit Modena

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Re: Der Einfluss der SED in der DDR

Beitragvon Berliner » 8. Mai 2011, 03:25

Hallo Mara, [knuddel]

war dieser Lehrer ein treues Parteimitglied ? Wie es sowas moeglich gewesen, in der Partei zu sein aber dennoch so "subversiv" zu handeln ? [ich auch]

Danke, [hallo]
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Re: Der Einfluss der SED in der DDR

Beitragvon SkinnyTrucky » 8. Mai 2011, 10:08

Keine Ahnung Duane, ich denk aber eher nich das er in der Partei war.....

....ich kann mich daran erinnern, das mal ein Lehrmeister von mir in die Berufsschule kam und sich dermassen darüber pikert hatte, was da in der Unterrichtsstunde ablief....was aber wohl ohne Folgen blieb.....denk ich zumindestens, denn es lief alles weiter so ab, wie gehabt....

groetjes uit Anagni

Mara
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Re: Der Einfluss der SED in der DDR

Beitragvon augenzeuge » 8. Mai 2011, 10:27

Berliner hat geschrieben:Wie es sowas moeglich gewesen, in der Partei zu sein aber dennoch so "subversiv" zu handeln ?


Die Masse der Parteimitglieder war nicht wie eine homogene Masse. Auch wenn viele Leute aufgrund einer Führungsposition in die Partei mussten, hatten sie doch oft mehr Verstand als die "Altkader". Wurde ihr Verhalten aber zu öffentlich, hatte dies mit Sicherheit Folgen, wenn deren Vorgesetzter ein "Apparatschik" war. Die Grenzen waren eng gesetzt.
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Re: Der Einfluss der SED in der DDR

Beitragvon Berliner » 8. Mai 2011, 20:29

Hallo Mara, vielen Dank. [rose]

SkinnyTrucky hat geschrieben:Keine Ahnung Duane, ich denk aber eher nich das er in der Partei war.....

....ich kann mich daran erinnern, das mal ein Lehrmeister von mir in die Berufsschule kam und sich dermassen darüber pikert hatte, was da in der Unterrichtsstunde ablief....was aber wohl ohne Folgen blieb.....denk ich zumindestens, denn es lief alles weiter so ab, wie gehabt....


ich ging davon aus ein Lehrer (wichtige "ideologische" Stelle) muesste in der Partei sein, war wohl nicht der Fall.

augenzeuge hat geschrieben:Die Masse der Parteimitglieder war nicht wie eine homogene Masse. Auch wenn viele Leute aufgrund einer Führungsposition in die Partei mussten, hatten sie doch oft mehr Verstand als die "Altkader". Wurde ihr Verhalten aber zu öffentlich, hatte dies mit Sicherheit Folgen, wenn deren Vorgesetzter ein "Apparatschik" war. Die Grenzen waren eng gesetzt.


Hallo, Joerg, vielen Dank. [rose]

Dann hatte Maras Lehrer wohl Glueck gehabt, oder waren die Dinge kurz vor der Wende lockerer ?

Duane [hallo]
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Re: Der Einfluss der SED in der DDR

Beitragvon augenzeuge » 8. Mai 2011, 21:05

Berliner hat geschrieben:Dann hatte Maras Lehrer wohl Glueck gehabt, oder waren die Dinge kurz vor der Wende lockerer ?

Duane [hallo]


Glück braucht man immer. Aber es wird durch die tangierenden Umstände meist bedingt. Hier waren es vermutlich Vorgesetzte, die den Zahn der Zeit erkannten und dagegen nicht mehr ankämpfen wollten. Lockerer war es erst ab dem Erfolg in Leipzig. Es steigerte den Mut zu mehr Offenheit.
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Re: Der Einfluss der SED in der DDR

Beitragvon SkinnyTrucky » 8. Mai 2011, 21:22

Duane, am Ende der DDR war alles ganz anders.....klar hab ich nach der Lehre in der NVA noch den den politischen Drill erlebt im Sommer '89 aber auch davor so etwa Ende '88 war schon im zivilen Leben zu merken, das die Windrichtung sich zaghaft änderte....wo mir in der Schule so bis '86 oft noch meine Klamotten bemängelt wurden, so war das danach immer weniger ein Thema....gerade in der Lehre trug ich ja nach aussen meinen Subkulturpanzer, der da eigendlich schon kaum Beanstandung erfuhr.....klar, einige Zwischenfälle gab es schon, so wie das Interview der Stasi zum drum und weshalb und so, getarnt als kriminaltechnisches Verhör aber ansonsten war da weiter nichts als das übliche, was im Westen wohl auch normal war, wenn sich jemand abgrenzt vom Rest.....

