Von der Sowjetunion lernen heißt siechen lernen
Im Osten Deutschlands verschmolzen Kommunisten und Sozialdemokraten vor genau 75 Jahren zur SED. Die erhoffte Einheit der Linken endete bald im Stalinismus. Aber war es wirklich eine »Zwangsvereinigung«?
Diese Versammlung im Admiralspalast am Berliner Bahnhof Friedrichstraße sollte Sozialisten ans Herz gehen. Unter Porträts von August Bebel und Wilhelm Liebknecht und dem Transparent »Auf, Sozialisten, schließt die Reihen« gründeten sie am 21. und 22. April 1946 eine neue Partei: die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED). Die Führung bildete ein Zentralsekretariat mit einer Doppelspitze: dem Sozialdemokraten Otto Grotewohl und dem Kommunisten Wilhelm Pieck.
Das Ereignis wird meist als »Zwangsvereinigung« beschrieben: Es mag scheinen, als hätten die Sowjets damals zwei völlig verfeindete Parteien quasi mit vorgehaltener Waffe zur Ehe genötigt. Doch die politische Lage war komplizierter.
Nach dem Zusammenbruch des Hitler-Regimes gab es bei Sozialdemokraten wie Kommunisten zunächst breite Zustimmung für ein Zusammengehen. Viel schneller als die Westalliierten gestattete die Sowjetunion im Osten Deutschlands die »Bildung und Tätigkeit aller antifaschistischen Parteien«, wie es im Befehl Nr. 2 der Sowjetischen Militäradministration vom 10. Juni 1945 hieß.
Weitere Details hier:
https://www.spiegel.de/geschichte/spd-k ... e70c536d9c