....ich wurde ungefähr 3 Monate nach der Lehre zur Luftverteidigung eingezogen und da bekam ich dann noch 3 Monate etwas Rotlicht, was dann auch erloschen ist und zu allgemein politischen Discussionen ohne Restriktion ausartete....aus dem ich ja nur wegen der staatsfeindlichen Aktion im Suff auf einer Urlaubsfahrt ausgebrochen bin mit meiner Flucht....denn die Stasi war bis ganz zum Schluß alert und scharf wie Nachbars Schäferhund, gerade innerhalb der Staatsmacht ala NVA und so....aber im Privaten rumorte es doch gewaltig und ich kann mir denken, das auch Parteimitglieder reihenweise kritischer wurden.....

.....so auch mein Mentor und Meister in der Lehre in 1988....der war Parteimitglied und rechtfertigte das damit, das er nur innerhalb des Systems was bewirken kann....als Mensch war er nämlich garnich so geradegestrickt wie ihn die Partei brauchte.....er sah auch ein, das ich mich nicht an den ganzen Massenorganisationsgetue beteidigen wollte, auch probierte er es parteitreu bei mir.....wir redeten da oft drübber, auch von wegen meiner individualen Aufmachung, die er oft zum Anlaß nahm.....er ja damals in seiner Jugend auch eher sich abgrenzte mit seiner Beat-Aufmachung, Fotos lieferte er auch dazu um dies zu zeigen....im Grunde genommen hätte ich ihn alles anvertraut, was eigendlich für Parteimitgliederohren tabu wäre um es zu erzählen, er hätte mir sicher nie ein Strick daraus gedreht.....

.....solche Menschen gab es in der Tat....und sicher nich zu knapp....wo die DDR am Anfang wohl noch sehr stalinistisch war, so erkannten wohl so einige am Ende, das wir eigendlich nur noch in einem riesigen Museum dieser alten Zeit am leben waren und das das wohl nich mehr zeitgemäß ist....

groetjes uit Anagni

Mara
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Re: Der Einfluss der SED in der DDR

Beitragvon Berliner » 8. Mai 2011, 23:11

Hallo Joerg und Mara, [knuddel] [knuddel]

Vielen Dank, jetzt verstehe ich die Lage ein bisschen besser... [rose]

Gruss uebern Teich an das jetzt schlafende Deutschland, [hallo]
Duane
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Re: Der Einfluss der SED in der DDR

Beitragvon ex-maja64 » 15. Mai 2011, 22:01

ex-maja64 hat geschrieben:Übrigends, die Mehrheit der DDR-Bevölkerung ist ja wohl im Lande geblieben und wenn ich mich nicht allzusehr täusche war ja eine der Losungen der ersten Leipziger Demos, "Wir bleiben hier".



Habe dazu heute, bei einer Begehung der Gedenkstätte Marienborn, folgendes gefunden:
Marienborn 15.05.2011.JPG


Mario [wink]
ex-maja64
 

Re: Der Einfluss der SED in der DDR

Beitragvon zonenhasser » 29. März 2013, 15:46

Sehende Augen und taube Ohren

Was das Verhältnis von SED und Staatssicherheit betrifft, ist sich die Forschung sicher: Die Stasi handelte als "Schild und Schwert" ihrer Partei und folgte deren Anweisungen bedingungslos. Doch wie gestaltete sich das Zusammenspiel zwischen Staatspartei und Geheimpolizei auf regionaler Ebene?

Waren die "Tschekisten", wie sich Stasi-Mitarbeiter nannten, stets treue Kooperationspartner der regierenden Einheitspartei SED? Oder gab es Konflikte und Interessenkollisionen in der Zusammenarbeit beider Machtapparate? Diesen und weiteren Fragen widmete sich der Historiker Gunter Gerick in einem Vortrag am 14. März 2013 an der Technischen Universität, Mitveranstalter war die Außenstelle Chemnitz des BStU. Am Beispiel der MfS-Bezirksverwaltung Karl-Marx-Stadt stellte Gerick Teile seiner Untersuchungsergebnisse vor.

Auf Bezirksebene treffe die Grundannahme nicht zu, dass das Ministerium für Staatssicherheit ausschließlich "Handlanger der Parteifunktionäre" war. Vielmehr, so Gericks Vortragsthese, verfolgte die Geheimpolizei im Bezirk Karl-Marx-Stadt auch eigene Interessen. Sie versuchte insbesondere im Wirtschaftsbereich Missstände zu kompensieren und handelte in einer "konspirativen Grauzone" überraschend selbstständig.

Das MfS im Bezirk Karl-Marx-Stadt

Den Kommunikationsstrang zwischen Stasi und SED-Bezirksleitung bildeten die sogenannten "Parteiinformationen". Sie dienten der regionalen Parteiführung als bedeutende Informationsquelle und zeichneten das Stimmungsbild der DDR-Bevölkerung nach. Da die Stasi stets nah am Geschehen war und faktisch jeden gesellschaftlichen Bereich unter Beobachtung hatte, gelangten die Parteifunktionäre durch diese Dokumente an "Basisinformationen", auf die es zu reagieren galt.

Die Rolle des Berichterstatters für die MfS-Bezirksverwaltung Karl-Marx-Stadt übernahm MfS-General Siegfried Gehlert, der die Führungsposition seit 1958 innehatte. Gehlert war eigenverantwortlich für den Inhalt der "Parteiinformationen" und wusste um seine Position als Berichterstatter. Als regionale Mittelinstanz der SED hatte das "Gehlert-Imperium" zu funktionieren, jedoch nicht zu kritisieren. Demnach waren die Auskünfte der Staatssicherheit eine gut dosierte und überlegte Wahrheitswiedergabe.

Zaghafter Gegensatz zwischen Partei und Stasi

Mit den Veränderungen im Land und der sich zuspitzenden Krise in den 1980er Jahren änderte sich der Charakter der "Parteiinformationen". Nach und nach zeigte die Bezirksverwaltung der Staatssicherheit selbstbewusster Missstände im Gesundheits- und Versorgungsbereich deutlicher auf, sprach Konflikte an und wies auch auf das Fehlverhalten von Parteifunktionären hin.

Die SED-Bezirksleitung, vertreten durch den 1. Sekretär Siegfried Lorenz, bediente sich dagegen der Schönfärberei der Ereignisse und hielt die Stasi-Erkenntnisse für übertrieben dargestellt.

Getreu dem Motto "Die Partei hat immer Recht" versuchte Generalleutnant Gehlert seine Erkenntnisse so einfließen zu lassen, dass er der Partei dabei nicht widersprach. Dennoch hielt er sich immer weniger an die "Regeln der Berichterstattung". Mehr und mehr berichtete die Staatssicherheit im Bezirk Karl-Marx-Stadt ungeschminkt und kritisch über die Stimmung in der Bevölkerung. Auch wurde sie zunehmend unzufriedener mit der Parteiführung und versuchte deren politische Entscheidungen zu beeinflussen. Die regionale SED-Bezirksleitung jedoch bestand blind auf der Loyalität ihrer Stasi-Gefolgsmänner und hielt weiter an ihrem uneingeschränkten Machtanspruch fest.


Machtanspruch der Stasi im Bezirk

Dennoch versuchte die Stasi im Bezirk ihre Handlungsräume auszunutzen und ihre eigenen Interessen durchzusetzen - letztlich auch zur Sicherung des Machterhalts. Stasimann Gehlert scheute dabei jedoch den offenen Konflikt mit der Parteileitung im Bezirk. Viel lieber als an Lorenz, so Gericks Erkenntnisse, wandte er sich direkt an MfS Minister Erich Mielke in Berlin. Hier habe er sich ein offenes Ohr und vor allem Initiative erhofft, um seinen eigenen Machtanspruch behalten zu können. Hieran, so Gunter Gerick, wird der immanente Konflikt zwischen MfS und SED im Bezirk Karl-Marx-Stadt ersichtlich. Einerseits entwickelte die Bezirksverwaltung der Stasi in ihrem Handeln eine gewisse Eigendynamik. Andererseits blieb dieser Handlungsspielraum und die Durchsetzung der eigenen Machtinteressen abhängig vom 1. Sekretär der SED-Bezirksleitung, Siegfried Lorenz.

Selbst im Herbst 1989 als das Volk mit den Füßen abstimmte, stieß die MfS-Bezirksverwaltung bei der regionalen Parteileitung auf taube Ohren. Die interne Kritik der Stasi an der SED entlud sich zu jenem Zeitpunkt bereits offen auf der Straße. Laut Gerick war so eine Situation entstanden, in der sich sowohl Gehlert als auch Lorenz hilflos die gegenseitige Unterstützung nicht mehr geben konnten oder wollten: "Beide blickten ins Leere."

© BStU
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